Moin!
Kann es sein, dass das etwas verzogenen Höhenruder dafür verantwortlich ist (Höhenleitwerk stimmt, soweit ich das feststellen kann)?
Für den unerwünschten Kurvenflug kann das verzogene Ruder ein Grund sein, ja. Steht das linke oder der linke Teil des Höhenruders stärker nach oben (mehr "gezogenes Höhenruder") als der rechte Teil des Höhenruders, dann wirkt das Höhenruder wie ein Querruderausschlag nach links. Einige Luftfahrzeuge besitzen eine sogenannte Taileron-Steuerung, die sich genau das zu Nutze macht. Also das Höhenruder sollte besser nicht verzogen sein und der Ausschlag des Höhenruder links und rechts am Höhenruder immer schön synchron erfolgen, sonst gibts ein ungewolltes Rollmoment und das endet dann im ungewollten Kurvenflug.
Ein Fliegerlein sollte immer schön symmetrisch ohne jeglichen Verzug von Flächen und Leitwerk sein. Sonst wird die Kiste nicht sauber fliegen.
Du solltest auch mal die Flächen auswiegen. Vielleicht ist der linke Flügel schwerer als der Rechte. Dann gehts im Flug auch ungewollt nach links.
- Gewicht incl. Batterie = 620gr, d.h. unter den ca. 680gr nach Anleitung. Ergibt ca. 26g/dm3, müsste folglich recht gute Segeleigenschaften haben.
Gute Segelflugeigenschaften ergeben sich u. a. durch eine gute Gleitzahl des Flugmodells. Hier spielt die Flächenbelastung
keine direkte Rolle. Entscheidend sind hier vor allem die Profilgleitzahl(en) sowie die Flügelstreckung und die aerodynamische Güte vom Rest (Rumpf und Leitwerk, Flügelgrundriß, Verwindung, usw.).
- fliegt nur 3 - 4m mit steilem Gleitwinkel und einer Linkskurve)
Das sind Deiner Ansicht nach wohl keine guten Segelflugeigenschaften, die das Modell doch aber haben sollte, weil ja die Flächenbelastung niedrig ist. Hier mal die Fakten. Wie weit das Flugmodell fliegt hängt ausschließlich von der Gleitzahl ab. Und diese ist definiert als:
Gleitzahl = Auftrieb / Wiederstand = cA / cW.
Da kommt die Flächenbelastung überhaupt nicht drin vor. WIE weit Dein Flugmodell fliegt hängt sogesehen NullKommaNull von der Flächenbelastung ab, sondern NUR von dem Verhältnis zwischen Auftrieb und Widerstand.
Die Flächenbelastung wirkt sich aber auf die Fluggeschwindigkeit aus und damit auf die Reynoldschen Zahlen (Re-Zahlen). Die Re-Zahlen wiederum wirken sich auf cA und cW aus und damit auch auf die Gleitzahl. Das Problem ist, dass Flugmodelle kleine Re-Zahlen haben. Vor allem auch Dein hier beschriebenes Modell, weil es ein kleines Modell ist, das auch noch langsam fliegt. Es kann sogar sein, dass die von Deinem Modell niedrige Abflugmasse (60 g leichter als in der Konstruktion vorgesehen) die Flugleistungen deutlich verschlechtert (kann sein - muss nicht sein, müßte man ausrechnen). Teste ruhig mal 60 g Ballast im Schwerpunkt anzubringen, damit Dein Modell genau die Abflugmasse hat, wie vom Konstrukteur vorgesehen.
Lediglich beim geringsten Sinken spielt die Flächenbelastung eine direkte Rolle. Hier spielt aber neben der Flächenbelastung, die sogenannte Steigzahl eine ebenso bedeutende Rolle. Wenn die Steigzahl niedrig ist, dann hilft auch eine niedrige Flächenbelastung nur bedingt weiter. Die Formel hierfür spar uns jetzt mal.
Fazit: Gute Segelflugeigenschaften werden von vielen Faktoren bestimmt und nicht nur von der Flächenbelastung - wenngleich diese durchaus eine mitentscheidende Rolle spielt. Tendenziell stimmt es, dass eine niedrige Flächenbelastung das geringste Sinken verringert, die Segelflugleistungen also verbessert. Hat aber auch Nachteile (schlechtere Penetration). In Ausnahmefällen kann eine zu kleine Flächenbelastung die Flugleistungen stark verschlechtern, genau dann, wenn die Re-Zahlen zu klein werden. Dann kann sogar die Verringerung der Flächenbelastung das geringste Sinken verschlechtern, weil der direkte Effekt der Flächenbelastung durch aerodynamische Effekte überkomensiert wird.
Empfehlung: Die Segelflugeigenschaften Deines Modells hängen natürlich stark von seinen Konstruktionsparametern ab. Da kannst Du jetzt nicht mehr viel dran ändern. Das Modell ist ja so wie es ist. Aber: Wenn Du die Flugeigenschaften und Flugleistungen positiv beeinflussen und pushen willst, dann solltest bei folgenden Punkten glänzen:
- Präzision, Genauigkeit
- Trimmung
- Modell genau so bauen/ wiederherstellen, Ballastieren und Trimmen wie vom Konstrukteur vorgesehen
Änderst Du etwas, z. B. 60 g leichter, solltest Du das nur dann machen, wenn Du
ganz genau weißt, was Du da machst. Dafür mußt Du aber alles berechnen können, um es zu bewerten. Hier scheint mir der Rat besser zu sein, dich genau an die Herstellerangaben zu halten.
Ordentlich auswiegen, richtig ballastieren, Verzug beseitigen, gut trimmen.
Viel Erfolg und liebe Grüße