KEA 250 - Sport ohne Stress

"Maisi-Sekubäpp ™"
Nix da.
CA hat bei so einer Reparatur nichts zu suchen. Das geht alles mit Weissleim.

Wenn der KEA wieder in der Luft ist, werde ich wohl über die nächste Stufe nachdenken müssen. So ein Turtle Deck ist enorm praktisch, aber eben auch ein Riesenloch im Rumpf. Da geht noch was.

Nur die QR-Anlenkung - die mach ich wieder genauso. Von den schwarzen Dingern hab ich noch welche;)
 
erste Schritte

Der Rumpf ist statisch und geometrisch wiederhergestellt. Es fehlte kein wichtiges Teil, und alle Bruchstücke liessen sich sauber verzahnt mittels Weissleim an ihre alte Position bringen. Während der Trockenzeit wurde alles mit Tesafilm fixiert, was seine Spuren im Lack hinterlassen hat. So kommt man immer nur in kleinen Schritten weiter, weil zuerst die Reihenfolge stimmen muss, damit man nicht hinterher eine noch offene Klebestelle hat, an die man nicht mehr herankommt.

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Der Spant ist wiederhergestellt, das kleine Loch da vor dem Flügel wird später verschlossen. Vom Motorspant bis zum Nasenring war die linke Rumpfseitenwand weggebrochen, und der Motorspant war teils herausgerissen.

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Rechts fehlte die Rumpfwand von der Nasenleiste bis zum Motorspant.

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Die Nase ist wieder komplett in der Richtung...

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...was man an der einwandfreien Passung der Turtle Decks sehen kann.

Das bleibt jetzt erstmal alles so, denn nun folgt der entscheidende Teil, nämlich die Wiederherstellung der linken Fläche. Abgesehen von einer Aufdopplung des Holms wird die ganz ähnlich wie beim Rumpf erfolgen, nur dass das 0,8er Balsa der Beplankung noch etwas mehr Geduld erfordern wird.

Trotz der grossen Öffnung im Rumpf ist das ganze statisch “geordnet“ zerbrochen. An der Bauweise werde ich nichts grundsätzlich ändern, vor allem, weil ich nicht für den Absturz baue.
Das gilt auch für die Tragfläche. Die Belastungen in der Luft und alles, was halbwegs die Bezeichnung Landung verdient, steckt sie locker weg. Mehr muss sie nicht.
Seit den 70er-Jahre Baukastenmodellen, die ich damals gebaut habe, habe ich eine Allergie gegen den Begriff “Verstärkung“. Ich habe mir damals geschworen, irgendwann mal Flugmodelle anstelle von gepanzerten Projektilen zu bauen.

Und heute ist es soweit.
 
Linke Fläche

Der Rumpf ist wieder zusammen, jetzt wirds ernst. Sollte das mit der Flügelreparatur nicht hinhauen, kann ich immer noch die alte Fläche aus dem Rumpf fräsen und eine neue bauen.

Aber erstmal sehen, was geht.

Zur Vorbereitung werden zuerst die Fragmente der Beplankung am Rumpf wieder mit Weissleim fixiert. Da der Holm gebrochen ist, muss der irgendwie wieder angesetzt werden:
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Das viereckige Loch dient zum Einleimen eines Holmverbinders...
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...der mit Weissleim und einem Tropfen CA zur sofortigen Sicherung in Stellung gebracht wird.

Nach einigen Trocken-Anproben habe ich dann alle Bruchkanten und den Holmverbinder mit Ponal Express eingesaut, die Trümmer gefügt und erstmal eine Viertelstunde festgehalten.
Danach ist der Leim hinreichend abgebunden, um der Schwerkraft den Rest zu überlassen:
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Es sei nochmal darauf hingewiesen, dass es zunächst um eine rein funktionelle Reparatur geht. Wenn alles hält und der KEA genauso fliegt, wie vor dem Crash, dann gibt es vielleicht noch behutsame Kosmetik.

Vorher aber muss die linke QR-Anlenkung wiederhergestellt werden, und ein paar kleine Fehlstellen in der Beplankung sind auch noch da. Aber erst nach dem kompletten Durchtrocknen des Weissleims.
 
