Hakenkreuz auf Modellflugzeugen

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Ulrich Horn

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Moin,

können wir zum Thema zurückkommen?
Der §86 erwähnt ja das Hakenkreuz gar nicht. Folglich ist eine Debatte über den Nationalsozialismus in Deutschland und jedermanns persönliche Einstellung dazu in bezug auf die Fragestellung unangebracht.

Es kann nicht schaden, sich einmal den Abschnitt des StGB anzusehen, in dem sich dieser Paragraf findet. Er ist überschrieben mit "Friedensverrat, Hochverrat und Gefährdung des demokratischen Rechtsstaates".

§86 stellt generell die "Verwendung oder Verbreitung" von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen unter Strafe. Darunter dürften auch z.B. Hammer und Sichel fallen.
Wäre also die Frage, was eigentlich unter "Verwendung oder Verbreitung" zu verstehen ist. In den oben genannten Kontext der Gefährdung der Demokratie kann ich den scalebegeisterten Modellbauer nicht wirklich einordnen.

Ich vermute, dass die "Verwendung und Verbreitung" nach §86 tatsächlich eine gewisse Absicht voraussetzt, landesverräterisch oder demokratiegefährdend tätig zu werden.

Grüße, Ulrich Horn
 
Moin!

Bevor ich meine persönliche Meinung zu der ethisch/moralisch/emotionalen Komponente zum Thema Scale-Warbirds von mir gebe (Diese scheint ja eher die Gemüter zu bewegen, als die Frage, ob man sich mit einer Swastika auf dem Leitwerk in einer rechtlichen Grauzone bewegt oder sogar bewusst gegen Gesetze verstößt.), möchte ich meinen Schluss aus den bisherigen Beiträgen zu meiner eigentlichen Frage kundtun:

Im Prinzip schon, aber...

Soll heissen: Solange man nicht eine braune Brut unter rudelweise durch die Luft sausenden Swastiken schart, wird die Staatsanwaltschaft ein Hakenkreuz auf einem vorbildgetreuen Flugzeug nicht beanstanden, da durch dieses kein Gedankengut verbreitet oder ausgedrückt werden soll. Rechtlich gesehen, ist für mich die Frage damit beantwortet, es sei denn es fördert noch jemand die Aussage eines Staatsanwaltes oder ein dahingehendes Urteil zutage.

Ansonsten halte ich es mit Warbirds im allgemeinen und mit vorbildgetreu dekorierten deutschen WWII Warbirds im speziellen folgendermaßen:

  • Ich werde mir lieber mit dem Hammer auf den Daumen hauen, als mich Wochen- oder Monatelang intensiv mit der Nachbildung einer Gerätschaft zu beschäftigen, die nur zu einem einzigen Zweck entwickelt und eingesetzt wurde: Löcher in Menschen und Dinge zu machen, die diese dort nicht haben wollen! Tut mir leid, mir ist der modellbauerische Teil meiner Freizeit zu schade um mich auch noch dort mit den Abgründen menschlichen Handelns konfrontiert zu sehen. Wer es dennoch nötig hat, bitteschön...
  • Nach Betrachtung der grafischen Werke meiner Kindergartenzeit, muss ich mir aber dennoch eingestehen, dass militärische Technik, auch auf ein nicht weiter belastetes Kind, einen gewissen Reiz ausüben muss. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum ich, wenn gerade wieder ein Manöver über die Äcker um unser Dorf tobte, wochenlang nur Panzer und Flugzeuge gemalt habe, welche bevorzugt den Mond abgeschossen haben. Da ich Modellbauer (mich eingeschlossen!), als große Kinder ansehe muss es irgendwo noch einen Begeisterungsgrund für dieses Gerät jenseits der militärischen Nutzung geben, da ich damals garantiert keinen Einblick in den Zweck der mich faszinierenden Gerätschaften hatte. Ich muss gestehen, dass ich mich auch jetzt noch, sehr schnell für die kraftvollen Formen und die überaus beeindruckenden technischen Eckpunkte z.B. einer P-51, einer "Sea Fury" oder einer Yak-11 begeistern kann.
Diese beiden, auf den ersten Blick gegensätzlichen Punkte lassen sich (zumindest für mich) aber dennoch unter einen Hut bringen. Sollte in mir der Drang nach einem Scaleprojekt übermächtig werden, wird als Ergebnis mit Sicherheit nachher die Nachbildung von Flugzeugen namens Strega, Miss Merced oder Perestroika auf dem Tisch stehen. Auch für Waffenfetischisten sollte die Nachbildung z.B. der Rare Bear (Man vergleiche die Bewaffnung! ;) ) weitaus attraktiver sein, als der Bau des Basismodells.

