Karl Hinsch
User
Änderungen des F3J-Reglements, momentane Situation
Änderungen des F3J-Reglements, momentane Situation
Hallo,
die Idee die Seillänge auf 100 m zu begrenzen ist nicht neu und wurde in der Vergangenheit bereits mehrmals vorgeschlagen. Grundsätzlich begrüße ich Verbesserungen des Regelwerks, nur muß eine Regeländerung auch wirklich eine Verbesserung bringen. Dies ist aber zumindest nach meiner Meinung hier nicht der Fall.
Hier zwei Argumente zu diesem Thema:
1. Was hat die Verkürzung für Folgen?
Bei gutem Wetter mit viel Thermik kommt es bereits jetzt vor, das die meißten Piloten beim Start nach kurzer Zeit (2 bis 4 sec.) den Flieger vorzeitig aus dem Seil schießen, weil ihnen die geringere Höhe für den Einflug in die nächste Thermikblase reicht und sie damit einen Zeitvorteil bekommen. Hier bringt also eine Verkürzung keinen Unterschied.
Bei schwierigem Wetter braucht man dagegen die maximale Höhe und schießt so erst nach 5 bis 6 sec. aus dem Seil. Dann gibt es aber bei den Ergebnissen recht große Unterschiede, weil eben nicht mehr alle die Rahmenzeit ausfliegen und vorzeitig absaufen. Damit gibt es hier bereits eine stärkere Differenzierung der Wertungen, womit die Verkürzung des Seils nicht nötig ist.
2. stärkere Betonung der jeweiligen Startposition
Bekannterweise sollen die Piloten im Abstand von 15 m zueinander quer zur Startlinie stehen. Bei 10 und mehr Piloten pro Gruppe ergibt sich also eine Länge der Startlinie von 150 m und mehr. Wenn nun sich eine Thermikblase am einen Ende der Startlinie befindet, dann hat natürlich der Pilot, der am entfernten Ende der Startlinie starten muß, mit seinem Modell mindestens 150 m mehr an Strecke zu überwinden als der Pilot, der am "richtigen" Ende der Startlinie steht. Für diese längere Strecke braucht man nun auch eine gewisse Höhe. Berücksichtigt man nun, das Thermikblasen in Bodennähe kleiner sind und sich erst mit zunehmender Höhe ausdehnen, dann bringt eine Verkürzung des Seils eine stärkere Ungleichgewichtung, d.h. der Pilot, der am falschen Ende der Startlinie steht, hat noch mehr Probleme diese Blase zu erreichen und kommt mit größerer Wahrscheinlichkeit zu tief an um diese Blase noch auskreisen zu können.
Es gibt noch mehr Argumente, aber ich denke diese beiden sollten reichen um zu zeigen, das eine Verkürzung des Seils zum Einen keine Veränderung des Problems "Landewettbewerb" (natürlich nur bei gutem Wetter) bringt und zum zweiten die Bedingungen sogar noch ungleicher macht.
Insgesamt also keine Verbesserung, daher wurde dieser Vorschlag bisher nicht umgesetzt.
Einige Anmerkungen zum Thema "F3J als Einsteigerklasse":
Wie bereits von anderen beschrieben wurde, war F3J nie als Einsteigerklasse gedacht. Es ist auch bei international geflogenen Klassen grundsätzlich zu beobachten, das sich mit der Zeit der Aufwand und die Güte der Modelle erhöhen. Dies ist ein ganz normaler Vorgang, es beschäftigen sich eben weltweit immer mehr Piloten mit der Frage, wie man sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz erarbeiten kann. Es gibt ne Menge Beispiele für diesen Entwicklungsprozeß, z.B. die Klasse HLG/F3K. Wer kann sich noch erinnern, das man in der Anfangszeit (1992) mit nem gekauften Modell von Graupner (Benny) ganz vorne mitfliegen konnte. Das war ein komplett aus Holz hergestelltes Modell mit zwei Servos. Mittlerweile hat sich diese Klasse stark weiterentwickelt und man muß für wettbewerbstaugliche Modelle deutlich mehr Geld ausgeben.
