Frage zur Oberflächenbehandlung der Innenseite eines Holzrumpfes

Patschke

User
Liebe Modellbaukollegen,

seit einiger Zeit bin ich am Bau der Dampfpinasse Natela. Das Modell soll mit einer 2-Zylinder Dampfmaschine betrieben werden.
Ich habe den Rumpf inzwischen soweit fertiggestellt, dass ich mit dem Innenausbau beginnen kann. Ich habe bisher nur Flugmodelle gebaut und wäre daher dankbar für einen Rat, wie ich die Innenseite des Bootes gegen Feuchte und Öl die mit Sicherheit beim Betrieb der Dampfmaschine auftreten werden schützen kann. Ich habe viele Flugmodelle aus Holz gebaut und die Rumpfaussenseite regelmäßig mit 3-4 Anstrichen Porenfüller (Schnellschleifgrund) behandelt. Zwischen den Anstrichen immer die sich aufstellenden Holzfasern geschliffen. Danach mit Papier oder Seide bespannt und lackiert. Bei der Rumpfinnenseite der Natela wollte ich ähnlich vorgehen (natürlich ohne mit Papier zu bespannen).
Ich frage mich jetzt, wie ich die Oberfläche der Innenseite nach einem Auftrag Porenfüller schleifen kann. Die Innenseite ist durch
die Rumpfspanten und die Längsstringer (keine Ahnung ob das das richtige Wort ist. Aber ich hoffe ihr versteht was ich meine) derart zerklüftet, dass es eine Sklavenarbeit ist das zu schleifen. Dann gibt es Bereiche am Bug und am Heck die sind derart durch Leisten verdeckt, dass man da gar nicht mehr zum Schleifen rankommt (Siehe die beiliegenden Bilder).

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Meine Fragen daher an euch:

- Ist meine geplante Vorgehensweise mit Porenfüller und schleifen vielleicht abwegig? Die (Holz)Flugmodellbauer machen es so da es wenig Gewicht bringt. Bei Schiffsmodellen spielt das wohl nicht so die Rolle.

- Wie kann ich das Holz auf der Rumpfinnenseite zuverlässig/dauerhaft gegen Feuchte/Öl schützen ohne, dass das eine Sisyphusarbeit wird?

- Die Innenseite soll einen Farbanstrich bekommen. Der soll mit der Vorbehandlung verträglich sein. Was nehmt ihr da?

Liebe Grüße
Heinrich
 

molalu

User
Hallo Heinrich, willkommen bei den Schifferlfahrern. Man sieht an der Qualität des Rumpfbaus, das Du zu den "Holzwürmern" gehörst und aus dem Flugmodellbau sehr viel Erfahrung mitbringst👍

Die von Dir beschriebene Vorgehensweise mit Porenfüller und/oder Schleifgrund ist absolut in Ordnung und empfehlenswert. Du hast aber auch Recht, das die Schleiferei zwischen den Spanten zur Lebensaufgabe werden kann.

Bleibt nur eine mir bekannte Alternative - mit Epoxidharz auspinseln. Ich verwende für meine Boote beim Innenanstrich von R&G das Epoxidharz L mit einer Topfzeit von min. 40 Minuten.

Ich würde Dir 2 Anstriche empfehlen. Ein erster dünner Anstrich und ein 2. Anstrich mit Farbpigmenten, weil Du das Innenleben farbig haben willst. Bei R&G gibt es fast die komplette Farbpalette, die man dem Epoxid zufügen kann.
 
Moin Moin Heinrich,

Du sprichst einen wichtigen Bereich im Schiffsmodellbau an. Die Versiegelung der Strukturen des Rumpfes hauptsächlich
gegen Wasser.
Damit der Rumpf eine lange Lebensdauer erreichen kann, muß dieser Arbeitsgang durchgeführt werden.

Üblich ist es, den Rumpf im Innenraum zu lackieren. Das ist eher die traditionelle Vorgehensweise.
Neue Materialien zB. die Epoxidharze sind für die Grundbehandlung günstiger geeignet. Das sind Kleber und
gleichzeitig versiegeln sie das Holz. Diese Materialien sind dünnflüssig zu bekommen. Spezialanwendungen des Epoxi
kann man beinahe wie Lack auftragen. Mir fällt in diesen Zusammenhang das G4 von Voss Chemie ein.