Wieder flugklar

Die linke Fläche ist wieder festgewachsen. Weder auf Biegung, noch auf Torsion lässt sich etwas bewegen, d.h. statisch gibt es offenbar keine Einschränkungen.
Also kommt jetzt die linke QR-Mimik wieder rein:
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Dieses Loch wird erstmal...

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...mit einem Abfallstück Balsa geschlossen...

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...und dann die Torsionsanlenkung wieder mit dem Querruder verbunden.

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von innen

Auch das Loch links vor der Nasenleiste ist geschlossen:
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Alles wieder komplett:
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Klar zum Werkstattflug. Der Motor hat nichts abbekommen, der neue Propeller läuft rund und ruhig.
 
fliegt wieder

Flug Nr. 67 und 68 fanden heute zwischen zwei Schauern statt.

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Wie erwartet ist KEA ganz der alte. Als wäre nix gewesen, zog er gerade aus der Hand davon und spulte ganz selbstverständlich sein Programm ab.

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Alles wieder gut also. Für den Schädigungsgrad ist die Reparatur ziemlich flott gegangen, der Aufwand bis hier waren etwa vier Stunden.

Ich denke, ein paar optische Retuschen hat er sich jetzt noch verdient!

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Spurenverwischung

Die Reparatur ist abgeschlossen. Nach sparsamem Einsatz von Leichtspachtel und verschleifen gab es eine Schicht CLOU Schnellschleifgrund und schliesslich Acryllack zur Ausbesserung.

Vorher/nachher:

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Das Gewicht hat um 2 Gramm zugelegt, was aber durchaus im Bereich der Messungenauigkeit der Waage liegen dürfte:
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Damit hat der KEA seine normale Parkposition im Hangar wieder erreicht, was ja das Ziel des Wiederaufbaus war:
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Fazit:
- Holz ist (fast) immer reparabel
- Im Zweifelsfall nicht “verstärken“, sondern lieber alle Trümmer sauber wieder einleimen.
- Nicht versuchen, den Apparat schöner zu machen, als vor dem Crash. Ein bisschen Mahnung beim Anblick der Narben schadet nicht!

Zurück zum Flugalltag!
 
...Na gut, dachte ich, dann bekommt der KEA eben etwas V-Form, denn Verwindung war zum Glück nicht zu verzeichnen...
...naja, fast nicht.
Tatsächlich flog der Kea bisher seit 96 Flügen mit einer etwas seltsamen Konfiguration, denn das linke Querruder hatte sich beim Heraustrennen aus der Fläche so verwunden, dass es innen im Strak, aber außen deutlich nach unten stand.
Interessanterweise machte sich das beim Fliegen nicht bemerkbar, denn Loopings sind auf Linie, es gibt keine Schokoladenseite und das Überziehverhalten ist zahm: kurz nicken und fertig.

Jetzt war mir aber das komisch stehende Querruder doch ein Dorn im Auge, und so habe ich mich mit der Heissluftpistole bewaffnet, um das linke Querruder zu richten und die rechte Fläche außen Richtung negativ zu verdrehen.

Die Aktion dauerte ganze 10 Minuten, als Temperatursensor diente die Hand, die jeweils die nötige Vorspannung auf das Teil gab. Somit ging es nicht über 60°, was weder für den Lack, noch für das Tesafilmscharnier zum Problem wird.

Nach optischer Peilung ist jetzt alles in der richtigen Flucht:
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Erprobung demnächst.
 
Fliegt geradeaus

Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt bei Regen geflogen bin. Heute jedenfalls hat es nur zu einem Werkstattflug gereicht, und es hat sich wieder einmal gezeigt, dass die optische Peilung mehr als ausreichend genau ist.

KEA brauchte keine Trimmkorrektur, und wenn es nicht wieder zu regnen begonnen hätte, wären bestimmt noch ein paar Flüge hinzugekommen.

Man kann auch gute Modelle durch etwas Feinarbeit noch verbessern. In diesem Fall ist beim Fliegen eigentlich nichts zu merken, aber immerhin kommen jetzt keine wieso steht denn das Querruder so komisch Fragen mehr. Auch ein Fortschritt.

