Holm schäften Winkelberechnung??

Der Holm muss auf einer ebenen Holzunterlage fixiert werden, damit er beim Hobeln nicht verrutscht und sich nicht wegbiegt. Am Einfachsten mit Klebeband auf eine Holzleiste spannen und die in den Schraubstock klemmen. Doppelseitiges Klebeband zwischen Holm und Unterlage wäre auch eine Option. Es empfiehlt sich sehr, beide Enden gleichzeitig nebeneinander zu bearbeiten. Dann stimmt der Winkel hundertprozentig überein. Der Hobel sollte sehr scharf und auf dünne Späne eingestellt sein. Beim Hobeln darauf achten, dass die Schräge rechtwinklig zu den Seitenflächen und nicht ballig wird. Die Rechtwinkligkeit kann man am dünnen Ende der Schräge gut beurteilen, wenn die auf Dicke Null heruntergehobelt ist. Durch den flachen Winkel werden Abweichungen von der Rechtwinkligkeit hier vergrößert sichtbar. Eine Balligkeit vermeidet man, indem man sich vorstellt, man wolle eine Kuhle hobeln. Das geht mit einem Hobel, der auf feine Späne eingestellt ist, natürlich nicht, aber es hilft, Fehler im Bewegungsablauf zu vermeiden, die zu einer Balligkeit führen würden.

Alles klar?

Falls Bedarf gibt für Tipps zum perfekten Schärfen eines Hobelmessers mit Hausmitteln, einfach melden...

IMG_20181229_081818.jpg

Gruß
Bernd
 
Man benötigt dafür keinen speziellen Hobel. Für feine Sachen wie hier ist es vorteilhaft, wenn das Hobelmaul (der Schlitz in der Sohle, durch den das Messer ragt) nicht zu weit ist. Ich habe den Metallhobel verwendet, weil der von der Einstellung gepasst hat und scharf war. Balsahobel benutze ich nur, wenn das Werkzeug besonders handlich sein muss. Die Ausführungen, die ich kenne, können nicht feinfühlig verstellt werden und sie verstellen sich gern, wenn die Schnittkräfte höher werden, darum mag ich sie nicht besonders.
Der Hobel im Bild ist ein indisches Fabrikat (Anant) und deshalb nicht sündhaft teuer. Allerdings war etwas Nacharbeit erforderlich, um ein gutes Werkzeug daraus zu machen.
 
Danke für die Erläuterungen!

Mit einem Balsahobel gelingt einem das nicht, deswegen bin ich irgendwann zum Schleifteller gegangen ;)

Vielleicht muss dann doch mal ein richtiger Hobel einziehen. Die Anat Hobel sind ja nun auch kein Geschenk, was muss man denn da verändern, dass der was taugt?

Und jetzt interessiert mich auch noch, wie man diese Messer mit Hausmitteln scharf hält. Genau das Thema war für mich auch mal ein Argument für den Balsahobel mit seinen Ersatzmessern...

Gruß Ralph
 
Beim Anant Hobel habe ich in erster Linie die Hobelsohle eben gerichtet und den Spanbrecher so bearbeitet, dass er ohne Spalt auf dem Messer aufliegt.

Wie man ein Hobelmesser richtet, hängt davon ab, wie schlimm es aussieht.
Ein richtig stumpfes, schartiges Hobelmesser muss erstmal wieder in Form gebracht werden. Das gelingt gut, wenn man das im Schraubstock eingespannte Hobelmesser mit einer Diamantfeile bearbeitet, denn so hat man eine gute Kontrolle darüber, wo man gerade Material abträgt und wo nicht. Die Schneide sollte in diesem Zustand etwa einen 25° Winkel einschließen, gerade sein und genau im rechten Winkel zu den Längskanten verlaufen. Eine leichte Balligkeit auf der angefeilten Fläche wird sich beim Feilen von Hand nicht vermeiden lassen, das ist aber nicht schlimm, denn bis jetzt waren das nur die Vorarbeiten.

