Antriebsauslegung Elektroschlepper

Armageddon

Vereinsmitglied
Hallo Leute,

für die Auslegung eines Elektroschleppers benötige ich noch etwas Schwarmwissen. Folgende Voraussetzungen sind gegeben:
  • Elektroschlepper Hochdecker, ähnlich einem vergrößerten Big Lift, um die 2,8m SPW
  • Abfluggewicht wird so zwischen 12-13kg liegen
  • Elektromotor wird an 12S10200 betrieben und der Strom sollte bei Vollast max. 160A betragen. Elektromotor ist vorhanden und wartet darauf auf die richtige Drehzahl gewickelt zu werden. Die oben angegeben Parameter wird er erreichen können, falls notwendig (um den Motor soll es hier aber nicht gehen)
  • Max. Propgröße ca. 30"
Die Frage ist nun auf welche Drehzahl mit welchem Prop man das Ganze auslegt. Genaugenommen geht es mir um die Drehzahl und die Propsteigung bzw. die rersultierende Strahlgeschwindigkeit, sodass man auch größere Modelle (bis 25kg) vernünftig schleppen kann. Den Propdurchmesser würde ich letztendlich dann anpassen um auf den gewünschten Strom zu kommen. Empfehlungen für ein geeigneten Prop sind aber natürlich auch willkommen.

Es wäre also prima wenn mir ein paar Schlepppiloten (gerne auch Verbrenner) etwas über Ihre verwendeten Props und die Drehzahlen schreiben könnten.

Bitte keine Diskussionen über den Motor selbst. Woher die Leistung letztendlich kommt ist sekundär.

Danke und Gruß

Kai
 
Gute Erfahrungen haben wir mit dem EcoBoomster von Hager gemacht
Spannweite ist bei 2,8m,Gewicht mit 12 s SLS 5000 9,8 kg.Kann flott schleppen aber auch sehr langsam
Als Antrieb die von Hager emfohlenen Ausrüstung,also Hacker Motor mit 20x12 oder 22x10 Fiala oder anderem E.Prop.
Die Schleppleistung ist richtig gut und je nach Segler (bei uns so ca bis 11 kg mit 88 A absolut im Rahmen.Mit einer 7 kg Komar sind 3 Schlepps auf 300 m machbar.
Ob du mit 12s auf die von dir erwartete Schleppleistung kommst.......
Nachteil...den Flieger musst du erst noch bauen und ist sicher nicht der hübscheste..aber egal..ist ein super Zweckschlepper.
Horst
 

Armageddon

Vereinsmitglied
Hallo Horst,

danke für das Feedback. Allerdings scheint es mir, dass ich meine Frage nicht ganz eindeutig gestellt habe. Den Schlepper habe ich hier schon als Rohbau liegen. Auch der Motor ist bereits vorhanden, wird allerdings noch umgewickelt. Alles worum es mir geht ist ein passender Prop und die entsprechende Drehzahl um mit so einem Modell vernünftig schleppen zu können.

Sorry für die unklare Fragestellung.

Gruß Kai
 

S_a_S

User
Kai,
welche Geschwindigkeit soll denn der Schleppzug haben?

Im Flug liegt der Schub dann irgendwo zwischen Standschub (k x Durchmesser x Drehzahl) und Strömungsgeschwindigkeit (Drehzahl x Steigung), da aber Schub 0.

In die Leistungsaufnahme gehen Durchmesser, Steigung und Drehzahl ein -;die ist wiederum begrenzt durch 12S, 180A und Motorwirkungsgrad.


Grüße Stefan
 
Hi Kai,
ich spiele in solchen Fällen immer gerne mit Standschub herum.
Das trifft es meist ganz gut, Toleranz nach meiner Erfahrung ca. 5 - 8%.
Habe mal einen Screenshot angehängt, für Motor Ziel-kv 150...
Hast Du Angaben, was auf dem Motor für welche kv gewickelt war?

CU Eddy

ca150kv.jpg
 

Armageddon

Vereinsmitglied
Hallo,

@Stefan: Genau das ist mein Problem. Meine Schlepps sind viele Jahre her, damals noch mit nem Big Lift mit OPS 30 und nem F3A-X mit ZDZ40. Wie schnell so ein Schleppzug ist weiß ich leider nicht. Deshalb hätte ich gerne ein Gefühl dafür, welche Strahlgeschwindigkeit des Props überhaupt sinnvoll ist.

