Graupner "Bamby" von Janez Zoran (1952)

Letzter Akt: Bespannen, lackieren, Einfliegen

Letzter Akt: Bespannen, lackieren, Einfliegen

Guten Tag Retrofreunde,

so, nach einer schon etwas peinlich langen Unterbrechung ist jetzt der letzte Teil des Bamby-Bauens an der Reihe: Bespannen, Lackieren, Endmontage und Einfliegen. Der Rohbau war ja schon Anfang Februar fertig geworden und lag bis vor ein paar Wochen in der Ecke.
Auch der Erstflug und viele weitere Flüge sind in den letzten Wochen schon vollbracht worden und verliefen eigentlich recht unkompliziert.

Als Bespannung habe ich Polyestervlies gewählt, in der Hoffnung, dass die Tragfläche in ihrem doch recht weichen Aufbau etwas torsionssteifer werden würde, der Rumpf sollte nur mit rotem Papier bespannt werden.
Vorab wurden alle Holzteile zweimal mit Porenfüller gestrichen, zwischen den Anstrichen jeweils mit „stumpfem“ Schleifpapier geschliffen, dann habe ich alle zu bespannenden Stellen mit einem Restbestand von ECO Fix eingepinselt (das gab es mal bei Graupner für ECO Span Bespannvlies) und das Vlies mit dem Bügeleisen aufgeheftet, dabei war besondere Sorgfalt für eine sichere Verklebung an der konkaven Profilunterseite angebracht , damit sich dort später nicht die Bespannung wieder ablöst.
Als nächstes wurde rundherum mit dem Bügeleisen sorgfältig festgebügelt, an den Rändern beschnitten und danach kontrolliert gestrafft, immer wieder auf dem Baubrett bzw. der Helling aufgelegt und auf Verzüge kontrolliert. Das ging bis dahin alles recht einfach, es war das erste Mal, dass ich mit Vlies hantierte und ich war erstaunt und durchaus zufrieden, wie einfach es sich verarbeiten lässt.
Ins Grübeln kam ich dann doch, als ich sah, dass das unlackierte Vlies sehr wenig dicht ist gegenüber Japanpapier, man konnte den Eindruck bekommen, dass da im Flug doch ziemlich „der Wind durchs Gebälk“ bläst, wenn nicht die Oberfläche mit vielen Spannlackanstrichen vorher dichter werden sollte, na ja, mal sehen wie viel Anstriche notwendig werden…
Nach einem erstmaligen verdünnten Spannlackanstrich wurden die drei Einzelflächen auf der Helling stumpf miteinander verklebt, die vorgegebene V-Form von 100mm wie sie im Bauplan vorgesehen ist, wurde mit der Helling eingestellt.
Die Klebestellen wurden danach mit einem Streifen Vlies nochmals „verstärkt“.
Dann wurde mit 40% verdünntem Spannlack gestrichen, ich habe Ober- und Unterseite möglichst immer gleichzeitig behandelt und sofort zum Trocknen auf die Helling gespannt, ich glaube insgesamt sind es dann etwa 4-6 Anstriche geworden (zum Schluß habe ich den Überblick beim Zählen etwas verloren).
Schon nach dem zweiten Anstrich habe ich feststellen müssen, dass die gesamte Tragfläche - trotz aufspannen - die Tendenz hatte, mehr V-Form zu bekommen als vorgesehen, wenn auch moderat und ohne eine Verdrehung (Schränkung) in sich. Auch nach Ändern der Streichreihenfolge, also z.B. zuerst unten und danach oben streichen, brachte es keine Verbesserung.
Als Erklärung für den „Verzug“ fällt mir nur ein Grund ein, dass durch das stark gewölbte Profil, gerade auch die stark konkave Unterseite die Spannkräfte durch die Lackierung in eher in die gleiche Richtung, nämlich zur Oberseite wirken. Es ist halt eine dünne Fläche mit nur drei Balsahölmchen! Die Nasen- und Endleiste können da wohl nur wenig stabilisierende Wirkung aufbauen, weil sie fast gänzlich außerhalb der „Spannungszone“ liegen.
Vielleicht haben ja die Freiflugexperten für diesen Effekt eine bessere Erklärung parat.
Am Ende, so ca. nach 6 Anstrichen hatte sich die V-Form leider um etwa 10mm von 100 auf 110mm vergrößert, das ist nicht nach Bauplan und ich werde das so lassen müssen, ich hoffe aber, das dies die Flugeigenschaften nicht allzu sehr und wenn, dann nicht negativ beeinflussen wird …

