Hallo zusammen,
da muß ich jetzt auch noch meinen Senf dazugeben:
Voraussetzung sind die üblichen Annahmen, d.h. linearer Zusammenhang ca(alpha), cm0 = const. bei Flügel und Leitwerk. Das ist in der Realität bei Modell-Re-Zahlen oft nicht so ideal erfüllt (Messungen ansehen), aber wenn wir diese Annahmen nicht machen, wird´s sehr aufwendig zu rechnen und/oder zu überlegen.
@Siggi
a)
Wenn man den Messungen von Selig glaubt, ist das NACA 0009 nicht immer so ideal, weil es um alpha=0 herum eine Nichtlinearität (kleineren Auftriebsanstieg) und bei Re = 40.000 sogar eine kleine "Totzone" hat. Ob das in der Alltags-Realität auftritt, will ich mal offenlassen.
b)
Nullmomente haben mit der Phygoide nichts zu tun, noch nicht mal die sonstigen Momente. Die Phygoide ist mit sehr guter Annäherung eine reine Schwerpunkts-Schwingung bei Momenten-Gleichgewicht. Fahrt wird in Höhe umgesetzt und umgekehrt, bei konstantem alpha bzw. ca. Eine ausreichende statische Stabilität, die den Anstellwinkel konstant hält bzw. die alpha-Schwingung sehr rasch abklingen läßt, ist notwendige (und prakt. immer erfüllte) Voraussetzung für die Phygoide. Praktisch einziger Parameter ist die "mittlere" Geschwindigkeit, um die herum die Fahrt schwankt; dies ist zugleich die getrimmte Geschwindigkeit im ungestörten Gleitflug. "Neben-Parameter" wäre noch das cwges hierbei, was aber nur für das Abklingen (Dämpfung) der Phygoide verantwortlich ist. Hier sieht es aber fast immer ganz mies aus, je hochwertiger der Flieger (cwges klein), desto schwächer ist die Dämpfung. Praktisch ist immer schon die nächste Störung da, bevor eine Phygoide abgeklungen ist, und dann beginnt die Nächste.
Dazu habe ich mal im ehemaligen FMT-Kolleg einen längeren Beitrag geschrieben, in dem auch steht, wie man die Phygoide mit einem Regler wegkriegen kann.
@Haru
Deiner Erklärung schließe ich mich voll an.
Ich kann hier keine längeren Formeln/Ableitungen bringen, daher nur zum Grundsätzlichen. Aus der Längsmomenten-Gleichung kann man für die Gleichgewichtslage eine Beziehung für das erforderliche Leitwerks-ca in Abhängigkeit vom Flügel-ca aufstellen (noch ohne die Profile selbst festzulegen!). Das ist in einem cah(ca)-Diagramm wieder mal eine Gerade, allerdings stecken eine Menge Parameter drin (Flächeninhalte, Abstände, Streckungen, SP-Lage...). In diesem (selten gemachten) Diagramm sieht man sehr schön, welches ca das Leitwerk "bringen" können muß. Und da sieht man dann auch, daß es zweckmäßig sein kann, ein gewölbtes Leitwerksprofil zu verwenden, wegen seiner höheren ca-Reserve zu größeren Anstellwinkeln hin, oder auch, um im cw-Minimum desl Leitwerks-profils zu fliegen. Man muß dann auch noch die Nebenbedingung der statischen Stabilität berücksichtigen (SP-Lage bzw. Stabilitätsmaß) und lernt dabei, daß es NICHT egal ist, ob man ein kleines Leitwerk an einem langen Hebelarm -oder umgekehrt- verwendet. Man kann dann aber auch z.B. fordern, daß für eine bestimmtes Auslegungs-/Gleichgewichts-ca das Leitwerks-ca = 0 wird (symmetrisches Profil), dann ergibt sich für gegebene Flügel- und Leitwerksgeometrie daraus die notwendige Rumpflänge.
Ich hatte dazu mal für den Hausgebrauch ein Programm in Turbo-Pascal (mit einfacher Graphik) geschrieben, leider läuft das auf moderneren PCs nicht mehr. Wer noch einen alten (langsamen) PC und DOS-Modus verfügbar hat, kann es von mir kriegen.
Ein Beispiel davon:
Grüße,
Helmut
[ 20. August 2003, 06:49: Beitrag editiert von: haschenk ]