@eddy: Deine Rechnung trifft es schon ganz gut, nur ist dein Rechenergebnis mein notwendiger Input. Welche Strahlgeschwindigkeit und welcher Schub ist für so ein Schleppmodell sinnvoll? Wenn ich diese Info habe, kann man sehen, wie ich das erreichen werde.

Gruß Kai
 
Hallo Kai,

die Strahlgeschwindigkeit richtet sich nach der Mindestgeschwindigkeit vom Schleppflugzeug und der der zu schleppenden Segler.
Damit der Propeller im Flug ca. 70 % - 80 % vom Standschub erreicht, muss die Strahlgeschwindigkeit ca. Faktor 1.8 höher
als die Schleppgeschwindigkeit sein.

Der notwendige Propellerschub im Flug ist die Summe aus Abfluggewicht (Schleppflugzeug + Segler) * sinus(Steigwinkel).
Durch den Luftwiderstand vom Segler und Schleppflugzeug erhöht sich der notwendige Propellerschub geschätzt um ca. 15 % - 20 %.

Die Mindestgeschwindigkeit mit Reserve lässt sich nach den Formeln im Bild berechnen. Für den Steigflug nimmt man ein Ca = 0.75 an,
dies entspricht einer Geschwindigkeit die im Bereich von besten Gleiten eines Segelflugmodells liegt.
Maßgebend für die Schleppgeschwindigkeit ist die Flächenbelastung vom Segler.
Für geringe Flughöhen ist die vereinfachte zweite Formel ausreichend, die läßt sich einfach merken.

Bezeichnungen:
m... Abfluggewicht [kg]
G... m * 9.81 m/s²
S... Tragflächeninhalt [m²]
Ca... Auftriebsbeiwert [-]
rho... Luftdichte [kg/m³], ISA Standard 1,225 kg/m³

Luftdichte-Rechner


1690788473009.png


Gerechnete Propellerwerte wie Schub, Leistung usw. für APC Propeller siehe im Link unter Propeller Performance Files.


Gruss
Micha
 
Zuletzt bearbeitet:

Armageddon

Vereinsmitglied
Hallo Micha,

danke für die Berechnungsgrundlagen. Nichtsdestotrotz hätte ich gerne Erfahrungswerte.

Es wäre also prima wenn mir ein paar Schlepppiloten (gerne auch Verbrenner) etwas über Ihre verwendeten Props und die Drehzahlen schreiben könnten.

Es wäre toll wenn hier ein paar Piloten von Schleppmaschinen Ihre Werte posten könnten.

Danke und Gruß

Kai
 

Sebastian Scheinig

Vereinsmitglied
Wie gewünscht, versuche ich mal ein paar praktische Daten beizusteuern:

Schleppmaschine: Wilga, 3,7m, 23kg, 200cm³ Boxer 2Takt, 3Blatt 31,5x12" Müller CFK, Vollgas 5300U/min.
Segler: verschiedene von 0,8m Schaumwaffel bis 8m Duodiscus, von 200gr - 25kg, von Oldie bis F3F

Sensoren: Vario, GPS, Staudruck (am Flügel 15cm vor der Nasenleiste 20cm vorm Randbogen)

Messwerte: Abrissgeschwindigkeit Schlepper ~45km/h (Staudruck)

Typische Schleppgeschwindigkeit: ~80km/h (Staudruck)

Schleppgeschwindigkeiten variieren hierbei je nach Seglertyp und Pilotenkönnen (ja, letzteres entscheidet da auch sehr extrem). Mit der Größe oder dem Gewicht an sich hat die Geschwindigkeit nebenbei nix zu tun. Profilierung, Flächenbelastung, Schwerpunktlage und eben der Pilot entscheiden über die nötige Geschwindigkeit. Einen flotten Kunstflugsegler muss man durchaus mal mit 80-90 schleppen, einen Oldtimer auch mal mit nur 60-70km/h. Wenn die Piloten zusammenpassen und der Segler es kann, dann ist ein Schlepp bei 55km/h auch sehr schön, ich hab das mit einer 1:2 Ka3 schon öfters zelebriert, aber da muss jeder wissen was er macht. Einen Zacken weniger Gas oder etwas zuviel Schräglage und die Wilga singt wieder bzw. kippt ab. Aber wenn nach gefühlten 5min Flugzeit dann 400-500m Höhe erreicht sind, dann ist das der geilste Schlepp am Tag gewesen! Kann ich jedem mal empfehlen. Für sowas reicht dann auch rund 1/3 Leistung in meiner Kombi vollkommen aus. Auf der anderen Seite stehen dann Zweckschlepps mit F3F Modellen, möglichst schnell möglichst steil. Hier haben wir rund 90-100km/h Schleppgeschwindigkeit und eine Steigrate von jenseits 10m/s erreicht. Zum Ausklinken aus dem Flitschenhaken haben wir dann auf rund 120km/h beschleunigt und dann den Anker geworfen, der Segler überfliegt dann den Schlepper und das Seil fällt raus. Ging gut. Aber für solchen Spaß benötigt man dann eine breitbandige Auslegung. Wer viel mit Hangpiloten oder Bolzgeräten zu tun hat, sollte die mögliche Schleppgeschwindigkeit Richtung 100km/h bringen können.

