Modellgeschwindigkeit

Hallo Jungs
Habe mich eben etwas einlesen wollen zum Thema Modellgeschwindigkeit und bin nun etwas verwirrt:
Beispiel Schnellbot Wiesel original und Modell von Graupner:
1) Vorbild:
42Knoten (vor Umbau) Länge:42.62m. Mit einer Wasserlinie von ca 45m erhalte ich eine VRumpf (=Vmax ?) von 30.19km/h oder 8.4m/s.
42Knoten entsprechen aber fast 80km/h! Was sagt uns das?
Auf all den Modellvideos auf Youtube kommt die Wiesel ja kaum aus dem Wasser! Ist/war Wiesel also ein "Halbgleiter"?
2) Modell
Mit Vorbildgeschwindigkeit 80km/h komme ich auf eine Modellgeschwindigkeit von 0.56m/s. Also rund die halbe Schiffslänge pro Sekunde.
So aus dem Bastelkeller heraus würde ich meinen, dass sieht doch eher nach Schleichfahrt aus als nach Schnellboot!
Mach ich da irgendwo ein Fehler oder täuscht das dermassen?
Gemäss meiner Erinnerung legt meine Wiesel vor ca 40 Jahren in einer Sekunde ein mehrfaches seiner Länge zurück.
 
...
Mit Vorbildgeschwindigkeit 80km/h komme ich auf eine Modellgeschwindigkeit von 0.56m/s. Also rund die halbe Schiffslänge pro Sekunde.
So aus dem Bastelkeller heraus würde ich meinen, dass sieht doch eher nach Schleichfahrt aus als nach Schnellboot!
Mach ich da irgendwo ein Fehler oder täuscht das dermassen?
Gemäss meiner Erinnerung legt meine Wiesel vor ca 40 Jahren in einer Sekunde ein mehrfaches seiner Länge zurück.
Das täuscht. Das Modell erreichte mit der empfohlenen Motorisierung ca. 5 km/h, und das ist maßstäblich betrachtet schon "sehr flott". Dass es im Vergleich eventuell langsam ausschaut, liegt einfach am Maßstab. Ähnliches hat man auch im Bereich Flugzeuge. Ein großer Airliner wirkt im Original extrem langsam. Bei maßstäblicher Reduzierung der Geschwindigkeit würde ein Flugmodell bei etwas Wind in der Luft stehen. 😉

So langsam finde ich die Wiesel nun allerdings auch nicht:
 

HaWo

User
Für die subjektiven Verhältnisse Vorbild zu Modell gibt's keine allgemeingültigen Umrechnungsfaktoren. Wenn das Original beeindruckend ist, dann heißt vorbildgerecht, daß das Modell auch beeindruckend sein muss. Das Video finde ich z.B. ganz schön, aber nicht beeindruckend, also fährt für mich das Boot zu langsam.
Geräuschlos, ohne das Gedröhne, würde es wieder deutlich mehr hermachen. Weil ohne das künstliche Geräusch die Phantasie mehr Spielraum hat, das Gesehene mich also weniger enttäuscht.
 

HaWo

User
Ist ja bei den Fliegern auch nicht anders. Me109, Spitfire, Mustang, die gehen alle nur schnell und tief. Oder mit möglichst tiefem Heck reinwackeln :)
 
Abend allerseit

Ja also wenn ich mir das zweite Video der Vorbilder anschaue, dann ist eine halbe Bootslänge pro Sekunde denke ich gar nicht mal so falsch.

Für die subjektiven Verhältnisse Vorbild zu Modell gibt's keine allgemeingültigen Umrechnungsfaktoren. Wenn das Original beeindruckend ist, dann heißt vorbildgerecht, daß das Modell auch beeindruckend sein muss.
Ja, irgendwie sehe ich das auch so. Trotzdem sollte man wenigstens wissen welche Geschwinddigkeit inetwa der Realität entspricht.
Genannte 5km/h entsprächen ja beim Vorbild einer Geschwindigkeit von 200km/h oder etwa 110 Knoten.

Mich würde aber immer noch interessieren wie genau die "Wasserlinie" die zur Berechnung der Rumnpfgeschwindigkeit in die Formel einzusetzen ist, definiert ist: Ist das nur eine Bootshälfte oder ist das der Wasserlinienumfang, als beide Bootsseiten?
Bsp: Wiesel: Länge = 42m
Ist die Wasserlinie nun ca 48m (Bug bis Heck) oder 96m (Bug via Heck bis Bug)
 
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Mich würde aber immer noch interessieren wie genau die "Wasserlinie" die zur Berechnung der Rumnpfgeschwindigkeit in die Formel einzusetzen ist, definiert ist: Ist das nur eine Bootshälfte oder ist das der Wasserlinienumfang, als beide Bootsseiten?
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Mach' es einfach wie die Modelleisenbahner 😉 :
Entweder vorbildgetreu langsam, oder einfach so schnell, wie es Dir gefällt. 😉
 

Kuddel

User
Moin,
die Wasserlinie ist die Länge, mit der das Boot ins Wasser eintaucht. Sie wird nur einfach benutzt (also nicht rechte und linke Bootsseite addiert) und ist in der Regel kürzer als die Länge über alles. Auf die Wiesel bezogen heißt das: Der Überhang des Bugs wird von der Länge über alles abgezogen, der Spiegel steht senkrecht, so dass dort keine Abzüge fällig werden. Ich würde grob schätzen, dass der Überhang des Bugs 2,0...2,5 m beträgt, so dass sich als Wasserlinienlänge etwa 55 m ergeben.
Von Segelyachten kenne ich es, dass in den technischen Unterlagen die Länge über alles (LüA) und auch die Wasserlinienlänge (LWL) angegeben ist. Damit ist dann die theoretische Rumpfgeschwindigkeit errechenbar. Bei Marineschiffen ist wohl aus ersichtlichem Grund die Datenlage nicht ganz so gut.
Gruß
Kuddel
 
Für die subjektiven Verhältnisse Vorbild zu Modell gibt's keine allgemeingültigen Umrechnungsfaktoren
Wenn Du im Netz nach Modellgeschwindigkeit suchst, wirst Du eine Formel finden, in der Originalgeschwindigkeit und Maßstab berücksichtigt werden.
Die Betrachtung der Rumpflänge macht eigentlich nur bei Verdrängerbooten Sinn, wenn es um die Rumpfgeschwindigkeit eines Wasserfahrzeuges geht.
Wenn Du andere Wünsche hast, wirst Du auch Lösungen finden.
 
