Petrus hat mein Flehen leider übererfüllt... Ein laut meteoschweiz "starker Südwind" mit Böen bis zu 90kmh hat die Flitschjünger zusammen mit den Erkenntnissen des gestrigen Tages dazu gebracht, doch lieber Starkwindfliegen am Jakobshorn zu wiederholen. Aberaberaber der Wind hat zur Einstellung des Betriebs aller Seilbahnen in höhere Lagen geführt
Da sassen wir nun im Tal fest und versprühten Weihwasser und murmelten Om-mani-padem-hum und die Rinerhornbahn war gnädig und liess sich erweichen, ein Sixpack (=sechs Vierergondeln) für uns loszulassen, wovon 1,5 Gondeln alleine dem "Materialtransport" dienten.
An der Bergstation war es relativ ruhig, aber das änderte sich ziemlich brutal, als wir nach ca. 7 min Fussmarsch um die Ecke zu unserem eigentlichen Flitschhang bogen: Da war echt WIND! Leider falscher Wind, genau 90° von links parallel zum Hang. "Gewisse" Europarekord-süchtige DS-Flieger mit 6 kg schweren Modellen schielten eh nicht auf den berühmten monströsen Erdanker, sondern guckten nur im Scanmodus nach der nächsten erreichbaren Abrisskante...
Die völlig hirn- und wampenlosen unter uns machten sich also auf einen 45-minütigen Gewaltsmarsch zum "nur" 500m höheren Sattel unterhalb des Nüllischgrätli, was fast zum Beinahe-Ehekrieg zwischen #1 und seiner unverdient netten und hübschen Freundin geführt hätte. Aber wie bei Berganfängerinnen üblich war sie am Schluss überglücklich, dass wir sie hochgeprügelt hatten (sie musste ja "nur" das Blei für die Diva schleppen
) und würde ihrem Schatz sicher die Nacht versüssen, wenn ihn nicht die Grippe oder Monetzumas Rache oder beides überkommen hätte.
Oben angekommen war es noch ca. 400% aussichtloser als gestern, den Segler auch nur überhaupt - also völlig unabhängig von der resultierenden Form - wieder auf den Boden zu bekommen. Trotzdem wagten sich drei mit ihren Modellen in die Luft: zuerst ich mit meiner Destiny, die gestern bei den ersten DS-versuchen ziemlich übel abgerissen hatte und 100m tiefer in die Felsen geknallt war - wie üblich leider ohne Beschädigungen (
stirb endlich!). Sie flog ein ganze Weile rauf und runter und rückwärts, aber an einen Geradeausflug kann ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern. Nach ca. 5 Minuten war ich beim Übergang von +100m nach -100m leider mal zu nahe am Hang und die Destiny wurde in das Geröll geweht, wo sie beim Radschlagen (den Hang 45° aufwärts!) das V-Leitwerk ablegte. Ich kann leider nicht behaupten, das Ding erledigt zu haben; es lebt leider immer noch. Der Knall wurde von den Lipowärmern und Flächentaschenbenutzern in ca. 800m Entfernung gut gehört (sie sassen aber in Windrichtung).
Tobias Reik - er und ich haben uns als kongeniale motorverweigernde expeditionshungrige Modellverächter gefunden - warf mit Todesverachtung seinen Tigger in den Schlund des Föhngeheuers, flog ein paar Runden mit Steig- und Sinkraten zwischen +40m/sec und -40m/sec, beobachtete das tragische Sterben der göttlichen Diva und liess den Tigger "sanft" (na ja, was man eben unter diesen Bedingungen so sanft nennen kann... Lieber 7 Lagen GFK als 4 Lagen CFK) in den Hang
wehen.
Patrick war derweil sehr traurig, seine heimliche Geliebte (psst! Ja nichts Sandra sagen!) war schwer erkrankt: Das Nasenbein war gebrochen und ein paar andere "Kleinigkeiten" auch, aber nichts, was man mit Spucke und Pfuschpulver nicht könnte wieder herstellen...
Eine Dissidentengruppe fand abends am Wolfgangpass noch Thermik, und wir alle fanden das gemeinsame Abendessen mit Straussenfilet auf dem heissen Stein dann doch versöhnlich.
Aber morgen wird geflitscht, und sei es im strömenden Regen...
Bertram