Ich bevorzuge nicht zu hohe Drehzahlen, lieber aus der Kraft heraus, das macht den Schlepp ruhiger. Aus der Erfahrung heraus, kann man, egal bei welcher Größe sagen: viel Oldtimer eher 10" Steigung, ansonsten 12". Im E-Bereich kann man dann mit großer Latte ähnlich wie beim Sternmotor auf 14-16" Steigung rauf, dafür aber mit der Drehzahl runter... Zuviel Steigung ergibt zu wenig Schub in Notlagen, da greift der Prop dann nicht richtig....
 

Armageddon

Vereinsmitglied
Hallo Sebastian,

super Info. Das ist genau das nach was ich gesucht habe. Weißt Du wie weit die Drehzahl bei Dir im Flug hoch geht? Mit 5300rpm an 12" hast Du ja gerade ne Strahlgeschwindigkeit von rund 97km/h. Wird schwierig damit auf die 90-100km/h Schleppgeschwindigkeit (für F3F) zu kommen ;) .

Aktuell tendiere ich zu 12" Steigung und einer Drehzahl am Boden um 6500+. Das sollte für die erste Auslegung nicht allzu verkehrt sein.

Mal sehen ob noch weitere Infos, eventuell auch zu Schleppern in ähnlicher Größenordnung, kommen.

Gruß Kai
 

Sebastian Scheinig

Vereinsmitglied
Hallo Kai,

Drehzahlsensor hab ich leider keinen über Telemetrie verbauten. Aber ich weiß, dass im Geradeausflug die Spitzengeschwindigkeit bei rund 140km/h liegt. Also entweder passt die Rechnung nicht, oder die Drehzahl geht da doch deutlich nach oben. ;)

Ein Kollege liegt bei seinem Antrieb elektrisch bei 12s an einer 22x12" bei rund 6500-6800U/min (nur gerechnet, hatten bisher keinen Drehzahlmesser dabei zum Messen). Interessanterweise hatte dieser letztens tatsächlich Probleme mit der Geschwindigkeit für einen flotteren Segler und überlegt daher Richtung 14" Steigung zu wechseln. Modell bei ihm ein Eco Boomster.
 

Armageddon

Vereinsmitglied
Hallo Sebastian,

die 22x12 beim Eco Boomster ist das 2 oder 3 Blatt? Ich hätte da eher die Vermutung dass der Schub nicht reicht. 12" bei 6500rpm sind rein rechnerisch knapp 119km/h. Vermutlich wird er die aufgrund zu wenig schub bei weitem nicht erreichen.

Gruß Kai
 

Sebastian Scheinig

Vereinsmitglied
Das ist eine 2Blatt. Interessante Idee. Da bin ich auf die nächsten Schlepps und Tests gespannt. Beim Verbrenner sind wir, was die Prop-Auslegung angeht ja recht einfach gestrickt, da ist beim Elektro schon mehr los...
 

Dennis Schulte Renger

Vereinsmitglied
Der Kollege (ich ;) ) hatte bisher folgende Latten auf meinem GA6000.8 (180kv) an 12s 7000er

21x12 3-Blatt Engel Super Silence
Verbrennerluftschraube mit einem recht schmalem Blatt
ca. 14kg Standschub
ca. 120A Strom

Für mehr Standschub hab ich dann auf eine 2 Blatt gewechselt:

22x12 WE 2-Blatt Mejzlik
WE steht für Elektro mit extra breitem Blatt (ca. doppelt so breit für die Engel)
ca. 19kg Standschub
ca. 130A Strom

Hier muss ich aber gefühlt im Flug gerne mal etwas mehr Gas geben, weil ich schneller fliegen möchte. Schub ist merklich besser als der Engel. Dennoch scheint die Engel mehr Strahlgeschwindigkeit zu haben.
Ich schleppe gerne mit Halbgas und weniger, weil der Schub im Normalfall mehr als ausreicht. Versuche immer eher flach und "schön" zu schleppen. Keine 30 Grad Steigwinkel, sondern schön "scale".

