Hallo Leute,
über 3 Jahre ruhte der Bau des 3,6 m Thermikpfeils Attacus, ebenso wie die Entwicklung des schnellen Geschwisterchens Dispar, einem 3 m Hangflugpfeil mit sehr ähnlicher Grundrissform.
Da sich die Mehrheit meiner Flugstunden in den letzten Jahren immer mehr Richtung Hangflug und DS entwickelt hat habe ich im letzten Oktober zunächst
die Entwicklung des Hangpfeils Dispar wieder aufgenommen.
Dabei führten die Erfahrungen aus anderen Pfeilen der letzten 3 Jahre zu einem grundlegenden Überdenken des aerodynamischen Konzepts einen Hortennurflügel mit hohem Stabilitätsmaß und kleinen Seitenflächen an den Rudern zu verwenden, denn die von Peter Wick "Flaplets" getauften Schwenkwinglets an den Rudern führten zwar beim
Versuchsflieger Mimares zu einem sehr angenehmen Steuerverhalten, aber auch zu einer hohen Flatterneigung der Ruder. OK, so ein Rohrholm-Rippenflieger ist eh nicht für Schnellflug geeignet, aber trotz teilweisem Massenausgleich der Flaplets war die Flattergrenze von ~ 110 km/h vorm Hang und ~ 90 km/h im DS viel niedriger als erhofft (gemessen mit Radar). Für Windenstart beim F3J und Hangballern beim F3F war mir die Flattergefahr zu groß um dieses Konzept bei den großen Pfeilen weiter zu verfolgen.
Mit dem ersetzen der kleinen Flaplets durch größere konventionelle Winglets bot es sich an auch das Stabilitätsmaß wieder zu verkleinern um die Trimmwiderstände zu senken und die Wendigkeit um die Querachse zu erhöhen. Das führte zu einem überarbeiteten Klappenkonzept beim Hangpfeil Dispar und nach ein paar vergleichenden Simulationsdurchläufen im FLZ_Vortex bot es sich an dieses Konzept und das gewünschte Stabilitätsmaß am kurzfristig fertig zu bauenden Attacus zu überprüfen bevor der kostspielige Fräsauftrag fürs Urmodell des Dispar erteilt wird.
Außerdem ist beim Attacus die für Handling und Abrißverhalten entscheidende Außenflügelaerodynamik in der Simulation ganz nah an den Verhältnmissen beim Dispar, also lässt sich auch dieses wichtige aerodynamische Detail am billigen vorhandenen Holzflieger überprüfen bevor der teure Schalenflieger angegangen wird, der sich nachträglich nicht mehr ändern lässt.
Ende November habe ich dann nach über 3 Jahren Baupause mit der Fertigstellung des Attacus weiter zu machen, die Helling wurde aus der Versenkung geholt, gerade ausgerichtet und die Flügel eingelegt. Dabei habe ich ein paar kleine Verklebefehler bei den Holmwannen aufgeschnitten und in korrekter Lage neu verklebt, so dass der geplante Holgurtquerschnitt in die Wannen passt.
An die alten, schmalen Flaplet-Randbögen hätte man keine großen Winglets befestigen können, deshalb wurden weiter innen neue Anschlußrippen aus 3 mm Birkensperrholz bei 110 mm Flügeltiefe eingebaut und die Außenflügelbeplankung innen mit 80er ST-Kohle versteift, die Spannweite verkleinert sich dadurch um ein paar Zentimeter auf jetzt genau 3,6 m.
Damit konnten die Untergurte der Holme aus CFK-Rovings laminiert werden, genau so wie für die Oberseite weiter vorne beschrieben. Als Toleranzausgleich, Schleifzulage und Klebevermittler zur Beplankung wurde der Gurt wieder mit Balsastreifen abgedeckt und zum aushärten beschwert.
