Qualität von Servokabeln

Hallo,

was meint der geneigte Selbstlöter zu so einer Servokabelqualität?

kabel.jpg


Das Kabel ist ca. 1 Jahr alt und war an einem 4,8V NiCd Akku 600mAh,
der wenig gebraucht wurde. Es ist kein Einzelfall, das Kabel aus der gleichen Serie an meinem anderen Akku sieht genauso aus.
Den Hersteller weiß ich leider nicht mehr, ich beziehe Marken aus D genauso wie NoName aus China...

Die Vergoldung zu gering?
Falsche Metallzusammensetzung?
Mein Keller zu feucht?
Falsche Vorstellungen in meinem Gehirn?

Wer mich etwas erleuchten kann, dem wäre ich sehr geneigt...

Also bitte, wer hat eine Erklärung für diese extreme Oxidation?

Danke,
Grüße
Stefan
 
Das Servokabel sieht doch noch aus wie neu...

nur der Kontakt hat Verbesserungspotential :D


Nee mal im ernst: gab es hier besonders hohe Ströme ?

Gruss Tobi
 
An einem NiCd-Akku! Das ist ein Fall von schwarzer Pest, ist im LiPo-Zeitalter wohl schon vergessen worden. Hat mit dem Ausgasen der NiCds zu tun, die Korrosion frisst sich erstaunlich weit die Kabel entlang. Entferne mal die Isolierung und wundere Dich; ich denke, das Kupfer ist schön schwarz.

Bertram
 

Relaxr

User
Sieht nach Kupfersulfat aus, war vorher mal Kupfer. Ja da müssen Sulfate aus dem Akku rauskommen, wohl aus der Zellenchemie, vermutlich Schwefelsäure als Elektrolytbestandteil. Gut dass Lipos sowas nicht machen :rolleyes:

Edit: nachgeschaut, Säure ist keine drin, dann diffundierrt Sauerstoff durchs Kabel und oxidiert direkt. Das erklärt auch die grauen Kupferseelen, diese besagte "Pest".

Gruss Markus
 
Die "schwarze Kabelpest" hat schon manches Modell gekostet. Meist lösen sich dann die Kabel direkt an der Lötstelle am Akku ab und das war´s dann mit Saft für Empfänger + Servos. Meist ist davon der Minuspol deutlich stärker betroffen als der Pluspol. Feuchtigkeit beschleunigt das fortschreiten der schwarzen Kabelpest.

Was kann man dagegen tun?

- bei fertig konfektionierten Akkus den Schrumpfschleuch entfernen und, Lötstellen genau ansehen und mit transparentem Schrumpfschlauch neu einpacken
- im Zweifelsfall die alten Kabel ablöten und neue anlöten
- Akkupole vor dem löten säubern und leicht anrauhen
- nur gute Silikonkabel verwenden
- nur gutes Elektronik-Lötzinn benutzen, auf keinen Fall zusätzliche Flußmittel
- Lötstelle nach der Lötung sofort von Flußmittelresten befreien
- Lötstellen alle 6 Monate genau kontrollieren, beim ersten Anzeichen der schwarzen Kabelpest sofort handeln
- Bei Verdacht auf schwarze Kabelpest immer das gesamte Kabel mitsamt Stecker austauschen

Bei Aufbewahrung im Keller sollte man etwas "Silicia Gel" (Kieselgel) zum Akku packen, gibt es mit vielen Elektrogeräten kostenlos, man kann es bei Bedarf auch kaufen:

http://watersafetyshop.com/50410.html

Das Zeug nimmt Feuchtigkeit auf und bindet sie. Ist der kleine Beutel feucht, trocknet man ihn einfach 2 oder 3 Stunden bei ca. 80 Grad im Backofen. Übertrieben, denkt ihr? Nun, mir ist in über 30 Jahren kein einziges Kabel wegen der schwarzen Kabelpest abgefault. Ein etliche Jahre alter Akku hatte sie mal, da wurde die Pest durch austretendes Elektrolyt ausgelöst oder beschleunigt. Das "Gesabber" lief innen am Schrumpfschlauch des Akkus entlang zum Minuspol und dort bildete sich allerlei unansehnliches Zeugs. In so einem Fall hilft nur eins: ein neuer Akku.