Schleifen? Ja..... Das ist sehr mühselig und wie Du schon schreibst an einigen Stellen nicht mehr möglich. Alle Hilfsmittel diese Arbeit
auszuführen sind willkommen. Der kleine Drehmel mit Schleifaufsatz hat mir hier gut geholfen. Aber auch eine umgebaute elektrische
Zahnbürste ist nützlich. Und was nicht geht, einfach lassen. Das ist, dann ebnet so.......
Du hast Deinen Rumpf sehr ordentlich gebaut. Du wirst kaum Schwierigkeiten bekommen......

Darf ich Dir noch einen Hinweis geben?
Der Bugspant sollte einen Durchbruch /Öffnung bekommen. Der Raum muß/sollte unbedingt belüftet sein. Die Feuchtigkeit, die sich dort
bildet, kann nicht entweichen. Kannst Du dort noch nachträglich ein oder mehrere Löcher bohren?..... Wird schwer nach meiner Erfahrung.
Könnte in dieser Bauphase noch klappen.

20230924_211716.jpg

Diese Stelle meine ich........


Gruß Kuddel
 

Patschke

User
Hallo Ingolf und Kuddel,

danke für eure Hinweise. Ist es denn so, dass sich bei der Verwendung von Epoxidharz oder diesem G4 von Vosschemie (kannte ich noch nicht) die Holzfasern nicht aufstellen und man daher auf das Schleifen verzichten kann? Haftet auf G4 ein lösemittelbasierter Lack?
Es ist kein Problem für mich den Bug Spant noch so zu bearbeiten, dass da ein Luftaustausch stattfinden kann. Im Heck gibt es auch noch so eine hermetisch dichte Kammer. Danke für diesen Hinweis es leuchtet mir ein, dass diese Räume besser belüftet werden sollten.

Wenn sich hier niemand mehr meldet der eine weitere Methode kennt werde ich die, fürs Schleifen unzugänglichen Bereiche mit Epoxy oder diesem G4 (damit muss ich mich erst noch schlau machen) behandeln. Die zugänglichen Bereiche mit Porenfüller/Schleifen mehrfach behandeln so wie ich es von den Flugmodellen her kenne.

Danke & Gruß
Heinrich
 
Moin Heinrich.
Hübscher Rumpf! Sauber gebaut.
Auch bei Epoxy und G4 richten sich die Fasern auf.
G4 ist ein Porenfüller. Es ist nix anderes als ein 1k PU-Grund.
Ich verzichte meist auf das schleifen innen, da dieser Bereich nicht gesehen wird. Das ist natürlich bei einer pinasse anders. Wie schon mein Vorredner erwähnt hat ist dann alles willkommen das die Arbeit erleichtert. Schleifvlies hat sich da bei mir etabliert.
Gruß Günni
 
Hallo Günni,
ich kann den Ausführungen Ingolfs nur zustimmen. Allerdings würde ich auch den zugänglichen Bereich des Rumpfes mit Epoxidharz behandeln. Epoxy ist im Gegensatz zum Porenfüller / Schnellschliffgrund beständig gegen Wasser, Öl, etc. Ein Aufrichten der Holzfasern kannst du vorher durch leichtes Befeuchten mit Wasser ( Schwamm oder Sprühflasche ) erreichen und dann durch - zugegeben mühsames - Schleifen minimieren. Ein nochmaliges, schwächeres, Aufrichten der Fasern beim Behandeln mit Epoxy würde ich dann in Kauf nehmen.
Gruß, Manfred
 

molalu

User
Ich habe meinen mehrfach und erfolgreich angwendeten Weg beschrieben. All das, was die Kollegen zusätzlich eingebracht haben, ist ebenso korrekt.
Balsaholz stellt sich ohne vorherigen Schliff, bzw. Verwendung von Porenfüller auf. Ich habe in meinen Rümpfen kein Balsaholz verarbeitet, aber auch Mahagoni und/oder Sperrholz stellt die Haare auf. Für mich war das nebensächlich, weil das Deck geschlossen war und die Versiegelung primär für die Dichtigkeit gedacht war.
Bei Heinrich seinem Projekt sieht das aber nach meinem Verständnis anders aus. Da steht vermutlich eine auf Hochglanz polierte Dampfmaschine offen im Rumpf und dementsprechend sollte auch der sichtbare Teil des Rumpf eine cleane Oberfläche haben.
Vermutlich geht es dann doch nicht ohne die schon beschriebene Schleifarbeit mit Unterstützung von dem einen oder anderen "Spezialwerkzeug".
 

