Hi Speedjunkies,
ich möchte euch mit diesem Baubericht mitnehmen, wie ich den Hellraiser „Ultra“ 2.0 für die Powercroco Speedchallnge 2020 baue.
Der Baubericht wird nach und nach erweitert, immer wenn ein wesentlicher Teil des Modells fertiggestellt wird (Rumpf, Tragfläche, HLW). Die Taktzeit wird hierbei maßgeblich durch meine Freizeit, diese wiederum durch das duale Studium bestimmt.
Ursprünglich stammt das Modell von Christian Hidde, aus dem Grund verweise ich hier mal auf sein Modell:
http://www.rc-network.de/forum/showthread.php/394656-Speedmodell-Hellraiser
2016 kaufte ich die Formen von Christian und lernte in der Zeit mit jedem Teil viel dazu. Viele Basics lernte mir damals Christian selbst. Vielen Dank!
Zur Powercroco Speedchallenge 2019 baute ich erstmals den Hellraiser für ein absolutes Extremsetup. Dort zeigte ich mit dem Modell bereits äußerst vielversprechende Flüge (strukturell sei ein Auge zugedrückt), was mich motivierte das Projekt mit vergleichbaren Setup in 2020 fortzusetzen. Das nach FAI maximal 2900g schwere Modell wird wahrscheinlich ca. 4500g wiegen und Mein Ziel wäre es die 600 km/h zu knacken. Betrieben wird das Modell mit einem von Dr. Ralph Okon getunten Scorpion HKIII 5040.
Logs aus diesem Jahr zeigen, dass Peak Leistungen von über 16 kW keine Seltenheit sind und eine Dauerlast von knapp 14 kW anlag.
Hier ein Foto von dem diesjährigen Hellraiser (ähnlich wie 2020):
Aufgrund eines Holmbruches in der Luft, musste er unsanfte Erfahrungen mit dem Boden machen.
Der erste Teil zeigt den Rumpfbau:
Leider ging auch dieser nicht komplikationsfrei ab, da beim ersten Rumpf die Verklebung der beiden Hälften fehlschlug (dazu später mehr). Ich bin kein Fan von optischen Desastern, weshalb ich mich entschied einen zweiten Rumpf zu bauen und nicht den ersten von außen zu reparieren. …mal ganz abgesehen von den immensen Luftverwirbelungen…
Trotz allem wird die Bebilderung von dem ersten Rumpfbau sein, jedoch unterscheiden sich die Vorgänge kaum bis gar nicht zu dem zweiten. Lediglich der Gewebeaufbau.
Falls ich mal gar nicht weiß wo mit der Zeit hin, könnte man den Rumpf ja in Angriff nehmen.
Als erstes steht wie bei jedem Teil ein vernünftiges Wachsen der Form an. Insbesondere, wenn man die Form nachpoliert hat, essentiell! Ich finde ein guter Test ist, wenn man mit dem relativ trockenen Fingerrücken über die Form geht muss sich das so richtig flutschig anfühlen.
Nebenbei schon mal alle Zuschnitte mit genügend Übermaß anfertigen.
Hauptsächlich teile ich den Rumpf in 3 Abschnitte, vorn, den Heckausleger und das SLW. Wobei der vordere Bereich bis knapp hinter die Tragflächenendleiste reicht.
Brutale Anwendungen erzwingen einen Brutalen Aufbau:
- Durchgehende Außenlage 64 g/m2 Spread Tow (hauptsächlich aus optischen Gründen)
- Durchgehend Aramid 170 g/m2
- Im vorderen Bereich Aramid 110 g/m2 ;im hinteren Bereich 150 g/m2 Biax
- Im vorderen Bereich Aramid 61 g/m2 ;im hinteren Bereich 80 g/m2 UD Gelege
- Das SLW ist aufgebaut aus einer Außenlage 64 g/m2 Spread Tow, 0,8mm Balsa und einer 64 g/m2 Spread Tow Innenlage
- Versteift wird dies durch jeweils 3 24K Rovings in den Ecken
Aufgrund der vergleichsweise langen Bauzeit einer Rumpfhälfte, benutze ich hier ein Harzgebinde aus L285 harz und H287 Härter mit 210 min Topfzeit. Bei diesem Gebinde ist ordentliches Tempern essentiell!