Noch was ganz Wichtiges. Stellt man beim löten mit Servokabeln fest, daß die Isolierung an der Lötstelle wegschmilzt, dann dieses Kabel niemals nie wieder nicht verwenden, das ist Schrott! Die geschmolzene Isolierung erzeugt meist Säuren, die die schwarze Kabelpest verursachen. Auch nicht Schrumpfschlauch mit dem Feuerzeug schrumpfen, dabei können durch die zu hohe Temperatur ebenfalls Säuren entstehen. Der Lötkolben, mit dem man die Kabel gelötet hat, hat genau die richtige Temperatur für den Schrumpfschlauch.
 

Relaxr

User
Gute Tips! Und es sind wirklich nur NiCads betroffen? Dann wäre ich raus aus der Nummer.......
Gruss Markus
 
Warum drei Adern?

Warum drei Adern?

Hallöle zusammen!

Auf dem Bild ist ein dreiadriges Kabel abgebildet... Warum drei Adern?
Normal finde ich an einem NiCD oder NiMH nur zwei (+,-; rot und schwarz)... Das stimmt mich nun stutzig.

Die Kontakte werden auch normal nur gecrimpt? Gelötet wird doch maximal am Akku? Und jetzt das typisch deutsche Fragewort mit "H"...


HÄÄÄ?
 
schwarze Kabelpest...

schwarze Kabelpest...

Hallo

und ich dachte tatsächlich, die Pest sei schon ausgerottet.

Ihr mach mir ja Freude, meine so heiß geliebten NiCd in Verruf zu bringen.
Ich fliege sei Jahren als Empfängerakkus nur wieder NiCd wegen der unproblematischen Lade- und Lagercharakteristik.
Von Beulen- oder Kabelpest höre ich jetzt zum ersten Mal. Da aber Unwissenheit nicht vor Oxidation schützt,
werde ich in Zukunft ganz genau aufpassen und meine Kabel sorgfältig kontrollieren.

Vielen Dank für eure Infos und Hintergründe. Ich muss schon zugeben, dass ich beim Löten Lötfett verwende und vor allem der Minuspol der Akkus schon deutlich korrodiert ist. Komisch ist es ja schon. Der Minuspol am Akku und der Pluspol am Stecker...

Das Kabel ist ein normales Servokabel, das von mir selbst an den Akku angelötet wurde.
Deshalb die 3 Adern. Trotzdem ist mir so ein krasser Oxidationsfall in über 30 Jahren Selberlöterei noch nie vorgekommen.
Irgendwie glaube ich immer noch etwas an schlechte Kabelqualität mit wenig Goldschicht.

Vielleicht sind "gute" Kabel gegen die Pest resistenter ? ;)

Grüße
Stefan

P.S. bin nicht ansteckend... ;)
 

astro

User
Es ist zu empfehlen, selbst hergestellte Kabel zu Crimpen.

Ausschnitt von http://www.rc-network.de/magazin/artikel_03/art_03-0015/art_03-0015-00.html:

"Eine einwandfreie Crimpung ist absolut gasdicht. Die Litzen müssen vom Crimp von beiden Seiten gleichmäßig umschlossen und verpresst werden. Die Zugentlastung sollte sauber um die Isolierung geschlungen sein. Wenn die Crimpung nicht gasdicht ist, fangen die Kupferlitzen mit der Zeit an zu oxidieren. Diese Oxidationsschicht ist nicht leitend!!! Also haben wir nach einer Weile keinen elektrischen Kontakt mehr."

