Albuquerque 2017 - mein Bericht
Albuquerque 2017 - mein Bericht
Liebe Kollegen!
Ich möchte auch im eigenen Interesse dem Wunsch von Dietmar nachkommen und versuche unsere Reise und Eindrücke zu schildern.
Die Vorgeschichte:
Nachdem mich seit 2015 das RES-Fieber gepackt hat und ich mich in der Zwischenzeit dahingehend auch spezialisiert habe, hatte ich in der Zwischenzeit durch den direkten Verkauf und indirekten Vertrieb über Neil von „Hyperflight“ einige gute Kontakte in die Staaten und verfolgte mehr oder minder regelmäßig die Aktivitäten via RC-Groups.
Greg McGill, der von mir im Vorfeld verschiedene Modelle und 10 komplette RES-Hochstart-Sets, die dann auch beim Wettbewerb eingesetzt wurden (die Gummis sind von Sepp), angeschafft hatte, machte mich schlussendlich auf den ersten großen Wettbewerb aufmerksam.
Als ich dann auch noch las, dass Sepp sich mit ein paar Kollegen angekündigt hatte, war die Motivation groß und nach einem Telefonat mit Sepp der Entschluss schnell gefasst, dass ich dort auch dabei sein will
…
Die Reise:
Wir, ich und meine Freundin Doris, flogen von Wien über London und Dallas nach Albuquerque. Wir entschieden uns zu einem Gabelflug mit Rückflug ab Las Vegas, da die naheliegenden (zumindest für amerikanische Verhältnisse) Nationalparks einige Optionen für einen Kurzurlaub nach dem Wettbewerb zuließen.
Albuquerque, der Wettbewerbsort:
Die Stadt mit gut 550.000 Einwohnern ist recht weitläufig (keine Hochhäuser) und macht einen sehr freundlichen Eindruck. Sauber, sicher und vertrauenserweckend. Der Flughafen liegt direkt im Zentrum am südlichen Ende. Von dort sind fast alle Punkte innerhalb einer ½ Stunde erreichbar.
Der eigentliche Veranstaltungsort, der „Balloon Fiesta Park“, liegt im Norden und ist ca. 20 Min. vom Flughafen bzw. Zentrum entfernt. Wir wählten ein Hotel in der Nähe ca. 5 Min. entfernt.
Der „Balloon Fiesta Park“ ist ein großer Park mit Tradition. Hier findet seit 1972 jährlich Anfang Oktober mit über 500 Ballonfahrern das weltweit größte Treffen statt und zieht dadurch mehrere hundert tausend Besucher an. Die Stadt liegt auf rund 1.700 Metern und ist östlich durch die über 3.200m hohen „Sandia Mountains“ = Wassermelone auf Spanisch – begrenzt.
Der Park aus südlicher Richtung vom Balloon Museum aus
Der Wettbewerb:
Der Wettbewerb begann samstags morgens mit dem Zusammenbau der Modelle und der Registration bei der ASA. Bei der ASA handelt sich um den amerikanischen „Aeroclub“, eine Mitgliedschaft ist notwendig, um am Wettbewerb teilnehmen zu können.
Nach einem Pilotenbriefing und Beantwortung offener Fragen startete der Wettbewerb um ca. 09:30 zu den ersten Wertungsflügen. Ausgegeben wurde, dass wir bis zu 12 Runden fliegen werden, es kein Fly Off und keine Streicher geben wird.
Das Briefing am Samstag morgen
Der Wind war noch gering und die Temperaturen mit vielleicht 8° C recht niedrig. Die Höhe und direkte Sonneneinstrahlung ergeben jedoch einen raschen Temperaturanstieg und bald die ersten Thermikauslösungen, wodurch bereits von Beginn weg volle Zeiten geflogen werden konnten. Die Fläche des Parks ist recht groß, das Gelände Richtung Westen leicht abfallend. Nördlich und östlich besteht eine leichte Geländestufe, östlich befindet sich dazwischen auch noch ein großer Parkplatz. Allesamt viele Möglichkeiten für Thermikauslösungen, wenn der richtige Punkt gefunden wurde. Hier hatten die Lokalmatadore mit ihren Erfahrungen wahrscheinlich leichte Vorteile.
