Die Rafale C - "Dark Tiger"

Ein Traum wird Realität

von Jürgen Rosenberger und Jürgen Prinz.
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Die Rafale (französisch für Böe oder Windstoß) ist ein zweistrahliges Mehrzweckkampfflugzeug des französischen Herstellers Dassault Aviation. Sie gehört, zusammen mit dem Eurofighter und der Saab JAS 39 Gripen, technisch zu einer Gruppe moderner europäischer Kampfflugzeuge in Delta-Canard-Auslegung.

Seit Ende 2000 wird die Serienversion an die Aviation Navale und die Armée de l’Air ausgeliefert. Das Original ist im Unterschallflug um die Querachse aerodynamisch instabil ausgelegt. Der Schwerpunkt der Maschine liegt weit hinten, sodass stets ein schwanzlastiges Moment besteht. Für viele Manöver werden daher geringere Ruderausschläge benötigt, was die Wendigkeit erhöht. Allerdings kann eine instabile Maschine nur dann in einer stabilen Fluglage gehalten werden, wenn permanent schnelle und präzise Steuerbefehle, nicht etwa manuell sondern durch eine Computersteuerung mittels Fly-by-wire-System, kurz FBW, erfolgen. Rein manuell ist so ein Flugzeug unfliegbar.

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Nachdem Jürgen Prinz erstmalig auf einem Event in Frankreich ein Flugmodell des Typs Rafale C - versiert von einem Könner in Szene gesetzt - bewundern konnte, war ein bohrender Stachel im Fleisch unseres Piloten platziert worden. Recherchen ergaben, dass es in Bayern einen Schreinermeister namens Robert Moosbauer gibt. Dieser hat schon hunderte Modelle in Holz gefertigt. So auch die Rafale. Irgendwann im Jahre 2019 traf Jürgen einen Fliegerkollegen, der sich am Kauf eines Rafale-Rohlings im wahrsten Sinne überhoben hatte. Wir nehmen zur Kenntnis: Es geht um ein Riesenbaby mit 4,40 m Rumpflänge, einer Spannweite von 3,10 m und 61 kg Lebendgewicht! Der Übernahmepreis lag im vierstelligen €-Bereich, genauere Angaben verschweigt J.P. schamhaft.

Im Folgenden ging es darum, ein mit Balsa beplanktes Holzskelett, das mit Matte überzogen ist, den Vorstellungen eines um Perfektion bemühten Baumeisters anzupassen. Die nächsten 18 Monate waren folglich mit intensiver Arbeit erfüllt: Die Übergänge vom Rumpf zu den Flügeln und eine herunterhängende Rumpfspitze waren zu überarbeiten, eine zweiteilige Kabinenhaube gab es nicht, daher musste eine Tiefziehform erstellt werden. Die Fahrwerksaufnahmen waren zu verstärken. Im 3D-Druckverfahren wurde die Nase gefertigt und über einem Positivrohling die Haube gezogen. Eine weitere Herausforderung: Ein vorbildgerechtes Cockpit zu konzipieren. Mit Schleudersitz, Kanzel und Anzeigen. Dies erfolgte natürlich in enger Orientierung am Original. Wenden wir uns dem Antrieb zu - es waren nicht nur zwei Triebwerke, zwei Schubrohre und eine Tankanlage mit 12 l Fassungsvermögen zu installieren. Hinzu kamen noch zwei 350 ml Kugel-Hoppertanks von Richter, die ein sicheres Durchlaufen der Turbinen gewährleisten. Die Rumpfunterseite wurde zudem im Bereich der Fahrwerksaufnahme mit Kohlefasermatten verstärkt.

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Bei einem XXL-Scalemodel geht das Bemühen um höchstmögliche Zuverlässigkeit über alles: Zwei Empfänger und eine Powerboxer Competition II gewährleisten eine zuverlässige Kontrolle des Modells.

Sechs SAVÖX SB 2290 SG Brushless HV-Servos mit einer Zugkraft von jeweils 50 kg an. 20 m Kabel wurden eingebaut. Als Energiequelle dienen vier 5000 mA Lipo-Akkus.

Kommen wir zur Farbgebung: Das übliche NATO-grau wurde verworfen, ist es doch in der Luft schlecht erkennbar. Die Wahl fiel auf eine sogenannte "Dark Tiger" Sonderlackierung, die anlässlich des 75. D-Day-Jubiläums (Tiger Meeting 2019) präsentiert wurde. Die Bilder belegen besser als jedes Wort den hohen Arbeits- und Zeitaufwand. Was aber bringt die beste Farbgebung, wenn nicht auch noch realistische Decals erstellt werden. Wer suchet, der findet! So auch hier. Irgendwann war ein Nerd gefunden, der in der Lage ist, diese Augenweide eines, man verzeihe mir das Wort, „Abziehbildes“, also den "Dark Tiger" mit Zigarre, zu drucken.

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Flugerprobung

Jede noch so intensive Arbeit findet auch mal ein Ende. Im November 2021 war es soweit. Koste es, was es wolle, der Jungfernflug musste stattfinden. Wir befanden uns auf der Airbase aerienne Grostequin in Lothringen/ Frankreich, einem stillgelegten Militärflugplatz, fernab von menschlichen Behausungen. Passend zum ekligen Novemberwetter machten sich erste Nachteile der Großmodellfliegerei bemerkbar.