Zum Thema Hakenkreuz:

  • Jedem, der auf dem Leitwerk eines Flugzeuges eine rote Binde mit weissem Kreis oder ein auf der Spitze stehendes gevierteltes Quadrat sieht, wird klar sein, welches Symbol statt dessen das Vorbild bedeckte. Mann muss dann aber auch nicht erst mit dem Piloten sprechen, um herauszufinden ob das Hakenkreuz sich aus Detailversessenheit, aus Unachtsamkeit oder als Ausdruck einer Gesinnung auf dem Leitwerk befindet. Da unsere Mitmenschen gerne ein (meistens unreflektiertes) Schubladendenken an den Tag legen, vermeidet man durch das Abändern der Markierungen, mal eben (gerne auch mitsamt dem Hobby, welches man betreibt) in der braunen Lade einsortiert zu werden. Für jeden, der tatsächlich auf den Platz kommt um den Piloten auf das Hakenkreuz anzusprechen, sind 20 vorbeigegangen und haben sich ihren Teil dazu gedacht.
  • Wie die Diskussion hier zeigt, ist das Hakenkreuz ein Symbol, dessen Verwendung (Aus welchen Beweggründen auch immer.) erstklassig dazu geeignet ist, die Gefühle anderer zu verletzen. An die, deren Gefühle durch das Verwenden desselben gestärkt werden, möchte ich im Grunde genommen erst gar nicht denken. :( Eigentlich sollte es für jeden selbstverständlich sein, das eigene (Scale)ego der Gefühlswelt seiner Mitmenschen zugunsten, etwas kleiner ausfallen lassen zu können.

[ 27. März 2003, 23:05: Beitrag editiert von: Christian Dombrowski ]
 

Stöps

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Prima Zusammenfassung, vor allem das mit der Faszination von Waffen stimmt schon.
Es gab übrigens sehr wohl schon juristischen Ärger wegen Hakenkreuzen auf Modellflugzeugen, wurde glaub damals auf RCO diskutiert. Angeblich kann man sogar mit dem Antifa-Aufkleber Probleme bekommen, auf dem eine Faust ein Hakenkreuz zerschlägt :confused: .

Stöps

[ 28. März 2003, 09:00: Beitrag editiert von: Stöps ]
 

Tom

User
Sehr schön das dies Thema hier noch einmal in doch recht sachlicher Form diskutiert wird.

Die militärische Technik übt auf viele Menschen (ich schließe mich da ein) eine im wahrsten Sinne des Wortes "unheimliche" Faszination aus. Es gibt ja nicht nur Militärflugzeuge, sondern auch den Kriegsschiffmodellbau oder die ach so harmlosen Zinnfiguren. Aber dennoch sollte uns immer bewußt bleiben, dass diese Dinge entwickelt und gebaut wurden, um Menschen zu töten. Darum verspürt jeder neben dieser Faszination auch eine gewisse Abscheu. Die meisten Scale Nachbauten sind deshalb ja auch nicht wirklich Scale, keine Bomben, keine MG's usw. Da bei uns das Fliegen und die Technik im Vordergrund steht ist daher gegen Warbirds nichts einzuwenden.

Aber müssen wirklich Hakenkreuze auf die Modelle? Sicherlich die Argumente, nach 60 Jahren muss Schluss sein, und in anderen Ländern ist das doch auch erlaubt, kann man gelten lassen. Dennoch, das Hakenkreuz ist nun mal eins der prominentesten Symbole der abscheulichen NS Verbrechen. Das läßt sich auch nicht mit der Verwendung des HK in anderen Kulturen/Religionen wegdiskutieren. Daher sollte man meiner Meinung nach als Deutscher aus historischer Verantwortung bewußt auf das HK verzichten.

