Voll elektrisch: Die Luftfahrt der Zukunft

Hans J

Vereinsmitglied
Moin,
Arte zeigt eine amerikanische Dokumentation über die neuesten (elektrischen?) Entwicklungen in der Luftfahrt.
 
Naja...diese "Dokumentationen" kann/sollte man nicht immer zu leichtgläubig nehmen. Haben Unterhaltungswert aber recht wenig wirklich "wissenschaftlichen" Bezug. Das Thema E-Mobility ist zur Zeit einfach extrem aufgeheizt und leider viel Blabla. Und das sage ich als Elektroniker, der jetzt einige Jahre in der Branche gearbeitet hat...
Wir haben die letzten zwei Jahrzehnte gewaltige Fortschritte gemacht, was die Motorentechnik und die Regelelektronik betrifft. Ich staune selbst immer wieder, wie man heute über einen Leistungs-IGBT 1000A drüber jagen kann und ein Brushless-Nabenmotor mit fast 90% Wirkungsgrad aus der elektrischen Bewegungsenergie macht. Soweit alles gut. Aber wo kommt die Energie her? That's the point! Und da haben wir seit Jahren keine Antwort und werden sie auch in den nächsten Jahren, vielleicht Jahrzehnten, nicht haben! Man muss nur mal zusammenrechnen, wie viel Energie in so einer Tankfüllung einer 747 drinnen steckt, gebunden als chemische(verbrennungs-)Energie. Und jetzt pack mal die selbe Energie in einen Akku, von mir aus den besten und topaktuellsten Lipo den man bekommt. Dann ist dieser Akku ein Klotz, der selber größer als der Jumbo-Jet ist. Und dann können wir optimieren und herumfuchsen... aber mehr als ein paar kleine Prozent wirst du nicht herausschwindeln. Ich meine, seit Jahrzehnten arbeitet die Luftfahrtindustrie an der Optimierung der Flieger, Senkung des Treibstoffverbrauchs usw. Da holst du nur wegen Elektroantrieb nicht auf einmal noch mal 30% mehr heraus.
Ok, dann kommt das Argument neuer Akkus. Machen wir mal das Gedankenexperiment, man HÄTTE einen super tollen, leichten, und fast perfekten Akku, der diese Energiemenge speichern könnte UND in den Flieger passt. Und jetzt muss der geladen werden. Aktuell kommt ein Tanker, schließt eine Leitung an die unterirdische Pipeline an und pumpt in ca. 1h die Tanks proppenvoll. Um die selbe "Tankleistung" zu erreichen, müssten da mehrere Megawatt (MW!!!) an elektrischer Leistung herangeführt werden. Mal ganz unabhängig, das wir bis dato solche Leistungen nur in Mittelspannungs/Hochspanungskabeln transportieren können und nicht in Niederspannungsleitungen, aber wo zum Kuckuck soll der Saft herkommen? So die normalen kleinen Wasserkraftturbinen haben einige bis zig MW. Sprich also ein kleines Wasserkraftwerk nur für diesen einen Flieger zum laden! Und dann? Stehen da fünf, sechs solcher Vögel am Gate und haben Durst! Was machen wir dann? Ein Atomkraftwerk direkt daneben stellen?
Ich weiß, da wird gerade diskutiert und fabuliert was das Zeug hält. Pro und Contra und, und, und. Aber meines Erachtens ist die E-Mobility zur Zeit nichts anderes, als das Bärenfell zu verkaufen, bevor der Bär erlegt ist. Und da helfen auch keine "Dokus" oder Super-Animations-Werbungen.
Ja, vielleicht fliegen wir irgendwann Elektrisch, vielleicht fahren wir irgendwann alle Elektrisch. Aber bis es soweit ist, fließt noch ganz viel Wasser den Rhein hinunter...
 

Rüdiger

User
Hi!

Wie wahr, wie wahr!

Zusätzlich passen die ganzen fetten Stromkabel, die dafür gebraucht werden, nicht unter die Straße rein. Aber Leute wie du und ich, die einen elektronischen Hintergrund haben, werden da nicht gehört.

Das tut so einen Schlag, wenn dieses Kind in den Brunnen fällt. Ich werde mich darüber totlachen - und dieser Zeitpunkt ist bestimmt in ein paar einzelnen Jahren erreicht.

Und was den Wasserstoff angeht, den muss man nicht durch eine derzeit noch nicht so dolle Brennstoffzelle jagen. Den kann man heute schon wunderbar als leicht und _schnell_tankbaren Treibstoff in einem nicht besonders geänderten Verbrennungsmotor fahren. Hinten kommt als Verbrennungsprodukt nur Wasser raus.

cu,

Rüdiger
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo,

Eure Betrachtungsweise ist mit meiner identisch.
Aber vielleicht werden wir diese komischen Hybrid-Antriebe auch in Fluggeräten erleben. Das ist zwar vom Wirkungsgrad her völliger Nonsens, aber dem umweltfreundlichen Gewissen ist Rechnung getragen.

