Vermessung eines ARF Seglers zur Korrektur eines verzogenen Flügels
Vermessung eines ARF Seglers zur Korrektur eines verzogenen Flügels
Ausgangslage/Flugverhalten:
Das Grunau Baby giert (Drehen um die Hochachse) bereits in der Startphase stark nach links. Gleichzeitig rollt (Längsachse) das Baby nach links. Die ersten 300 Meter im Schlepp musste ich mit beiden Knüppeln rechts in der Ecke fliegen. Die Seitenrudertrimmung musste auf max. Rechts und die Querrudertrimmung ca. 50% rechts geschoben werden. Dann flog es geradeaus. Schwerpunkt, EWD stimmen und, soweit man das im Augenblick sagen kann, auch die QR-Differenzierung.
Die erste Vermutung, dass das Seitenruder schräg aufgeklebt und der bewegliche Teil in sich verzogen sei, hat sich so nicht bestätigt. Das SR ist zwar etwas krumm, aber nicht der Rede wert. Wir haben den Flügel nun sorgfältig vermessen.
Messanordnung I:
Flügelmittelteile auf Messtisch zusammengesteckt, an den Wurzelrippen auf Leisten aufliegend und auf gleiche Höhe ausgerichtet. Messung Abstand Messtisch-Flügelunterkante aussen. Messwert rechts 13mm, Messwert links 28mm, Differenz 15mm.
Messanordnung II:
Beide Aussenflügel incl. Querruderfläche an Wurzelrippe auf Leiste plan aufliegend. Messung Abstand Hinterkante Querruder-Auflageleiste, auf Höhe der 9. Rippe. Messwert rechts 0 mm (kein Verzug). Messwert links 12mm, Differenz 12mm.
Kumuliert ergibt sich eine rechnerische Differenz von 27mm. Zur Probe wurden nun jeweils der rechte (MA III) und linke (MA IV) Flügel zusammengesteckt und vermessen.
Messanordnung III:
Rechter Innen- und Aussenflügel zusammengesteckt, Wurzelrippe plan aufliegend, Querruder bündig zu Hinterkante Innenflügel ausgerichtet (unterlegt). Messung Abstand Querruderhinterkante-Auflageleiste auf Höhe der 9. Rippe. Messwert 30mm.
Messanordnung IV:
Linker Innen- und Aussenflügel zusammengesteckt, Wurzelrippe plan aufliegend, Querruder bündig zu Hinterkante Innenflügel ausgerichtet (unterlegt). Messung Abstand Querruderhinterkante-Auflageleiste auf Höhe der 9. Rippe. Messwert 57mm.
Ergebnis:
Differenz linker-rechter Flügel 27mm.
MA III und MA IV bestätigen die in I und II gemessenen Werte. Auch das Flugverhalten ist damit erklärbar. Der linke Flügel ist, von der Flügelhinterkante ausgehend, deutlich mehr nach oben verwunden. Die eingebaute geometrische Schränkung haben wir bei unserer Messmethode mit berücksichtigt. Durch die links deutlich größere vom Fahrtwind angeströmte (projezierte) Fläche giert das Flugzeug nach links. Durch die stärkere Verwindung links, beginnt das Flugzeug gleichzeitig nach links zu rollen. Da das Rollen nur durch die links hochgewölbte Flügelhinterkante ausgelöst wird, tritt kein negatives Wendemoment (Gieren) nach rechts auf.
Die gemessene Differenz links/rechts entspricht in etwa 50% der Profildicke an der dicksten Stelle (innen). Grosszügig gerechnet steht auf der linken Seite ca. 25% mehr Flügel-Querschnittsfläche der Strömung im Weg als auf der rechten Seite. Das dadurch ausgelöste (positive) Wendemoment bewirkt ein erhebliches Gieren nach links. Man stelle sich mal vor, die beiden Flügelhälften hätten eine Differenz im Flächeninhalt von 25%. Ein Wunder, dass es fliegt!
Auf Anraten von Herrn Pichler werden wir versuchen, durch Erwärmen/Ziehen der Oratexfolie die Verwindung zu korrigieren. Laut Herrn Pichler muss man Verzug bei allen ARF-Modellen, aller Hersteller aus Asien einkalkulieren. Damit unsere schönen Segler nicht gleich beim Erstflug abstürzen, empfehle ich allen ihre Flieger vor dem Erstflug zu vermessen.