Hallo zusammen,
mangels Zeit bin ich heute Morgen noch zwei Antworten schuldig geblieben, wobei eine davon zwischen den Zeilen rauszulesen ist.
Zum Berechnen der Profilpolare und auch später der Modelle nutze ich XFLR5. Dies ist ein Open-Source Tool, bei dem die Berechung der Profil Polare auf dem XFoil Code von Prof. Mark Drela beruht. Wie Windkanaluntersuchungen ergeben haben, gibt dieser Code relativ gute Prognosen über das reale Verhalten, da dieser das Verhalten von Ablöseblasen recht gut vorhersagt. Dies trifft auf andere Algorithmen für unseren Anwendungsfall nicht unbedingt zu. Nachteil ist, dass die Berechnungen vergleichsweise viel Zeit in Anspruch nehmen und der Einstieg nicht unbedingt so ganz einfach ist. XFLR5 bietet darüber hinaus noch die Möglichkeit, auf Basis von zuvor berechneter Profilpolare weiterführende Berechungen des Modells durchzuführen. Hierbei kann ein Modell in vereinfachter Form abgebildet und berechnet werden. Hierbei fallen jedoch einige Effekte der Realität, etwa Querströmungen usw. vom Tisch. Von daher ist es nur eine Annährung. Der Einstieg in XFLR5 ist zumindest ein wenig Dokumentiert. Diese Unterlagen findet man auf der Projektseite bzw im Netz.
Ich selbst habe mir das Wissen...wenn man es denn so nennen kann...größtenteils selbst angeeignet. Wer den ersten Teil meines Artikels zur NOVA (F3J) in der jetzigen Aufwind gelesen hat wird einen Teil der folgenden Worte schon kennen....
Angefangen hat alles damit, das ich nach dem Abi ohne irgendwelches Vorwissen und ohne geeignete Tools meinte, ein neues F3B Profil erstellen zu können, dies mit einer recht radikalen Flächengeometrie zu kombinieren und anschließend den Flügel in Aluminium zu Fräsen. Die Celeris war geboren und flog Anfangs...naja...nicht unbedingt ganz toll. So musste ich halt sehen das Beste daraus zu machen und habe mich angefangen mehr mit Thema zu beschäftigen. Der Grund lag insbesondere in einem recht massiven Problem mit Ablöseblasen auf Grund einer Profilauslegung, welche sehr auf eine maximal lange laminare Strömung auf der Profilobersiete bedacht war. Letztendlich war die Celeris nach mehreren Jahren Optimierung doch recht gut und bis heute mein schnellstes Profil im Speedflug. So bin ich parallel dazu auch zum Maschinenbau Studium gekommen, denn ich wollte was in Richtung Aerodynamik studieren. Letztendlich bin ich jedoch beim allgemeinen Maschinenbau geblieben bin. Daher fehlt mir bei manchen Dingen, wie zum Beispiel den Rechenverfahren, eine gewisse theorethische Grundlage. Den Rest habe ich mir durch Lesen, Nachrechnen, Fliegen und viel Denken nach und nach angeeignet....daher erhebe ich da nicht den Anspruch, alles richtig zu deuten.
Glücklicherweise hatte ich in den letzten Jahren, nicht zuletzt durch Jan Henning, die Möglichkeit ein paar meiner digitalen Werke auch real zu fliegen und zu beobachten, was mich jedesmal einen guten Schritt weiter gebracht hat. Von daher kann ich euch leider nicht wirklich Quellen nennen die für den Einstieg lesenswert wären. Angefangen hat alles bei mir mit
www.aerodesign.de, da ich ein paar der Artikel aus der AUFWIND kannte. Wobei ich aus heutiger Sicht da nicht unbedingt alles als "Quelle der Wahrheit" betiteln würde. Aber einen groben Einstieg gibt die Seite. Auch ganz interessant und mit etwas Suchen wahrscheinlich noch immer irgendwo im Netz zu finden: Aerodynamik des Flugmodells von F.W.Schmitz aus dem Jahre 1952. Das muss man natürlich auf Grund des Alters insbesondere bei den Profilempfehlungen auch mit etwas Vorsicht betrachten, aber einige Effekte finde ich ganz interessant und verständlich beschrieben (nach mehrmaligen lesen ^^). Dann gibt es noch mehrere sehr gute Artikel in englischer Sprache (meist University of Illinois), welche sich mit der Optimierung von Low-Reynoldzahl Profilen befassen. Unter anderem von und mit Herrn Selig. Aber für diese Artikel sollte am besten aber schon ein wenig Erfahrung vorliegen. Ebenso zu empfehlen sind Teile vieler der Forumsdiskussionen zum Thema Profilauswahl für Modell XYZ. Sei es hier bei RC-Network im Segelflugbereich/Nurflügel (Philip Kolb, Benjamin Rodax, Hans Rupp ....) oder auch auf RC-Groups. In letzterem Forum hatbeispielsweise Gerald Taylor bei den F3K Modellen einige recht interessante Threads zu seinen Profilen. Wobei diese, wie auch bei mir, in manchen Aussagen sicherlich ein wenig durch eigene Ansichten eingefärbt sind. Zudem tauchen dort ab und an auch Aussagen von Mark Drela, Joe Wurts usw. auf, die einem einen Denkanstoß geben können....insbesondere bei Themen wie Differenzierung, EWD, Snap-Flap usw.
Ich hoffe ich konnte die gestellten Fragen noch zur Zufriedenheit beantworten
Gruß Björn