Seidel ST 770 Fragen

S-58

User
Hallo,

vor ein paar Tagen ist eine Rödel Bücker Jungmeister mit einem Seidel ST 770 bei mir eingeschwebt. Sehr schön gebaut und leider vom Vorbesitzer kaum geflogen.

Der Stern ist die erste Ausführung ( Grauguß ). Im Internet habe ich bereits ein Handbuch für den Motor gefunden. Es ist auch eine rainbow tronic Glühung verbaut und Herr Kemmler von rainbow-tronic hat mir die BA für seine Glühung geschickt. Danke hierfür Super Service.

Nun zu meinem eigentlichem Problem das Handbuch ist sehr ausführlich und ich habe bereits mit einem Saito FA 325 R5 Sternerfahrungen sammeln können.

Im Gegensatz zu meinen Laser Motoren und dem Saito ist beim Seidel der Öl Anteil nur bei 6-7 % Synthetik Öl. Für die Laser und den Saito verwende ich Aerosynth 3 was aber nun langsam zur Neige geht .

Welches Öl sollte ich Eurer Meinung nach für so einen alten Motor nehmen optimal wäre es wenn ich dieses Öl auch bei meinen anderen Motoren verwenden könnte da sie auch ohne Nitro betrieben werden.

Ich denke das das Molisyn 150 K für die neuen Motoren geeignet ist aber wie sieht das bei so einem alten Motor wie den ST 770 aus? Unbedenklich ?

Danke

Gruß Torsten
 

Bernd Langner

Moderator
Teammitglied
Hallo Torsten

Da bleibt bald keine große Auswahl mehr übrig. Ich denke es gibt nur noch
wenige Hersteller die Öle für die Mischung mit Alkoholen herstellen.

Möllenberg und Sonntag ist noch einer der Hersteller die es gibt.
Eugen Fleischmann hat ein Öl herstellen lassen das dem Aerosynth 3
sehr ähnelt es nennt sich Aero Red.
Aus Amiland gibt es noch das Klotzöl vermutlich gibt es auch noch
mehr Firmen aber die genannten sind die mir bekannten.

Wenn der Seidel Stern im Aufbau Kugellager / Nadellager verwendet
sollte von dir genannte Ölanteil ausreichen. Die Saitos als Glühzünder
haben größtenteils Gleitlager die bekommen Probleme mit dieser Ölmenge.

Rizinus würde auch funktonieren denke ich aber gerade bei Viertakter
könnte es Probleme geben wegen verharzen. Das könnte man verhindern
wenn man den Motor nach jedem Lauf durchspült ist dann aber Arbeit.

Gruß Bernd
 

Malmedy

User
Hallo Torsten,

wenn der Vorbesitzer den Seidel auch mit synthetischem Öl betrieben hat, sollte es grundsätzlich keine Umstellungsprobleme geben. Wenn der Motor vorher mit Rizinus betrieben wurde, aber nur wenige Laufstunden hat, würde m.M.n. eine behutsame Umstellung auf Synthetiköl mit einem anfangs höheren Ölanteil ausreichen, um später auf die empfohlene Mischung zu reduzieren. Rizinus würde ich keinesfalls weiter verwenden, ist wirklich nicht mehr state-of-the-art und macht nur Probleme, Bernd hat's beschrieben.
Der Ölanteil im Sprit wird weniger von der Lagerung der Pleuel bestimmt als von den thermischen Verhältnissen im Motor. Die SAITO Benziner haben auch Gleitlager und verlangen nur 5% Öl, von der Lagerung her ist also mit 7% kein Problem zu erwarten.
Die höheren Prozente bei Methanolern liegen, vereinfacht gesagt, am höheren Energiegehalt des Methanol/Luft Gemisches , so dass ein hoher Anteil eines nicht verbrennenden Öls erforderlich ist/sein könnte, um mit dem Abgas die Überschusswärme aus dem Motor zu bringen. Ich betreibe meine Methanoler (Laser, Saito-Stern) nur mit 10% Öl und ohne Nitro, das funktioniert perfekt.
Wenn Du ein gutes (meine Erfahrung nach einigen Jahren) und leicht erhältliches Öl zum Selbermischen mit Methanol brauchst, würde ich Motul micro 2T empfehlen.