Grundsätzlich war es den ganzen Wettbewerb so, dass fast immer mehr oder minder kleinere Thermikblasen bestanden. Die Kunst bestand aber wie immer darin, die richtigen Punkte, je nach Sonnenstand und Wind, anzufliegen und somit auch zu finden, was aufgrund der vielen Möglichkeiten oft recht schwierig war. Insgesamt waren die Aufwindfelder recht klein und meist auch kurzlebig. Es passierte mir ein paar Mal, dass ich tief anfliegend den Anschluss an die über mir steigenden Modelle nicht mehr fand. Auffallend war hier, dass unsere hervorragend fliegenden amerikanischen Kollegen das Aufkurbeln aus geringster Höhe in sehr engen Schläuchen perfekt beherrschen.
Nach einem vorsichtigen Einstieg auf Platz 14 nach der ersten Runde wurde die Vertrautheit in die Gegebenheiten immer besser und so konnte ich den ersten Tag über 10, 6 und 3 auf dem für mich persönlich extrem erfreulichen Platz 4 am Samstagabend beenden. Im letzten Durchgang war die Ablösung über dem Platz sehr stark und großräumig, wodurch ich den Rückflug aufgrund des ungewohnt starken Gegenwindes nicht mehr schaffte. Da ich glücklicherweise die längste Flugzeit hatte, war für mich im Nachhinein der Punkteverlust überraschend gering. John Armstrong schien nach den ersten 3 Runden mit jeweils 1.000 Flügen nicht zu schlagen zu sein. Nach 2 ordentlichen Patzern in Runde 4 und 5 vergab er aber bereits am ersten Tag nahezu alle Chancen und so setzte sich der ebenfalls sehr stark und konstant fliegenden Peter Goldsmith vor Greg McGill und Skyler Raver an die Spitze des Zwischenklassements.
Abends trafen sich die meisten Piloten bei einem hervorragenden BBQ Dinner am Fuße der „Water Melons“ und so konnte der erste Tag gesellig bei bester Laune beendet werden.
Der Sonntag begann zeitig. Wir trafen uns bereits um kurz nach 07:30 Uhr, um unsere Modelle aufzubauen. Das Pilotenbriefing fand bereits um 08:30 Uhr statt, um den Tag optimal zu nutzen und noch möglichst viele Durchgänge fliegen zu können.
Sonntag Morgen
Und so starteten wir den 6. Durchgang um kurz nach 09.00 Uhr. Thermik war vorhanden, jedoch sehr moderat ausgeprägt. Anfangs war der Wind aus südlicher Richtung noch schwach und die Hochstarthöhen war recht gering. Im 7. Durchgang drehte dann der Wind überhaupt auf Nord und wir mussten mit mehr oder minder stärkerem Rückenwind starten. An diesem Tag war konnte ich nach dem Ausklinken nur 1 x eine Startüberhöhung erreichen. Die restlichen Flüge kämpfte ich mit schwacher Thermik immer in sehr geringer Höhe ums Absaufen. Das machte es für mich recht nervenaufreibend. Immer um das Wissen einer guten Zwischenplatzierung und der permanenten Angst die Zeit nicht mehr aus fliegen zu können. Nach Durchgang7 wurde dann glücklicherweise die Startrichtung in Richtung Norden umgekehrt. Die letzten 2 Durchgänge ergaben wieder bessere Ausklinkhöhen und entsprechend größeren Spielraum. Die Thermik war dennoch weiter schwach, zwischenzeitlich zogen auch einige Zirrenschirme über Albuquerque und schatteten entsprechend ab. Im letzten Durchgang war ich nach knapp 3 Minuten ums Landen und konnte im abschüssigen Gelände bei Gegenwind in vielleicht 20 Metern den rettenden Aufwind finden. Der Wind versetzte mich jedoch weiter weg und die Thermik war wieder sehr gering. Ein geringer Höhengewinn ermöglichte mir schlussendlich aber die Rückkehr mit minimalster Reserve.