Wie sieht es nun mit §86a aus? Eigentlich ist die Rechtslage eindeutig. Das HK und andere Symbole dürfen nicht öffentlich gezeigt werden. Ausnahmen sind historisch kritische Darstellungen in Kultur- und Pressebereich. Hierunter fällt der Modellbau sicher nicht. Damit hat der Scale-Modellbauer zunächst kein Recht auf ein in diesem Punkt vorbildgetreues Model und das HK auf dem SLW ist verboten. Da hier bis zu 3 Jahren Freiheitstrafe drohen, sollte man also vorsichtig sein. Im Kontext des $86 (Hochverrat, Gefährdung des demokratischen Rechtsstaates) ist eine Verurteilung (nach Anzeige von wem?) aber sicher unwahrscheinlich. So sehe ich die hier zitierte Aussage eines Staatsanwaltes. Aber darauf verlassen würde ich mich nicht. Eine eindeutige Klärung der Rechtslage wäre sinnvoll. Ich habe den DMFV um eine Erklärung gebeten. Der Justitiar hat mir geantwortet, daß nach seiner Rechtsauffassung das HK auf Modellen verboten ist. Ob es irgendein Gerichtsurteil in dieser Beziehung gibt ist mir aber unbekannt.

Gut, sicher will keine Modellbauer NS Gedankengut verbreiten. Wir sind uns der Problematik bewußt und eine Verurteilung nach $86 ist unwahrscheinlich. Aber es geht um noch mehr. Das Verbot von NS Symbolen in Deutschland hat auch den Grund das Andenken der NS Opfer zu ehren und zu schützen. In diesem Sinne ist der bewußte Verzicht auf das HK und anderer Zeichen auch ohne Gesetz für mich eine Selbstverständlichkeit. Da es in diesem Bereich schon viel Unkenntniss und Gedankenlosigkeit gibt, stünde es uns Allen gut zu Gesicht hier (in ganz kleinem Rahmen) Aufklärungsarbeit zu betreiben und mit gutem Beispiel voran zu gehen.

Gruß, Tom
 

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xxxx
 
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jstremmler

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Ich versuche es mal...

Ich versuche es mal...

Eigentlich ist die Situation klar, denn in Deutschland hat man sich an deutsche Gesetze zu halten.
Ziel dieser m.E. etwas verkrampfen gesetzlichen Regelung ist es, das Aufkommen nazionalsozialistischer Symbole und des Nazinalsozialismus allgemein und seiner Ideen zu verhindern.

Zu verhindern, dass sich das, was sich in Deutschland während dieser Zeit ereignet hat, egal wo wiederholt, sollte m.E. auch heute noch Verpflichtung für uns alle sein.

Andererseits hatten sich die Nazis (wie vieles andere) das Symbol nur ausgeborgt und für ihre Zwecke misbraucht.
Das Hakenkreuz ist das alte Zeichen der Arier und der arischen Rasse. In Indien findet man in jedem Tempel der Göttin Jain (oder Jaina) hunderte davon. Wenn ich das jetzt fotografiere, vergrößere und als Poster in meinen Garten stellen würde, dann mache ich mich in Deutchland strafbar. (absurd!)

Andere Länder gehen mit solchen Symbolen daher etwas unverkrampfter um als wir. Das können sie aber auch, denn wir haben eine Geschichte!

mfg

Jürgen
 
Hallo Bertram, wir wollen hier im Forum auch keine Links auf Seiten haben , auf denen solche Symbole abgebildet sind.
Deswegen entfernt.

Gruss
Dieter Wiegandt
 
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Gast_4631

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jstremmler schrieb:
Eigentlich ist die Situation klar, denn in Deutschland hat man sich an deutsche Gesetze zu halten.

Die Situation ist ueberhaupt nicht klar. Leider reden viele darueber, aber kaum einer liest das Gesetz - es bietet Luecken, die eine Verwendung auf Scale-Modellen erlauben wuerden - wenn man sich darauf verlassen koennte, dass Richter das auch so interpretieren. Tun nur die meisten nicht.