Bei Schlepps mit Halbgas fehlt mir aber dann die Strahlgeschwindigkeit. Wie gesagt, alles gefühlt. Hab keine wirkliches Messwerte.

Um die Theorie nachzuprüfen habe ich gerade eine 23x14 Fiala 2 Blatt Elektro bestellt.
Hat wieder ein relativ schmales Blatt. Ein bissl mehr Strom bei Vollgas ist erlaubt. Mal sehen wo sich die Latte Strommäßig hinlegt.

Ist eher ein Versuch um zu sehen wie sich die Latte anfühlt. Gerade bei Halbgasschlepps mit mehr Steigung. Die Hoffnung ist, ne Latte zu finden, die zwischen den beiden bisherigen liegt.

Hatte bisher nicht geschrieben, weil ich schlicht keine Drehzahlen oder Staudruckmessungen habe. Daher weiß ich nicht, ob die Infos dir wirklich was bringen.

Aber aktuell habe ich den Eindruck, dass die 12 Zoll Steigung für Halbgasschlepps bei etwas schnelleren Seglern zu wenig sind.

Ich hab Sebastian letzte Woche mit seinem 6m Grunau Baby mit 18,5kg geschleppt. Das mache ich mit Vollgas, weil ne fliegende Schrankwand...da scheint die 22x12 WE ideal zu sein. Genug Standschub um den Segler ohne Rad vom Boden weg zu bekommen und bei Vollgas genug Strahlgeschwindigkeit.
Da hatte die 21x12 3 Blatt Engel zu wenig Standschub und fühlte sich lange nicht so gut an.

Bei modernen Seglern, die weniger Widerstand, insgesamt schneller fliegen und ein Rad haben, komme ich mit weniger Standschub aus = Weniger Gas = Weniger Strahlgeschwindigkeit = zu langsam für die modernen Kisten.

Der Vorgang fühlt sich in der Luft folgendermaßen an:

Genug Standschub ist da, also Gas raus. Dadurch sinkt die Strahlgeschwindigkeit. Mein schnelleren Seglern in meiner Auslegung gefühlt zu niedrig, als wieder Gas rein um Fahrt zu kriegen.
Dadurch bin ich mit "zuviel" Schub unterwegs = ineffizient.

Es ist halt immer sehr abhängig davon, was hinten dran hängt. Wenn ich den Schub brauche, passt wegen der höheren Drehzahl auch die Strahlgeschwindigkeit.
Wenn ich den Schub nicht brauche, wird es halt gerne mal zu langsam.

Es hängt halt sehr vom Segler ab, wieviel Strahlgeschwindigkeit ich wirklich an der Latte hab.

Beim Verbrenner "egal", da ist Effizienz nicht sooo entscheidend. der Passt die Drehzahl so lange an, bis die Strahlgeschwindigkeit passt und nimmt den Schub halt mit.

So mein aktueller Eindruck. Immer subjektiv ohne Messwerte.

Daher teste ich jetzt mal mit mehr Steigung.

Gruß
Dennis
 
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Dennis Schulte Renger

Vereinsmitglied
Hier nochmal kurz zur Illustration zu den bisher getesteten Latten

Gerade bezüglich der Blattbreite.
 

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Armageddon

Vereinsmitglied
Hallo Dennis,

sehr interessante Infos. Das muss ich mir heute abend nochmal genauer durchlesen und ein wenig rumrechnen. So langsam kommen wir der Sache jedenfall deutlich näher.

Gruß Kai
 

Dennis Schulte Renger

Vereinsmitglied
Moin Kai,

Sebastian und ich haben gerade noch ein wenig per Whatsapp diskutiert und hatten, meiner Meinung nach, einige interessante Gedanken über die ich mir bisher auch noch nicht so klar war.

Bei der Abstimmung des Antriebs zum Schleppen hast du ein Dreieck aus 3 Parametern.