Der Rumpf wurde im vorderen Bereich mit rotem Papier bespannt (bei Kirchert in Wien gibt es ein Papier in einem kräftigen Rot, das lackiert fast den Spannfix Farbton trifft). Aufgebracht wurde das Papier hier jedoch mit verdünntem Porenfüller, denn spannen muß da nichts. Wieder folgte streichen, schleifen, streichen, schleifen bis alles schön glatt wurde, der letzte Anstrich wurde danach mit 3M Schleifvlies nochmals quasi „poliert“.
Die Fernsteuerteile hatte ich ja schon während der Rohbauphase so gut eingepasst, sdass jetzt nur noch Einbau, anschließen und ausgiebige Funktionskontrolle nötig waren. Die Ruderanlenkung habe ich dann doch nicht mit Faden und Torsionsfeder, sondern ganz bieder mit dünnen 0,6mm CfK-Stangen, kleinen Stahldrahtwinkeln und Schrumpfschlauch vorgenommen. Das Abstimmen der Torsionsfedern schien mir zu langwierig.
Zum Schluß wurden noch die vier Stahlhäkchen zur Befestigung der Tragfläche mit Gummis aufgesetzt und sparsam mit UHU-plus festgeklebt.

Zum Auswiegen waren dann noch einige wenige Bleistückchen notwendig, der Schwerpunkt nach Plan soll bei erstaunlichen 85mm hinter der Flächenvorderkante liegen (bei einer Flächentiefe von nur 130mm !?).
Dann ab auf die Waage, und die zeigte erstaunliche 210gr. an, das ist ziemlich genau das von der FAI damals vorgeschriebene Mindestgewicht für ein A1-Modell von 215 Gramm, hier bei meinem Modell aber wohlgemerkt mit Steuerung und nicht freifliegend!

Die ersten Handstarts erfolgten dann wirklich bei fast Windstille auf der berühmten flach abfallenden Wiese, einige Trimmkorrekturen auf Höhe stellten dann einen einigermaßen flachen, sehr langsamen Gleitflug ein, das Höhenruder war eher giftig in der Wirkung, das Seitenruder kam bei der geringen Geschwindigkeit ziemlich träge, die Wirkung bei mehr Fahrt war aber besser.
Nach einigem herumprobieren mit Blei raus/Blei rein stellte sich dann ein fliegbarer Schwerpunkt etwa bei 81mm mit leicht kopflastiger Tendenz als brauchbar heraus. Der Höhenruderausschlag wurde deutlich reduziert, der Seitenruderausschlag vergrößert auf alles was ging.
Damit schien mir nach meinem Geschmack das Flugverhalten für ein ehemaliges Freiflugmodell ganz gut beherrschbar. Der Wind war wie gesagt an diesem Tag gering, mal sehen, ob das bei mehr Wind auch noch funktioniert.
Am selben Tag habe ich dann noch an meinem nicht mehr ganz so fitten RES-Gummi mit 50m Seil die ersten Hochstarts gewagt.
Erstmal vorsichtig mit 10 Schritten Auszug (halten auch die Balsaholme??). Nach den ersten vorsichtigen Starts wurde dann der Auszug sukzessive bis auf 15-16-18 Schritte gesteigert, das ergaben dann im hinteren Haken ganz brauchbare Hochstarts, die Fläche bog sich zwar sichtbar leicht nach oben, hielt aber stand.
Der folgende Umbau auf 100m Seil, diesmal ohne das bremsende Flatterband am Haken ergab dann deutlich mehr Hochstarthöhe mit entsprechend mehr Flugzeit und schon dem einen oder anderen Thermiksteigen und -kreisen.

