Rumpfhälften mit Nahtband verbinden - welche Technik?

Milan

User
Moinsen.

Ich habe eine PIK20-Form aus der ich demnächst einen Rumpf laminieren werde.

Nahtband.jpg

Da ich in diesem Fall keine Verklebeleisten habe und die Rumpfhälften nicht naß in naß verkleben kann ( bin halt zu langsam...) werde ich ein Nahtband hierfür verwenden.
Jetzt kommts: Wie vorgehen?
Eine Möglichkeit könnte sein, die Bereiche wo das Band die Rumpfhälften bedeckt mit Harz einzustreichen, dann die Form verschliessen und danach das vorgetränkte Nahtband einzuziehen und anzudrücken.
Oder:
Die vorgetränkten Nahtbänder mit Überstand an die zwei Rumpfhälften laminieren, ordentlich anziehen lassen, die Form verschliessen und den angelierten Überstand in die gegenüberliegende Seite zu drücken.
Was ist Eure Erfahrung? Wie macht Ihr das? Habt Ihr einen Tipp für mich?

Danke voraus und Ahoi.

LG Harry
 
...

Oder:
Die vorgetränkten Nahtbänder mit Überstand an die zwei Rumpfhälften laminieren, ordentlich anziehen lassen, die Form verschliessen und den angelierten Überstand in die gegenüberliegende Seite zu drücken.
Was ist Eure Erfahrung? Wie macht Ihr das? Habt Ihr einen Tipp für mich?

Danke voraus und Ahoi.

LG Harry

Hallo Harry,

das wäre so etwa die Methode, die ich in solch einem Fall anwende. Nur würde ich nicht warten, bis das Harz geliert. Genauer:
1) Nahtroller mit ausreichend langem Stiel besorgen/basteln und eine Taschenlampe harzdicht in Gefrierbeutel einpacken; "Spritzbeutel" bereitstellen
2) schneidfeste Unterlage ausreichender Länge (z.B. "Resopal"-Platte o.ä.) bereitlegen
3) Folie mit aufgezeichneter Form des Nahtbands (Markierungen auf der Seite, die nicht mit Harz in Berührung kommt) auflegen und mit ein wenig (Papier-)Tape an der Platte befestigen
4) Gewebestreifen (Übermass) auflegen, aus mehreren Gründen ist hier 45/45 Grad ideal; falls mehrlagig: abgestufte Breiten vorsehen
5) Gewebe tränken
6) Gewebe mit Rollcutter entlang der Markierungen ausschneiden; Gewebe bleibt auf der Folie
7) wenn es Platzprobleme in der Werkstatt gibt: Platte beiseitestellen und die Zuschnitte vorsichtig aufhängen (z.B. über eine Stuhllehne o.ä)
8) "Klebemumpe" anrühren: Harz mit Thixotropiemittel (z.B. Aerosil/Cab-o-sil) zu einer Masse verrühren, die etwa die Konsistenz von Zahnpasta haben sollte, evtl. etwas dicklicher
9) Wenn der Rumpf nicht nachlackiert wird: weisse (oder bei der PIK auch rote/gelbe/grüne) Pigmente oder Farbpaste einmischen, dadurch wird die Naht später "unauffälliger"
10) Rumpfinnenseiten im Bereich den das Nahtband einnehmen soll mit der Klebemumpe einstreichen; nicht zu dick, etwa so, wie man eine normale Pinsellackierung ausführt
11) Verschmutzungen/Kleckereien auf der Trennebene vorsichtig entfernen (nach "aussen" wischen, damit sich das Laminat nicht bei versehentlichem verhaken schon aus der Form löst)
12) Nahtband einlegen (mit der Folie dran) und zwar "versetzt", z.B. unteres Nahtband in die rechte Formhälfte, oberes in die linke.
13) jeweils bis ca. 5mm vor der Formkante andrücken, den Rest vorsichtig nach innen biegen, aber nur soweit, dass beim Zusammensetzen der Formen kein vorzeitiger Kontakt mit der Rumpfinnenseite entstehen kann. Das kann (hauptsächlich wegen der Folie) eine elende Fummelei werden. Falls es garnicht anders geht: Folie jetzt schon vorsichtig abziehen.
14) einen "Spritzbeutel" mit der Klebemumpe füllen und eine Raupe in den 5mm-Bereich spritzen, in dem das Nahtband noch nicht an der Rumpfinnenseite anliegt
15) Die Formkante der unteren Form mit ein paar Abstandhaltern belegen, z.B. (halbe) Mundspatel, und zwar so, dass sie später problemlos nach aussen entfernt werden können
16) obere Form auflegen, dabei nicht nur senkrecht absetzen, sondern mit etwas Versatz anfangen (daher Punkt 12 oben) und die Formen quasi schräg zusammenbringen, das minimiert das Risiko einer vorzeitigen Berührung zwischen Rumpfwand und Nahtband (am besten zu zweit arbeiten)
17) Formen ausrichten
18) Mit einer Lampe innen kontrollieren, dass das Nahtband nirgends vorzeitig anliegt, oder gar in den Spalt zwischen den beiden Formen geraten ist. Falls das doch der Fall sein sollte kann es mit einem geeigneten Hilfsmittel (z.B. dünnergeschliffene Mundspatel), das zwischen den Trennebenen geführt wird, vorsichtig nach innen "gestochert" werden.
19) Abstandhalter entfernen, Passbolzen setzen, Formhälften verschrauben
20) Das Nahtband mit dem Nahtroller von der schon anliegenden Seite her Richtung Trennebene und dann darüber hinaus festrollern. Immer ein paar Millimeter mehr (Vermeidung von Luftblasen), bis das Band komplett anliegt. Dazu die Lampe in den Rumpf legen.
21) Wenn es nicht stört, dass das Nahtband eine gänzende Oberfläche bekommt, reicht es, die Folie nach dem Aushärten zu entfernen.
22) schneidfeste Unterlage mit Spiritus gründlich säubern
23) eventuell vorhandene Schneidespuren mit einer (Abbrech-)Klinge in Längsrichtung abziehen
[ 24) Rumpf tempern; die mechanischen Eigenschaften der meisten Harze legen dadurch noch mal deutlich zu]