02_IMG_20181229.jpg

Um eine richtig scharfe Schneide herzustellen, benötigt man zwei weitere Hilfsmittel:
- eine Glasplatte, am besten etwas dicker als Fensterglas, so ab 5mm aufwärts ist OK. Größe etwa DINA5. Die Glasplatte sollte man zur Vorbereitung mit Schmirgelpapier matt schleifen, um Vertiefungen für das Schleifmittel zu erzeugen.
- ein Schleifmittel. Ich habe gute Erfahrungen mit SIDOL Ceranfeldreiniger gemacht. Es geht auch Korund- oder Diamantpaste, aber Ceranfeldreiniger ist günstig, leicht zu beschaffen und eine Flasche reicht für ein Bastlerleben.

05_IMG_20181229.jpg

Das Schleifen der Schneide:
Um Arbeit zu sparen, wird nur der vorderste Bereich der Schneide fein bearbeitet. Das Hobelmesser wird unter ca. 30° (also steiler als die angefeilte Fase) mit Schleifmittel unter leichtem Druck über die Glasplatte geführt, bis sich eine durchgehende, glänzende Fläche mit einer Breite von 0,3-2mm gebildet hat. Wenn die Vorarbeit mit der Diamantfeile gut war, ist das ziemlich schnell der Fall.

03_IMG_20181229.jpg

Jeder Schleifvorgang erzeugt einen Grat. Der Grat ist zwar scharf, aber nicht stabil, deshalb muss er entfernt werden. Dafür wird das Hobelmesser mit Rückseite auf die Glasplatte gelegt und so lange mit einigem Druck und ausreichend Schleifmittel hin und her bewegt, bis das Messer an der Vorderkante durchgehende Schleif- oder Polierspuren aufweist. Vorder- und Rückseite einige Male im Wechsel bearbeiten. Dann sollte der Grat verschwunden und die Schneide so scharf sein, dass man sich fast damit rasieren kann. Das ist komplett ausreichend für alle im Modellbau anfallenden Tätigkeiten.

Das Hobelmesser im Bild ist nicht nach diesem Verfahren bearbeitet worden, der Vorschliff wurde am Schleifbock durchgeführt. Ich möchte das niemandem empfehlen, weil man sich das Eisen auf diese Weise sehr schnell ruinieren kann. Auch gelingt ein gleichmäßiger Schliff nicht ohne weitere Maßnahmen, auf die ich hier nicht eingehen möchte. Das Thema war Schleifen mit Hausmitteln. Die Diamantfeile zähle ich bei Modellbauern hierzu - bei Bedarf ist sie für wenig Geld schnell beschafft.

Um den 30°Winkel leichter einhalten zu können, habe ich mir eine Vorrichtung gebaut, mit deren Hilfe das Hobelmesser oder auch das Stecheisen unter konstantem Winkel über die Glasplatte geführt wird, es geht aber auch ohne. Den Winkel kontrolliere ich mit einer dafür angefertigten Blechschablone.

04_IMG_20181229.jpg

Für Hobelneulinge beschreibe ich noch kurz das Einstellen des Messers im Hobel:
Ein je nach Hobeltyp vorhandener Spanbrecher muss so eingestellt sein, dass er 0,5 - 1mm spaltfrei hinter der Schneide auf dem Rücken des Hobelmessers aufliegt. Ggf. nacharbeiten um Spaltfreiheit herzustellen.

01_IMG_20181229.jpg

Das Hobelmesser darf nur wenige Zehntel mm über die Hobelsohle herausstehen und es muss in Querrichtung genau parallel zur Hobelsohle verlaufen. Wenn man ganz flach über die Sohle peilt, kann man das gut beurteilen.

- Hobelmesser in seiner Position festklemmen: mit leichten Hammerschlägen Holzkeil eintreiben.
- Hobelmesser lösen: Keil abwechselnd nach links und rechts drücken, ggf. mit sanft mit dem Hammer nach links und rechts schlagen. Der Keil wird dadurch gelockert und damit auch das Eisen.
- Eine zu weit herausstehende Schneide zurück ziehen: mit dem Hammer hinten auf den Hobel schlagen. Viele haben dafür einen Metallknopf, um das Holz nicht zu beschädigen. Die erforderliche Schlagstärke hängt davon ab, wie stark das Eisen mit dem Keil geklemmt ist.
- Hobel soll dickere Späne abnehmen: mit dem Hammer das Eisen sehr vorsichtig weiter einschlagen. Danach wieder die Parallelität der Schneide zur Querrichtung der Hobelsohle kontrollieren. Korrektur durch leichte seitliche Schläge auf das Eisen am oberen Ende.