Im Hintergrund die über 3.000m hohen "Water Melons"
Beim Pilotenbriefing wurde bereits besprochen, dass wir am Sonntag bis max. 13:30 Uhr fliegen wollten, da viele von weit weg angereist waren. So stand nach dem 9 Durchgang noch kurz die Abstimmung an, ob wir weitere Durchgänge fliegen wollen. Im Wissen unter den ersten 3 zu sein, stimmte ich, so wie die Mehrheit, für die Beendigung des Wettbewerbs...
Ich fliege einen Wettbewerb in Amerika und darf mich über einen Podestplatz freuen, einfach nur geil
!!!
Die finale Auswertung dauerte nicht lange und so fand anschließend die Siegerehrung statt.
1. Skyler Raver (ein junger hervorragender F3K Pilot, es war sein erster Sieg)
2. Meine Wenigkeit
3. Peter Goldsmith (ein Universalgenie, seht euch seine Facebookseite an ….)
Mein Resümee:
Der Veranstalter um den Albuquerque Assosiation Soaring Club und der ASA mit Steve Moskal, Greg McGill, Richard Shagam und vielen Helfern waren extrem bemüht und organisierten einen hervorragenden Wettbewerb. Kleinere Anfangsschwierigkeiten waren schnell behoben und der Veranstalter war um die Erfahrungen von Sepp, Sepp & Bert sehr dankbar.
Das Gelände hat Tradition und ist einzigartig. Unsere Kollegen aus den Staaten sind extrem gastfreundlich und hilfsbereit. Ich habe viele nette Leute kennengelernt und habe ein paar neue Freunde gefunden.
Mein herzlichster Dank an ALLE!!!
Wer einmal etwas anderes bzw. verrücktes machen will und das Ganze mit einem (Kurz-)Urlaub verbinden will, der sollte unbedingt die nächste Gelegenheit nutzen. Ich plane für das nächste Jahr ….
Modelle:
Der Sieger Skyler Raver flog einen AndREaS, ich den X-RES und Peter Goldsmith einen OPAL.
Sehr begehrt und hoch geschätzt sind die Modelle aus Europa. Voran aus der Schmiede um den Grazer Sepp aus Dachau, viele X-RES, MAD-RES und anderen bewährten Konstruktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Aber auch die Kollegen aus den USA haben sich in der letzten Zeit viele hervorragenden Konstruktionen einfallen lassen: OPAL von Peter & Caroline Goldsmith und Yellow Jacket ließen keine Fragen offen. Andere Modelle wie der Chrysalis überzeugten, wurde aber (noch) nicht eingesetzt.
Ein paar davon sollten in naher Zukunft bei mir erhältlich sein.
Abschließend:
Wir nutzten die verbleibenden Tage um eine Reise durch die Nationalparks wie Grand Canyon, Monument Valley, Arches National Park und Bryce Canyon nach Las Vegas zu machen. Dazu reichten 5 Tage bzw. 1400 Meilen, um eine stressfreie und schöne Zeit zu verbringen.
Die Temperaturen waren in der Nacht immer sehr kühl (um die 0°C) die Tagestemperaturen zwischen 18 und 25°C aber sehr angenehm. Die meisten Zeit unter Tags verbrachten wir trotz des Monats November im T-Shirt
.
Abschließend ein Paar Bilder von der Reise danach.
In Las Vegas wurde ich bereits erwartet
...
Mit besten Grüßen,
Robert