Warum neg. V-Form bei Deltas

Gast_5999

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An alle Aerodynamiker!

Ich hab schon mehrmals gehört und gelesen, dass man bei Deltas eine neg.
V-Form haben sollte.
Vielleicht kann mich ja jemand über die Theorie die dahintersteckt etwas aufklären?
Vielen Dank für eure Hilfe.

Gruss Klaus

PS: Bin gerade an einer Mirage am Bauen.
 
Hallo Klaus, folgenden Kommentar zu deiner Frage

klaush schrieb:
Ich hab schon mehrmals gehört und gelesen, dass man bei Deltas eine neg.
V-Form haben sollte.
Vielleicht kann mich ja jemand über die Theorie die dahintersteckt etwas aufklären?

Die negative V-Form hat den Sinn das sogenannte Schieberollmoment zu beeinflussen. Das ist, wenn der Flieger eine seitliche Anstroemung erfaehrt und daraufhin eine Rollbewegung selbststaendig einleitet.
Bei einem 2-Achs Segler ist das gewuenscht, denn der kommt nur so um die Kurve. Man gibt Seitenruder, der Flieger schiebt und das positive Schieberollmoment sorgt fuer die Schraeglage. :)

In deinem Fall ist das nicht gewuenscht, das Delta soll ja moeglichst nicht durch Turbulenzen ins schaukeln gebracht werden. Also versucht man das Schieberollmoment verschwinden zu lassen.

Normalerweise ist da 0 Grad V-Stellung ganz o.k.
Sollte man jedoch z.B. Winglets oder sehr hohe Seitenruder fliegen so ergibt sich bereits bei 0 Grad V-Stellung ein deutlich positives Schieberollmoment.

Das kann man dann mit einer negativen V-Form kompensieren. In der Praxis heisst das ausprobieren und fliegen. :D
 

qunit

User
"dutch roll"

"dutch roll"

Hallo Klaus,

ein Deltaflügel hat naturgemäss eine starke Pfeilung. Diese bewirkt eine Stabilisierung um die Hochachse, weil eine nach vorne (um die Hochachse)wandernde Flügelhälfte eine grössere Strinfläche bietet.
D.h. diese Flügelhälfte wird "abgebremst"; die andere Seite ist also relativ schneller+erzeugt somit mehr Auftrieb, was eine Drehung um die Längsachse zur Folge hat. Bei positiver V-Form wird nun diese Drehung wieder stabilisiert;
dann geht das Spiel auf der anderen Seite von vorne los...usw.
Beispiel zum Vorstellen :
1. Flieger dreht um Hochachse nach links
2. Pfeilung bewirkt "Rückdrehung" nach rechts
3. linker Flügel erzeugt mehr Auftrieb
4. Flieger dreht (wg.V-Form)um Längsachse (+auch um Hochachse) nach rechts
5. Pfeilung bewirkt "Rückrehung" nach links
Dabei kommt es zu einem Aufschaukeln um Hoch- und Längsachse "dutch roll", was im Extremfall zur Unbeherrschbarkeit führt.

aerodynamische Lösung : der Flügel wird um die Längsachse destabilisiert (keine oder negative V-Form)
Sehr schön zu sehen bei Militär-Jets oder bei Tupolew-Verkehrsflugzeugen.

elektronische Lösung : man baut einen "yaw-damper" ein. Dies ist ein Kreiselsystem, welches mit dem Seitenruder das Flugzeug so um die Hochachse stabilisiert, dass die "dutch roll" nicht anfängt.

Alle Klarheiten beseitigt?


Viele Grüsse, Martin
 
Zum Thema "Dutch Roll":

Davon sind viele Flieger mit starker Flügelpfeilung und positiver V-Form betroffen, nicht nur Deltas. Dieses "taumeln" kann man bei nachbauten von Airlinern und Jets beobachten, die keinen Kreisel auf dem SLW haben. Die Russen waren da klüger: Man vergleiche mal die F-86 mit der Mig 15. Viele russische Airliner haben auch negative V-Form, wie ja Martin schon erwähnt hat. Die Bilderfolge ist der Versuch, die Bewegungsabläufe bei einer Dutch-Roll darzustellen (hab ich von der HP von einem meiner Profs geklaut...). Zusammen mit Martins Erklärung kann man sich das vielleicht jetzt besser vorstellen.
dutchRoll.gif

Passenderweise soll das eine 707 sein, die hatten damals ganz arge Probleme mit der Dutch-Roll. Haben dann ein Stück Seitenleitwerk oben dran gebastelt und dann schnell noch den yaw-damper erfunden...(eigentlich nichts anderes als ein Kreisel fürs Seitenruder)
 
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