Enya 120-4C,Verbrenner Neuling braucht Nachhilfe

kioto

User
Hallo.
Eigentlich bin ich Elektroflieger. Der einzigen Methanoler, den ich vor fast 50 Jahren hatte, war ein Cox PeeWee.
Als ich vor 10 Jahren wieder mit Modellflug anfing, waren es natürlich E-Modelle.
Nun habe ich vor einiger Zeit eine schöne Klemm 25d mit 2,40m Spannweite und klassischen Sperrholzaufbau gekauft, rund 6 Kg schwer. Der Enya 120-4C hat wohl 10 oder mehr Jahre stillgestanden und war fest - Rizinus verharzt. Es scheint einer der ersten Serie zu sein, denn das Gehäuse entspricht dem 90-4C, nur die 90 im Guß ist wie weggefräst und durch 120 ersetzt.
Ich habe ihn ein paar Tage in Spiritus eingeweicht, danach alles mit WD-40 eingesprüht und ruhen lassen und als er sich wieder drehen ließ, alles noch mal mit Spiritus und danach mit Modellsprit mit Rizinus durchgewaschen. Dann die Ventile eingestellt. Jetzt geht er wohl soweit, bein Drehen merkt man, dass er nur alle 2 Umdrehungen Kompression aufbaut (hoffentlich genug?) und ich besorge mir jetzt die restlichen Teile, um einen Probelauf auf einem Teststand zu versuchen.
Dazu habe ich ein paar Fragen.

Sprit: Ich habe zu dem Modell zwei 5l Kanister Graupner 4-Takt Sprit noch original verschlossen mitbekommen. Leider haben die kein Verfallsdatum, der Nitroanteil ist auch nicht angegeben. Ich nehme an, der Sprit ist mit Rizinus.
- Kann man solch alten Sprit noch verwenden?
- Sollte man auf Syntetiköl umsteigen?

Vorderes Kugellager: Dieses ist mit Dichtscheiben. Trotzdem kam, als ich den Kurbeltriebbereich mit Sprit gespült habe, vorn Sprit raus.
- Ist das normal oder ist das Lager defekt? Müsste es nicht dicht sein? beim Drehen fällt so nichts auf. Oder wird der Sumpf über den Auspuff abgesaugt und ist deshalb belüftet?
- Sollte man einen Luftfilter verwenden?

Danke für Eure Hilfe
 

Bernd Langner

Moderator
Teammitglied
Hallo Werner

Ich habe noch zwei Enya 60 4T. Betrieben würde ich die heute mit
Synthetiksprit und 5% Nitro mehr würde auch gehen ist aber aus meiner Sicht nicht nötig.

Wenn der Sprit älter ist und keine Kennung am Behälter ist würde ich das Risiko nicht
eingehen. Fehlt das Etikett kann man auch die Zusammensetzung nicht herausfinden.

Mit dem Rizinus hast du immer wieder das Problem mit dem verharzen beim 2T noch händelbar
bei Viertakter schwierig. Dazu kommt das starke verkohlen des Brennraums beim 4T
auch am Ventilschaft das kann soweit gehen das die Ventile nicht mehr sauber schließen.

Das heutige Synthöl ist ansich ausgereift. Trotzdem würde ich bei längeren Stillstand
mit Öl konservieren.

Gruß Bernd
 
....


Vorderes Kugellager: Dieses ist mit Dichtscheiben. Trotzdem kam, als ich den Kurbeltriebbereich mit Sprit gespült habe, vorn Sprit raus.
- Ist das normal oder ist das Lager defekt? Müsste es nicht dicht sein? beim Drehen fällt so nichts auf. Oder wird der Sumpf über den Auspuff abgesaugt und ist deshalb belüftet?
- Sollte man einen Luftfilter verwenden?

Danke für Eure Hilfe

Hi

Wenn das vordere Lager eine Metallscheibe vorne dran hat, dann ist das nur ein Schutz aber keine echte Dichtung.
Auch bei Lagern mit Gummidichtung kann es Sprit oder Öl herausdrücken, wenn die Kurbelgehäuseentlüftung verstopft ist oder verschlossen wurde (oder darüber gespült wurde). Die sollte normalerweise offen bleiben oder mittels Schlauch irgendwo am Modell herausgeführt werden, damit es nicht den Bereich um den Motorspant einseift.
Das Lager sollte nicht "rauschen" oder merkliches radiales Spiel an der Kurbelwelle ermöglichen.

Luftfilter sind nach meiner Erfahrung für Flächenmodelle nicht nötig. Sind in dem Bereich auch unüblich.

Nach dem "Spülen" mit Kraftstoff sollte der Motor direkt laufen und heiß abgestellt werden. Ansonsten rosten die Stahlteile (Kurbelwelle, Lager, Lagerflächen, Nockenwelle, Kolbenring usw...) Da habe ich schon schlimme Fälle, gerade bei Enya gesehen.
Nachkonservieren am besten mit Pneumatikwerkzeugöl.

Was Bernd zu Rizinus schreibt, ist zutreffend. Ich persönlich nehme das in Kauf, denn die Rückstände werden erst nach relativ langem Betrieb spürbar. Ich reinige das dann gerne aus Dank für die Dienste des Motors. Die Rückstände sind auch weicher bei regelmäßigem Nachkonservieren und das Verharzen wird dadurch ebenfalls verringert. Wenn der Sprit original versiegelt ist, kannst Du den verwenden. Der dürfte um die 8-12% Nitro und 18% Öl enthalten.