Grüße
Michael
 

S-58

User
Hallo Bernd , hallo Michael,

vielen Dank für Euro so fundierten Antworten, ich habe heute mir den Motor näher anschauen können und ich denke er nicht viele Laufstunden auf den Zylindern. Den Vorbesitzer kann ich leider nicht mehr Fragen was er an Öl bei seinen wenigen Flügen genutzt hat.

Ich habe noch ca. eine 750 ml vom Aerosynth 3 und das war es dann. Ich mische selber und und werde das Motul micro 2T bestellen und im Seidel Stern ausprobieren. Ich würde dann sicherheitshalber von einem neuen Motor ausgehen und wie im Handbuch beschrieben mit 10 % beginnen und dann auf 7-6% runtergehen.

Euch beiden nochmals Danke

Gruß Torsten
 

Malmedy

User
Hallo Torsten,

ob der Motor mal Rizinus intus hatte, kann man eigentlich feststellen. Es müsste im Auspuff der übliche braune "Knas" zu sehen sein und man riecht selbst nach Jahren noch den typischen Rizinusgeruch.
Alles andere wie Du schreibst 👍

Grüße
Michael
 

Auftrieb

User
Bei den Seidel-Motoren ist vor allem das richtige Abstellen am Ende eines Flugtages ganz wichtig. Nach der Landung nochmals Vollgas 30sec und dann sofort die Spritzufuhr kappen. Anschließend durch einen der oberen Stößel etwas Öl (dasselbe wie zum Mischen) auf die Nockentrommel geben und paarmal von Hand durchdrehen.

Die blanke Laufbahn dort ist nämlich das erste, was korrodiert und beim nächsten Lauf schmirgelt es das ab und gelangt ins Kurbelgehäuse, tödlich für den Motor! Beim 7er geht das sehr gut, die Stößelstange rauszunehmen.
 

S-58

User
Hallo Michael,

das Öl ist bestellt und ich denke das der Motor nicht mit Rizinus betrieben wurde.

@ Pit auch Dir danke für Deine Tipps. Eine Frage jedoch, wie kann ich die Spritzufuhr kappen.

Ich habe heute die Bücker auf meine Anlage programmiert und wie sonst auch, ein Motor aus über einen Schalter. Bei Betätigung wird das Küken komplett geschlossen und die Glühung abgeschaltet. So mache ich das seit Jahren mit meinen Lasern allerdings ohne Glühung da nicht notwendig.

Gruß Torsten
 

Bernd Langner

Moderator
Teammitglied
Morgen

Bei den Seidel-Motoren ist vor allem das richtige Abstellen am Ende eines Flugtages ganz wichtig. Nach der Landung nochmals Vollgas 30sec und dann sofort die Spritzufuhr kappen. Anschließend durch einen der oberen Stößel etwas Öl (dasselbe wie zum Mischen) auf die Nockentrommel geben und paarmal von Hand durchdrehen.
das von Pit beschrieben heiß abstellen war eine Lösung um unverbrannten Kraftstoff aus dem Motor
komplett zu verbrennen. Hängt mit dem Thema Korrossionschutz zusammen der bei manchen früheren
synth Ölen nicht immer optimal war. Je nach Nitrozusatz hat das gereicht oder auch nicht.

Hier mal ein Thread von mir wo ein Motor längere Zeit lag und nicht gespült wurde
bzw nachgeölt wurde.

Gerade bei den Viertakter mit Schmierung über Blow By Öle habe ich auch Verbrennungsrückstände
im Öl. Haben diese Ölreste nicht genügend Additive um die Rückstände zu neutralisieren ist schnell Rost da.
Deshalb das nachölen des Motors mit reinem Mischöl um sicher zu sein genügen frisches Öl mit
frischen Additiven im Motor zu haben. Deshalb nach den Nachölen Motor mehrfach durchdrehen und wenn
möglich Lage verändern so das dieses frische Öl auch überall hin kommt.

