Na, ich weiss ja nicht. Die Waagen messen ja erst mal nur einen Winkel, nicht die Differenz. Und ohne die jeweils einzelnen Winkel angschaut zu haben, wird kein Flugzeugkonstrukteur sein Machwerk abheben lassen wollen.
Ob man zum Sicherstellen, dass sie eingehalten sind, so ein Gimmick braucht, ist wieder eine andere Frage...
Und zur Ehrenrettung der EWD: Als Kennzahl, wie das Einsatzprofil eines Flugzeugs etwa aussieht, ist sie eine durchaus brauchbare Hausnummer. So brauchbar wie die hochgelobten Kennzahlen die von Wirtschaftswissenschaftern angewendet werden auf jeden Fall...
Ich weiß nicht... Da wird in Foren oft seitenlang über die EWD schwadroniert und während die einen mit digitalen Vorrichtungen über 1/10° diskutieren, vertreten andere die These, dass 1,5° EWD immer gut funktioniert. Dabei stellt man nicht einmal die Frage nach der Nullauftriebsrichtung der Profile oder nach Schränkung des Flügels.
Natürlich betrachtet man beim Flugzeugentwurf den Flügel-Einstellwinkel, damit der Rumpf im Reiseflug möglichst widerstandsarm angeströmt wird, oder damit der Flügel beim Start einen ausreichend großen Anstellwinkel erreicht, damit das Flugzeug abheben kann. Und natürlich betrachtet man auch den Einstellwinkel des Leitwerks, damit dieses im gesamten Geschwindigkeits- und Schwerpunktbereich des Flugzeuges funktioniert und dabei aber nicht unnötig groß ist. Dass man aus den beiden Einstellwinkeln auch eine Differenz bilden kann, ist einem Flugzeugkonstrukteur eigentlich egal.
In der aktuellen "Aufwind" hat jemand einen Artikel geschrieben, welch großen Einfluss die EWD auf die Gleitzahl haben soll. Dabei hat er aber leider übersehen, dass er die Gleitzahlen bei völlig unterschiedlichen Geschwindigkeiten verglichen hat. Selbstverständlich ist die Gleitzahl im Schnellflug schlechter als im langsameren Geschwindigkeitsbereich. Man kann aber auch nach einer veränderten EWD immer noch langsam fliegen, dafür hat man ja am Höhenleitwerk ein bewegliches Höhenruder. Im Artikel stand auch, wie sich nach einer Änderung der EWD der Auf- / Abtrieb am Leitwerk ändert. Der ändert sich aber nicht wegen einer geänderten EWD, sondern wegen der geänderten Geschwindigkeit. Wenn das Leitwerk im Langsamflug einen bestimmten Auftrieb erzeugt, dann tut es das auch mit einer veränderten EWD, allerdings bei einem anderen Ruderausschlag. Wenn man nur den Einstellwinkel des Höhenleitwerks ändert aber nicht gleichzeitig auch den Ruderausschlag, dann ist das wie ein ausgeschlagenes Pendelruder: Knüppel nach vorne = schneller, Knüppel nach hinten = langsamer.
Das Leitwerk hat die Aufgabe, genau die Kraft zu erzeugen, die für das Momentengleichgewicht erforderlich ist. Bei einem statisch stabilen Flugzeug gehört bei gegebener SP-Lage zu jeder Geschwindigkeit eine andere Kraft am Leitwerk, die das Gleichgewicht herstellt. Je schneller man fliegt, desto mehr Abtrieb wird am Leitwerk benötigt und je langsamer man fliegt, desto mehr Auftrieb muss das Leitwerk erzeugen. Dazwischen gibt es eine Geschwindigkeit, bei der das Leitwerk gar keinen Trieb erzeugt, aber das ist nicht zwingend dann der Fall, wenn das Höhenruder in der Mitte steht. Damit es sich um ein stabiles Gleichgewicht handelt, braucht das Leitwerk eine gewisse Größe mit einem gewissen Hebelarm. Statische Längsstabilität erreicht man, indem der Schwerpunkt vor dem Gesamt-Neutralpunkt des Flugzeugs liegt. Statische Stabilität bedeutet, dass das Flugzeug nach einer Störung von alleine in den Ausgangszustand zurückkehrt. Bei einer Störung, die den Anstellwinkel vergrößert (z.B. Böe von unten) wird also ein Moment erzeugt, durch dass sich der Anstellwinkel wieder verringert (=Nase runter). Die Größe des rückstellenden Moments hängt einzig vom Abstand des Schwerpunktes zum Neutralpunkt ab. Möchte man die Geschwindigkeit des Flugzeuges ändern, dann muss man das rückstellende Moment durch einen Ruderausschlag aufheben, also zum Verringern der Geschwindigkeit (= größerer Anstellwinkel) das aufgrund der Stabilität entstehende kopflastige Moment durch leichtes Ziehen des Höhenruders aufheben. Die EWD tut bei alledem nichts zur Sache.