Gruß Achim
 

Maistaucher

Vereinsmitglied, Offizieller 1. Avatarbeauftragter
Ich habe es so verstanden, dass der oben abgebildete Servostecker gecrimpte Kontakte hat,
also nur das andere Ende am Akku angelötet wurde.
Die Pest wandert also durch das Kabel vom Akku zum Stecker durch.
Oder habe ich alles falsch gelesen? :(
 
Ihr mach mir ja Freude, meine so heiß geliebten NiCd in Verruf zu bringen.
Ich fliege sei Jahren als Empfängerakkus nur wieder NiCd wegen der unproblematischen Lade- und Lagercharakteristik.

Keine Sorge, ich verwende auch noch die alten Nickels, leider gibt es die immer seltener zu kaufen. Bei Ni-MH Akkus kann übrigens genau das Gleiche passieren, da es nicht vom Akku selbst, sondern eher von der Art der Lötung und dem dafür verwendeten Material in Verbindung mit dem Material des Bechers der Zelle ausgeht. Das spielt alles zusammen. Lipos mit ihren Alu-Lötfahnen oder Platinen sind dadurch nicht von der schwarzen Kabelpest betroffen. Es stimmt aber, daß die Ni-CD Akkus anfälliger für diese Oxidation sind, da sie oft ganz wenig ausgasen. Da kommt oft nichtmal Elektrolyt aus dem Akku, sondern es wird nur der beim Formierungsladen entstehende Überdruck sanft abgebaut. Formiert man den Akku im Modell, besonders in einem Schiffsmodell mit etwas Restfeuchtigkeit im Rumpf, hat man sehr schnell ein angefressenes oder sogar abgefressenes Kabel. Auch Modellsprit beschleunigt diesen Vorgang.

Von Beulen- oder Kabelpest höre ich jetzt zum ersten Mal. Da aber Unwissenheit nicht vor Oxidation schützt,
werde ich in Zukunft ganz genau aufpassen und meine Kabel sorgfältig kontrollieren.

So ist´s brav :) aber Beulenpest solltest du von Lipos schon kennen ;) oft auch als Schwangerschaft bezeichnet. Leider hat es dabei noch nie Nachwuchs gegeben :D

Ich muss schon zugeben, dass ich beim Löten Lötfett verwende und vor allem der Minuspol der Akkus schon deutlich korrodiert ist. Komisch ist es ja schon. Der Minuspol am Akku und der Pluspol am Stecker...

Lötfett ist Gift für Kabel und jede Elektrik, das kannst du nehmen, wenn du deine Dachrinne flicken mußt. In Elektronik-Lot ist das Flugmittel schon drin, 1 mm dickes Elektronik-Lötzinn ist für die meisten Lötarbeiten bestens geeignet.

Das Kabel ist ein normales Servokabel, das von mir selbst an den Akku angelötet wurde.
Deshalb die 3 Adern. Trotzdem ist mir so ein krasser Oxidationsfall in über 30 Jahren Selberlöterei noch nie vorgekommen.
Irgendwie glaube ich immer noch etwas an schlechte Kabelqualität mit wenig Goldschicht.

Ich vermute eine schlechte Kabelqualität wegen leicht schmelzender Isolierung. Das Kabel selbst kann reines Kupfer sein, verzinnt oder versilbert, Hauptsache da kommen keine sich irgendwie bildenden Säuren dran. Was bei einer leicht schmelzenden Isolierung sehr schnell passiert ist und dann hilft eben nur, das Kabel komplett zu entsorgen. Durch die Kapillarwirkung zwischen den hauchdünnen Äderchen und der Isolierung frißt sich Oxidation erstaunlich schnell durch 10 - 20 cm Kabel.

P.S. bin nicht ansteckend... ;)

Gottseidank *Seuchenhilfskommandoabbestell*

Angefangen hat meine Modellbau-Karriere als Schiffsmodellbauer, da habe ich bei vielen Kollegen diese Oxidation erlebt und bei einem alten Akku hat´s mich ja auch mal erwischt. Ich habe mich dann durchgefragt, mir 3 Fachbücher ausgeliehen und mit diesem Wissen konnte ich die schwarze Kabelpest dauerhaft aus meinen Modellen verbannen.
 