So….Harz-Outfit an, Werkstatt heizen, Betreten verboten Schild aufhängen und der Spaß kann beginnen….Moment, die Musik muss stimmen, bevor man Harz Hände hat.
Als erstes schmiere ich reichlich Gel-Coat in die erste Rumpfhälfte, da dies erfahrungsgemäß eine erstklassige Oberfläche gibt. Hierbei immer wieder mal den Pinsel am Becherrand ausknietschen und über die gesamte Rumpflänge drübergehen. So erreicht man eine dünne, einheitliche Schicht. Mit jedem neuen Pinselstrich sollte man überschüssiges aufnehmen und nicht umlagern.
Den Gel-Coat lasse ich ca. 30 min anziehen.
In dieser Zeit fertige ich ein Aluklötzchen zur Tragflächenbefestigung an und schneide das Abreißgewebe zu. Die Klötzchen raue ich sorgfältig an und verzahne sie zusätzlich.
Jetzt tränke ich die Außenlage von Rumpf und SLW und erhitze diese mit einem Föhn, damit sich der Binder im Spread Tow löst.
So lässt es sich dann perfekt in die engen Rumpfkonturen hereinlegen.
Ein Indiz, wenn es heiß genug ist, ist, wenn das Gewebe leicht anfängt mit wabern und wenn man sieht, dass das Harz richtig wässrig wird. Außerdem fängt dann an die Trägerfolie blasen zu werfen.
Das nasse Gewebe lasse ich nun noch kurz liegen und durchziehen.
In der Zeit mische ich eine kleine Spritze mit Mumpe an und presse da eine Raupe an die kritischen Kanten um die Tragflächenaufnahme (siehe Foto).
Nun entferne ich die Trägerfolie vom Spread Tow und lege dies in den Rumpf hinein. Richtig in die Ecken andrücken und dann an der Trennebene bündig schneiden.
Im Anschluss tränke ich die Rovings und lege diese mit hinein. Auch diese möglichst sauber und ohne Twists in die Ecken legen. Das eine Paket ein kleines Stückchen länger, als das andere, da die gestreckte Länge der Rumpfoberseite länger als die Rumpfunterseite ist und ich den Rovingstrang noch ein Stück ins SLW mit hochziehe.
Das Rovingpaket, das bis ins SLW gezogen wird, triefel ich am Ende etwas auf, damit es nicht so hoch aufbaut.
Jetzt tränke ich die erste Aramidlage zwischen zwei Folien. Es bietet sich an das Folie – Gewebe – Folie – Paket fest mit einer Hartgummirolle zu rollen. Das gewährleistet eine ganz gute Harztränkung.
Auch hier wieder eine der Beiden Folien entfernen und das Gewebe in den Rumpf legen. Leicht andrücken und die zweite Folie abziehen.
Die zweite Folie verhindert, dass sich das Aramid beim Reinlegen eklig verschiebt und am Ende nicht mehr passt. Auch diese Lage wieder an der Trennebene bündig schneiden.
…mit einer nicht so geilen Kevlarschere ist das in dem Moment mehr Krampf als Hobby.
Nun schmande ich den Aluklotz satt mit der übrigen Mumpe ein und setze ihn grob an Position. Ein weiterer Flicken aus 170er Aramid soll das Ganze noch verstärken.
Im Anschluss tränke ich die zweite Aramidlage für den vorderen Bereich (110 g/m2) und die beiden Carbonlagen für den hinteren Bereich. Auch diese wieder in den Rumpf legen, schön andrücken und an der Trennebene bündig schneiden.
Nun kommt das SLW dran. Dazu erstmal mit einer klebrigen Schaumrolle den Stützstoff abrollen, um eventuelle Staubreste vom Schleifen zu entfernen. Dann diesen zusammen mit der Innenlage des SLW einlegen.
…Nicht wundern, der Stützstoff klebt anfangs so gut, wie sich Holz schweißen lässt. Airex verhält sich dabei noch widerspenstiger.