Der nächste Arbeitsschritt war die Verkastung der Ruder mit 3 mm Balsastreifen, stehende Maserung aus der Ruderseite und 3 mm Pappelsperrholz auf der Flügelseite....Verkasten macht Spaß, denn wenn es keinen Spaß machen würde müsste ich das trotzdem machen
Die Balsa-Schleifzulagen der Untergurte wurden dabei auch auf Rippenkontur gebracht.
Unterseitenbeplankung der Ruder:
Das Beplanken der Unterseite funktioniert im Prinzip wie auf der Oberseite.....bis auf einen Unterschied: ich habe zur Versteifung der D-Box keine einzelnen Rovings auf die Innenseite der Beplankung laminiert, sondern Gittergewebe aus 1k CFK-Rovings.
Das war für mich ebenso Neuland wie die einzelnen Rovings der Oberseite und hat zuerst auch nicht gut funktioniert.
Die ersten Beplankungsteile hab ich mit Gittergewebe beschichtet, das Laminat mit Klopapier abgetupft und naß mit Holzleim aufgeklebt.
Das hat sich nicht gut bewährt weil sich das Sperrholz auch durch Harz leicht wellt und kein guter Verbund zwischen Gittergewebe und Beplankungssperrholz entsteht, die Beplankung ist um die Rundungen auch schlecht aufzupressen, die Leistenmethode funktioniert da nicht wirklich.
Bei den größten Bereichen habe ich dann das Gittergewebe erst zwischen 2 Lagen Backpapier und glatten Fußbodenlaminatplatten leicht aufgepreßt und anhärten lassen. Dann habe ich die gitterbeschichtete Beplankung mit Holzleim aufgebügelt, dabei konnte ich auch die Wellen aus den ersten Beplankungsbereichen noch etwas raus bügeln.
Das aufbringen von Beplankung im Bügelverfahren ist z.B. hier beschrieben:
http://www.m-ohlwein.de/tipps1.htm
Hier die Bilder vom Beplanken der D-Box auf der Flügelunterseite, das Verfahren bietet noch Optimierungspotenzial:
Die Winglets habe ich mit einer Kernlage aus gelochtem 0,6 mm Birkensperrholz, Holmen aus Kohleprofilen 3 x 1 mm mit 0,4 mm Sperrholzaufdopplung und Beplankung aus leichtem 1,5 mm Balsa aufgebaut.
Auf der Flügelseite ist eine Anschlußrippe aus 3 mm Birkensperrholz aufegklebt, auf der Gegenseite das Balsa am Wingletfuß durch 1,5 mm Birkensperrholz ersetzt. Bei der Befestigung war ich mir bis heute unsicher weil die Dinger zum Transport abgenommen werden müssen, aber das aufbauen schnell mit guter Paßgenauigkeit des Flügelanschlusses erfolgen soll. Nach dem probehalber zusammen bauen des Rohbaus werde ich pro Winglet 2 Stück Kohlestifte als Steckung verwenden und je eine M4 Kunststoff-Senkschraube als Verschraubung, nur Tesa als Sicherung erscheint mir an der Stelle eher unpraktisch, beim Tesa abziehen geht mit der Zeit sicher auch die Folie mit ab. So ein Winglet wiegt im Rohbau vor dem verschleifen 28 g bei 3,2 dm² Flächeninhalt.
Jetzt konnte ich den Rohbau das erste mal vollständig zusammen stecken und wiegen.
Das Gewicht des Attacus auf den Bildern ist 1980 g, damit rechne ich mit einem Fluggewicht irgendwo um 3 kg, das wären etwa 35 g/dm² Flächenbelastung. Nicht unbedingt leicht, aber für einen Alltags-Thermikflieger aus Sperrholz ganz OK...und vielleicht spare ich ja durch das kleine Stabilitätsmaß noch ein bisschen Schätzgewicht beim Trimmballast ein wenn es sich wie gewünscht fliegen läßt.
Gruß,
Uwe.