Ragnar

User
Alles richtig, was hier steht.
Ich würde Miposeal verwenden, ein extrem dünnflüssiges Epoxydharz.
Es dringt dann auch von innen durch die schmalen Fugen der Beplankung und verklebt und dichtet sie dabei gleich ab.
Abschließen kann dann ja durchaus nochmal mit dem eingefärbten Harz von R&G gefinsihed werden.
 
Allo Heinrich,
ich würde erstmal an einem Probestück schauen, wie sehr sich die Fasern aufstellen. Unser Balsaholz wird ja schon bei der Produktion fein geschliffen.
Statt Epoxi geht auch ein 2 Komponenten Lack, den gibt es auch farbig in der Dose, oder von Pichler / Extron den altbekannten 2 K Lack von ehem. WIK. Alternativ kann man auch Bootslack verwenden.

Gruß hans, wir sehen uns am Samstag...
 

Patschke

User
Danke für eure Tipps. Ich habe es fast geahnt, dass mir eine Sisyphusarbeit bevorsteht. Da werden wohl einige "Spezialschleifwerkzeuge" anzufertigen sein. Die elektrische Zahnbürste (Diese Idee gefällt mir super. Wäre ich nicht drauf gekommen.) wird wohl auch dran glauben müssen. Bin gespannt wie das geht. Die, fürs Schleifen, absolut unzugänglichen Stellen werde ich mit Epoxy behandeln. Den Rest n-mal Porenfüller/Schleifen und dann Lack. Und ja, da soll eine schön polierte Dampfmaschine offen in der Mitte stehen.

@hänschen :: Yepp Lampertheim hab ich auf dem Schirm. Bis denne ...

Gruß
Heinrich
 
Viele Wege führen nach Rom. Wichtig dabei ist ja das du das Gefühl hast es klappt, egal ob es was besseres gibt oder nicht.
Nichts ist schlimmer als das man glaubt man macht was falsch. Sowas bremst nur. Ich bin gespannt auf das Ergebnis.
Viel Glück und immer fragen
 
Ich habe die besten Erfahrungen mit G 4 von Voss-Chemie gemacht. Dafür gibt es auch einen passenden Verdünner. Es soll noch ein anderes Produkt dieser Fa. geben (G6 oder G8 , welches nicht so vergilben soll).
G4 ist m.W. eine Art PU- Harz, welches unter Nutzung der Luftfeuchtigkeit aushärtet. Deshalb wird es auch beim Großbootsbau für den Bereich unterhalb der Wasserlinie verwendet. Man hat nach der Aushärtung eigentlich kein Holz mehr, sondern ein verplastetes Holz- Harzgemisch. Der Abbindeprozess dauert relativ lange. Stinkt auch ganz schön, nichts für die Wohnung!

Gruß Fränki
 
Hallo Heinrich,

ich nutze für Holzrümpfe auch G4 und kann es nur empfehlen. Ich klebe damit sogar, u.a. die Decks meiner Modelle. Das hält bombenfest. Auf G4 lässt sich auch gut mit den meisten Klebstoffen gut kleben, weil man ja im Prinzip eine Kunststoffoberfläche hat. Die Trockenzeit ist nach meiner Erfahrung jedoch relativ kurz und vergleichbar mit den meisten Lacken. Ich würde drei Schichten empfehlen. Die erste stark verdünnt, die zweite etwas weniger und die dritte unverdünnt. Also beim Kauf die Verdünnung gleich mitkaufen. Die kann man auch zum Reinigen der Pinsel nutzen, funktioniert aber eigentlich nicht so gut.
Vor dem Lackieren sollte unbedingt geschliffen werden, da auf dem G4 der Lack insbesondere an den Kanten nach meiner Erfahrung wegläuft. D.h. um das Schleifen wirst Du wohl nicht umhin kommen. Was für ein Holz hast Du eigentlich für die Hülle benutzt?
Ich möchte aber auch das Problem von G4 nicht verschweigen: die Beschaffung. Nach Aussage meines Harzdealers darf G4 nicht mehr an Privatpersonen abgegeben werden. Nach einiger Suche im Netz sollte man aber dennoch fündig werden.