Rest macht das vakuum.
Nun tränke ich die letzte Lage, das 61er Aramid für den vorderen Bereich.
Gleiches Spiel wie immer…eine Folie runter, in den Rumpf, andrücken, zweite Folie runter, erneut in die Ecken drücken und bündig schneiden.
Spätestens jetzt sollte man aufgrund von Geruchsbelästigung und nervlicher Belastung des Akteurs dem zuvor angebrachten Schild alle Aufmerksamkeit schenken.
Fast geschafft…
Jetzt kommt das Abreißgewebe rein…möglichst besser als bei mir…Ja, Klopapier verbindet sich exzellent mit Harz und Aramid.
Beim Rumpf bietet es sich meiner Erfahrung nach an, mehrere kleine Stücke zu nehmen als einen langen Fetzen.
Als saugfähiges Material, um überschüssiges Harz aufzunehmen (gibt es beim Rumpf genug), finde ich, geht hier Klopapier besser als Küchenrolle.
Davon ins Seitenleitwerk eine Lage und in den restlichen Rumpf ca. zwei Lagen rein. Im Bereich der Tragflächenbefestigung lege ich ein bis zwei Lagen mehr rein, da es hier aufgrund der vielen Mumpe viel aufzunehmen gibt.
Jetzt der Gerät ab in die Tüte, mit Acryl dicht verschließen und absaugen! DONE…fürs erste…Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um sich auf die zweite Hälfte zu freuen
Bei diesem Harz – Härter – Gebinde sollte man die 24h Aushärtezeit einhalten, wenn man nicht gerade die Werkstatt auf 30°C geheizt hat.
Also Geduld………
Einen Tag später Abreißgewebe mit Klopapier runterreißen. Besonders wichtig ist hier im sehr spitzen Winkel ziehen.
Sonst hat man schnell ne Rumpfhälfte an dem Fetzen Abreißgewebe hängen…kontraproduktiv
Anschließend mit einem scharfen Stechbeitel die Kanten bündig zur Trennebene schnitzen.
Herzlichen Glückwunsch, erste Rumpfhälfte ist fertig!
Gut zu sehen ist nochmal der eine cm ohne Abreißgewebe und natürlich musste der Vakuum-Anschluss genau an der SLW-Endleiste sitzen.
Jetzt fertige ich kleine Aluklötzchen für die HLW-Befestigung an und raue diese gut an.
Außerdem fertige ich aus einem Sandwich (150er Biax – 4mm Balsa – 150er Biax) einen Steg fürs SLW. Hier das Loch nicht vergessen...später müssen Kabel durch.
Zur Versteifung und als Anschlag für den Ballon zum Aufpusten setzte ich noch ein Styroklotz ein.
Im Anschluss folgt eine Trockenübung, ob alles passt und die Form sauber schließt.
Wenn ja, dann Hochzeit vorbereiten:
- Verklebestreifen zuschneiden und tränken
- Mumpe einmachen
- Und 90 min Epoxy einmachen (klebrig wie Honig das Zeug)
Jetzt Verklebestreifen tränken, Mumpe an alle internen Stellen und alle Außenkanten ums SLW und einschließlich den Styroklotz geben.
Eine Raupe von dem 90 min Epoxy Zeug beidseitig an die Rumpfkante (innenseitig) auftragen und dort den Verklebestreifen andrücken.
Jetzt kann die Form geschlossen werden. Ich verschraube diese dann fest mit einer Art Schellen (siehe Foto).
Um den Kevlarstreifen anzudrücken, habe ich mir ein Tool aus einem Alurohr, einer mini Rolle vorn dran gebaut. Eine LED betrieben mit einer Lipo Zelle ist noch dran, damit man was sieht.
Zum Aufpusten habe ich auch eine kleine Vorrichtung, wo der Ballon über ein Rohr geschoben wird, was dann dicht mit dem Rumpf abgeschlossen wird. Von außen dann auf ca. ein Bar aufpumpen und beten, dass alles dicht ist und der Ballon nicht platzt.
