Auswirkung ungleicher EWD links/rechts

Hallo Modelllflieger,

wie wird sich bei einem Modellflugzeug eine leicht unterschiedliche EWD (ca 0,2Grad) zwischen beiden Seiten auswirken?

Ich baue gerade eine Schleppmodell und habe nach dem Endzusammenbau des Rohbaus festgestellt, dass die beiden Flächenseiten eine EWD-Differenz (ja genau, eine Einstellwinkeldifferenzdifferenz) von 0,2 Grad haben.​

Bevor ich die (schwer zugängliche) Verdrehsicherung der Tragflächen rausfräse, frage ich mich, ob die Differenz überhaupt bemerkbar ist.

Alternativ kann ich am Höhenruder (Winkel ist dort einstellbar gemacht) eine einseitige Korrektur vornehmen. D.h. die Tragflächen links/rechts haben ggü. der Rumpfsehne unterschiedliche Winkel, sind aber ggü. dem Höhenruder wieder gleich in der EWD....​

Bin gespannt auf Eure Tips/Kommentare

Axel
 

Gast_25279

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Ja er wird um die Längsachse rollen wollen. Kannste mit den Querrudern gegentrimmen, kostet natürlich (ein wenig) Leistung. Wenn man sieht, wie wenig QR- ausschlag nötig ist, um einen Flieger in die Kurve zu bringen... wäre mir eine Differenz von 0,2 grad zu viel. Ist ja die gesamte Fläche betroffen, nicht nur das Ruder.

Besser wärs, wenn die EWD- Differenz mit 0,2° zwischen den Höhenruderseiten anläge. Das hätte fast keine spürbaren Auswirkungen.

Alternativ kann ich am Höhenruder (Winkel ist dort einstellbar gemacht) eine einseitige Korrektur vornehmen. D.h. die Tragflächen links/rechts haben ggü. der Rumpfsehne unterschiedliche Winkel, sind aber ggü. dem Höhenruder wieder gleich in der EWD....

Schlechte Idee, das löst das Problem nicht: EWD zwischen Fläche und HR beeinflusst die Eigenstabilität um die Querachse (Drehachse längs der Fläche). EWD der Flächenseiten zueinander sollte es eigentlich geben- > beeinflusst die Stabilität um die Längsachse (Achse längs zum Rumpf)

Mach einen vorsichtigen Testflug (oder reparier es am besten direkt!), wenn es gar keinen Spass macht, musst du die Flächenaufnahme umbauen...

Alles wird gut! Alex
 
Es ist auch noch wichtig, in welche Richtung der jeweilige Anstellwinkel der Flächen unterschiedlich ist. Also: Hat die rechte, oder die linke Fläche mehr Anstellwinkel?
Wenn die in Flugrichtung linke Fläche einen größeren Anstellwinkel hat, dann könnte man das auch gleich als Korrektur des Drehmoments vom Propeller so belassen (anstatt des Seitenzugs). Dabei stellt sich dann aber auch die Frage, ob es 0,2° Differenz zwischen links und rechts sein müssen, oder ob nicht auch schon 0,1° ausreicht. Und das hängt vom Profil und der Geschwindigkeit ab. Je schneller, desto mehr macht sich eine Rollbewegung bemerkbar.

In jedem Fall aber wird sich so immer ein asymetrisches Abrissverhalten bemerkbar machen. Das heist, der stall kommt auf der Seite mit der stärker angestellten Fläche zuerst und deshalb wird der Flieger dann auch nicht einfach nur durchsacken und sich dann wieder fangen, sondern der Flieger wird nach einem Strömungsabriss nach einer Seite überkippen und dabei eine Drehung vollziehen.
Man kann dem Flieger also insgesamt ein kritischeres Flugverhalten attestieren, unter dem die Gutmütigkeit im Grenzbereich leidet.
Deshalb solltest Du das alles wieder so ändern, dass beide Seiten gleich sind.

mfg jochen
 
Möglicherweise ja, vielleicht macht sich das auch gar nicht bemwerkbar. Außerdem sind die möglichen Fehlerquellen beim Einmessen der EWD so groß, daß es m.E. unmöglich ist eine objektive Messung vorzunehmen. Eine "Abweichung " von 0,2° kann sich schon zwischen 2 Flügen einstellen - und da wird dann halt ein Zahn nach oben oder unten getrimmt.
 