Die Größe der Spanabnahme kann man am besten durch kurze Hobelversuche an einem Stück Restholz beurteilen. Je dünner die Späne, umso besser wird die Oberfläche!
 
Das kommt auf die Aufgabe an. Wenn es darum geht, ein langes Balsabrett schmäler zu hobeln, würde ich den Schreinerhobel mit der Sohle nach oben in den Schraubstock spannen und das Brett darüber ziehen, das wird im Zweifelsfall gerader als mit dem kurzen Balsahobel. Wenn ich an einem Rumpf einen Überstand beihobeln soll, wäre mir der Schreinerhobel möglicherweise zu klobig. Beide Bauformen haben ihre Berechtigung. Wenn ich auf einen von beiden verzichten müsste, würde der Balsahobel rausfliegen.
Mit etwas Glück findet man auf Flohmärkten für ein paar Euro alte Profihobel, die sich wieder perfekt herrichten lassen. Habe erst neulich 2 Stück ergattert.
 
Hobeln und Hobel herrichten (zB für Schäftungen) gut erklärt 👍👏

Hallo Rolldinger,
Ich habe diverse antike Hobel zu Hause, aber nie gewusst, wie ich diese „fachmännisch“ herrichten und dann gebrauchen kann. Auch ich gehörte zu den Unglücklichen, die am Schleifteller Hobelklingen wohl nur unbrauchbar gemacht haben, auch ganz normale Stechbeitel, die danach statt zu schneiden nur noch Holz zerquetscht hatten oder Späne ausgerissen hatten….
Endlich eine fundierte Anleitung für die noch nicht ganz ausgestorbene Spezies der Selbstbauer ohne Fräser- und/oder Laser-Besitzer! 🤭👏
(Dazu passt auch der Vorartikel über das Schäften, meisterlich erzählt! ( In der 3-D-Zeichnung ist meiner Meinung nach die eine Holzleiste um 180 Grad falschgedreht, sodass eine Nicht-180-Grad-Schäftung entsteht)).

Wenn auch der Artikel schon uralt ist, er gehört in das RC-Wiki unbedingt rein!
VG Werner
 
Stimmt! 🤭

Hallo Bernd, stimmt, aber man(n) muss erst draufkommen, dass es überhaupt ein Problem ist:
Wie oben dargelegt, habe ich meine Kaufhauswerkzeuge erstmal auf der elektrischen Kaufhausschleifscheibe trocken geschliffen und kaputt gemacht, bis die Schneide geglüht hat (!!!) und jetzt ganz kaputt ist…. 🤢
Ich komme halt nicht vom Fach!
VG Werner
 
Ein beim Schleifen am Schleifbock zu heiß gewordenes Hobelmesser muss man nicht wegwerfen, vor allem nicht, wenn es gute Qualität war. Richtig heiß wird nur ein kleiner Bereich an der Schneide, der Rest des Messers ist nicht geschädigt. Also einfach ein paar etwasi Millimeter in der Länge abnehmen, und diesmal vorsichtig und mit sehr wenig Druck und immer wieder Abkühlung im Wasserbecher. Der neue Anschliff geht es auch am Schleifbock aber auch dort dauert das seine Zeit, da es nicht zu heiß werden darf. (keine Anlassfarben!)
Von Hand am Schleifstein eine Fase komplett neu anzuschleifen geht natürlich auch, aber obwohl ich ein geduldiger Mensch bin, würde sie dafün nicht reichen. Vregleichsweise schnell und präzise geht es an einer Nassschleifmaschine (prominentester Vertreter: Tormek), für den schmalen Geldbeutel ist das aber nichts.


.
 
Hallo Rolldinger,
bin ich ganz Deiner Meinung, aber ich habe halt nun mal keine Nassschleifmaschine und auch nicht vor, mir eine solche zuzulegen für die paar wenigen Augenblicke, wo ich wirklich hobeln muss.
Dafür springe ich jetzt halt eifrig zwischen nassgewordenem Trockenstein und Wasserhahn hin und her, mein neues Microfittnessprogramm! :D
Für den Feinschliff überlege ich mir ein kugelgelagertes Schrägbrettchen zu basteln, wo ich das Messer einspannen kann und Nasschleifband auf einem Glasrestenstück.....
So what!
VG Werner
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten