Thema Schwerpunkt und Alcor:
Hallo zusammen,
hui, ist mein letzter Beitrag schon so lange her?
Ich habe wohl zu viel Motorflug betrieben.
Ich will mich und einige Sachverhalte korrigieren und so nicht länger stehen lassen, denn das Netz vergißt ja nie.
Ich gehe jetzt einmal von zwei Voraussetzungen aus:
Der Alcor ist mit dem Prosecco baugleich oder es gibt/gab eine fast nicht und eine gepfeilte Tragfläche für den Flieger (s.u.)
Und ich fahre zunächst ungewöhnlicherweise mit einem PS.: an.
Ich habe die letzten Beiträge zum Thema Schwerpunkt gelesen:
Es hat schon immer viele verschiedene Philosophien im Modellsegelflug gegeben. Ich möchte die Anhänger der sehr verschiedenen Philosophien nicht näher bezeichnen, da sich unter Umständen einige beleidigt fühlen. Ich möchte keinen Streit um des Kaisers Bart auslösen.
Meine E-Segelflugphilosophie ist, mit dem E-Motor hoch und dann möglichst lange in der Thermik oben bleiben.
Jetzt mal zu den Korrekturen:
Im Spätsommer 2019 ist mir bei der Betrachtung aus etwa 15m einer im Gras liegenden Tragfläche aufgefallen, dass der Alcor eine ordentliche Rückpfeilung hat. Das fällt einem in der Enge der Baubude nicht so auf. Umso mehr ein Flügel gepfeilt ist, umso mehr muß der SP nach hinten wandern als bei einer geraden t/4 Linie.
Konsequenz: Die Tragfläche wurde auf der Werkbank rechtwinklig eingespannt und die Maße der Fläche ordentlicher abgenommen.
Und hier kommt die erste Korrektur:
Nicht damit ein falsches Licht auf Winlaengs fällt. Die von mir eingegebenen Maße waren wohl von einer etwas hemdsärmeligen Art und es kam damals ein SP von 121mm heraus. Hersteller Angabe 85mm - 95mm!!!????
Und nun: Tätä, 114mm bei 16% Stabilitätsmaß. Wobei 16% schon einem sehr ordentlichen Stabilitätsmaß entspricht.
Die eigentliche Überraschung ist aber, dass die 114 mm sich mit den Angaben von Flächen-Opi decken (s.o.#29). Gratulation Flächen-Opi!
Zweite Korrektur: Wie Flächen-Opi schrieb war er anfänglich von den Flugleistungen enttäuscht, gleiches gilt für mich auch.
Auch kein Wunder hatte ich den SP laut Beipackzettel auf 90 mm (mehr passte nicht rein) eingestellt. Wie ich aber aus der in Telemetrie entnehmen konnte, war ein Phygoidenflug zu sehen. Am Hang fällt dies nicht so auf. Entsprechend habe ich in diesem Herbst (2019) einen windstillen, thermiklosen Tag zum Einfliegen auf dem Platz genutzt, wie konnte ich diese Weisheit nur vergessen.
Der Flug des Alcors zeigte, dass er schön sanft die Nase hochnimmt, paar Meter steigt, dann nimmt er schön die Nase runter und es geht paar Meter abwärts und dann stellt sich wie zu erwarten Steigen ein. Aus der Ferne ist dieser Wellenflug schlecht erkennbar, aber die Telemetriedaten spiegeln den gefühlten Eindruck wieder, der Flieger will in der Summe mehr nach unten als nach oben.
( Ja, ja die EWD ; dazu später)
In den Kurven zeigt sich das davon abhängige Verhalten, nämlich schön in die Kurven fallen unter gleichzeitigem deutlichen Höhenverbrauch. Beides senkt die Effizienz im Fluge und natürlich die Freude des Piloten.
Vorbildlich war da der Soarmaster. In die Kurve gehen. Der Soarmaster nickt kaum sichtbar ab; holt sich die Fahrt, die er braucht und fliegt unter geringen Höhenverlust die Kurve zu Ende. (Warum gibt es den eigentlich nicht mehr; in Zeiten der um sich greifenden Nostalgie müßte er doch wieder aufgelegt werden)
Und nun weiter im Text. Vor dem nächsten Flug habe ich drei Platten Walzblei á 70gr rausgeschmissen, ohne zu wissen, wo ich jetzt mit dem SP lag. Jetzt weiß ich es. Er liegt bei präzisen 100mm, aber wahrscheinlich immer noch zu weit vorne.
Das Ergebnis für die folgenden Flüge am besagten Tag im Herbst ohne Thermik war: Einstündige Flüge mit einem dreizelligen 3,7 Ah LiPo, dem ich aber nur 3 Ah (50mA/min) entnehme. Die Logenbeobachter auf dem Platz fanden die Flüge überzeugend, nur ich war nach der Vorgeschichte noch nicht so begeistert, sehe aber, dass ich mich auf dem richtigen Wege befinde.
Warum ich nicht gejubelt habe, weil ich mit der Bleireinpackerei so viel unnütze Zeit verbracht habe (ich bin doch nicht Christo), bis auch der Regler und der Akku in den Rumpf passten, um dann zu merken, dass die Flugleistungen mit diesem SP nur mäßig sind. Echt ätzend.
Jetzt noch kurz was für die Freunde der EWD. Ja er fliegt nach wie vor mit 1,5°. Der Abfangbogen ist deutlich, aber nicht so als wollte man zu einem Looping ansetzen. Er liegt eher in Richtung sanfterer Natur. Aber diesem Thema wende ich mich später zu. Die Bleientnahme hat ihn nicht zum Springbock gemacht. Es macht doch irgendwie keinen Sinn bei einem richtig falschen Schwerpunkt die passende EWD zu erfliegen, oder?
Der nächste Schritt wird sein, die letzte Bleiplatte rauszuwerfen. Der SP liegt dann bei 107mm und ich werden u.U. ein vergleichbares Problem haben wie Flächen-Opi, nämlich den SP weiter nach hinten zu rücken, geht nur mit Blei im Heck. Vielleicht ist damit auch schon Schluß mit der SP Rückerei und es stellt sich Zufriedenheit ein.
Dritte Korrektur. Ich sprach im alten Beitrag davon, dass entweder das Heck zu lang ist oder die Schnauze zu kurz. Winlaengs spricht von einer mittleren Profiltiefe lm von 207,6mm. Ich hoffe, die Angabe lm entspricht tm. Nachgemessen ergibt sich ein Leitwerkshebelarm von satten rh = 4,6. Von einem zu langen Hebelarm kann dann nur noch bedingt gesprochen werden, so von einer Wurfzahl vom vierfachen des tm Wertes als Leitwerkshebelarm normalerweise mindestens ausgegangen wird.
Vierte Korrektur: Sofern der SP bei ca. 110 mm richtig liegt, würde ja alles stimmen. Die Nase ist ausreichend lang genug und auch die Länge des Hinterrumpfs passt. Somit hätte der Konstrukteur alles richtiggemacht!
Fakten von Winlaengs: NP =147,4mm; SP 16% = 114,2mm; SP 8% = 130,8 mm
Bis jetzt müßte also die SP Angabe seitens des Herstellers besser heißen SP 100 -110mm und nicht 85 – 95 mm. (unter Vorbehalt, gepfeilter Flügel)
100mm sind sicher und ohne Zicken zu fliegen! Jedenfalls bei meinem Flieger und gepfeilter Tragfläche.
Und jetzt etwas zur Verantwortung des Herstellers: Vor ca. 35 Jahren hatte ich einen ähnlichen Fall, da hatte sich ein Hersteller bei seinen Dokumentationen schwer verhaspelt. In einer Doku wurden ein paar Flieger gleichzeitig bezüglich des Schwerpunkts abgehandelt. Irgendjemand hat wohl meinen Flieger der falschen Gruppe zugeordnet mit der Folge, dass der SP deutlich zu weit hinten lag. Ergebnis zwei schwere Landeunfälle. Damals habe ich den Vorgaben geglaubt, wie jetzt auch. Hier scheint ein ähnlicher Fall vorzuliegen nur mit umgekehrten Vorzeichen.
Unter der Annahme, dass der auf dem Beipackzettel dargestellte Flieger einer proportionalen, maßstabsgerechten Verkleinerung des Alcors entspricht, stellt sich heraus, dass der in der Zeichnung dargestellte SP bei 103mm liegt und nicht bei den angegebenen 85-95mm. Wie kann so etwas passieren? Es sei denn, es gibt einen gepfeilten und einen weniger gepfeilten Flügel!!!??? Oder der SP wurde über den Daumen aus „Erfahrung errechnet“ und ergibt bei dieser Methode ziemlich präzise 85,75 mm.
Oder es gibt noch einen anderen Sachverhalt, nämlich dem Fliegen an Steilkanten. Denn von der stabilen Bauweise her, scheint mir der Alcor, für die Interessen der Alpinflieger gebaut zu sein. Sowohl der Rumpf als auch die Flächen scheinen unkaputtbar zu sein. (Einhaker oder Steinschlag bei der Landung auf Landeäckern etc.)
Und damit wäre ich bei einem für mich noch ungeklärten Phänomen, dem ich vor etlicher Zeit nicht nachgegangen bin!
In den 80er Jahren bin ich häufig an einem Steilhang besser gesagt an einem Abgrund (fast senkrecht) geflogen und habe einen meiner Flieger deswegen vorne weiter aufgebleit. Ich hatte den Eindruck, dass der Flieger am Steilhang damit besser fliegt!? (unterschiedliche Philosophien; s.o. PS.
Fliegen in der Ebene war weniger angesagt! Nach Monaten anläßlich eines Wettbewerbs in der Ebene, - ich hatte das Aufbleien schon vergessen -, flog der Flieger elendig (Keine Leistung und es ging rasant nach unten). Abhilfe schaffte erst die massive Entnahme von Blei, also SP nach hinten.
Wie schrieb Tobias Pfaff letztlich in einer Zeitschrift, dass ein falsch eingestellter Schwerpunkt die Leistung um den Faktor 2 verschlechtert. Dies wäre dann der Unterschied zwischen mäßigen und guten Flugleistungen.
Was jetzt noch bleibt ist gescheites windstilles, thermikloses Wetter und das Erfliegen der EWD bei einem SP von 107mm! Ich glaube, da können wir noch lange warten, denn unsere Flugplätze sind ja geschlossen.
Daten Alcor:
3.450 gr, ich hatte auf 3.000 gr gehofft
Akku 3s 3,7Ah
Motor Axi 2830 -10 V2 long 65 A/15sec, weil er eine schöne konische Nase hat wg. der Kabeldurchführung
Prop Aeronaut derzeit 15 x 8 auf 42mm Mitnehmer, laut Datenblatt Axi bis zu einer 17x 7 möglich, andere Größen werden später erprobt.
Eingangsleistung derzeit 42 A
Grüße
Tango Bravo