Strahlgeschwindigkeit:
Sebastian und ich sind uns eigentlich einig, dass die Strahlgeschwindigkeit entscheidend für einen angenehmen Schlepp ist.
Daher stellt man mit der Gasstellung die richtige Geschwindigkeit für den angehängten Segler ein.
Das hat für den angenehmen Schlepp Priorität. Und ist eigentlich ein Parameter der nur vom angehängten Segler abhängig ist.

Schub:
Nun brauchst du natürlich einen gewissen Schub dabei.
Mehr Schub tut fliegerisch für den Schlepp nicht weh. Zu wenig natürlich schon.
Mehr Schub bringt aber definitiv mehr Sicherheit im Schlepp.
Daher ist grundsätzlich viel Schub bei der gegebenen/eingestellten Strahlgeschwindigkeit erstrebenswert.

Nun kommt aber der dritte Faktor:
Effizienz:
Bei der gegebenen bzw. eingestellten Drehzahl/Strahlgeschwindigkeit ergibt sich also über die Luftschraubengröße ein gewisser Schub, der größer dem Mindestschub sein muss. Zuviel "Überschub" (also das mehr an Schub als man mindestens benötigt) Resultiert in einer schlechteren Effizienz.

In diesem Dreieck bewegen wir uns.

Der Überschub scheint mir recht wichtig bei der Auslegung. Weil du den "aufgeben" kannst um mehr Effizienz zu erreichen. Aber eben auf Kosten der Sicherheit im Schlepp.

Soweit ich gesehen habe, schleppen viele Verbrennerpiloten mit relativ kleinen Steigungen.
Wenn die Strahlgeschwindigkeit zu gering ist, wird Gas nachgeschoben bis es passt.
Das führt dazu, dass man auch relativ viel Standschub hat. Grundsätzlich erstrebenswert, weil es Sicherheit im Schlepp gibt.
Effizienz ist nicht sooooo kriegsentscheidend.

Dies könnte man nun auch bei Elektroantrieben machen.
Der "Überschub" führt am Ende aber zu Ineffizienz. Dies tut dem Elektroflieger tendentiell mehr weh als dem Verbrenner (auch wenn die Spritpreise gestiegen sind). Aber du weißt was ich meine.

Dummerweise schwankt der Überschub aber nun je nach Segler.

Bei dem 6m Grunaubaby von Sebastian passt meine Auslegung mit der 22x12, weil das Baby viel Schub benötigt. Schub und Strahlgeschwindigkeit passen dann gut zusammen.

Bei kleineren und moderneren Seglern brauche ich tendentiell mehr Strahlgeschwindigkeit aber weniger Schub.

Wenn ich nun Gas nachschiebe um die höhere Strahlgeschwindigkeit zu bekommen, kriege ich auch mehr Schub und damit Überschub, was mich stört.

Man muss sich also anschauen was man schleppt und dann versuchen möglichst nah ans Optimum zwischen Überschub und Effizienz zu kommen, bei der entsprechenden Strahlgeschwindigkeit die ich für den Segler brauche. Genug Überschub für einen sicheren schlepp, aber eben nicht noch mehr, um die verbrauchte Kapazität nicht zu sehr nach oben zu treiben.
Bei Verbrennern kann man sich da etwas mehr auf die sichere = ineffiziente Seite legen.

Jetzt kann man natürlich den Steigwinkel erhöhen was den benötigten Schub erhöht und damit den Überschub reduziert. Was Effizienz bringt.
Aber Sebastian und ich mögen beide keine Schlepps mit viel Steigwinkel ;)

Deswegen tendiert man aber wohl eher zu kleinen Steigungen im Alltagsbetrieb.

Das was ich hier zusammen geschrieben habe, hat keinen Anspruch auf Richtigkeit ;)
Es ist mein (und Sebastians) Gefühl, warum die Auslegung bei Elektroschleppern etwas diffiziler ist und man gefühlt eher mal die Latte, je nach Segler tauschen möchte. ;)
Durch die gesteigerte Anforderung an die Effizienz gibt es bei Elektroschleppern weniger die "One Fits all" Auslegung. Wenn man das braucht, muss man mit einer gewissen Ineffizienz leben. Was ja auch ein Weg sein kann.
Meine 22x12 WE ist für meinen Antrieb sicherlich so eine One Fits All Luftschraube.
Recht viel Schub, aber bei kleineren Seglern eben Ineffizient.

