Design in klein: C'MON 250

Gestatten: C'MON:

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Die Modellfliegerei bietet die Möglichkeit, Formen in die Luft zu bringen, die es so noch nicht gibt. C'MON ist eine davon, und er hat noch dazu den Vorteil, unter 250g zu wiegen, so dass er überall und jederzeit eingesetzt werden kann.

Allwettertauglich ist er auch:

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Viel Spass also mit wenig Aufwand.
C'MON ist ohne Plan und Vorbild entstanden, der Bauaufwand hielt sich in Grenzen, trotz der elliptischen Grundrisse.

Die Flugeigenschaften sind so, wie es sich für einen voll kunstflugtauglichen Tiefdecker gehört. - wenn er eben ein T-Leitwerk hat. An die daraus resultierenden kleinen Eigenheiten hat man sich schnell gewöhnt.

Ich wollte einen eigenständigen, voll alltagstauglichen Vogel mit “Style“, und der C'MON ist das Ergebnis.
 

moddel

User
Hallo Holger,
schön das Du uns auch wieder an deinen Konstruktionen teilhaben läßt.
Ist das eine vollbeplankte Rippenfläche?
Grüße
Thomas
 
Hi allerseits,
ja, 1 mm Vollschale mit Holm, Profil 8% dick ohne Wölbung.

Der Vogel ist vollanalog entstanden. Ausgangspunkt war wieder eine Handskizze:
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Auf der Basis habe ich die Umrisse aller Teile zu Papier gebracht. Obwohl C'MON keine einzige gerade Linie in den Aussenkonturen hat, ging das ohne Kurvenlineal:
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Ein auf einer Seite fest eingespannter Stahldraht ergibt einen sauberen, elliptischen Verlauf von Nasen- und Endleiste.
Spannweite ist 590mm, Rumpflänge ca. 90% davon.
Für das HLW habe ich die Grundmaße der Fläche halbiert, und davon jeweils 10% abgezogen. So ein T-Leitwerk wird sauber angeströmt und kann ruhig etwas kleiner sein, als ich das sonst mache.

Der Motor ist ein Pichler Nano Red Silver Edition. Den gabs beim Händler, aber keinen Halter dazu. Deshalb steckt der Motor direkt im 6mm dicken Kopfspant, gehalten durch eine M3 Klemmschraube, deren Gewinde direkt ins Holz geschnitten wurde:
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Weil bei dem Motor die Kabel durch den Befestigungsflansch mittig in den Rumpf geführt werden, sind von aussen keine Kabel zu sehen.

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So entstanden zügig alle Baugruppen, der komplette Holzrohbau wiegt genau 100 Gramm.
 
Alle Teile (bis auf das Turtle Deck natürlich) werden mit Weissleim verbunden.

Das Finish erfolgt wie beim LuStick erprobt, das wiegt fast nix und wird hier noch mit roten Flächen abgesetzt, für die ich wasserbasierten Acryllack genommen habe.

Flugmechanische Auslegung und auch weitgehend die Bauweise entsprechen dem No Hoax und müssen hier nicht vertieft werden.

Und so sieht der Vogel fertig aus:

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Abfluggewicht mit 3S450mAh Akku 230g.
 
Bei abgenommenem Turtle Deck sind alle Antriebs- und RC-Komponenten frei zugänglich:

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Von links: Akku 3S450mAh, Steller 12A, QR-Servo mit Mimik, SR-Servo und Empfänger, HR-Servo.

Noch ein Detail der Ruderanlenkungen:

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Alle Servos sind analoge 4,3g Typen. Das HR-Servo ist gekippt eingebaut, um eine schnurgerade Anlenkung des Höhenruders zu ermöglichen.

Man erkennt den Spant aus 3mm Balsasperrholz und die durchgehenden Stringer an der Auflagefläche des Turtle Decks. Zusammen mit dem einteiligen Rumpfboden bilden die trotz der grossen Öffnung eine kugelsichere Rumpfstruktur. Die Rumpfseiten bestehen übrigens aus 1mm Balsa, das mit ebenfalls 1mm Balsa unter 45° gesperrt ist. Das Turtle Deck ist eine 10mm Platte, die allerdings nach dem Verschleifen viel von ihrer Substanz verloren hat.
 
Der C'MON hat nie ein Berechnungsprogramm durchlaufen. Das braucht er auch nicht, denn er fliegt unter allen denkbaren Bedingungen einwandfrei.
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Das Bild vom Start haben wir oben schon gesehen, er geht einfach gerade aus der Hand.
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Die Ruderreaktionen sind direkt und linear, das HR braucht nur kleine Ausschläge - T-Leitwerk eben.
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Rollen sehen immer etwas fassig aus, obwohl sie schnurgerade kommen. Grund ist auch hier das T-Leitwerk, denn es rotiert weit ausserhalb der Rumpfachse.
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Landen ist einfach: anfliegen, Fahrt rausziehen und aufsetzen. Ich habe es bisher nicht geschafft, den C'MON zu überziehen.
 
Sehr motivierender Baubericht mit ansprechendem Design!

Vermutlich lässt sich noch das Servo für Seite zur Gewichtsreduzierung einsparen.

Gruß Robert
 
Es wäre schade, wenn er kein SR hätte, denn er fliegt sehr schöne Turns. Mein Sohn hatte ihn auch im Messerflug, was mir zu lästig ist. C'MON rollt sehr deutlich entgegen dem SR-Ausschlag, so dass man die ganze Zeit korrigieren muss.

