Std vs. Heavy Slope
Std vs. Heavy Slope
Hallo Herwig,
das Thema HS vs. Std kommt verdammt oft auf. Ich tue mir ehrlich gesagt sehr schwer mit der Antwort, da ich da selbst etwas hin- und hergerissen bin.
Alle Figuren in meinem Video sind sicher ohne Einschränkung auch mit der Glas-Version möglich. Beim Video wollte ich möglichst viele Szenen vor der Messe noch filmen, um dort einen Eindruck im Flug vermitteln zu können. Da die Bedingungen durchwachsen waren, mit Wind teilweise recht südlich, habe ich mit der Höhe gegeizt. Das bedeutet kein einziger der Ablasser war aus mehr als 200-250m und ich war oft noch relativ hoch.
Trotzdem sieht man im Video, dass das Modell sehr dynamisch ist. Vielleicht komme ich heute mal dazu es zu wiegen, aber es wird vermutlich um die 7-7,3 kg liegen.
Im Forum liest man oft aus welchen atemberaubenden Höhen irgendwelche Leute senkrecht heruntergeheizt haben. Ich muß da manchmal etwas schmunzeln, denn oft verschätzen die Leute sich gewaltig oder sie kommen nicht richtig senkrecht sondern eher unter ca 45-60°.
Ein Modell wie der Stingray oder auch ein ballastierter F3B wie der Ceres werden schon aus 200m so schnell, dass den meisten richtig Angst wird.
Anstechen und in einem Ruck über den Platz ist ab und an mal schön, aber eigentlich sind die Kunstflugeigenschaften eines Stingrays viel zu schade, nur hirnlos runter zu heizen. Fliegerisches Können gehört da auch nicht viel dazu, vielleicht ist es deswegen bei einigen so beliebt.
Ich würde mal schätzen, dass für 90 % aller in Frage kommenden Stingraykunden die std-Version völlig ausreichend ist. Dynamischer Kunstflug auch mit gerissenen oder gestossenen Figuren ist problemlos möglich.
Auch bei dynamischen Viereck Loops habe ich keine Bedenken.
Eine gute Anlenkung und gute Servos vorausgesetzt, ist auch die std-Version in einem Festigkeitsbereich, wo viele andere Modelle nicht annähernd hinkommen.
Warum ich dann aber trotzdem in den meisten Fällen die HS-Version empfehle,
möchte ich hier mal näher erläutern.
Viele möchten die leichtere Version, weil sie von dem Gewicht von 7 kg bei 2,9m Spannweite fast schon geschockt sind und sich nicht vorstellen können, wie einfach es sein kann so ein Modell trotzdem hoch zu bekommen und zu landen.
Man muß sich klar machen, dass unser Stingray 66 dm² reinen Flächninhalt hat, das bedeutet man bewegt sich im Bereich um 100g/dm².
Das ist aber der Bereich in dem moderne Großsegler wie Duo, Shark usw. heute auch oft liegen und die sind ja lammfromm und tragen auch schon bei schwächsten Bedingungen.
Auf der Messe in FN war zufällig Helmut Quabeck am Stand und ich habe ihm von meinen Erfahrungen mit dem Stingray erzählt, wie ich trotz meiner jahrzehntelangen Erfahrung mit Kunstflugseglern vom Stingray nochmal total überrascht wurde. Helmut bestätigte meine Vermutung, das dies einfach mit der gewählten Geometrie und der damit verbundenen enormen Flächentiefe und den entsprechenden Re-Zahlen an Fläche und Leitwerk zusammenhängt.
Verbunden mit einem ordentlichen Hebelarm.
Ich muß da auch gegenüber Thermike hier im Forum Abbitte leisten, denn als ich seine Beiträge zu den Langsamflugeigenschaften gelesen habe, konnte ich das nicht so recht glauben. Es hat sich aber für mich genau so bestätigt, wie er geschrieben hatte.
Die Erfahrung an der Teck zeigt, dass schon in der Vergangenheit die Swift- Kobuz- Fox- und Mü28 Piloten den Ballast aus dem Modell gar nicht mehr ausbauen, warum also nicht einfach in der Stuktur verbauen und dann mit einfachen Mitteln ein hochfestes Modell mit beeindruckenden Flugeigenschaften zu einem günstigen Preis bauen.
Klar, ein Vierkantverbinder aus Kohle ist technisch eine tolle bessere Lösung, aber eben auch viel teurer, und ja es gibt leichtere Bauweisen/Materialien, die die gleiche oder noch höhere Festigkeit aufweisen, aber auch das macht es eben gleich viel teurer.
Bevor ich meinen eigenen Stingray gebaut habe, habe ich über viele Möglichkeiten der Gewichtseinsparung nachgedacht:
Stahl gegen Titan oder Kohle tauschen ca 400g
HR-Servo Vorne einbauen ca 150g
6mm-Stahlverbinder im Leitwerk gegen Kohle oder Titan tauschen xx g
Nach den ersten Flügen habe ich aber beschlossen für mich selbst nichts mehr in der Richtung weiter zu unternehmen.
Wenn es wirklich ganz schwach geht, ist der Spassfaktor auch mit einem noch so leichten Stingray/Swift/Mü ... einfach zu klein und auch das Kurbeln zu mühsam im Vergleich zu einem F3B oder vollgasfesten Großsegler.
Sobald es aber nur mittelprächtig geht, funktioniert auch die schwere Version sehr gut.
Das Gewichtsthema also nicht überbewerten, die Differenz zwischen beiden Versionen ist ca 1kg.
Wer wirklich einen Hang in der Nähe hat, und die Möglichkeiten eines solchen Modells wirklich ausnutzen und mit dem Modell "wachsen" möchte, der ist mit der HS gut bedient. Dann hat er, passende Anlenkungen und Servos vorausgesetzt, auch bei alpinen Veranstaltungen unter ruppigsten Bedingungen, zumindest vom Modell her, das Potential zum Showflugstar. Für DS ist es aus meiner Sicht HS ohnehin Pflicht.
Wer aber das Modell in der Ebene ob im Schlepp oder als Elektro einsetzen möchte, und gleichzeitig weiß, dass er nur normalen Kunstflug mit 2-3 Rollen senkrecht, Viereckloop und gestossenen / gerissenen Figuren machen möchte, der ist auch mit der Std. Version sehr gut bedient.
Die Beschränkung beim Stingray ist aus meiner Sicht der Pilot und nicht das Modell.
Was aber unverantwortlich wäre, ist wegen 150 Euro zur Std Version zu greifen, an den Servos zu sparen und zu glauben bei einem Modell wie dem Stingray würden wegen der 2,9m Spannweite auch Billig-Std.-Servos mit 3-4kg Papierform ausreichen. Die Ruder sind groß und das Modell kann irre schnell werden.
Wer dann noch glaubt die gleichen Flugmanöver wie in den unterschiedlichsten Videos fliegen zu müssen, dem ist dann wirklich nicht mehr zu helfen.
Gruß
Thommy