Übrigens eine sehr schöne und saubere Arbeit!

Gruß
Jörg
 

ArneH

User
Meine Fragen daher an euch:

- Ist meine geplante Vorgehensweise mit Porenfüller und schleifen vielleicht abwegig? Die (Holz)Flugmodellbauer machen es so da es wenig Gewicht bringt. Bei Schiffsmodellen spielt das wohl nicht so die Rolle.
Nööö, ist nicht abwegig. Bei schwierig zugänglichen Holzrümpfen oder -decks (gerade auch nachträglich) habe ich gute Erfahrungen mit dem Spritzen von verdünntem Porenfüller (z.B. Arthobby Lack) gemacht. Wenn gut zugänglich ist Pinseln sowie Epoxy (leider nur pinseln) natürlich auch eine gute Variante. G4 (wiederum nur pinseln) geht natürlich auch.
Viele Wege führen nach Rom. Wenn's schön aussehen soll führen aber alle über 'mühsam schleifen'. Die Fasern stellen sich bei allem auf, was imprägniert.
 

Patschke

User
Was für ein Holz hast Du eigentlich für die Hülle benutzt?
Das ist 1mm starkes, 3-fach verleimtes Flugzeugsperrholz. Das Beplanken des Rumpfes ging damit besser als gedacht. Ich hatte zunächst Bedenken das sauber am Stück aufzubringen aber es hat gut geklappt. Ich habe die "Abfallstücke" der Rumpfspanten als "Außenskelett" verwendet und die Beplankung dann mit kleinen Keilen angepresst. Das sah dann so aus:

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Übrigens eine sehr schöne und saubere Arbeit!

Danke für die Blumen. Für die Oberflächenbehandlung der Rumpfinnenseite habe ich mich dafür entschieden, die halbwegs zugänglichen Bereiche mit Porenfüller/Schleifen/Lackieren zu behandeln, die unzugänglichen Stellen mit Epoxy (das steht hier eh rum) oder diesem G4 (das werde ich mir besorgen und ein paar Probestücke machen) zu behandeln. Danke nochmal an alle, die hier ihre Erfahrungen geteilt haben.
Das hat mir sehr geholfen. Wenn Interesse besteht kann ich ab und zu mal ein Foto hier einstellen und ein paar Zeilen dazu schreiben. Ich baue allerdings seeeehr langsam .......

Gruß
Heinrich
 
Nur mal so, wie wäre es denn wenn man die Innenseiten der Bretter vor dem Bau mit Porenfüller behandelt, schleift, und dann zuschneidet und verbaut?
 

Ragnar

User
Was bewegt Dich dazu drei verschieden Varianten der Versiegelung zu nutzen?
 

Patschke

User
Nur mal so, wie wäre es denn wenn man die Innenseiten der Bretter vor dem Bau mit Porenfüller behandelt, schleift, und dann zuschneidet und verbaut?
Dafür ist es, zumindest bei mir, zu spät. Man müsste da auch vorher probieren, wie sich die so behandelten Oberflächen dann verkleben lassen. Ich bevorzuge, wann immer es geht, Weißleim. Es könnte sein, dass der Weißleim sich mit den so behandelten Teilen nicht mehr innig verbindet. Aber Versuch macht klug ...

Was bewegt Dich dazu drei verschieden Varianten der Versiegelung zu nutzen?
Ich habe nicht vor, drei verschiedene Varianten zu nutzen und habe das auch nicht geschrieben. Falls das so rüber kam habe ich mich unklar ausgedrückt. Sorry if so.

Gruß
Heinrich
 
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