Zudem gibt es weder ein Gewichts-, noch ein Platzproblem, und so kann das SR-Servo ruhig mitfliegen.
 
Als Luftschraube hat sich die APC-E 5,1x4,5“ bewährt. Damit zieht der Motor bei Volllast knapp 8A.
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Da Vollgas eigentlich nur zum senkrechten Steigen benötigt wird, nutzt man hauptsächlich den guten Schub, den der Prop bei Teillast liefert.
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So kommt man mit 3S450mAh auf sechs Minuten Flugzeit, mit 650mAh klingelt es bei acht Minuten.
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Alles in allem ein gelungenes Projekt, das sich harmonisch in den Hangar einfügt.
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Langzeiteffekte...

Wenn ich die Realsatire verfolge, die da aktuell mit den neuen Regeln und Randbedingungen für unser Hobby abgeht, dann war die Entscheidung, auf F-250 umzusteigen, genau richtig.

Mit solchen Modellen muss man sich nicht um Kenntnisnachweise, Registrierungen und sonstigen Schwachsinn kümmern, sondern kriegt es manchmal (neben viel Airtime) mit ganz konkreten Lebensäusserungen des fliegenden Materials zu tun.

In diesem Fall beim C'MON, der während seines 143. Fluges ungewöhnlich kernig klang. Der Check nach der Landung ergab zunächst nix ungewöhnliches, der gewuchtete Prop sass korrekt, und der Motor war nicht in seiner Klemmung gewandert.

Trotzdem war da die Ursache für den Lärm: ich konnte den Motor an der Propellernabe leicht auf und ab bewegen. Offenbar hatte die Passung des Klemmrohrs im Kopfspant gelitten.
Also mal nachsehen, was wegen der offenliegenden 1-Schrauben-Klemmung im Nu geht:
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Wie sich rausstellte, war die Bohrung selbst nicht nennenswert ausgeleiert, aber ich hatte es mit der Ausnehmung für die Kabel übertrieben, so dass an der Oberseite der Bohrung etwas Fleisch fehlte:
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Man könnte die Stelle nun ausbuchsen, mit Kunststoff- oder Alurohr. Diese Möglichkeit habe ich mir aber für später aufgespart, und stattdessen die Bohrung mit CA betropft und über Nacht trocknen lassen:
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Das Holz quillt dabei leicht, und tatsächlich passt der Motor jetzt wieder stramm in seine Bohrung:
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Das ganze hat (abzüglich der Trockenzeit) zehn Minuten gedauert, und die Gräuschkulisse ist wieder normal. Wenn das jetzt die nächsten 143 Flüge hält, dann isses gut. Sonst muss ich halt buchsen.

Nochmal zurück zu den gefeierten neuen Regeln: Für mich ist das der besiegelte Untergang der Modellfluegerei. Wer mit all dem Brimborium noch mit diesem Hobby (ü 250g) anfängt, muss ziemlich viel Tinte gesoffen haben.
Und mit F-250 Modellen  anzufangen, ist nunmal so eine Sache...
 

DRit

User
Ich bin ganz bei Dir. Ich kann überhaupt nicht verstehen was unsere Verbände geritten hat diesem Unsinn zuzustimmen. Aber dass ist ein anderes Thema.
Schöner Flieger. Allerdings mag ich’s gerne größer, und da beginnt das Elend.
Gruss Dieter
 

ottoxxl

User
1. Ich finde es gut, dass es noch Modellflieger gibt die ein Modell selber bauen und sogar entwerfen bei all den lieferbaren fertigen Modellen.
Der Flieger sieht gut aus echt cooler Entwurf. Offensichtlich hast du den Balsadaumen.
2. die Verbände haben dem "Unsinn" zugestimmt, da es die einzige Möglichkeit war unser Hobby möglich zu erhalten gegen den Wunsch mancher Grosslieferanten den bodennahen Luftraum für sich zu beanspruchen um in Zukunft mit ihren Drohnen, ungestört durch Modellflieger, Pakete ausliefern zu können.
Denkt mal darüber nach.
 
Hallo Ekkehard,

1. Ich finde es gut, ... Offensichtlich hast du den Balsadaumen.
Danke.

2. ...die Verbände ... "Unsinn" ...
Denkt mal darüber nach.

Das bezieht sich aber nicht auf meinen Beitrag, sondern auf Dieters.
Obwohl ich den “Unsinn“ durchaus genauso sehe, kann ich nicht beurteilen, ob “die Verbände“ dazu beigetragen haben. Als ich gesehen habe, in welche Richtung das geht, habe ich schon 2016 “drüber nachgedacht“, und meine Konsequenzen gezogen. Alles unter 250g steht nicht zur Debatte, und damit war eine Nische von den Entwicklungen ausgenommen, die ich sowieso für mich entdeckt hatte.
Seitdem habe ich die Sache nicht mehr verfolgt. Ist mir egal. Ich halte mich deshalb aus dieser Diskussion raus.

Mit meinem Kleinzeug kann ich so modellfliegen, wie ich das vor über 40 Jahren schon gerne gemacht hätte. Der C'MON ist ein Beispiel, was mit einem halben Pfund ausserhalb des Einheitbreis möglich ist.

A propos C'MON: der fliegt wieder völlig lautlos, seit der Motor wieder stramm im Kopfspant sitzt.
 
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