So, 7 Jahre später habe ich Lösungen gefunden...
Stabilit Express scheint aus dem Handel mehr oder weniger verschwunden zu sein. Angeblich bei Obi - gab es aber nicht, stattdessen
Boldt Turbocoll - der auf dem Zettel die schöne Wort Methylmetacrylat und Dehnbarkeit 25% enthielt. Als zweiten Bewerber holte ich mir bei einem Zahntechniker sozusagen pures PMMA:
ProBase cold (baugleich mit Paladur)
Um die Haftung an ABS-Rümpfen zu testen habe ich einen Graupner "Perfekt-Rumpf" genommen, der seit 30 Jahren unberührt in der Schachtel lag. An diesem habe ich vier Klebebezirke an der Rumpfkufe abgeklebt, zwei davon auf der unangetasteten oxidierten, die beiden anderen auf angeschliffener Oberfläche.
Dort habe ich vier "Knödel" mit eingebetteter Büroklammerschlaufe plaziert, um die Knödel damit später beim Abreissversuch zu entfernen:
Ich habe absichtlich schlampig gearbeitet (ungenaues Mischverhältnis, nicht extrem angepresst etc.), um richtig schlimme
worst case-Verhältnisse zu haben!
Die Verarbeitungszeit beider Materialien ist kurz (5min). Aushärtung in 50-60°C heissem Wasser wäre nicht schlecht - hier habe ich mich auf sehr knappe 45min bei nur 18°C Raumtemperatur beschränkt.
Danach war Probase wirklich glashart, Turbocoll zeigte eine gewisse Nachgiebigkeit. Ich dachte, ich hätte ziemlich gut gemischt, aber es wirkte in der Aushärtung ein wenig inhomogen - evtl. wäre das bei 25° und nach ein paar Stunden nicht mehr so gewesen.
Der Abreissversuch war beeindruckend! In keinem Fall konnte ich den Klebeknödel an der Trennfläche lösen:
Aus dem leicht nachgiebigen Turbocoll zogen sich die Büroklammern heraus, beim Probase brach sie heraus (rechts, Klammerfuss nicht genügend mit PMMA überdeckt) bzw. riss der gesamte Knödel ab (links). Die dazu nötige Kraft war so hoch, dass ich Angst hatte, den Rumpf zu beschädigen! Am abgerissenen erkennt man, dass Teile des ABS mit abgerissen wurden (verm. der oxidierte Bereich?):
Abschliessend würde ich sagen, dass beide Kleber wohl sehr gut funktionieren - sie kleben wie die Hölle. Turbocoll wäre wohl bei sich biegenden Flächen zu bevorzugen (Glasfaser-Rovings rund um Kabinenhaubenöffnung, beliebte Bruchstelle bei ABS-Rümpfen), Probase/Paladur bei harten Verbindungen (Fahrwerksspanten, Motorspanten, Flügelaufnahmen).
Spezieller Hinweis: ProBase/Paladur sind nicht so einfach anzumischen wie z.B. Epoxy:
- man muss es nicht rühren, sondern das Pulver mit der Flüssigkeit tränken und dann "anteigen" lassen, es verliert dabei nach wenigen Minuten seine knirschende Eigenschaft. Wer es noch nie gemacht hat, sollte sich das von einem Zahntechniker mal zeigen lassen.
- Das (flüssige) Methylmetacrylat verdunstet recht schnell - nur von den vier Knödelchen wurde ich in einem kleinen Arbeitszimmer fast besoffen. Das ist nicht mit der Arbeit in einem grösseren Labor mit Absaugung zu vergleichen!!
Als nächstes werde ich versuchen, die Innenseite des Rumpfes mit dünnem Probase zu beschichten (es muss wegen der Verdunstung wohl mit transparenter Haushaltsfolie abgedeckt werden), damit man anschliessend eine normales Glasfaser/Epoxy-Laminat aufbauen kann. Dazu warte ich aber noch auf wärmere Temperaturen, damit ich das im offenen Wintergarten machen kann.
LG Bertram