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Das Graue da oben sind tatsächlich Wolken
 
100 Flüge

Ein gutes Jahr nach seinem Erstflug hat der KEA heute seinen 100. Flug gemacht. Das ist meine persönliche Untergrenze ab der ich sage der Bau hat sich gelohnt.

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Bis auf die Überbleibsel des Absturzes (siehe weiter oben) haben die 100 Cycles keine Spuren hinterlassen, und das trotz Bauchlanderei. Offenbar ist das Minimalfinish ausreichend haltbar und kann so beibehalten werden.

Der letzte Hangarbewohner mit weniger als 100 Flügen ist jetzt der SQUIB, was aber nur an den Anlaufschwierigkeiten des Entwurfs liegt.

A propos Entwurf: in meinem Kopf entsteht gerade etwas neues, von dem ich bis jetzt nur sicher weiß, dass es blau wird. Muss ich aber erst noch mental fertig bauen, bevor Holz ins Spiel kommt...
 
Gefahr von oben

Es gibt erstaunlich viele Möglichkeiten, ein Flugmodell zu beschädigen. Eine für mich neue habe ich gestern ausprobiert.

Wenn ich beim Club nebenan gastfliege, lagere ich die gerade nicht gebrauchten Modelle auf dem Autodach, um den Kofferraum frei zu haben. Das ist solange kein Problem, wie keine Windbö kommt. Es geht dabei nicht darum, dass die Vögel vom Dach geweht werden, denn das Auto steht windgeschützt. Aber die Eichen drum herum sind 20m hoch, und es ist Herbst:

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Etwas näher:

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Eichel gegen 0,8er Balsa 1:0.

Wie immer selbst Schuld, denn das war nicht die erste Eichel, die da runtergefallen ist.

Die erste, höchst innovative Idee war, die Trümmer mittels Unterdruck wieder in Position zu ziehen, wofür flugs diese Vorrichtung entstand:

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Der Schaumstoff dient als Auflagefläche, das Sperrholzstück wird oben drauf geklebt, und durch die Löcher zieht der Werkstatt-Staubsauger die mit Weissleim vorbehandelten Trümmer wieder glatt. So der Plan.

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Ein Foto vom Zustand nach dieser Aktion ist nicht nötig, denn die Trümmer waren von dem Unterdruck völlig unbeeindruckt.
Nix Innovation.
 
Dann eben anders

Nachdem der erste Versuch gescheitert war, habe ich mich wieder auf traditionelle Methoden besonnen.

Zuerst wird ein 40x20mm grosses Reparaturstück aus 1mm Balsa ausgeschnitten und dessen Umriss auf die beschädigte Partie übertragen:
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Mit einer neuen Klinge wird das kaputte Stück Beplankung ausgeschnitten, und zwar mit unter 45° schräg gehaltenem Messer. Auch das Reparaturstück ist 45° angefast, um mehr Klebefläche zu bekommen.

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Nach letzter Anpassung kommt das Reparaturstück mit Weissleim an seinen Platz:
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Das lasse ich jetzt erstmal durchtrocknen.
 
Hallo Holger !
Da du ja immer so ein Maserungspedant bist :) - solche Flickstellen nicht rechteckig ausschneiden, sondern eher eliptisch mit spitzen ecken, dann brauchst du auch nicht 45Grad anschleifen und es hält besser.
Ich hab mal dein letztes Foto etwas verunstaltet :
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Wenn man das Flickstück zuerst herstellt und auf den Flügel auflegt, kann man einfach mit dem Skalpell herumfahren. So ergibt sich dann eine viel bessere Schäftung als mit einem schräg geschliffenen Rechteck

Viele Grüße,
Sebastian
 
Ein schöner Flieger. Der Bauaufwand hält sich bei so kleinen Modellen auch in Grenzen und in der Werkstätte kann man problemlos mehrere davon einlagern! Alles Vorteile welche nicht zu verachten sind. Der Kleine gefällt mir!
Ich denke. dass man bei diesen Fluggewicht und der geringen Spannweite sogar auf den Hauptholm verzichten hätte können. Eine Schale von 1mm Balsa, sofern es sich nicht um dieses Matschbalsa handelt, sollte ausreichen für die zu erwartenden Belastungen.

Franz

Einfach genial das Ding!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja!