Ja, aber der Einfluss hängt ja auch von der Fluggeschwindigkeit ab.
Und von der Spannweite....
Und selbst, wenn man es im Normalflug nicht merkt, so macht es sich doch spätestens beim Abrissverhalten sehr negativ bemerkbar!

mfg jochen
 

Gast_25279

User gesperrt
Wenn die in Flugrichtung linke Fläche einen größeren Anstellwinkel hat, dann könnte man das auch gleich als Korrektur des Drehmoments vom Propeller so belassen (anstatt des Seitenzugs).

...und nimmste das Gas raus, dreht der Flieger ab....
oder wir machens mit der Programmierung... QR und Gas zusammenmischen :cry::cry::cry:
Grade bauen, alles andere ist ganz ehrlich Käse.

Aber vielleicht ist es wirklich nur ein Messfehler? Versuch mal, eine grade Kante in der Spiegelung beider Flächen zu betrachten. Wenn sich die Kante durch beide Flächen glatt durchzieht, hast du falsch gemessen(alles gut!). Wenn sich ein Versatz in den Spiegelungen findet, hast du richtig gemessen.
 
Hallo in die grosse Runde,

vielen Dank für die vielen interessanten Antworten.

Insbesondere der frühere Strömungsabriss bei Stall auf der einen Seite gibt mir zu denken. Zwar kenne ich das Flugverhalten noch nicht, aber Clark-Y mit 15% steht nach meinen Beobachtungen eher für ganz zahme Übergänge / Kopf runter....

Das im Bau befindliche Modell ist eine IPANEMA mit rd. 2,80 m Spannweite, ca 13-14kg, ZG62 mit Hydromount und ResoRohr. Ich möchte mit dem Modell vorwiegend F-Schlepp machen.

Ich werde nach den vielen Kommentaren jetzt doch die eine Tragfläche neu ansetzen, sprich die Verdrehstifte auf der einen Seite um 1,5mm nach unten korrigieren und damit dann auch beidseitig symmetrisch an der Flächenanformung ansetzen.

Wenn ich herausbekomme, wie ich hier ein Bild veröffentlichen kann, will gern ein Rohbaufoto einstellen.

Gruss und Dank

Axel
 
Ich finde Kalle hat gar nicht so unrecht. Na klar sollte man möglichst genau arbeiten und so ein Modell ordentlich vermessen. Aber ich weiß auch, dass es bei einem Holzbau zu so vielen kleinen Ungenauigkeiten kommen kann, dass es gar nicht möglich (oder nur bedingt möglich) ist, perfekt zu bauen. Das fängt bei der Profiltreue an, geht über geometrische Ungenauigkeiten bis hin zu nicht optimalen Lastverteilungen und was weiß ich nicht noch alles. In der Regel wirken sich diese Ungenauigkeiten aber gar nicht so gravierend aus, als dass wir es beim Fliegen merken. Und wer meint, das perfekte Kolzmodell selbst schnitzen zu können, der soll mal schön weiter träumen. Das geht schon rein wegen des Werkstoffes gar nicht.
Also ob und wenn ja ab wann sich eine Differenz von 0,2 ° überhaupt auswirkt, ist wohl mehr theoretischer Natur...

Aber ich möchte jetzt Axel nicht davon abhalten, den Fehler zu korregieren. Mich würde nur mal interessieren, ob dann die EWD wirklich über die gesamte Spannweite immer gleich bleibt und auch sonst alles perfekt symetrisch ist...
Ich glaube, sowas wird echt schwierig. Und ordentlich fliegen wird die Kiste trotzdem.

Gruß Mirko
 
messen ???

messen ???

Ich bin der Meinung , mit herkömmlichen Heimwerker-EWD-Messgeräten können 0,2 Grad gar nicht gemessen werden,da wird bei eventuellen Änderungen mehr kaputtrepariert bevor sich das auszahlt.
mfg
werner
 
Ihr habt gelesen, welcher Versatz am Zentrierstift nötig ist. 1.5 mm. Das ist nicht nichts, sondern eine deutliche Korrektur. Und die Winkeldifferenz (wenn mit Höhe Endleiste zu Nasenleiste gemessen) durchaus zuverlässig feststellbar.
So eine Schiefstellung ist vergleichbar mit einem Querruder, dass 3..5 mm aus der Kontur steht. Würdet Ihr das auch vernachlässigen?
 
