Schalter von Platine auslöten - wie geht's am Besten?

Hallo, ich hatte heute zum ersten mal die Aufgabe, einen Dreiwegeschalter auf einer Platine auszutauschen. Ich habe eine gute 80W Weller Lötstation, mit Temperaturregulierung bis 450° sowie verschiedene Lötspitzen von sehr fein mit 5mm Breite. Kein Problem - dachte ich...

Der Schalter hat drei ca 2mm breite Pins, die durch die Platine gesteckt ud verlötet sind, nichts besonderes. Ich habe eine mittlere Spitze verwendet und einen Pin erhitzt. Natürlich kann man den Schalter nicht ziehen, weil ja noch zwei Pins fest sind. Wenn man Pin 2 und 3 erhitzt, ist Pin 1 schon wieder fest. Also habe ich meine alte Entlötpumpe gesucht, die hat aber genau gar nichts bewirkt, hätte wohl damals mehr als 2 D-Mark ausgeben sollen. Letzter Versuch mit Entlötlitze, die hat das Lötzinn überhaupt nicht angesaugt.

Letztenendes habe ich es mit "roher Gewalt" gemacht, sehr breite Lötspitze und hohe Temperatur, so habe ich alle drei Pins halbwegs gleichzeitig heiß bekommen und konnte den Schalter rauswackeln. Anschließend waren die Löcher in der Platine auch noch mit Zinn gefüllt und ich musste die machanisch erweitern, um den neuen Schalter reinzubekommen.

Das war eine absolut stümperhafte Aktion, die zwar am Ende erfolgreich war, aber drei Stunden Zeit und Nerven gekostet hat.

Bitte gebt mir Tipps, wie ich Komponenten (Schalter, Steckerleisten, usw.) sauber auslöten kann, so dass ich das Ersatzteil danach wieder sauber einsetzen kann. Gwerne Links auf gute Entlötpumpen oder anders Werkzeug.

Danke & Gruß, Holger
 

Dix

User
Also die Entlötlitze fand ich damals enttäuschend.

Aber die Entlötsaugpumpe rockt!
Damit lutscht man die Pins und die Bohrungen piccobello sauber!
Hinweis dazu: die Plastik-Spitze kann und wird temperaturbedingt leiden. Verschleißteil! (War zumindest bei meiner so vom blauen Claus.)
 
Ich nutze seit 30 Jahren eine einfache mechanische Ersa Entlötsaugpumpe.

Teile, die anschliessend nicht mehr gebraucht werden, knipse ich von den Pins ab (sofern man drunter kommt) oder zerschneide das Bauteil, bis die Reste nur noch an je einem Pin hängen, und löte anschliessend die Pins einzeln aus. Bei alten Platinen (nur Bohrungen für die Bauteile, aber keine Buchsen) und dicken Pins kann das Lötauge bei so einer Aktion von der Platine leicht abreissen, besser ist dann zuerst die Pins mit einer Schlüssefeile vorsichtig zu durchtrennen.
VG

Andreas
 
Man braucht sowohl Entlötsaugpumpe als auch Entlötlitze, je nach zu lösender Aufgabe. Aber das Problem, dass ein Pin, das bündig auf einer Leiterplatte verlötet wurde, auch nach dem entfernen des Lötzinns haftet, bleibt. Das Lötzinn legiert in einer dünnen Schicht in das Kupfer/Messing, was ja das Löten aus macht.
Die Entlötsaugpumpe nehme ich gerne bei Thru-Hole-Bauteilen (durch die Platine gesteckt) die viel Zinn haben und bei denen das Vakuum der Pumpe auch das Zinn in der Bohrung mit raus saugt. Die Entlötsauglitzen (2mm,1mm,0,5mm) nehme ich für SMD-Bauteile, da macht das Vakuum wenig Sinn und am Ende zerstört man mit der groben Spitze noch ein Pin oder Pad. Bei BGA-Bauteilen brauchst Du dann mindesten Heissluft oder besser Infrarot. Da ist der Aufwand ungleich höher. Der Löterfolg hängt auch von der Art der Leiterplatte ab. Ich habe in der Regel 4 bis 6 Lagen und keine "Thermals" (Kupferstege um Pads) was zum Teil recht hefig ist.


Was ich gar nicht benutze ist ein Entlötkolben. Da haben wir 3 in der Arbeit und ich werde mit den Dingern nicht warm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Schalter war gestern schon draußen und der neue drin, ich geh ja gleich fliegen. Ich wollte bloß für die Zukunft eine Best Practice haben, damit das nicht wieder so eine mangelhafte Arbeit wird. Das Lötauge auf der Platine auf der Unterseite ist auch abgegangen, die Leiterbahn läuft aber oben, unter dem Schalter. Ich habe das Loch aber von unten "geflutet", Kontakt ist da, alle drei Schalterpositionen funktionieren wieder, aber wie gut der Kontakt ist und wie lange der hält, weiß ich nicht.

Mein olle Entlötpumpfe vom großen C hatte ein zu große Öffnung und der Stempel war auch zu lang, ich konnte die gar nicht richtig über die Pins stülpen. Die Litze ist auch Jahre alt, wahrscheinlich hat sie deswegen nicht mehr funktioniert. Kolophonium kannte ich gar nicht.

Die Pins unter dem Bauteil durchtrennen war keine Option, die Schalter sitzen bündig auf der Platine.

Solche Aktionen sind bei Graupner Handsendern ein Gräuel, das ist alles so schwer zugänglich und man muss Teile ausbauen, um an andere dranzukommen. Ich war gestern abend fast schon dabei ne Jeti zu bestellen. Nur meine Faulheit, alle Modelle neu zu programmieren hat mich davon abgehalten :) Meine alte kaputte MZ-18 kann ja noch lange Teile für die MZ-24 spenden.

