Hi,
ich bin mir sicher, den objektiven Testbericht gibt es nicht. Die harten, statischen Fakten wie Spannweite oder Flächengröße sind wohl die einzig exakt bestimmbaren Größen. Schon beim Gewicht wird es spannend, bei nem 4-Klappensegler mit 4m Spannweite kann man, allein durch die unterschiedliche Gestaltung der Kabel, Unterschiede im Bereich bis hinzu 100g haben. Ist das relevant? Manchmal schon, wenn man dadurch die 5kg Grenze reisst oder das Gesamtgewicht des flugfertigen Modells bei 1432g liegt. Wenn das Modell 2.7kg wiegt wird dieser Unterschied niemand wirklich interessieren.
Sobald man dann zur Bestimmung von dynamischen Messwerten geht wird es glaube ich unmöglich. Klar kann man mit Loggern und Co arbeiten, aber damit bekommt man eine Momentanaufnahme und wie man solche Werte vergleichen soll/will ...
Jetzt könnte der geneigte Leser ja auf die Idee kommen und vorschlagen mehrere Modelle gleichzeitig von verschiedenen Pilotierenden „testen“ zu lassen um so ein Ranking aufzubauen. Und damit es noch schön objektiv wird, sollen die Modelle von allen Testern ausführlich geflogen werden. Die FMT hat das glaube ich mal vor langer Zeit mit 2m Seglern versucht.
Mal abgesehen vom logistischen Aufwand, der wohl schon enorm ist (wann haben 4 Testende gemeinsam Zeit und das Wetter passt), auch hier ist es wohl schwierig bis unmöglich etwas mehr als einen ersten Eindruck zu vermitteln.
Bis ich wirklich zufrieden mit dem Flugverhalten eines Seglers bin dauert es einfach. Bis Schwerpunkt und EWD passen, bis ich mit dem Ausgleich des negativen Wenderollmoments zufrieden bin, bis ich mich an das Thermikverhalten gewöhnt hab (was auch viel mit dem Erfliegen und Einstellen der Flugphasen zu tun hat) da vergehen schon ein paar Flugstunden.
Klar, bei nem “EasyGlider“ ist nicht so viel zu machen wie bei einer F5J Cobra oder nem Delphin. Und natürlich kann man nur mit dem vom Hersteller vorgegebenen Werten „testen“, aber das trifft doch nicht die Realität ... Bei einem Autotest stellt sich doch wohl auch jeder Tester den Sitz und das Lenkrat passend ein ;-)
Und selbst wenn man all diese Unwägbarkeiten, Randbedingungen, ... in den Griff bekommen könnte, eine subjektive Komponente gibt es immer, den Pilotierenden. Manchmal gibt es halt Modelle mit denen man nicht warm wird. Ich hatte da schon Segler die, obwohl sie für die Zuschauer immer gut geflogen sind, mir einfach kein gutes Gefühl vermittelt haben. Die Modelle lagen mir halt einfach nicht. Wie soll man so etwas in einem “objektiven Testbericht“ rüberbringen und vor allem, wie blendet man dass dann beim Resumee aus?
Zusammengefasst sind für mich alle „Testberichte“ nur nette Geschichten rund um das Modell. Wenn ich dann das Modell auch mal geflogen bin und zur selben Meinung wie der Autor gekommen bin, dann, und nur dann, kann ich vielleicht aus seinem nächsten Testbericht etwas darüber ableiten wie gut mir dieses Modell gefallen könnte.
Das bedeutet aber nicht, dass ich diese Berichte nicht gerne lese. Aber bei so Begriffen wie „thermikgierig“, „top Allrounder“, „gutes Kreisflugverhalten“, ... muss ich dann innerlich immer etwas schmunzeln.