Ja nee Markus,

du hast ja grundsätzlich Recht. Die Frage ist, ob bei einem so großen Modell die 1,5 mm Versatz so große Auswirkungen haben, wie sie prognostiziert wurden.
Ich habe ja auch schon einige Modelle komplett selbst gebaut. Und es waren auch einige dabei, wo ich feststellen musste, dass sie etwas "krumm" waren. Aber egal wie, sie sind deswegen nie um die Ecke geflogen. Bei einem schnellen Racer oder Jet könnte ich mir sowas schon eher vorstellen. Aber meine Motte flog z.B. auch mit völlig verzogenen Flächen einfach geradeaus weiter. Bei meinem Grunau Baby hat sich auch ein (wirklich nicht sichtbarer) Verzug eingeschlichen, den ich nur bemerkte, weil die Schleppmaschine viel zu schnell zog. Da rollt das Modell ganz leicht nach links. Sobald ich ausklinke und das Baby mit seiner eigenen Geschwindigkeit fliegt, liegt es wie ein Brett. Bei einem vorbildgetreuen Schlepp war dieses Rollen auch nicht zu bemerken...

Von daher weiß ich eben, dass sich viele Baufehler weit weniger fatal auswirken, als wir es annehmen.

Gruß Mirko
 
Ihr habt gelesen, welcher Versatz am Zentrierstift nötig ist. 1.5 mm.

Markus hat es richtig gelesen, ich habe nicht gemessen, sondern einfach nur an der Flächenanformung am GfK-Rumpf am Flächenende den Höhenunterschied von 1,5mm gesehen/gemessen. Bei einer Flächentiefe von 41cm ergibt das so etwa 0,2 Grad. Das Röhrchen liegt bei 27cm, also muss ich dort um 1mm korrigieren. Sollte gehen, wenn auch an sich ärgerlich und mir unklar ist, wie es zu dem deutlichen Versatz kommen konnte...

Ich vermute, dass ich beim F-Schlepp, wo der ganze Flieger ohnehin ständig gesteuert werden muss garnicht merken würde, dass es eine Differenz gibt (vorausgesetzt ich gleich am Höhenruder auf gleich EWD dieser Seite aus). Doch beim Langsamflug/Start im F-Schlepp und Landung, da hatte ich mir schon Gedanken gemacht. Andererseits ist der Flieger dann so langsam, dass auch Querruder etc. immer weniger Wirkung haben.​

Ergo, aufgrund der Wahrscheinlichkeit von kleinen Problemen ist es besser die Sache jetzt noch zu korrigieren!
  • Im Moment ist der Zeitpunkt für einseitige Korrekturen auch noch günstig /die Verdrehsicherung zu versetzen, denn ich habe die zweite Flächenhälfte noch nicht beplankt (0,5mm Birkensperrholz auf Rippe). Da komme ich an das Messingrohr noch gut rann....
  • Im Rumpf siehts da etwas problematischer aus, denn ich habe dort bereits eine Menge Inneneinbauten erledigt und wüßte im Moment nicht, wie ich auf das ausgefräste Messingrohr von Innen dann genug Harz aufbringen kann um das Rohr kraftschlüssig mit dem Rumpf zu verbinden

Gruss

Axel
 
Aufwand und Nutzen

Aufwand und Nutzen

Man sollte in solch einem Falle immer überdenken, ob der erforderliche Aufwand in Relation zum
möglichen Nutzen steht! Wenn ich mir bei meinem Eigenbau " OBS " z.B. die Endleiste ansehe,
dann ist das - bei 5,20m Spannweite - ein Schlingerpfad, und ob die EWD beider Flächen sowie der Leitwerke so 100%ig gleich ist - weiß ich nicht, will ich auch nicht wissen, denn der Vogel fliegt und fliegt und fliegt - meist auch geradeaus.
Ich hatte ein Zweckmodell mit T-Leitwerk. Nach Bruch des Leitwerkträgers und erfolgter Reparatur stand das Leitwerk um sicher 5° aus dem rechten Winkel. Einziger Nachteil war
die Optik, fliegerisch hat man da nichts gemerkt.
Und zum Schluß: Wenn Ihr Euch mal die alten manntragenden Kisten anseht, dann gibt es da kaum gerade Linien.
Merke: Nicht zuviel " verschlimmbessern ".