„Wow, da drehen sich elektrisch angetriebene Propeller.“ Der Strom dafür wird zwar aus fossilen Brennstoffen erzeugt, aber „das hat ja richtig Reichweite.“

Dieses Marketing-Prinzip funktioniert bei zigtausenden Fahrzeugen auf dem Boden, warum nicht auch in der Luft? Beim Start auf den Flughäfen vollelektrisch und dann mit fossiler Energie weiterfliegen.

Mir krümmen sich zwar die Zehennägel, aber so abwegig ist das nicht. Ein großer Teil der Bevölkerung wird das als Fortschritt empfinden…..
 
Ja, das mit den Hybriden könnte uns tatsächlich noch blühen. Das Lustige dabei ist, dass dann der Wartungsaufwand ordentlich steigt, denn man hat nun zwei Systeme, die gepflegt werden müssen anstatt eines.
Prinzipiell wäre ja der Elektro-Antrieb recht wartungsfrei. In der Realität aber kommen da doch so einige Punkte hinzu, die auch weiterhin für volle Werkstätten sorgen könnten.
Hinzu kommt, dass die aktuellen Leistungshalbleiter für einen ganz anderes Anwendungsspektrum entwickelt werden. Ich war eben in der Automotive tätig beim sogenannten "Power test cycling". Das ist ein Qualitätstest bei dem die Leistungshalbleiter über Temperaturstress "gequält" werden, bis sie "sterben". Sprich das klassische "Anfahren" beim Auto simuliert. Die ganze Industrie geht da seit Jahren die Richtung, die IGBT's so zu optimieren, dass sie diese Temperaturzyklen und diese kurzen Impulsbelastungen besser wegstecken. Ist ja auch klar, im Auto fährt man selten 5 Stunden konstant mit 50 Sachen durch die Gegend. Bei einem Flugzeugantrieb dürfte das Szenario aber ein anderes sein. Da wird es nur wenige Beschleunigungsphasen geben, dafür eine lange Plateaus mit relativ konstanter Belastung bei ca 70% der Maximalleistung. Das stellt natürlich ganz andere Anforderungen an das Kühlsystem und das Leistungsmanagement. Auch die Art, wie die Halbleiter aufgebaut sind, müsste dem Rechnung tragen und die Dauerbelastung dahingehend optimiert werden. Und der Chinese lacht sich grad ins Fäustchen weil er auf den ganzen seltenen Erden und benötigten Elementen sitzt. Die große "Chip-Kriese" hat bislang ja nur ganz am Rande die Öffentlichkeit erreicht. Aber versuch mal zur Zeit, einen Stm32 zu bekommen. Da wünsche ich viel Spaß.
 
Bisher geschriebenes ist die Realität. Warte nur drauf wann die mit der grünen Brille um die Ecke kommen😜
Gruß Otto

Kein Problem für die. Sobald die grüne Brille nichts mehr sieht, wird dann ganz schnell die Rote aufgesetzt. Dann geht's ans Eingemachte...
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hihi,

in den Sechzigern träumte man vom Atomantrieb für alles Bewegliche.

Bei der aktuellen Diskussion über „kleine ungefährliche Reaktoren“ könnte jemand auf völlig abgefahrene Ideen kommen….

Ich gründe dann die „Uran-Airline“.
🤣🤣🤣🤣
 
Ach komm schon, Atomantrieb ist voll out. ;-)
Jetzt haben sie eben erst "bahnbrechende" Fortschritte in der Fusionstechnik gemacht. Fast 20 Jahre nach der ersten Plasmazündung haben sie es nun geschafft, das "Feuer der Sonne" für sagenhafte 39 Sekunden aufrecht zu erhalten bei einer Energieausbeute von 70% der hineingesteckten Energie. Wir sind also auf direkten Weg in das Fusionszeitalter. Schon in Kürze haben wir alle einen Tokamak unter der Haube und düsen zum Nulltrarif mit ein paar Tropfen Deuterium (akka Wasser) durch die Gegend 🤣🤣🤣🤣
 
Hi,
na da sollten Wir uns doch glatt beeilen und eine Startup Firma für Fusionsflugantriebe gründen. Mit dem eingesammelten Geld schaffen wir es doch locker bis zu unserem Lebensabend . So nebenbei einen Lifthoppser alla Lillium vorgeführt um noch weitere Geldgeber anzulocken.
Wer macht mit ?

Happy yamps Christian
 
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