Tja....

da streiten sich die Geister. Um das vorbildgetreue Wellenbild zu erreichen, berechnet man das nach der Froudschen Formel. Originalgeschwindigkeit geteilt durch die Wurzel des Verkleinereungsmaßstabes ergibt die Modellgeschwindigkeit. Wir reden hier von Wellen (Bug und Heckwelle) das bedingt die Wurzel. Wenn man danach fährt sind auch die Reaktionen auf Ruderausschläge sehr ähnlich.

Jedenfalls werden nach dieser Formel Modelle in Schleppkanälen gefahren um eine maßstäbliche Reaktion des Modells auf Wellen etc. zu erzeugen.

So schön schäumen wie im Original wird es nie, da Süßwasser auf dem wir Modellbauer fast immer fahren sowieso weniger schäumt als Seewasser und weil das mit den Schaumblasen in klein eh anders ausssieht. Das Bild wie in obigem Film trügt auch deshalb, weil im Film eine lange Dünung geht.

Dass dann natürlich das Boot im Wasser viel schneller über den See fährt, als die Dampflok im gleichen Maßstab um den See herumfährt ist klar. Würde doch das Gestänge der Lok sonst für den Betrachter kurz vor dem mechanischen Exitus stehen.

Modellbau hat so seine Maßstabsprobleme...

Mach die Wiesel ordentlich flott, sieht einfach besser aus. Meine H.H. Meier war vor 45 Jahren auch deutlich schneller als die Graupner Bermpohl in fast gleichen Maßstab, machte aber deutlich mehr her und sah dabei besser aus:D

Grüße
 

HaWo

User
Wenn Du im Netz nach Modellgeschwindigkeit suchst, wirst Du eine Formel finden, in der Originalgeschwindigkeit und Maßstab berücksichtigt werden.
[...]
Nicht wenn es um subjektive Größen geht, den Eindruck von Vorbildgerecht. Ich kenne nur einen Bereich, wo das funktioniert: die oben angesprochene Modelleisenbahn. Und selbst da gilt das eigentlich nur für Dampfloks. Ein langer Güterzug mit zwei 42ern auf der Steigung im 'Kriechgang' wird auch Kinder beeindrucken, die Nase direkt am Gleis. Bei einem ICE wird's schon schwieriger.
 
Ich gebe auch mal meinen Senf dazu.

Was bei Schiffen meist außer Acht gelassen wird ist die Tatsache, dass man das Wasser nicht masstäblich verkleinern kann. Sprich die Moleküle des Wassers bleiben genauso groß wie im Original. Dadurch verhalten sie sich auch so und nicht wie es für das Modell entsprechend wäre. Dieses beeinflusst die Wellen in Höhe, Länge und auch im Verhalten beim brechen. Dadurch wirkt es bei masstäblicher Geschwindigkeit nicht so beeindruckend.
 

ArneH

User
Hallo Jungs
Habe mich eben etwas einlesen wollen zum Thema Modellgeschwindigkeit und bin nun etwas verwirrt:
Beispiel Schnellbot Wiesel original und Modell von Graupner:
1) Vorbild:
42Knoten (vor Umbau) Länge:42.62m. Mit einer Wasserlinie von ca 45m erhalte ich eine VRumpf (=Vmax ?) von 30.19km/h oder 8.4m/s.
42Knoten entsprechen aber fast 80km/h! Was sagt uns das?
Auf all den Modellvideos auf Youtube kommt die Wiesel ja kaum aus dem Wasser! Ist/war Wiesel also ein "Halbgleiter"?
2) Modell
Mit Vorbildgeschwindigkeit 80km/h komme ich auf eine Modellgeschwindigkeit von 0.56m/s. Also rund die halbe Schiffslänge pro Sekunde.
So aus dem Bastelkeller heraus würde ich meinen, dass sieht doch eher nach Schleichfahrt aus als nach Schnellboot!
Mach ich da irgendwo ein Fehler oder täuscht das dermassen?
Das Problem ist, dass die Physik da nicht linear skaliert.
Die sog. Rumpfgeschwindigkeit* (die hängt von der Wellenlänge ab) skaliert wie @Solnabb schrieb mit der Quadratwurzel der Länge (und damit des Maßstabs bei einem Modell). Sie beträgt gemessen in km/h etwa 4,53 * die Quadratwurzel aus der Rumpflänge in Metern.
Damit ändert sich das Fahrbild in Bezug auf die Fahrlage eben auch mit der Quadratwurzel des Maßstabs. Damit wäre eine vorbildgerechte Geschwindigkeit der Wiesel ca. 12 km/h.


*Die Rumpfgeschwindgkeit ist die Geschwindigkeit, wo die Wellenlänge das Maß erreicht, wo der Rumpf im Wellental der Bugwelle 'versinkt'. Für einen reinen Verdränger ist das ziemlich 'das Ende der Fahnenstange', weil er 'im Tal hängen bleibt'.
 
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