Weiter machen!
Gerne
Damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde einen formvollendeten Abfangbogen missachten, an dieser Stelle der Hinweis:
Zusammen mit dem leider viel zu früh verstorbenen Karl Napp war ich 1984 Vize-Pfalzmeister im Figurenduschen Doppel Männer. Dabei haben wir regelmäßig auch Abfangbogen trainiert. Ich habe auch großen Respekt vor den Segelflugkollegen, die für das rhythmische Sportfliegen ihre Freizeit investieren.
Allerdings haben sich bei der Leistungsbeurteilung von Segelflugzeugen zwei andere Disziplinen durchgesetzt, nämlich das geringste Sinken und die Gleitzahl. Aufgeweckte 8-jährige optimieren übrigens auch schon ihre Papierflieger nach diesen Kriterien.
Beides kann man messen, das Sinken aber wesentlich einfacher als die Gleitzahl. Da wir im Segler nur einen Schwerpunkt haben (Rudi Völler!), können wir auch nur für eine Disziplin optimieren. Wir entscheiden uns überraschenderweise für die, die wir leicht messen können.
Optimieren heißt, Schwerpunkt verändern, bis das Sinken besser und dann wieder schlechter wird, das Optimum ergibt sich dann von alleine. Wir erinnern uns, um die EWD müssen wir uns nicht groß kümmern, die stellen wir einfach mit der Höhenrudertrimmung ein.
Jetzt wird es anstrengend. Wir brauchen einen möglichst windstillen, thermikfreien Zeitraum, nach meiner Erfahrung geht nur Dämmerung morgens bis Sonnenaufgang. Wir brauchen ein möglichst empfindliches Vario mit Höhenanzeige und die Möglichkeit, den Flug zu loggen. Wir erfliegen mit dem Schwerpunkt X das geringste Sinken, indem wir mit der Trimmung das Modell immer langsamer machen und das Sinken in konstanten Phasen messen. Dann ändern wir den Schwerpunkt und wiederholen. Man erkennt relativ schnell, ob die Richtung stimmt, oder ob das Sinken schlechter wird. Je langsamer wir ohne Abriss fliegen können, desto besser sollte das Sinken werden, bis der Effekt umschlägt oder zumindest das Sinken nicht mehr besser wird. Das beste erflogene Sinken ist unser Schwerpunkt.
Wir werden dabei Strömungsabrisse erleben, aber das gehört dazu. Als Ziel sollte man etwa 0,5m/s anvisieren, moderne Zwecksegler liegen um 0,35m/s. Das "Erschreckende" ist, wie langsam das Modell jetzt fliegen kann. Das Schöne ist, wir haben ein Gaspedal, mit dem wir bis an die Festigkeitsgrenze Gas geben können. Möchte jemand einen gediegenen Abfangbogen von uns sehen, trimmen wir einfach eine passende EWD ein und führen stolz die Mutter aller Abfangbögen vor.
Falls man ein Klappenleitwerk benutzt, kann man sich jetzt darum kümmern, dieses widerstandsarm bei Schnellflug einzustellen. Viel Spaß mit einem sicher und angenehm zu fliegenden Hochleister