Enyas sind sehr schöne Motoren, die im vergleich zu OS aufwändiger gebaut sind und mir allein schon deshalb Spaß machen. Die drehen auch gerne über 10000 U/min.

Grüße

PS: Wenn Du den Sprit loswerden willst, melde dich per PN. Vielleicht kann ich den abholen und in meinen Motoren verfeuern.
 

kioto

User
Vielen Dank für die Antworten und die Tipps.

Der Motor lässt sich jetzt nach der Reinigung wieder sauber drehen, die Ventile habe ich eingestellt. Aber ein Vergleich beim Drehen mit der Hand zu einem andere Enya 4T zeigt, dass wohl die Kompression im Eimer ist . Dieser ist ein 90er, den ich von einem Klubmitglied bekommen habe, weil er angeblich nicht zuverlässig läuft, allerdings ohne Kerze und Auspuff. Wird irgendwie ein Bastelprojekt, leider. Zum Glück sind die Einbaumaße fast gleich, so kann ich ev. den 90er in die Klemm einbauen. Aber erst mal werde ich einen Probelauf versuchen, wenn ich den ganzen Kram, den man so braucht, zusammen habe.

Ich müsste den 120er wohl zerlegen, um Ventilsitze und Laufbahn zu kontrollieren, aber Ersatz ist ja wohl kaum noch zu bekommen? Und wenn, teuer.

Ich melde mich dann später wieder.

Stonewapon, mit dem Sprit wird wohl nichts, ich wohne hoch im Norden.
 
Wenn die Kompression zum Anspringen reicht, läuft sich das vielleicht noch ein. Manchmal pfeift es an einem Ventil durch, weil sich dort ein kleiner Schmutzpartikel verklemmt hat.
Lass den einfach mal auf dem Teststand bissl schnurren. Vielleicht normalisiert sich dann alles.

PS: Habe mir letztes Jahr eine 28 Jahre alte BMW gekauft. Die muss ich bewegen und die hat auch Stauraum. Vielleicht ergibt sich mal was auf einer Tour gen Norden. Nicht wegwerfen den Sprit.
 

matt

User
Hallo Werner,

Ersatzteile für die Enyas bekommst du beim Andy, der kümmert sich rührend um uns ewig gestrige Methanoljünger.
Ich würde den 120er mal öffnen oder besser gesagt komplett zerlegen, reinigen eventuell neu lagern und wieder montieren. So mache ich das mit allen meinen Enyas die ich gebraucht kaufe.
Hier siehst du ein paar Bilder vom Innenleben des 90ers, der ist fast identisch zum alten 120er.
Wenn wirklich keine Kompression mehr da ist, prüfe erstmal ob die Ventile ordentlich schließen und ob sich der Kolbenring frei dreht. Kolbenringe sollte es noch geben. Wenn du Probleme hast, frag einfach. Mach mal bitte ein paar Fotos des Motors (gern auch vom Innenleben), mich würde mal der Zustand interessieren.

Hier mal im Vergleich der 90-4C und der 120-4C:
20151114_201703.jpg

20151114_201508.jpg

Gruß Andreas
 

f3d

Vereinsmitglied
Enya Motor

Enya Motor

Ich würde auch vorschlagen den Motor komplett zu zerlegen, im Ultraschallbad säubern und wieder remontieren.

Gerade das festgebackene Rizinusöl hat sicher einige Ölbohrungen verstopft und die Lager verharzt.

Ohne die Säuberung und einfach den Motor laufen lassen wird er sicherlich zerstört.

MFG Michael
 
Was die Rostproblematik angeht, haben Andreas und Michael recht.
Eigentlich müsste man den Motor zerlegen und reinigen, wenn er fest war.
Die Nockenwellen bekommen nur über ein kleines Loch Schmieröl ab und wenn das zu ist, tut das den Gleitlagern, die man nicht wechseln kann, nicht gut.
Rostpartikel wirken auch wie eine Schleifpaste.

Wenn du dir das als Neuling nicht zutraust, käme als Kompromiss in Frage, den Zustand von vorne zu prüfen, indem du das Lagergehäuse abnimmst. Dabei werden die Steuerzeiten nicht verändert. Nur Pleuel und Der Mitnehmer für die Antriebswelle der Nockenwellen müssen wieder eingehängt werden. Sollte die Papierdichtung kaputt gehen, einfach wieder zusammenbauen. Dichtungsreste nicht entfernen (kannst du bei einer späteren Motorrevision machen). Warum nicht entfernen? Zu mindest bei meinem kleinen 7,5ccm 4t Enya beeinflusst die Dichtung den Abstand bzw. Anlaufpunkt des Nockenwellenantriebs und des Mitnehmers an der Kurbelwelle.

Sollte der Motor innen noch gut aussehen, kannst du einen Testlauf wagen. Optimal ist aber die vorgeschlagene Komplettreinigung mit Lagertausch.
Kolbenringe muss man normalerweise nie ersetzen außer sie sind gebrochen.

Grüße
Torsten
 
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