Wenn der Motor länger gelagert wird läuft das Öl natürlich von den höchsten Stellen ab und sammelt sich
am tiefsten Punkt im Motor. Deshalb sollte man den Motor vor längerer Lagerung spülen. Ich verwende dazu
das günstige WD 40 danach wird der Motor mit einem säurefreien Öl konserviert.

Das von mir beschriebene verhalten des Öles ist je nach Ölsorte unterschiedlich ob das Verhalten des Öles nach
Produktbeschreibung auch wirklich in der Praxis so funktoniert muß der Anwender selber überwachen.
Deshalb kann ich die Sorgen von Torsten nachvollziehen bei der Wahl des Schmierstoffes.

Gruß Bernd
 

Elnor

User
Hallo Thorsten

Ich gratuliere dir zum Motor, ein unglaublich tolles Triebwerk. Ich selber besitze 3 ST770 der ersten Generation und ein ST540. Die Laufkultur dieser Motoren ist im Standgas fast wie bei einem Elektromotor. Gerne kann ich dir meine Erfahrungen teilen:
  • Das gültige Handbuch für deinen Motor findest du hier:
    Die ist voll allem im Bezug auf die Einstellung des Vergasers wichtig und es gibt von Seidel bei nur einer späteren Version wieder deutliche Unterschiede
  • Ich selber benutze das Öl Carbulin. Dieses wird jedoch auch nicht mehr hergestellt und würde auch auf das von Motul wechseln. Es gibt übrigens hier im RC-Network ein interessanter Thread zum Thema.
  • Ölumstellung: dies halte ich persönlich für unkritisch, ausser der Motor ist mir Rizinus eingelaufen. Aber da ist halt immer das selbe Problem bei allen Methanolmotoren bei einer solchen Umstellung und die Motoren werden mir synthetischem Öl die Leistung nicht mehr entwickeln können.
  • Ölanteil: ich würde nicht zu viel Öl geben, genau an das Handbuch halten. Der Grund, warum der Ölanteil so niedrig ist, liegt vor allem durch die Frischgasansaugung durch das Kurbelgehäuse. Somit erfolgt die Schmierung der Kurbelwelle etc. immer mit frischem Öl und nicht wie bei den OS- und SAITOS mittels Flow-By-Schmierung. Darum hat der Seidel auch keine Kurbelgehäuseentlüftung und benötigt wesentlich weniger Öl
  • Nitroanteil: ich betreibe alle meine Seidels ohne Nitro. Falls der Lehrlauf noch ründer gewünscht wird, kann ein Nitroanteil non max. 5% hinzugefügt werden. Ich habe mal Kraftstoff mit 30% Nitro versucht, hat gar nicht funktioniert.
  • Beachte vor allem noch die Angaben zum Durchmesser der Spritleitungen
  • Die alten Seidel-Sternmotoren benötigen eine lange Zeit, bis sie vollständig eingelaufen und frei sind uns somit die volle Leistung entwickeln (ca. 25h)
  • Ich erreiche mit einer 24x10 Mejzlik Latte ca. 5400 U/Min

Beste Grüsse
Patrick
 

S-58

User
Hallo Bernd, Michael und Patrick,

Danke nochmals Euch Dreien mit Euren Antworten und Tipps.
Heute war es soweit der Seidel sollte das erste mal laufen und nachdem ich diese Woche Eure Tipps umgesetzt hatte und das Öl auch kam war es heute soweit. Die Bücker wurde bei uns im Garten aufgebaut der Schwerpunkt überprüft leicht kopflastig und dann war es soweit den Tank mit Sprit befüllt die Rainbow -tronic angeschaltet den Starter kurz angesetzt und da war er. Er lief vom ersten Augenblick so schön rund alle Zylinder waren da und die Gasannahme einfach ein Traum und der Sound . Die Nachbarn wurden neugierig.

Patrick du hattest Recht ein tolles Triebwerk.

In den nächsten Tagen soll dann der Erstflug durch meinen Freund Kay erfolgen .

Euch Dreien nochmals Danke.

LG Torsten
 

S-58

User
So der Erstflug ist nun mittlerweile auch erfolgreich durch geführt worden, er läuft wie ein Uhrwerk ist im Moment noch etwas fett eingestellt, aber den Temperaturen geschuldet kann das im Moment nicht schlecht sein.

