Wozu Stützstoff?

Ich oute mich jetzt mal als Nichtlaminator mit meiner Frage:
Wird der Stst. als dünne Schicht auf die Innenseite z.B. der Tragflächen gebracht? Wozu trägt er dann bei? Die Laminatschicht könnte ja schon stabil genug ausgeführt werden.
oder füllt er den gesamten Hohlraum aus? Wahrscheinlich nicht, so dünn wie er ist.
oder dient er als Abstandshalter um sozusagen doppelwandig zu laminieren?
Bedanke mich für die Aufklärung
Grüße Südkarl
 
Üblicherweise ist es das eine doppelwandige Schalenkonstruktion, die deutlich stabiler und leichter als nur eine einschichtige Laminatschicht ist. Aufbau: Glasgewebe - Stützstoff - Glasgewebe.

Beispiel: Nimm ein Blatt Schreibpapier in die Hand, wölbe es leicht und Du merkst wie wabbelig das ist. Nimm ein zweites Blatt Schreibpapier und verbinde die beiden Papiere mit unzähligen Pappstrohalmen und die Konstruktion wird sehr stabil. Das ist das Prinzip der sehr stabilen aber auch leichten Wellpappe, wie wir ihm von Verpackungskartons her kennen. Nun lege in gleicher Dicke zur Wellpappe unzählige Blatt Papier aufeinander, man erreicht damit zwar eine gewisse Festigkeit, allerdings zu Lasten eines sehr hohen Gewichtes.

Gruß Robert
 
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Gideon

Vereinsmitglied
Die Biegesteifigkeit steigt in dritter Potenz mit der Bauhöhe, gleichzeitig wird auch die Biegefestigkeit signifikant erhöht, sodass ein Sandwichaufbau immer vorteilhafter für beulempfindliche Strukturen ist. Im unten gezeigten Beispiel können die Deckschichten auch noch deutlich dünner gestaltet werden, sodass das Bauteilgewicht sogar geringer als das des monolithischen Aufbaus (Volllaminates) ist.


Bildschirmfoto 2014-09-17 um 12.33.09.png


Quelle: Entwurf und Dimensionierung von Sandwichstrukturen ESW
Skript zur Vorlesung im WS 2009/2010 / HAW Hamburg / Prof. Dr.-Ing. Ulrich Huber
 
...ist schon eindrucksvoll! Wie wird das dann am Laminatende (Bauteilende) gemacht, wenn Tragflächenober- und unterschale oder die Rumpfhälften vereint werden. Sind die Schalen dort geschlossen und werden stumpf verklebt oder sind sie offen und sie werden mit Gewebestreifen innen und außen von Teil zu Teil zusammengeklebt?
Wie immer: Danke für Erklärung
Gruß
Südkarl
 

Dennis Schulte Renger

Vereinsmitglied
Trotzdem wird, gerade bei Hangfliegern, gerne in Hartschale gebaut. Also ohne Stützstoff.
Weil robuster...

Warum sind die robuster?

Mehr Laminatdicke? Bei mehr Gewicht?
 

Dennis Schulte Renger

Vereinsmitglied
...ist schon eindrucksvoll! Wie wird das dann am Laminatende (Bauteilende) gemacht, wenn Tragflächenober- und unterschale oder die Rumpfhälften vereint werden. Sind die Schalen dort geschlossen und werden stumpf verklebt oder sind sie offen und sie werden mit Gewebestreifen innen und außen von Teil zu Teil zusammengeklebt?
Wie immer: Danke für Erklärung
Gruß
Südkarl
Üblicherweise werden die beiden Schalen in der Form mit der Trennebene bündig bearbeitet und dann stumpf beim Schießen der Form miteinander verklebt.

Wenn du im Detail mit Fotos sehen willst, wie so ein Flügel gebaut wird, kann ich nur den tollen Baubericht von einem F3E Wettbewerbsflieger von Kölle Team empfehlen.


Alles in allem ein typischer Schalenflügel wie sie fast alle aufgebaut sind.

Gruß Dennis
 
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Steffen

User
Warum sind die robuster?

Mehr Laminatdicke? Bei mehr Gewicht?
ja.

Eine Hartschale ist für Beschädigungen von aussen gebaut.

Laminate mit Stützstoff sind eine Auslegung auf Stabilitätsversagen (Beulen, Knicken).
Wenn die Faserbelegung für die Spannungen in den Fasern genügt aber dann das Bauteil ausbeulen würde, braucht man mehr Wandstärke bei gleicher Fasermenge.
Das macht man dann mit Stützstoff...

Macht man es mit mehr Fasern, sind die Fasern nicht ausgelastet.

Das ganze ist wie immer eine Balance aus Festigkeit, Steifigkeit und Stabilität.

(bitte Stabilität nicht mit Festigkeit verwechseln)
 

Gideon

Vereinsmitglied
Eine reine Hartschale aus Gewebe/Gelege funktioniert aber nur mit Kohle effektiv. Klemm und andere, wie Becker und Schüler, die den Begriff Hartschale etabliert haben, verwenden bei ihren Modellen allerdings Glas mit einer zusätzlichen, harzreichen Fülllage zwischen den Gewebedeckschichten, um eine beulsteife Schale zu generieren.
 
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