Am nächsten Tag steht entformen auf dem Plan! …Böse Überraschung, der Ballon ist zusammengefallen und der Klevlarstreifen lag im hinteren Bereich Lose im Modell. ;((
Trotz des Brutalen Aufbaus konnte ich ein echt gutes Kampfgewicht von ca. 267g, laut Kollege Küchenwaage, erreichen.
Bis auf diesen stark einschränkenden Schaden ist es auch optisch ein echt erstklassiger Rumpf mit Talent zur Mordwaffe geworden.
Wie am Anfang schon gesagt, entschied ich mich einen zweiten zu bauen, unter der Hoffnung, dass die Verklebung gelingt.
Dieser unterscheidet sich aufgrund von Gewebemangel im Aufbau aber ist sicher mindestens genauso steif. Außerdem laufen jetzt die Gewebezuschnitte spitz aus, um keine plötzlichen Belastbarkeitsgrenzen einzubauen.
Der neue Aufbau:
- Durchgehend 64 g/m2 Spread Tow
- Vorn 110 g/m2 Aramid; hinten bis Mitte der Tragfläche 250 g/m2 UHM DU Gelege
- Durchgehend 64 g/m2 Aramid
- Vorn 110 g/m2 Aramid; hinten 53 g/m2 UMS Biax
- Durchgehend 64 g/m2 Aramid
- SLW Außenlage 64 g/m2 Spread Tow, 1,2mm Airex als Stützstoff und 58 g/m2 als Innenlage
- Wieder jeweils 3 24K Rovings in den Ecken
Die Zuschnitte für den Zweiten Rumpf und der Bau der Schalen war begleitet von einem richtig hochwertigem Schneidegefühl! Das macht einfach Freude! Danke Oli!
Dazu kann ich die Scheren von Ze2-Gear wärmstens empfehlen!
Mit diesem Baubericht möchte ich lediglich zeigen, wie ich einen Flieger für solch ein grenzwertiges Setup baue. Ich nehme sehr gern Tipps entgegen und sage auch, dass das nicht DIE Bauweise ist, sondern EINE mögliche Bauweise. Berechnet ist hier nichts. Lediglich Gefühlssache…vom Anfassen her ziemlich overkill, aber bekanntlich kann man in der Luft auftretende Kräfte ohnehin nicht händig simulieren.
Ich werde diesen Baubericht ASAP updaten. Voraussichtlich wird als nächstes das HLW fertig werden.
Bis dahin eine fröhliche Bausaison!!
Beste Grüße aus dem Norden
Stanley
ich möchte euch mit diesem Baubericht mitnehmen, wie ich den Hellraiser „Ultra“ 2.0 für die Powercroco Speedchallnge 2020 baue.
Der Baubericht wird nach und nach erweitert, immer wenn ein wesentlicher Teil des Modells fertiggestellt wird (Rumpf, Tragfläche, HLW). Die Taktzeit wird hierbei maßgeblich durch meine Freizeit, diese wiederum durch das duale Studium bestimmt.
Ursprünglich stammt das Modell von Christian Hidde, aus dem Grund verweise ich hier mal auf sein Modell:
http://www.rc-network.de/forum/showthread.php/394656-Speedmodell-Hellraiser
2016 kaufte ich die Formen von Christian und lernte in der Zeit mit jedem Teil viel dazu. Viele Basics lernte mir damals Christian selbst. Vielen Dank!
Zur Powercroco Speedchallenge 2019 baute ich erstmals den Hellraiser für ein absolutes Extremsetup. Dort zeigte ich mit dem Modell bereits äußerst vielversprechende Flüge (strukturell sei ein Auge zugedrückt), was mich motivierte das Projekt mit vergleichbaren Setup in 2020 fortzusetzen. Das nach FAI maximal 2900g schwere Modell wird wahrscheinlich ca. 4500g wiegen und Mein Ziel wäre es die 600 km/h zu knacken. Betrieben wird das Modell mit einem von Dr. Ralph Okon getunten Scorpion HKIII 5040.
Logs aus diesem Jahr zeigen, dass Peak Leistungen von über 16 kW keine Seltenheit sind und eine Dauerlast von knapp 14 kW anlag.