Trotzdem bin ich der Meinung, das von allen internationalen Klassen F3J mit die niedrigsten Hürden beim Einstieg aufweist. Hier ist es nach wie vor möglich mit einem Modell in Styro/Abachi Bauweise mitzufliegen. Es braucht auch keine teure Elektrowinde oder eine noch teurere Elektroausrüstung (Motor, Regler, Akkus, Ladegerät), nur vergleichsweise günstige Handwinden und vor allem Helfer.
Man kann weiterhin die wesentlichen Aspekte allein auf dem Platz trainieren (Thermikfliegen, Landeeinteilung). Dafür brauchts auch keine Winde, ein kurzes Gummiseil genügt völlig.
Als Beleg für die Einsteigerfreundlichkeit kann sicherlich auch die Anzahl der Jugendlichen in dieser Klasse dienen. Es gibt jedenfalls kaum eine andere Klasse. bei der bei deutschen Meisterschaften 25 bis 30 Jugendliche mitfliegen. So hoch können die Einstiegshürden wohl doch nicht liegen.
Natürlich wird der Aufwand höher, wenn man bei Wettbewerben gewinnen und sich sogar für die Teilnahme an Europa- oder Weltmeisterschaften qualifizieren möchte. Allerdings ist hier vor allem Training vonnöten, es gibt ne Menge guter und teilweise auch preiswerter Modelle am Markt, es muß ja nicht immer das Neueste sein um vorne mitzumischen.
Abschließend kann ich jedem nur raten sich selbst ein Bild zu machen und einfach mal bei einem der vielen Wettbewerbe in diesem Jahr vorbeizusehen. Man kann auch den anwesenden Piloten durchaus Löcher in den Bauch fragen, wenn sie nicht gerade im Streß sind.
Gruß, Karl Hinsch
Änderungen des F3J-Reglements, momentane Situation
Hallo,
die Idee die Seillänge auf 100 m zu begrenzen ist nicht neu und wurde in der Vergangenheit bereits mehrmals vorgeschlagen. Grundsätzlich begrüße ich Verbesserungen des Regelwerks, nur muß eine Regeländerung auch wirklich eine Verbesserung bringen. Dies ist aber zumindest nach meiner Meinung hier nicht der Fall.
Hier zwei Argumente zu diesem Thema:
1. Was hat die Verkürzung für Folgen?
Bei gutem Wetter mit viel Thermik kommt es bereits jetzt vor, das die meißten Piloten beim Start nach kurzer Zeit (2 bis 4 sec.) den Flieger vorzeitig aus dem Seil schießen, weil ihnen die geringere Höhe für den Einflug in die nächste Thermikblase reicht und sie damit einen Zeitvorteil bekommen. Hier bringt also eine Verkürzung keinen Unterschied.
Bei schwierigem Wetter braucht man dagegen die maximale Höhe und schießt so erst nach 5 bis 6 sec. aus dem Seil. Dann gibt es aber bei den Ergebnissen recht große Unterschiede, weil eben nicht mehr alle die Rahmenzeit ausfliegen und vorzeitig absaufen. Damit gibt es hier bereits eine stärkere Differenzierung der Wertungen, womit die Verkürzung des Seils nicht nötig ist.