Hallo Schorch,

danke für deine vielen Anmerkungen und Tipps.
Ich ernenne dich hiermit zum Kabel-Ehrendoktor. ;)

Lötfett ist Gift für Kabel und jede Elektrik, das kannst du nehmen, wenn du deine Dachrinne flicken mußt.

Hilfe, jetzt auch noch mein geliebtes Lötfett. Nein, ein paar Laster braucht es doch.
Oder anders herum gesagt, ohne Lötfett würden nur wenige meiner Lötstellen gelingen,
vielleicht habe ich aber auch das falsche Lötzinn.
Auf Platinen, etc, geht es ohne Fett, aber beim Verzinnen von Kabeln geht bei mir nix ohne Fett...

Vielen Dank für euren Input,

Grüße

Stefan
 
Kann sein, daß dein Lötzinn zu dünn ist. Für feine Platinenlötungen nehme ich beispielsweise 0.5 mm, aber damit Kabel ab 0.5 mm² verzinnen oder löten gerät zu einer masochistischen Lötorgie :rolleyes:

Leider habe ich momentan keine funktionierende Video-Kamera zur Hand, sonst könnte ich mich zu einem Video-Lötkurs hinreißen lassen. Richtig löten ist nämlich keine Hexerei und mit den richtigen Werkzeugen sogar einfach. So einfach, daß ich löten konnte, bevor ich in die Schule kam. Mir wurde halt gezeigt, wie das geht. Das war und ist für mich ein großer Vorteil.
 

Maistaucher

Vereinsmitglied, Offizieller 1. Avatarbeauftragter

Relaxr

User
Moin - ich löte auch mit Flussmittel, wo ich die Kabelenden vor dem Verzinnen kurz rein"dippe", ist so eine gelblich-transparente Paste, wie dicker Honig. Ohne klappt (bei mir) kaum, da nehmen die Kabel nämlich nichts an und werden nur dunkel :o. Mit Flussmittel gehts prima. Wie das auch ohne geht und überhaupt würde mich auch sehr interessieren. Kann man da jetzt konkrete Tips geben? Eine sehr präzise beispielhafte Beschreibung einer Kabellötung würde mir helfen. Also wo sind die Lötprofis?

Gruss Markus
 
Markus,
wenn du richtiges "Elektronik-Lötzinn" resp. "Elektroniklot" nimmst, also welches mit Kolophonium-Seele, brauchst du garantiert keine Flussmittel
um Servokabel zu löten.
Und einen anständigen "Elektronik-Lötkolben" mit etwa 30 Watt, möglichst temperatur-stabilisiert.
Gruss Jürgen
 
Ok ok, ich habe verstanden... ich tippe da was zusammen und poste das in einem neuen Thread. Schieße zur Verdeutlichung auch ein paar Fotos. Flußmittel benötigt man nur dann extra, wenn man Lötzinn ohne gekauft hat. Elektronik-Lötzinn hat immer die von Jürgen erwähnte Kolophonium-Seele. Zudem gibt es bei Flußmitteln auch Unterschiede, manche sind für Kupfer nicht gut geeignet, sondern nur für Bleche. Lötwasser hingegen ist für Weichlötungen von Metallen wie Löthülsen auf Metall-Schubstangen geeignet, aber niemals nie nicht für Elektrik und Elektronik.
 

Maistaucher

Vereinsmitglied, Offizieller 1. Avatarbeauftragter
...ich tippe da was zusammen und poste das in einem neuen Thread...
Nö!
Bitte bitte nicht.
Nimm einfach den, der auch im WIKI verlinkt ist, aus dem auch der Link mit dem Video stammt.
Dann bleibt alles schön beisammen. ;)

Es sei denn, du möchtest alle Facetten des Weichlötens beleuchten und dich nicht nur auf (Servo-)Kabel beschränken.
 
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