Hallo Mathias,
...bin erst heute über Deine Frage gestolpert.
Das Programm von Dietrich ist sehr einfach zu bedienen und liefert im Rahmen seines Einsatzbereiches gute, sichere Ergebnisse. Die verschiedenen Ergebnisse für Stab 8% und Stab 16% haben folgende Gründe (in aller Kürze):
Wenn man den Schwerpunkt eines Flugzeuges im zugelassenen Bereich weiter nach nach vorne legt (und natürlich entsprechend "hoch" trimmt - vulgo die EWD vergrößert) dann fliegt das Modell mit mehr Eigenstabilität um die Nickachse, aber auch mit mehr Punpneigung. Die Lage des Schwerpunktes wird als "Anteil der mittleren Tragflächentiefe vor dem Neutralpunkt" angegeben. "8%" (etwas weiter hinten also) ist ein Wert für geübte Piloten, die mit der verringerten Stabilität zurecht kommen, 16% (also weiter vorne) ist eine Einstellung für nicht so geübte Modell-Piloten, die das Modell auch zeitweise alleine fliegen lassen können wollen. Die Grenze, von der Jürgen spricht, wäre bei "0%", das kann tatsächlich keiner fliegen, und wer's behauptet, der sitzt eher einem Rechenfehler und anderen Ungenauigkeiten auf.
Dietrichs Programm gibt Dir also in etwa einen Schwerpunkt-Bereich vor, innerhalb dessen Du Dir den zu Dir passenden Schwerpunkt aussuchen kannst; da solche Rechnungen immer Ungenauigkeiten und Vernachlässigungen enthalten, sollte man für den ersten Flug nicht an die hintere Grenze gehen - die Mitte des angegebenen Bereiches ist in etwa sinnvoll (das wären "12%", "mindestens 10%" wird allgemein empfohlen). Wirklich gute Piloten (insbesondere AKRO) gehen natürlcih noch weiter nach hinten, aber sicherlich nicht in die Nähe von "0%".
Was das mit dem Abwindfaktor auf sich hat?
Ok: dieser Faktor gibt an, wie viel sich der Anstellwinkel hinter der Tragfläche verringert hat. Um diesen Faktor ist also das Höhenleitwerk weniger wirksam als man alleine aufgrund der Geometrie vermuten möchte; Dietrich's Programm "sagt" also z.B. mit "Abwindfaktor: 0.430" aus, daß das Höhenleitwerk mit um 43% verringertem Anstellwinkel (gegenüber dem Nullauftriebswinkel der Tragfläche) angeströmt wird - bei 10° Anstellwinkel liegen am HLW nur knapp 6° an, bei 5° Anstellwinkel sind es nur etwas mehr als 2° (gilt auch im Rückenflug: -6° -> ca. -2.6° am HLW); woanders wird dieser Wert ein wenig anders angegeben (1-a): da heißt's dann, das Höhenleitwerk hat aufgrund des Abwindes nur noch 57% seiner Wirksamkeit.
Jürgen: Der Abwindfaktor ist also auch für die Schwerpunkt-Festlegung/Stabilität wichtig (sonst hätte sich Dietrich das Gewürge mit der Russow-Formel sicher erspart...). Ich weiß nicht, warum die EWD-Berechnung so oft ausgelassen wird; wenn man den Abwind "hat" dann werden die EWD-Ergebnisse nicht viel falscher als die Stabilitätsergebnisse. Was soll's... Es ist halt nur so, daß 2 Ergebnisse (Schwerpunkt und EWD) nicht so leicht unter einen Hut zu bringen sind und mit dem Taschenrechner meint man dann immer, die EWD ist eh falsch... Irrtum: Das Flugmodell fliegt auch nicht besonders, wenn diese beiden Werte absolut nicht zusammenpassen.
Mathias, ich freue mich über jeden, der mal was in dieser Angelegenheit hinterfrägt und empfehle Dir mal meinen Aufsatz über diesen Themenkomplex (
www.fmsg-alling.de/GerFlug.htm); Deine Fragen werden in den ausführlichen Teilen 1 und 2 behandelt.
Ich geb' Euch mal die Zugriffs-Zählerstände an: GerFlug: 1489, GerFlug1: 401, GerFlug2: 274, GerFlug3: 308, GerFlug4 und GerFlug5: ferner liefen. Ist schon spaßig - das was eigentlich interessant ist, lesen nur die wenigsten (oder sind die vom Haupt-Teil so abgeschreckt?
) Klar, das Thema ist komplex und erfordert eine ganze Reihe von Winterabenden, aber, wie gesagt, ich freue mich über jeden, der auch mal nach dem "Warum" fragt!
Schöne Grüße aus München,
Helmut
Nachtrag: Vorsicht! Hat der Milan nicht ein V-Leitwerk? das berücksichtigt Dietrichs Programm nicht! Das mußt Du erst umrechnen!
[ 10. Mai 2002, 18:26: Beitrag editiert von: Helmut Stettmaier ]