Die ganze Baugruppe konnte ich nicht austauschen, die MZ-18 hat weder Digi-Trim noch die beiden Drehregler an der Stirnseite. Für die Saison wirds halten.

Gruß, Holger
 

Dix

User
Solche Bauweise dient der mechanischen Entlastung und der sauberen Ausrichtung.
 

Dix

User
Also die paar Mal wo ich das Teil benutzt habe, ging es.

Man musste nur
- genau senkrecht aufsetzen, um Nebenluft zu vermeiden.
- mehrfach den Vorgang wiederholen.

Übrig geblieben sind die verzinnten Platinenaugen und Pins. Aber ohne Verbindung dazwischen.

(Ich beziehe mich auf herkömmliche Bauweise, nicht SMD.)
 
Ach, herrlich. Kaum nimmt man gutes Werkzeug, schon geht's. Meine neue Soldapullt 750 mit Silikonspitze saugt den Lötzinn super von den Pins. Ziehen kann ich dann zwar immer noch nicht, weil immer noch winzige Reste Zinn zwischen Platine und Pin sind, aber nachdem das meiste Zeug draußen ist, kann man easy loswackeln. Ich denke, da fehlt noch Übung, um den Zinn komplett wegzusaugen.
 
Hallo Holger,

nachdem ich öfter 2 und 3-Wegeschalter oder ähnliche Teile auslöte und das gleiche Problem wie du hatte, habe ich mir eine einfache Digitale Entlötstation gekauft. Da die Pins der Wegeschalter 2 mm breit sind habe ich eine Düse auf 2,5 mm aufgebohrt.

Zum Auslöten heize ich die Düse auf 350° C bis über 400° C (je nach Lötstelle) auf. Erst wenn die Temperatur erreicht ist fahre ich mit der Düse über den Pin vom Schalter und erst wenn das Lötzinn schön flüssig ist starte ich die Pumpe zum Absaugen.

Oft ist es auch ratsam die Lötstelle vor dem Auslöten noch nach zu Löten, dass genug Zinn für die Entlötdüse vorhanden ist, dadurch kann die Entlötdüse die Wärme besser übertragen.

Wenn man einmal Übung hat fällt der Schalter nach dem Entlöten der Pins fast von selber raus. Wichtig ist, dass es schnell geht und dazu braucht man genug Temperatur.

Wenn es auf das erste Mal nicht klappt abbrechen und abkühlen lassen. Auslöttemperatur um 50 ° C höherstellen und dann klapp es.

Übrigens haben das Problem nicht nur die Graupner Sender, sondern fast alle so handlichen Handsender. Die Hersteller gehen einfach davon aus, dass die Sender für solche Reparaturen zum Service eingeschickt werden und die haben halt das richtige Werkzeug.

Gruß Hans
 
Ich war gestern bei segor.de und habe mir die Entlötpumpe geholt. Da war auch ein Entlötkolben gewesen, aber ich dachte mir, für die drei Schalter reicht die Soldapullt. Ich hatte an der Weller PU81 eine mittlere Lötspitze mit 350° probiert. Das hat zu lange gedauert. Bei 400° hat es besser geklappt ind ich habe auch vorher noch extra Lötzinn dazu gegeben, dmait es ordentlich was abzusaugen gab.

Ich hoffe ja nicht, dass alle Schalter jetzt ihren Geist aufgeben, so dass sich der Entlötkolben lohnt ;)

Gruß, Holger
 

Bernd Langner

Moderator
Teammitglied
Hallo Hans
Übrigens haben das Problem nicht nur die Graupner Sender, sondern fast alle so handlichen Handsender. Die Hersteller gehen einfach davon aus, dass die Sender für solche Reparaturen zum Service eingeschickt werden und die haben halt das richtige Werkzeug.
für uns Selbermacher lohnt der Schaltertausch aber bei den gewerblichen zählt jede Arbeitsminute.
Ich denke die Platine mit zwei Schaltern ist günstiger als wenn ein Mitarbeiter den Schalter händisch
aus und wieder einlötet.
 
Die ganze Baugruppe mit Schaltern und Platine ist lt. des neuen Graupner Service momentan gar nicht verfügbar. Auch der Service hätte den alten Schalter aus und den neuen eingelötet. Ich weiß nicht, wie die Reparatur aussähe, wenn die Baugruppe verfügbar wäre. Alte raus, neue rein ist vielleicht schneller. Allerdings sind die gecrimpten Kabel fest mit der Platine verbunden und die andere Seite der Kabel ist unter der Hauptplatine gesteckt. Diese müsste man auch noch ausbauen. Wie dem auch sei, ich habe die Schalter ersetzt und was dabei gelernt.

Gruß, Holger
 

Wattsi

User
Das Problem ist, dass alle Lötpunkte gleichzeitig erhitzt werde müssen...
Dazu schneide ich ein passendes Kupferblech (Rest von Dachdecker) so zu, dass alle Lötpunkte bedeckt werden, verzinne es reichlich von beiden Seiten, lege es dann auf die Lötstelle und erhitze mit der dicksten Lötspitze und höchsten Temperatur. Dauert natürlich einige Sekunden, bis das Zinn schmilzt, dann lasst sich das Bauteil leicht entnehmen.
 
So ähnlich habe ich das mit der breitesten Lötspitze gemacht. Damit habe ich zumindest 2 von 3 Pins gleichzeitig erwischt. Aber das mit dem Blech ist gute Idee, wenn vlt. mal vier oder mehr Pins ins Spiel kommen. Für sowas wurde wohl die T-förmige Lötspitze erfunden :) Könnte ich mir mal für menen 60W Stino Lötkolben holen. Bin ich nicht drauf gekommen.
 
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