Hallo Thermikraser,
es kommt wie immer darauf an, was der Herr Normaluser machen will.
Wenn wir aber gerade beim Stöbern in älteren Aufwind-Ausgaben sind, dann nehmen wir uns doch gleich noch die Exemplare 1/2000 und und 3/2000 zur Hand. Da ist einiges zu Profilen, ihren Ähnlichkeiten, der Entstehung und Hintergründen geschrieben. Geht man einmal von der exakten Reproduktion per CNC-Fräse aus, um tiefgreifende Profildiskussionen nicht von vornherein ad absurdum zu führen (übrigens macht die Klebenaht, sofern nicht schon beim Formenbau bedacht, einige Profile an Voll-Gfk-Maschinen dicker als angegeben), dann hängen die Unterschiede hauptsächlich von der Betrachtung der Flugaufgabe sowie der Entwicklerphilosophie ab. So gab es zu Zeiten der RG 15-Entstehung noch keine Normwinden oder 10min-Zeitflugaufgaben, aber auch keine noch weite Verbreitung von CNC-Fräsen oder etwa XFoil, das gegenüber dem Eppler-Code bekanntlich laminare Ablöseblasen (LABn) versucht zu berücksichtigen. Die aufgrund der Verwendung besserer Baumethoden und -materialien heute möglichen geringeren Profildicken kommen mit LABn vielfach besser klar. Demzufolge wäre das HN also besser...
Aber: Je nach Anwendungszweck und Flugstil gibt es eine gewisse optimale Wölbung und Dicke. Generell ist das HN-354 wesentlich dünner, aber stärker gewölbt als das RG 15. Wo nun welches Profil was besser kann, zeigen die Polaren (hallo Haru!). Andreas Herrig hat in seinen Artikel ja einige Diagramme gepackt und auch beurteilt. Wem die im Aufwind zu fitzelig sind, der kann sich von der
AGM-Page die Großversion herunterladen. Ud wer immer noch keine Polarendiagramme lesen kann, der hat offenbar konsequent die "Profile light"-Serie von Hartmut Siegmann zugunsten der bunteren Bildchen auf anderen Seiten überblättert oder sollte dringend zum Optiker
.
Nochmal zur Designphilosophie:
Das RG 15 ist eher ein Einzelprofil, während die HN-Profile in jüngerer Zeit und die HQ(W) schon seit längerem konsequent als Familie zur Anpassung/Auswahl für den jeweiligen Einsatzzweck entwickelt wurden.
Jeder Entwickler hat so seine eigene Handschrift.
Die HNs haben fast immer eine gleichbleibende Dicken- und Wölbungsrücklage und ähneln sich deshalb auch untereinander sehr - die HQ und HQW sowieso.
MHs sind als Pylon/F5B-Profile entwickelt, daher stark auf Minimalwiderstand um cA0 herum optimiert und weisen ob der in diesem Zusammenhang oftmals geraden Unterseite geringe cm0 auf. Ohne tiefere Kenntnisse sollte man Dicken- und Wölbungsmodifikationen hier eher unterlassen.
Mark Drela, der als Entwickler die Stärken und Schwächen von XFoil wohl am besten einschätzen kann, legt großen Wert auf die Vermeidung von LABn, wodurch die Profile sehr dünn geraten. Damit das Anwendungsgebiet trotzdem breit bleibt, hat er bei den 4X-Serien den Klappenstellungen für besondere Flugzustände besondere Aufmerksamkeit gewidmet (bei Thermikstellung gerade Oberseite, bei Speedstellung gerade Unterseite).
Just my two cents...
Friedmar Richter