2. stärkere Betonung der jeweiligen Startposition
Bekannterweise sollen die Piloten im Abstand von 15 m zueinander quer zur Startlinie stehen. Bei 10 und mehr Piloten pro Gruppe ergibt sich also eine Länge der Startlinie von 150 m und mehr. Wenn nun sich eine Thermikblase am einen Ende der Startlinie befindet, dann hat natürlich der Pilot, der am entfernten Ende der Startlinie starten muß, mit seinem Modell mindestens 150 m mehr an Strecke zu überwinden als der Pilot, der am "richtigen" Ende der Startlinie steht. Für diese längere Strecke braucht man nun auch eine gewisse Höhe. Berücksichtigt man nun, das Thermikblasen in Bodennähe kleiner sind und sich erst mit zunehmender Höhe ausdehnen, dann bringt eine Verkürzung des Seils eine stärkere Ungleichgewichtung, d.h. der Pilot, der am falschen Ende der Startlinie steht, hat noch mehr Probleme diese Blase zu erreichen und kommt mit größerer Wahrscheinlichkeit zu tief an um diese Blase noch auskreisen zu können.
Es gibt noch mehr Argumente, aber ich denke diese beiden sollten reichen um zu zeigen, das eine Verkürzung des Seils zum Einen keine Veränderung des Problems "Landewettbewerb" (natürlich nur bei gutem Wetter) bringt und zum zweiten die Bedingungen sogar noch ungleicher macht.
Insgesamt also keine Verbesserung, daher wurde dieser Vorschlag bisher nicht umgesetzt.
Einige Anmerkungen zum Thema "F3J als Einsteigerklasse":
Wie bereits von anderen beschrieben wurde, war F3J nie als Einsteigerklasse gedacht. Es ist auch bei international geflogenen Klassen grundsätzlich zu beobachten, das sich mit der Zeit der Aufwand und die Güte der Modelle erhöhen. Dies ist ein ganz normaler Vorgang, es beschäftigen sich eben weltweit immer mehr Piloten mit der Frage, wie man sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz erarbeiten kann. Es gibt ne Menge Beispiele für diesen Entwicklungsprozeß, z.B. die Klasse HLG/F3K. Wer kann sich noch erinnern, das man in der Anfangszeit (1992) mit nem gekauften Modell von Graupner (Benny) ganz vorne mitfliegen konnte. Das war ein komplett aus Holz hergestelltes Modell mit zwei Servos. Mittlerweile hat sich diese Klasse stark weiterentwickelt und man muß für wettbewerbstaugliche Modelle deutlich mehr Geld ausgeben.
Trotzdem bin ich der Meinung, das von allen internationalen Klassen F3J mit die niedrigsten Hürden beim Einstieg aufweist. Hier ist es nach wie vor möglich mit einem Modell in Styro/Abachi Bauweise mitzufliegen. Es braucht auch keine teure Elektrowinde oder eine noch teurere Elektroausrüstung (Motor, Regler, Akkus, Ladegerät), nur vergleichsweise günstige Handwinden und vor allem Helfer.
Man kann weiterhin die wesentlichen Aspekte allein auf dem Platz trainieren (Thermikfliegen, Landeeinteilung). Dafür brauchts auch keine Winde, ein kurzes Gummiseil genügt völlig.
Als Beleg für die Einsteigerfreundlichkeit kann sicherlich auch die Anzahl der Jugendlichen in dieser Klasse dienen. Es gibt jedenfalls kaum eine andere Klasse. bei der bei deutschen Meisterschaften 25 bis 30 Jugendliche mitfliegen. So hoch können die Einstiegshürden wohl doch nicht liegen.
Natürlich wird der Aufwand höher, wenn man bei Wettbewerben gewinnen und sich sogar für die Teilnahme an Europa- oder Weltmeisterschaften qualifizieren möchte. Allerdings ist hier vor allem Training vonnöten, es gibt ne Menge guter und teilweise auch preiswerter Modelle am Markt, es muß ja nicht immer das Neueste sein um vorne mitzumischen.
Abschließend kann ich jedem nur raten sich selbst ein Bild zu machen und einfach mal bei einem der vielen Wettbewerbe in diesem Jahr vorbeizusehen. Man kann auch den anwesenden Piloten durchaus Löcher in den Bauch fragen, wenn sie nicht gerade im Streß sind.
Gruß, Karl Hinsch