1) Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich habe seit Jahren schon keine Zeit mehr, in Geschäften herumzulaufen. Der Tag ist von morgens bis Abends durchgetaktet auf 5min und zwischen Arbeit, Kinder, Haushalt usw. wüsste ich schon gar nicht, wann ich x Kilometer fahren und dann Stundenweise im Geschäft bummeln sollte. Meist muss ich schon schauen, wie ich irgendwo mal den Wocheneinkauf unterbringe, denn selbst das nächste Lebensmittelgeschäft bedarf des Autos. Online kann ich auch noch um 22:30 oder 5:20 einkaufen, ohne dass ich den armen Ladenbesitzer zu unmöglichen Zeiten auf Trab halte.
2) Wie schon erwähnt, gab es früher im Geschäft 5 Sachen und fertig. Egal was man brauchte, so wirklich das Richtige war selten dabei, meistens also fauler Kompromiss für viel Geld. Noch vor ein paar Jahren gab es bei uns auch noch einen Modellbauladen. Wie oft bin ich da hoffnungsvoll hingefahren, weil ich schnell mal was brauchte. Und wie oft war die Antwort "hab ich nicht da", "gibs nicht" oder "muss ich erst bestellen". Da ist der Weg zum selber klicken sehr kurz.
3) Ich weiß noch nicht ob ihr es schon bemerkt habt, aber das Hobby ist ein Sterbendes. Da kann die Nostalgie der alten Hasen von Holzbausätzen und Motörchen im Schaufenster auch nichts mehr raus reißen. Fakt ist, dass das Durchschnittsalter immer weiter nach oben geht und immer weniger nach kommt. Warum, dazu gibs hier mehrere Diskussionsrunden.
Bestes Beispiel: der Heli-Sektor und die ganzen 3D-ARF-Sachen. Das hat die letzten paar Jahre so stark nachgelassen, dass nur mehr ein paar wenige Firmen überhaupt in den Sparten tätig sind. Der Kundenkreis ist einfach sehr klein geworden.
4) In fast die gleiche Kerbe schlägt die Tatsache, dass der Markt ziemlich gesättigt ist. Früher hatten wir einen oder maximal zwei Flieger, alles eher einfach und im kleinen Bereich. Heute kennen ich kaum einen Kollegen, der nicht sagt "ich hab viel Zuviel Zeug!" Unsere Keller sind voll, Garagen gefüllt und der Bautisch überladen. Die meisten von uns haben definitiv mehr Zeug als notwendig und gut ist, die Käufe selbst begrenzen sich daher eher auf kleineres Zubehör, bisschen Grundmaterial usw. Dazu kommt dann immer noch mehr aus Verlassenschaften oder Vereinskollegen, die das Hobby aufgeben.
5) Sollte dann Einer von uns doch etwas kaufen, dann geht die Tendenz heute eindeutig zu hochwertigem, teuren Material. Voll-Carbon-Segler, große Motormaschinen, 3D-Flieger mit 3,5m Spannweite, Sternmotoren usw.
Das ist ein Spezialmarkt, der fast nur durch Herstellerverkauf oder über kleine Vertriebspartner laufen kann. Oder soll sich ein Laden 5 verschiedene Mokis und zehn Carbon-Flieger zwischen 5 und 10m Spannweite in das Geschäft hängen für den Fall, dass doch mal einer was kauft?
Früher war das Material selbst ganz anders. Ein "Vollsortiment" wie von Graupner hatte ein paar Baukästen Flieger, ein paar Schiffchen, drei Motoren und drei Servos + bisschen Zubehör. Die Leute sind in den Laden gepilgert und haben Brettchen, Kleber, Spannpapier und Messingröhrchen gekauft. Heute müsste ein Geschäft 1000ende Artikel auf Lager nehmen, die von billig bis High-End gehen und am Ende doch nur das Grabbelzeug sind, für das sich die Nobelmanufakturen zu schade sind. Sorry Leute, aber Keiner kann heute mehr von paar Schräubchen leben...
6) und Last but not least kommen die heutigen Rahmenbedingungen dazu. In der Innenstadt horrende Mieten und Autoverbote, in den Außenbezirken zu wenig Laufkundschaft, auf dem Land zu weit weg. Gesetze und Regularien überdrüber und am Ende greift der Staat noch so tief in die Taschen, dass es nur mehr weh tut.
Ich bin kein Hellseher und auch kein Prophet, aber die Entwicklung, die aktuell die Wirtschaft in Europa (und nicht nur dort) nimmt, ist mehr als düster. Die Politik redet von Herausfoderungen und schmeißt im gleichen Atemzug mit Steuern um sich, die Börsianer zocken mit Luftschlössern als ob es kein morgen gäbe und die Banker spielen Monopoly wie noch nie. Im gleichen Atemzug verbluten immer mehr Kleinbetriebe und Mittelständler, große Firmen straucheln und entlassen massenhaft Arbeiter. Immer mehr Leuten steht das Wasser bis zum Hals und für Konsum bleibt nicht wirklich was übrig. Das Einzige, was mich erstaunt: für Urlaub ist immer Geld da! Naja, mal schauen, wie lange die Komödie noch läuft...