Gruss,

Michael
 
Hallo Harry,

Ich mache es ähnlich wie Michael. Beide Formhälften werden bündig abgeschnitten. Dann warte ich 4 Stunden. Nehme dann 280g Gewebe und tränke das Gewebe auf einer Folie oder Backpapier vor. Streiche die Formränder noch mal mit frischem Harz ein. Setze dann den Gewebesteifen an den Formrand an, 5-10mm Überstand reichen. Verschließe dann die Form indem ich die Formhälften versetzt übereinanderlege und schiebe sie dann in die Endposition. Meine Formen haben keine festgeklebte Passstifte.

Das Gewebeband darf nicht zu dünn sein. 160g Gewebe habe ich beim Entformen schon mal durchgerissen. Wenn ich die 4 Stunden nicht warte hatte ich öfters mal Lunker in der Naht.

Dann mit einem Roller alles anrollen. Anstatt einer Rolle soll auch eine Fahrradbirne gehen. Das Harz wird durch die Wärme flüssig.Das mit der Bierne habe ich aber noch nicht ausprobiert.

Viel Spass beim Rumpfbau.

Ludger
 
Ganz vergessen: ich bin von an- bzw. ausgehärtetem und sauber an der Formkante abgeschnittenen Laminat in den Formhälften ausgegangen.
Wenn Aushärten angedacht ist: Abreissgewebe nicht vergessen oder Oberfläche gut anschleifen.
 

Eisvogel

User
die Rumpfhälften nicht naß in naß verkleben kann ( bin halt zu langsam...
Zu langsam kann man da eigentlich nicht sein.
Ich verklebe gern feucht in feucht dazu, laß ich die Überlappungen etwas anhärten. Das dauert je nach Epoxy-System schon mal 2 Std oder länger.
Erst dann schneide ich die Überlappungen genau zu, dann fransen sie nicht mehr aus und das eingelegte Gewebe löst sich auch nicht mehr am Formrand.
Natürlich muß dann nochmal eingedicktes Epoxy auf die Überlappung.
Ist entspannter zu arbeiten und die Naht wird zumindest bei mir dann schöner. Lunker in der Naht gibts dann nicht mehr.
 
... mache es ähnlich wie Michael. Beide Formhälften werden bündig abgeschnitten. Dann warte ich 4 Stunden. Nehme dann 280g Gewebe und tränke das Gewebe auf einer Folie oder Backpapier vor. Streiche die Formränder noch mal mit frischem Harz ein. Setze dann den Gewebesteifen an den Formrand an, 5-10mm Überstand reichen. Verschließe dann die Form indem ich die Formhälften versetzt übereinanderlege und schiebe sie dann in die Endposition. Meine Formen haben keine festgeklebte Passstifte.

Das Gewebeband darf nicht zu dünn sein. 160g Gewebe habe ich beim Entformen schon mal durchgerissen. Wenn ich die 4 Stunden nicht warte hatte ich öfters mal Lunker in der Naht.

Ich mache es wie Ludger. Achte beim Besäumen darauf, dass das Laminat danach wieder am Formenrand anliegt, dann funktioniert alles einwandfrei.

Gruß Robert
 

Buxus

User
man sollte sich von der Topfzeit nicht beeindrucken lassen, ich laminiere Naß in Naß, die letzte Lage kann man auch 1cm versetzt laminieren, dann kann man die gegenüberliegende Seite etwas überstehen lassen, beim zusammen setzten der Form wird die einmal der Länge nach gedreht, dann fällt der Überstand schon fast in die andere Form. Ganz nach Lehrbuch, ich hab einfach keine Zeit zum warten, am Ende vergisst man das dann noch zwischen Schnee schieben und Salz streuen.
 

Milan

User
Boah ey, voll der Support hier 😍.

@Michael - super deine detaillierte Anleitung. Den Arbeitsvorgang mit "frischem" Harz habe ich noch garnicht in Betracht gezogen.
Das probiere ich jetzt einfach mal aus. DANKE

@Ludger - Eine an einer GfK-Stange festgeklebte Fahrradbirne habe ich auch. Zum Ausleutchten funktioniert das super, aber das Harz flächig anwärmen habe ich damit noch nicht hinbekommen.
Als Gewebeband nehme ich G 298 Atlas - das dürfte fest genug werden.

@Eisvogel - ich lass dann mal die Hose runter. Ich peitsche mich nicht mehr und handwerklich bin ich mit Begeisterung in Zeitlupe unterwegs. Ich benötige für eine Rumpfhälfte locker fünf Stunden. Dann reicht es mir und mache erst am Folgetag weiter.
Von deinen Tipps im GfK/Cfk - Bau zehre ich bereits seit Jahren. Auch hier möchte ich mich bei dir bedanken.

@robert - ja, da werde ich drauf achten.

LG Harry
 

Buxus

User
So ein Teil hab ich auch gebaut, allerdings ein Zahnrad aus irgendeinem Kunststoff der sich in Aceton nicht auflöst. Super Teil um dem ganzen noch einmal einen gewissen Nachdruck zu verleihen.
 

Heim62

User
Hallo Eisvogel

genau so ein Gerät haben wir auch und ein zweites mit abgewinkeltem Draht geht an manchen Stellen besser.
Gruß
Jürgen
 
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