@Sebastian:
Richtig! So wäre die Krafteinleitung am saubersten. Eine andere Möglichkeit, wenn man lieber geometrische als Freihand-Formen hat, wäre eine kurze Aufdopplung unten auf den kurzen Seiten des Rechtecks, bevor man das Reparaturstück einleimt.
Hier aber ist die Funktion des Flickstücks eher kosmetisch, denn immerhin haben wir einen Holm! Da reicht das Rechteck.

@Franz:
Die Bauweise mit 1mm Schale ohne Holm habe ich bis 1800mm Spannweite ausgereizt. In der Tat gibt es bei kleinen Flügeln keine statischen Probleme, solange es um aerodynamische Belastungen geht. Hauptvorteil ist die unschlagbar einfache Gestaltung der Rippen. Seit ich keine  richtigen Profile mehr verwende, ist dieser Vorteil dahin. Meine letzte holmlose Fläche war der McSpeed 250 mit MH-43:
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Bocksteif, leicht und mit guter Profiltreue taugt sie bis heute für ihren Zweck.

Hauptnachteil der holmlosen Bauweise ist die Knickempfindlichkeit, hauptsächlich der Oberschale. Die kommt zwar erst bei Überlastung, sprich: Missbrauch ins Spiel, hinterlässt die Fläche aber quasi irreparabel:
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Das ist die rechte Fläche meiner Bugatti, die bei einem selbstverschuldeten Einschlag diesen Knick in der oberen Schale, der über die gesamte Flächentiefe geht, davongetragen hat. Hier hilft nur Neubau, wenn man den Anblick nicht ertragen kann. Ich fliege die Bugatti so weiter, denn weder auf Torsion, noch auf Biegung wirkt sich die Schwächung aus. Höchstwahrscheinlich wäre das mit Holm nicht passiert.

Der KEA mit 0,8mm Schale und 8% Profildicke wäre wohl ohne Holm auch mehr als grenzwertig. Und ohne Holm hätte ich ihn nach dem Einschlag (siehe weiter oben) nicht reparieren können.

So ein Holm ist also unterm Strich nicht verkehrt;)
 

Dix

User
Kann man sich auch auf eine Zwischenstufe einigen?

Holmgurte weglassen und nur eine Verkastung zwischen Rippen, Ober- und Unterschale stellen.
 
Fertig

Nach etwas Beischleifen, Grundierung mit Clou Schnellschleifgrund und einer Schicht Acryllack ist die Eichel-Einschlagstelle repariert.

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Lass den mal weitere 100 Cycles auf dem Buckel haben, dann ist das nicht mehr sichtbar.

In Zukunft lasse ich die Modelle nur noch nach vorheriger Überprüfung des Luftraums oben drüber auf dem Dach liegen. Man ist ja lernfähig:p
 

Dix

User
Sorry Holger,
ich hab immer nur Holm gelesen.

Ich meinte:
Rippen in die Beplankung stellen.
Auf der Holmlinie einen Schubsteg mit stehender Maserung zwischen die Rippen stellen.

Auf den Fotos konnte ich gut nicht erkennen. Wie Du es gemacht hast.

Geteilte Rippen und durchgehende Holmleiste mit Maserung in Spannweitenrichtung?
 
Geteilte Rippen und durchgehende Holmleiste mit Maserung in Spannweitenrichtung?
Exakt. Für alles bis mindestens 1,5m eine kugelsichere Bauweise mit einem Bruchteil des Aufwands im Vergleich mit einem Gurte-und-Stege-Holm.

Bei durchgehenden Rippen ist Dein Vorschlag ganz klar ein gangbarer Weg. Ich bin mir nur bis heute nicht sicher, ob bei senkrechter Maserung der Verkastung eine ernstzunehmende Verbindung mit Ober- und Unterschale erfolgt, weil mir in grauer Vorzeit ein Schreinermeister die Aussichtslosigkeit einer Hirnholz-Verleimung eindrücklich demonstriert hat. Das Einknicken der Oberschale wie bei der Bugatti dürfte aber jedenfalls erschwert werden.

Ansonsten habe ich bei durchgehenden Rippen gute Erfahrungen mit einem Holmkamm/Kammholm gemacht, auch hier wieder bei nicht allzu grossen Flügeln. Da positionieren sich die Rippen sogar von alleine.
 
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