Differenzieren. Oder lieber doch nicht?

Hi,

ein Test bei 4 bis 5bft, den kannst meiner Meinung nach vergessen.
Mache mal einen Test bei Windstille am Morgen so um 8:00, wenn es nicht trägt und werfe den Flieger in der Ebene. Danach solltest versuchen Kreise zu fliegen.
Ebenso wird es immer Piloten geben, die mit der einen oder anderen Differenzierung oder oder .. bessser zurecht kommen.
Aus dem Blickwinkel des geringsten Widerstandes und somit des geringsten Leistungsverlustes bevorzuge ich:
1. WK mit den Querrudern mitzunehmen, insbesondere in der Thermikphase
2. den Luftspalt zwischen WK's und Querruder möglichst klein zu halten
3. Differenzierung bei F3J von 50% bis 70% in Thermik
4. Das Seitenruder bzw. Querruder wird getrennt gesteuert
5. Bei Nullschiebern versuche ich mit dem Seitenruder die Hauptarbeit zu leisten

Anmerkung:
Fragt mal einen F3J- oder F3B- Piloten, ob er euch seine Differenzierungen und Klappeneinstellungen überlässt. Da erhältst zwar die max. Klappenausschläge und ggf. noch den Schwerpunkt, aber wann er wie fliegt, da herscht auf einmal großes Schweigen.


Gruß
Herwig
 

Harm

User
Ich möchte noch was anderes einbringen. In Frankreich, wo ich ziehmlich oft Grosssegelflug mache, habe ich beobachtet das sehr Viele für Thermikflug den Ausschlag von die mit Quer mitgemischte Wölbklappen nach unten erheblich grosser haben als den Ausschlag nach unten von die differenzierte Querruder. Wölbausschlag nach oben Quer nur ein wenig folgend.
Ich habe mal gefragt was das soll aber keine richtige Begründung bekommen.

Habe es nur einmal bestätigt gesehen. Bei einen Test vor einige Jahren in Aufwind an den Shark XL hat der Tester für die Querruderfunktion auch mehr Wölbklappenausschlag nach unten als beim Querruder empfohlen. Der Lieferant vom Shark XL , das Logo-team, hat aber kleinere Wölbklappenauschläge als die Querruderauschläge vorgeschrieben.

Ich bin immer gewöhnt gewesen Wölbklappen nur etwa max. 50 % des Querruderausschlags mitlaufen zu lassen.

Welche Ansichten haben die Experten hierüber?
 
Hallo,

Robert G. schrieb:
Und was ist, wenn man das negative Wendemoment bei zu wenig Differenzierung mit einem extra großen Seitenruderausschlag korriegieren muß? Das bremst....

das korrigierende Giermoment wird bei nicht differenzierten Querruderausschlägen ausschließlich durch den am Seitenleitwerk entstehenden Auftrieb erzeugt. Selbstverständlich ist eine Erhöhung des Widerstandes damit verbunden, jedoch sollte die Auftriebskomponente um ein Vielfaches höher sein als die Widerstandskomponente, sonst ist das Seitenleitwerk schlicht ungeeignet.

Bei differenzierten Querrudern wird das Giermoment dagegen durch erhöhten Widerstand des nach oben ausgeschlagenen Querruders erreicht. Genau genommen dadurch, so Marc Drela, dass die Strömung an der Unterseite des Querruders abreißt.

Robert G. schrieb:
Falsch: mit mehr Differenzierung wird der Widerstand verringert da der Ausschlag nach unter geringer wird. Der Ausschlag nach oben bleibt ja gleich

Es ist ja nicht so, wie du sagst, dass ich den Winkel des nach unten ausgeschlagenen Querruders einfach verringern könnte und trotzdem das gleiche Rollmoment wie zuvor bei nicht differenzierten Querrudern erhalten könnte. Um das gleiche Rollmoment zu erhalten, muss das nach oben ausgeschlagene Querruder natürlich noch weiter nach oben ausschlagen, wobei die Effizienz mit größer werdendem Ausschlag immer geringer wird. Das bedeutet, der Widerstand nimmt prozentual stärker zu als der Auftrieb. Man steuert in der Tat mit Widerstandserhöhung, wenn man das Giermoment durch differenzierte Querruder erzeugt.

Anfänger schrieb:
ein Test bei 4 bis 5bft, den kannst meiner Meinung nach vergessen.