Mittlerweile hat Bamby schon viele Flüge auf dem Buckel und wir haben uns aneinander gewöhnt, leider ist das Fliegen immer recht eingeschränkt auf Tage mit sehr wenig oder noch besser gar keinem Wind, oder nach Sonnenuntergang.
Aber dann kann man dem langsamen, gemächlichen Flug - am besten wenig gestört durch „Knüppelthermik“ - schon etwas abgewinnen, gerade am Abend bei ruhiger Luft und wenn die anderen schon eingepackt haben und man alleine auf dem Platz ist, kann man das dann geniessen…
Mal sehen, ob ich das Bamby zum nächsten AMD-Treffen in Manching mitnehme, denn vom Erscheinungsjahr 1952 gehört es eigentlich schon in die Antik-Ecke und außerdem haben die dort eine fein dosierbare Fahrrad-Hochstartwinde mit viel Seil…

Die Bilder zeigen unkommentiert und in nicht chronologischer Folge (viele sind Handyfotos und etwas anders im Format) die letzten Bauschritte bis zum Erstflug.

Gruß
Rainer

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Mein Bamby-Nachbau

Mein Bamby-Nachbau

Lieber Rainer,

auch wenn Dein Bamby-Projekt fast zehn Jahre zurückliegt, habe ich ihn erst vor wenigen Wochen gelesen, als ich meinen dritten Bamby - einen ferngelenkten Bamby - baute. Ich habe viele Anregungen in Deinem Artikel gefunden, von denen ich einige übernommen habe, so z.B. das Anlenkgestänge nebest den Schrumpfschläuchen und den verstärkten Endrippen, um die "Ohren" einfacher winkelgetreu anzubringen.

Anders als Du habe ich die Rumpfgurte aus 4 mm Kiefernholzleisten gefertigt. Bei meinem 2. Bamby hatte ich ebenfalls den Rumpf beplankt, aber er brach mehrmals hinter dem abgeschrägten Rumpfteil durch. Ferner habe ich die Tragflächen geteilt und habe mich dabei an dem Vorschlag von Karl-Heinz Denzin KHD 140 Sirius aus den 50er Jahren orientiert. Das Problem ist, dass ich zu dem 2,5 mm Stahldraht nur ein passendes Messingrohr von 4 mm Außendurchmesser (Innendurchmesser 2,6 mm) beschaffen konnte. Insgesamt ist mein Bamby mit 250 Gramm Fluggewicht schwerer als Deiner geworden. Mein Ziel ist es, mit dem Modell für andere Projekte Fernlenkerfahrung zu sammeln. Deshalb steht die konstruktive Robustheit im Vordergrund. Die erste Flugerprobung erfolgt in nächster Zeit.

Nochmals meine Anerkennung für Deine saubere Arbeit und vielen Dank für die Anregungen.

Burkhard
 

hastf1b

User †
Das Problem ist, dass ich zu dem 2,5 mm Stahldraht nur ein passendes Messingrohr von 4 mm Außendurchmesser (Innendurchmesser 2,6 mm) beschaffen konnte.

Es reicht wenn die Stahldrähte in drei bis vier Sperrholzrippen (1 - 1,5 mm) gelagert werden ganz ohne Röhrchen spart einiges an Gewicht. Wenn die Drähte nach einiger Zeit leichtgängig werden lässt man ein paar Tropfen Sekundenkleber in die Bohrung laufen dann sitzen die Drähte wieder bombenfest.

Heinz
 
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