Ich habe dieses Gesetz bisher auch immer fuer Unsinn gehalten, da ich der Meinung war, dass das Verbot der Symbolik das Problem nur versteckt und nicht zur Problemloesung beitraegt. Wenn ich mir aber ansehe, wie heute mit der DDR-Geschichte und Symbolik umgegangen wird, kommt mir die Erkenntnis, dass das Gesetz vieleicht doch sinnvoll ist und Hammer & Zirkel gleich mit rein gehoeren.
 

Stefan Kreuz

Vereinsmitglied
Wie wäre denn mal die Anfrage bei Rechtsanwalt Sonnenschein beim DMFV ? Da sollte doch eine fundierte, und vor allem eine emotionslose Antwort speziell bezogen auf den Modellbau ist.

Gruss

Stefan
 
Zitat von jstremmler:
Andere Länder gehen mit solchen Symbolen daher etwas unverkrampfter um als wir. Das können sie aber auch, denn wir haben eine Geschichte!
Wenn wir uns endlich einmal zu unserer Geschichte bekennen würden, und zwar selbstbewußt, dann wäre diese Diskussion überflüssig wie ein Kropf!

Jürgen
 
Wie wäre denn mal die Anfrage bei Rechtsanwalt Sonnenschein beim DMFV ? Da sollte doch eine fundierte, und vor allem eine emotionslose Antwort speziell bezogen auf den Modellbau ist.

Hallo,
was soll der denn dazu sagen, der könnte dir auch nur ganz emotionslos sagen, dass die Rechtssprechung dahingehend uneinheitlich ist du eher mit Bestrafung zu rechnen hast und gibt dir den Rat es zu lassen.

Ich selbst habe bei der für mich zuständigen Staatsanwaltschaft in derselben Sache schon vor fast 20 Jahren nachgefragt. Antwort, ist erlaubt, aber nur, wenn der Flieger erkennbar ein Nachbau aus damaliger Zeit ist und nicht nur der Darstellung der Swastika dient. Beispiele waren dann zB auch Fotos aus damaliger Zeit und (Spiel)Filme jeder Art, die diese Symbolik zu hauf verwenden.
Hier in meinem Amtsgerichtsbezirk, wäre demnach eine dahingehende Strafverfolgung erst gar nicht erfolgt.

So und einige Zeit später, sieht das ein Staatsanwalt an anderer Stelle unseres Ländle bei einem anderen völlig anders, verfolgt das und bringt es per Strafanzeige vors Gericht und der Betreffende wird bestraft. Da zählt nicht mal die unleugenbare Tatsache, dass eben unterschiedliche Urteile dazu schon damals vorgelegen haben und damit KEINE Rechtssicherheit vorhanden war und der Bestrafte sich eben auch nur lokal informieren konnte. Da war also nix mit im Zweifel für den Angeklagten...

Und frag 3 Rechtsanwälte, dann kriegst du 5 Meinungen, und den Rat es zu unterlassen zumindest bei mir wars damal genau so. Wobei letzteres der einzig richtige Rat ist. Oder willst du die Sache bis vors Verfassungsgericht bringen um für dich und alle anderen Rechtssicherheit zu haben. ?
Letzteres käme bestimmt sehr vielen Leuten gelegen.

Gruß
Eberhard

PS: kann man den Quatsch von 2003 eigentlich nicht mal schließen, damit der Käse nicht alle paar Jahre von neuem hochgezogen wird? Da ist wahrlich schon längst alles nötige dazu geschrieben worden.
 

Dieter Wiegandt

Chefmoderator
Teammitglied
Ja, Erberhard und der Rest, ich mache auch zu.
Zu deinen Ausführungen kann ich noch was beisteuern. Ich habe selbst gesehen, dass ein Modellflugzeug mit dem HK beschlagnahmt wurde, der Ausgang des Verfahrens ist mir allerdings nicht bekannt.
Was ich 2003 hier geschrieben hatte, deckt sich auch mit dem, was Eberhard schreibt.
Ich kann nur jedem empfehlen, diese Darstellungen auf Modellflugzeugen nicht öffentlich zu zeigen.
Denn das ist der Knacker. Soweit Öffentlichkeit hergestellt ist, setzt man sich der Gefahr eines Ermittlungsverfahrens aus.
Sollte man sich ersparen, meine persönliche Meinung.
 
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