Ich habe ja gesagt, dass die Bedingungen nicht optimal waren, aber ich war froh, dass endlich einmal kein Sturm und Regen waren. Hier in der Küstenregion sind wir mit Windstille nicht so verwöhnt. :(

Was mich wundert ist, dass bisher niemand schrieb, dass er ohne Differenzierung in der Thermik kreist. Woran liegt das? Hat es niemand probiert, oder hat es sich als schlecht erwiesen?

Gruß
Gerald
 

Merlin

User
Hallo Gerald,

ich vermute mal, daß niemand ohne Reduzierung/Kompensation des neg. Wendemoments fliegt.

Und unsere Differenzierung des Querruderausschlags ist für nichts anderes da.

Für die Lösung des Problems gibt´s zwei Lösungen:
1. Querruderdifferenzierung oder
2. OHNE Differenzierung aber mit kleinem Seitenruderanteil

Gruß,
Bernd
 
Hallo Harm,

Harm schrieb:
... das sehr Viele für Thermikflug den Ausschlag von die mit Quer mitgemischte Wölbklappen nach unten erheblich grosser haben als den Ausschlag nach unten von die differenzierte Querruder. Wölbausschlag nach oben Quer nur ein wenig folgend.
Ich habe mal gefragt was das soll aber keine richtige Begründung bekommen.

Drela sagt, dass durch die Querruderdifferenzierung der Gesamtauftrieb der Tragfläche sinkt, weil der Ausschlag der Querruder nach oben größer ist als nach unten. Der Effekt ist der gleiche, als wenn man Tiefenruder gibt. Vermutlich versuchen einige Modellflieger das zu kompensieren, indem sie die kurvenäußere Wölbklappe nach unten stärker ausschlagen lassen.


Gruß
Gerald
 

Merlin

User
Hallo Gerald,

in meiner Antwort vergaß ich bei Punkt 2 den Mischer zu erwähnen, der IMHO ganz wesentlich ist:
richtig also: 2. OHNE Differenzierung aber mit fest hinzugemischtem Seitenruderanteil.

Und der Beitrag sollte natürlich nicht andeuten, daß DU das nicht alles wüßtest - im Gegenteil. Allerdings hatte ich bei manchen der hier Beteiligten den Eindruck. Ohne Differenzierung und gleichzeitig ohne fest zugemischtes Seitenruder fliegen zu wollen, das macht natürlich keinen Sinn.

Ich hab´s auch direkt ausprobiert als den Beitrag auf RCG gelesen habe. Meine Erfahrungen decken sich in etwas mit denen von Dir: vor allem das Handling wird besser finde ich.

Gruß,
Bernd
 
Hallo Bernd,

Merlin schrieb:
...vor allem das Handling wird besser finde ich.

ja, genau das Gefühl hatte ich auch! Finde ich gut, dass du es auch einmal ausprobiert hast.

Ich stimme dir vollkommen zu, dass das Seitenruder über einen Mischer mitgesteuert werden muss (bzw. das Querruder vom Seitenruder), sonst ist man ja nur noch am Knüppel rühren. Ich vermute, dass die in der Großfliegerei nicht vorhandene Möglichkeit, Funktionen zu mischen, dazu geführt hat, dass bei Großseglern zwangsläufig differenziert werden muss, obwohl das nicht optimal ist.

Meine Knüppelbelegung ist:

Links: Höhe und Quer
Rechts: Spoiler und Seite mit Kombiswitch auf Quer

Gruß
Gerald
 
Ausschläge

Ausschläge

Hallo Segelflieger,

bei guten Bedingungen fliegt alles irgendwie...
Der direkte Vergleich oder ein Logger können helfen.
Mein direkter Vergleich sieht so aus:
F3B-Flieger mit unterschiedlichen Ausschlägen und Differenzierungen je nach (Hang)Aufwind, denn da setze ich ihn ein. Ich habe mir in vielen Flügen "Flugphasen" erarbeitet:
1. Widerstandsarmes Gleiten und zügiges Wenden, Rollverhalten neutral.
2. Obenbleiben bei schwachen Bedingungen mit gutem Kreisflugverhalten.
Beide Einstellungen unterscheiden sich grundlegend voneinander.
Grobe Richtschnur (Alles wird nicht verraten) zu 2.:
100% Differenzierung bei gesenkten Quer-Wölbklappen, damit bei Querruderausschlag möglichst wenig Auftrieb vernichtet wird.
Flugstil: Quer nur kurz, um Flieger in die Seite zu legen, danach kreisen mit Seite und Höhe, Quer nur ggf. zum "abstüzen", natürlich kein Seite-Quer-Mischer aktiviert.

MfG Axel
 
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