Wir reden hier nicht von einer Schaumwaffel, die man mal eben aus dem Kofferraum nimmt und in die Luft wirft. Die Rafale ist aus sieben Einzelteilen zusammenzusetzen – Rumpfnase, Rumpfbody, zwei Cannards, zwei Deltaflügel und Seitenruder. Der Transport erfolgt in einem speziell hergerichteten Anhänger, für das Ein- und Ausladen des Rumpfes aus dem Hänger benötigt der Pilot, wir reden hier von 61 kg, einen Helfer. Der Zusammenbau der Rafale, ebenso wie deren Abbau, erfordern jeweils ~ eine Stunde anspruchsvoller, sensibler Arbeit. Apropos Preflightcheck – beinahe hätte der Jungfernflug verschoben werden müssen. Die zweite Turbine zündete nicht, ein defektes Servokabel war Schuld. Der Fehler wurde gefunden, jetzt aber muss das Ding endlich in die Luft. Der erste Flug verlief erfreulich. Ist die Rafale erst einmal in der Luft, ist sie gut beherrschbar: Ein wenig tief trimmen und schon flog sie wie ein Trainer, so zumindest umschreibt es Jürgen. Ein leichtes Pendeln um die Längsachse war schnell zu beheben, indem die getrennten Höhen- und Querruder des Deltaflügels leicht gegeneinander in Spreizstellung gebracht wurden. Nach sieben Minuten erfolgte eine Bilderbuchlandung. Der Pilot schwärmte erleichtert von der Gutmütigkeit des Deltaflügels – wie gesagt in den Augen eines Champions die „reinste Schaumwaffel“. Weitere Flüge wurden auf das kommende Frühjahr verschoben.

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Im folgenden Winter erfolgte weitere Scaleperfektionierung: Ein noch aufwändigerer Cockpitausbau und, was sein muss, muss sein, die Installation einer Unilight-Beleuchtung wie beim Original für Fahrwerk, Seitenruder, Rumpfober- und Unterseite, selbstredend, wo nötig, mit Blitzlicht.

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Der Zweit- und Drittflug wurde im März 2022 an gleicher Stelle absolviert: Rolle, Looping, Start und Landung, alles bestens. Beim dritten Start zeigte sich, welche Belastungen auf ein Modell von 61 kg wirken - das Moosgummi des linken Hauptfahrwerksrades zerriss beim Start kurz vor dem Abheben. Die Landung auf der linken Felge war problemlos – allerdings mit kreischendem Metallgeräusch auf der Betonpiste. Inzwischen erfolgte ein Austausch der Räder durch belastbareres Material.

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So imposant die Flugbilder auch sind, wir müssen uns über eines im Klaren sein, es handelt sich bei dem Geschilderten um Modellflug im Grenzbereich. Unmissverständlich ist zu sagen: Eine solche Maschine kann und darf nur unter höchsten Sicherheitsauflagen gestartet werden; ich würde sogar auf herkömmlichen Modellfluggeländen keine Starterlaubnis geben. Je größer und je schneller die Modelle werden, umso höher sind die an die Piloten zu stellenden Anforderungen. Flugzeugführer dieser „Monster“ müssen über eine wirklich fundierte Erfahrung verfügen. Richtigerweise hat jeder dieser Piloten seine Steuerungsbefähigung zu beweisen, indem er eine theoretische und praktische Prüfung (Ausweis 25-150 kg) absolviert. Überdies ist sowohl in Deutschland als auch in Frankreich eine sehr strenge wie auch kostenaufwändige Einzelabnahme durch die jeweilige Luftfahrtbehörde erforderlich.

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Die auf der Airbase versammelten Freunde sahen das offenbar in gleicher Weise: Der Vorsitzende agierte in Gestalt eines allgegenwärtigen „ über den Platz wirbelnden Flummis“ und gab den manchmal recht unmissverständlich agierenden Unteroffizier mit wenig zimperlichen Ermahnungen, kurz gesagt: Er war sich seiner Verantwortung voll bewusst! Mir wäre ein „suaviter in modo, fortiter in re“ sachdienlicher!

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Technische Daten: Rafale C
Einheit
Maßzahl
Bemerkung
Maßstab
1 :3,5​
Spannweite
mm​
3100​
Rumpflänge
mm​
4400​
Gewicht
kg​
61​
Flächeninhalt
dm²​
664​
Flächenbelastung
g/dm²​
91,87​
Schwerpunkt
mm​
800​
von Nasenleiste Rumpfansatz
BauweiseGfK-Rumpfvorderteil, Rumpfheck,
Flügel in Holzbauweise beplankt
Antrieb
Stück​
2​
Jet Cat P-200 SX
Schubrohre
Stück​
2​
Hersteller: Bernreiter
Empfänger
Stück​
2​
Futaba R 6306 SB
ServosSavöx SB-2290 SG
Akkus
Stück​
4​
2S Lipo 5000 mAh


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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Schönes Gerät aber naja nicht meine Welt,
Ich hoffe mal das da ein paar Verbesserungen bei der Stabilität eingeflossen sind.
Mir fällt da bei den Bildern wieder die 1:2 Grippen ein die es da mal auf einer Flugshow in der Luft zerlegt hat,wäre ja schade drum .
 

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