Und da habe ich bei MEINEN Seglern, die ich schleppe, das Gefühl, dass ich etwas an Schub aufgeben kann um mehr Effizienz zu erreichen.
Daher der Versuch mit 14 anstatt 12 Zoll Steigung.

Wenn jemand ne andere Meinung oder Gedanken dazu hat, würde mich das sehr interessieren :)

Vielleicht helfen die Gedanken ja ein wenig. Und ich hoffe sie sind nicht völliger Quatsch. Versuche gerade selber die richtige Abstimmung für meinen Antrieb zu finden und zu verstehen warum sich einige Latten gut und andere schlecht anfühlen (im Zusammenhang mit der verbrauchten Kapazität)

Gruß
Dennis
 
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Dennis Schulte Renger

Vereinsmitglied
Interessant wäre ein Effizienzvergleich zwischen wenig Steigung = viel Schub mit steilerem Steigwinkel.
Im Vergleich zu mehr Steigung weniger Schub und flacherem Steigwinkel.
In beiden Fällen wäre der Überschub identisch.

Vermutlich tut sich da nichts.

Nur sehen steile Schlepps einfach schei.... aus und sind deswegen keine Alternative ;)
 
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Armageddon

Vereinsmitglied
Hallo Dennis,

Deine Überlegungen passen nach meinem Verständnis. Wir haben bei F3Speed ja ein identisches Problem nur eben bei höherem Geschwindigkeitsniveau. Drehzahl x Steigung bestimmt die Geschwindigkeit. Je nach Schub sind bei vernünftiger Auslegung zwischen 85% und 92% Fluggeschwindigkeit zu erreichen. Und um den Schub passend zu bekommen haben wir den großen Vorteil, dass unsere Propeller sich ganz gut zum kürzen eignen, d.h. wir kürzen so lange bis der Schub gerade noch so reicht, um auf das gewünschte Level zu kommen.

Was echt super wäre, wenn Du mal ne komplette Telemetrie, also Unilog mit Drehzahlsensor, Stromsensor und Staurohr in Dein Schlepper einbauen würdest. Dann könnte man wirklich fundierte Daten sammeln. Der mögliche Effizienzgewinn damit wäre vermutlich sehr hoch und die Kosten kaum höher als ein Prop ;) .

Gruß Kai
 
Hallo Kai,

ich beschäftige mich derzeit sehr stark von der Uni aus mit dem Thema Effizienzoptimierung von elektrischen Flugzeugantrieben. Mit der richtigen Kombination von Durchmesser und Steigung sind Effizienzgewinne von 25% bezogen auf die Wellenleistung sehr gut möglich. Die Frage ist jetzt, wie viel möchtest du messen und rechnen? Je mehr du rechnest und auch mal ein paar Messflüge machst und diese auswertest, desto größer wird der Effizienzgewinn am Ende sein.

Ich würde für die erste Auslegung den Worst-Case Seglerschlepp nehmen. Das wäre in deinem Fall dann ja der 25kg Segler, welcher am schnellsten geschleppt werden muss. Für die Schleppgeschwindigkeit brauchst du folgende Werte. Erstens, da die Geschwindigkeit ja quadratisch in den Widerstand mit eingeht brauchst du die Abrissgeschwindigkeiten +5m/s (für evtl. Böen). Zweitens, die Geschwindigkeiten des geringsten Sinkens von Segler und Schlepper. Von den vier Werten nimmst du dann den höchsten.

Was ich jetzt nicht weiß ist, in welchem Winkel man am effizientesten schleppt. Aus dem Bauch raus würde ich sagen man kombiniert den Anstellwinkel des geringsten Sinken des Seglers und des Schleppers. Man kombiniert die Winkel, indem man sie über den jeweiligen Widerstand vom Segler und Schlepper gewichtet. Der liegt dann schätzungsweis im Bereich von 5°.

Frage an die Schlepperfraktion, dauert so ein Schlepp mit 5° dann zu lange?

Über die Geschwindigkeit berechnest du dann den Widerstand vom Schlepper und Segler und zusammen mit dem Steigwinkel hast du dann den erforderlichen Schub. Mit Schub und Geschwindigkeit kannst du dann berechnen/simulieren welche Kombination aus Durchmesser, Steigung und Drehzahl du brauchst z.B. mit Propcalc. Aus den Ergebnissen suchst du dir dann den Propeller raus, welcher die geringste Wellenleistung benötigt, fertig ;)
 
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