Danke
Torsten
 

spitty

User
Frage an die Profis.
Bin am überlegen, einen gebrauchten ( angeblich kaum gelaufenen ) Seidel ST 770 zu kaufen.
Meine Urangst ;) bei gebrauchten Motoren ist wie von Bernd beschrieben die falsche Einlagerung,
sprich Korrosionsschaden.
Gibt es eigentlich noch Ersatzteile?
Danke
Andy
 

Auftrieb

User
Ich hatte drei, jeweils aus Serie 1 und 2.
Schon zu Produktionszeiten war es Glückssache, angeforderte Ersatzteile in angemessener Zeit zu bekommen. Heute, mehr als 20 Jahre nach Produktionsende wohl noch mehr.
Welches Öl/Sprit wurde verwendet? Das Problem ist das relativ große, dadurch für Kondensat anfällige Gehäuse mit den blanken Teilen darin.
Von Rizinus in dem Motor halte ich gar nichts. Am besten reinschauen. Eine Stößelhalterung rausschrauben reicht, um ihn zu inspizieren, das ist kein Hexenwerk. Sind die Nockenbahnen rostig? Dann darauf bestehen, die Rückwand abnehmen zu dürfen, um mehr sehen zu können.
Wenn sonst nichts ist: Die Nockenbahnen kann man selbst nacharbeiten. Die Lager selbst sind Industriestandard.
 

kueken90

User
Nabend in die Runde....

Bitte nicht einfach diese motoren,nur um einfach mal reinzuschauen, zerlegen....gerade bei den alten 7 70 ern ein Fehler....

Wer alte Seidel sternmotoren hat, oder erworben hat, kann sich gerne bei mir melden....

Ich habe fast alle Ersatzteile auf Lager und bringe ca 20 Jahre Erfahrung mit ....
Teils neue und/oder gebrauchte ausgearbeitete ersatzteile

Zum Teil fertigen wir auch neue Teile an...

Alle Lager, zum Austausch vorhanden

Ich mache den service,Reparatur, revisionen, usw für alle Ur seidel, ums seidel , evolution, etc....

Andere sternmotoren auf Anfrage....

Bin erreichbar unter 0172 7631621
Oder per e mail:

beckersternmotorenklinik@yahoo.de

Unsere hompage ist leider noch in Arbeit....

Mfg becker


Eine hompage befindet sich in arbeit....
 

Auftrieb

User
Bitte nicht einfach diese motoren,nur um einfach mal reinzuschauen, zerlegen.
Na ja, also die Stößelführung rauszuschrauben und da mal einen Blick reinwerfen, hat ja mit "zerlegen" noch nichts zu tun.
Ansonsten gut zu wissen, dass Du im Falle eines Falles helfen kannst. 👍 Danke.
 

kueken90

User
Hallo Patrick,

Das fängt schon mit dem Gehäuse an...man kann es verkehrt/versetzt zusammenbauen, wenn man gewisse Dinge nicht weiß, dann kann es passieren, daß ein oder zwei pleul innen mit der zylinder Auflage kollidieren....Nach dem zerlegen, muss der Motor komplett neu abgedichtet werden, usw....

Viele wissen, wenn sie versuchen selber die Lager zu tauschen, dann nicht mehr, wie man die steuerzeiten richtig wieder einstellt usw.....( keine Markierungen vorhanden)


Das bezieht sich jetzt , mit dem Gehäuse z.b, nur auf die alten 770er.... Bei den nachfolge Generationen, der st 710, trift das nicht mehr zu.....

Trotzdem muss jeder seidel, ob alt oder neu, danach neu abgedichtet werden....
Bei den nachfolgemotoren, kann mann sicher mal den hinteren Gehäuse Deckel mal abschrauben und reinschauen....wenn der o- Ring im Gehäuse noch gut ist, bleibt der Motor dennoch abgedichtet, wenn mann den Deckel wieder montiert...


Bei weiteren Fragen, mich bitte per Telefon kontaktieren....

In textform erklären, ist nicht so meine Stärke....( lach)....

Hoffe vll dennoch geholfen zu haben....


Mfg becker
 
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