...
Oder:
Die vorgetränkten Nahtbänder mit Überstand an die zwei Rumpfhälften laminieren, ordentlich anziehen lassen, die Form verschliessen und den angelierten Überstand in die gegenüberliegende Seite zu drücken.
Was ist Eure Erfahrung? Wie macht Ihr das? Habt Ihr einen Tipp für mich?
Danke voraus und Ahoi.
LG Harry
Hallo Harry,
das wäre so etwa die Methode, die ich in solch einem Fall anwende. Nur würde ich nicht warten, bis das Harz geliert. Genauer:
1) Nahtroller mit ausreichend langem Stiel besorgen/basteln und eine Taschenlampe harzdicht in Gefrierbeutel einpacken; "Spritzbeutel" bereitstellen
2) schneidfeste Unterlage ausreichender Länge (z.B. "Resopal"-Platte o.ä.) bereitlegen
3) Folie mit aufgezeichneter Form des Nahtbands (Markierungen auf der Seite, die nicht mit Harz in Berührung kommt) auflegen und mit ein wenig (Papier-)Tape an der Platte befestigen
4) Gewebestreifen (Übermass) auflegen, aus mehreren Gründen ist hier 45/45 Grad ideal; falls mehrlagig: abgestufte Breiten vorsehen
5) Gewebe tränken
6) Gewebe mit Rollcutter entlang der Markierungen ausschneiden; Gewebe bleibt auf der Folie
7) wenn es Platzprobleme in der Werkstatt gibt: Platte beiseitestellen und die Zuschnitte vorsichtig aufhängen (z.B. über eine Stuhllehne o.ä)
8) "Klebemumpe" anrühren: Harz mit Thixotropiemittel (z.B. Aerosil/Cab-o-sil) zu einer Masse verrühren, die etwa die Konsistenz von Zahnpasta haben sollte, evtl. etwas dicklicher
9) Wenn der Rumpf nicht nachlackiert wird: weisse (oder bei der PIK auch rote/gelbe/grüne) Pigmente oder Farbpaste einmischen, dadurch wird die Naht später "unauffälliger"
10) Rumpfinnenseiten im Bereich den das Nahtband einnehmen soll mit der Klebemumpe einstreichen; nicht zu dick, etwa so, wie man eine normale Pinsellackierung ausführt
11) Verschmutzungen/Kleckereien auf der Trennebene vorsichtig entfernen (nach "aussen" wischen, damit sich das Laminat nicht bei versehentlichem verhaken schon aus der Form löst)
12) Nahtband einlegen (mit der Folie dran) und zwar "versetzt", z.B. unteres Nahtband in die rechte Formhälfte, oberes in die linke.
13) jeweils bis ca. 5mm vor der Formkante andrücken, den Rest vorsichtig nach innen biegen, aber nur soweit, dass beim Zusammensetzen der Formen kein vorzeitiger Kontakt mit der Rumpfinnenseite entstehen kann. Das kann (hauptsächlich wegen der Folie) eine elende Fummelei werden. Falls es garnicht anders geht: Folie jetzt schon vorsichtig abziehen.
14) einen "Spritzbeutel" mit der Klebemumpe füllen und eine Raupe in den 5mm-Bereich spritzen, in dem das Nahtband noch nicht an der Rumpfinnenseite anliegt
15) Die Formkante der unteren Form mit ein paar Abstandhaltern belegen, z.B. (halbe) Mundspatel, und zwar so, dass sie später problemlos nach aussen entfernt werden können
16) obere Form auflegen, dabei nicht nur senkrecht absetzen, sondern mit etwas Versatz anfangen (daher Punkt 12 oben) und die Formen quasi schräg zusammenbringen, das minimiert das Risiko einer vorzeitigen Berührung zwischen Rumpfwand und Nahtband (am besten zu zweit arbeiten)
17) Formen ausrichten
18) Mit einer Lampe innen kontrollieren, dass das Nahtband nirgends vorzeitig anliegt, oder gar in den Spalt zwischen den beiden Formen geraten ist. Falls das doch der Fall sein sollte kann es mit einem geeigneten Hilfsmittel (z.B. dünnergeschliffene Mundspatel), das zwischen den Trennebenen geführt wird, vorsichtig nach innen "gestochert" werden.
19) Abstandhalter entfernen, Passbolzen setzen, Formhälften verschrauben
20) Das Nahtband mit dem Nahtroller von der schon anliegenden Seite her Richtung Trennebene und dann darüber hinaus festrollern. Immer ein paar Millimeter mehr (Vermeidung von Luftblasen), bis das Band komplett anliegt. Dazu die Lampe in den Rumpf legen.
21) Wenn es nicht stört, dass das Nahtband eine gänzende Oberfläche bekommt, reicht es, die Folie nach dem Aushärten zu entfernen.
22) schneidfeste Unterlage mit Spiritus gründlich säubern
23) eventuell vorhandene Schneidespuren mit einer (Abbrech-)Klinge in Längsrichtung abziehen
[ 24) Rumpf tempern; die mechanischen Eigenschaften der meisten Harze legen dadurch noch mal deutlich zu]
Gruss,
Michael