Gruß
 
Ihr blendet aber jetzt alle das Problem mit dem asymetrischen stall aus!

Nur noch ne Anmerkung bevor Ihr jetzt wahrscheinlich alle über mich herfallt:
Ich bestreite ja garnicht, dass es Flieger gibt, bei denen geringe Abweichungen vom Optimum nichts ausmachen! Das habe ich auch schon oft bei Eigenbauten bemerkt. Und beim Telemaster von nem Freund war auch mal die Fläche mit den Gummis schräg draufgeschnallt... Flog trotzdem normal!

Aber es gibt eben genauso Gegenbeispiele. So auch mein Calimero: Nach der 2. oder 3. Leitwerksreperatur war das HR zwar noch orthogonal zum SLW, aber das gesamte Leitwerk war dann auch gut um 5° verdreht (Schande über mich, ich hab gepfuscht). Ergebnis: Im Langsamflug und in der Thermik nichts / fliegt wie immer, beim HLG Start (Speerwurfmäßig schräg hoch mit viel Schmackes) ist der Flieger dann immer in eine Richtung ausgebrochen. Und das kann man jetzt nicht auf vermurkste, schräge Würfe zurückführen, weil ich so wie immer geworfen hab und weil das vor der Reperatur noch nicht so war....

Also: Ausbessern! Da ist nichts mit "Verschlimmbessern", wenn man ganz normalen Modellbau macht, sollte einen sowas nicht vor allzu große Hindernisse stellen!

Aber stell doch bitte mal ein Foto von dieser Flächenaufnahme hier rein, dass man nich nur drüber schreibt, sondern es auch mal sieht.

Und falls es jetzt wieder jemand während der Lektüre vergessen haben sollte, weise ich hier nochmals auf das Abrissverhalten hin, das so auf beiden Seiten unterschiedlich ist!

mfg jochen
 
Die Flächenaufnahme ist nix weltbewegendes. Einfach ein 40er Rohr und 4mm Federstahldraht im Messingröhrchen...

Anbei ein Bild vom Flächenrohbau und Flieger zu 2/3teln fertig...

Gruss

Axel
 
jetzt mit Bild vom Flieger...
 

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Ihr blendet aber jetzt alle das Problem mit dem asymetrischen stall aus!

mfg jochen

Nun, ich werde bestimmt nicht über dich herfallen, Jochen... Wir sehen die Dinge einfach unterschiedlich und tauschen halt Meinungen aus. Ich glaube, darum ging es ja auch, mal unabhängig davon, das Axel den Fehler ruhig beheben soll, wenn er es möchte.

Aber zu deinem asymetrischen Stall.
Du sagst doch selbst, dass sich die beschriebenen Baufehler erst bei höheren Geschwindigkeiten auswirken. Das habe ich auch so erlebt. Zum Stall kommt es aber doch bei Minimalfahrt, da wo sich die unterschiedlichen Winkel auf Grund der kaum vorhandenen Anströmung so minimal bemerkbar machen, dass ich mir diesen "asymetrischen Stall" einfach nicht vorstellen kann. Er mag theoretisch vielleicht möglich und vorhanden sein, allein bemerken wird man es beim Fliegen oder Landen nicht. Ich bin davon überzeugt, dass ein durchschnittlich gebautes Modellflugzeug so viele aerodynamische und andere Asymetrien eingebaut hat, dass den Theoretikern wahrscheinlich die Kinnlade herunterklappt. Und es fliegt trotzdem, weil eben auch die aerodynamische Suppe lange nicht so heiß gelöffelt wird, wie sie immer gern gekocht wird.

Aber wie gesagt, ich möchte Axel damit nicht davon abhalten, sein Modell der Perfektion näher zu bringen. Ja?

Gruß Mirko
 
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