Hier ein Foto von dem diesjährigen Hellraiser (ähnlich wie 2020):
Aufgrund eines Holmbruches in der Luft, musste er unsanfte Erfahrungen mit dem Boden machen.
Der erste Teil zeigt den Rumpfbau:
Leider ging auch dieser nicht komplikationsfrei ab, da beim ersten Rumpf die Verklebung der beiden Hälften fehlschlug (dazu später mehr). Ich bin kein Fan von optischen Desastern, weshalb ich mich entschied einen zweiten Rumpf zu bauen und nicht den ersten von außen zu reparieren. …mal ganz abgesehen von den immensen Luftverwirbelungen…
Trotz allem wird die Bebilderung von dem ersten Rumpfbau sein, jedoch unterscheiden sich die Vorgänge kaum bis gar nicht zu dem zweiten. Lediglich der Gewebeaufbau.
Falls ich mal gar nicht weiß wo mit der Zeit hin, könnte man den Rumpf ja in Angriff nehmen.
Als erstes steht wie bei jedem Teil ein vernünftiges Wachsen der Form an. Insbesondere, wenn man die Form nachpoliert hat, essentiell! Ich finde ein guter Test ist, wenn man mit dem relativ trockenen Fingerrücken über die Form geht muss sich das so richtig flutschig anfühlen.
Nebenbei schon mal alle Zuschnitte mit genügend Übermaß anfertigen.
Hauptsächlich teile ich den Rumpf in 3 Abschnitte, vorn, den Heckausleger und das SLW. Wobei der vordere Bereich bis knapp hinter die Tragflächenendleiste reicht.
Brutale Anwendungen erzwingen einen Brutalen Aufbau:
- Durchgehende Außenlage 64 g/m2 Spread Tow (hauptsächlich aus optischen Gründen)
- Durchgehend Aramid 170 g/m2
- Im vorderen Bereich Aramid 110 g/m2 ;im hinteren Bereich 150 g/m2 Biax
- Im vorderen Bereich Aramid 61 g/m2 ;im hinteren Bereich 80 g/m2 UD Gelege
- Das SLW ist aufgebaut aus einer Außenlage 64 g/m2 Spread Tow, 0,8mm Balsa und einer 64 g/m2 Spread Tow Innenlage
- Versteift wird dies durch jeweils 3 24K Rovings in den Ecken
Aufgrund der vergleichsweise langen Bauzeit einer Rumpfhälfte, benutze ich hier ein Harzgebinde aus L285 harz und H287 Härter mit 210 min Topfzeit. Bei diesem Gebinde ist ordentliches Tempern essentiell!
So….Harz-Outfit an, Werkstatt heizen, Betreten verboten Schild aufhängen und der Spaß kann beginnen….Moment, die Musik muss stimmen, bevor man Harz Hände hat.
Als erstes schmiere ich reichlich Gel-Coat in die erste Rumpfhälfte, da dies erfahrungsgemäß eine erstklassige Oberfläche gibt. Hierbei immer wieder mal den Pinsel am Becherrand ausknietschen und über die gesamte Rumpflänge drübergehen. So erreicht man eine dünne, einheitliche Schicht. Mit jedem neuen Pinselstrich sollte man überschüssiges aufnehmen und nicht umlagern.
Den Gel-Coat lasse ich ca. 30 min anziehen.
In dieser Zeit fertige ich ein Aluklötzchen zur Tragflächenbefestigung an und schneide das Abreißgewebe zu. Die Klötzchen raue ich sorgfältig an und verzahne sie zusätzlich.
Jetzt tränke ich die Außenlage von Rumpf und SLW und erhitze diese mit einem Föhn, damit sich der Binder im Spread Tow löst.
So lässt es sich dann perfekt in die engen Rumpfkonturen hereinlegen.
Ein Indiz, wenn es heiß genug ist, ist, wenn das Gewebe leicht anfängt mit wabern und wenn man sieht, dass das Harz richtig wässrig wird. Außerdem fängt dann an die Trägerfolie blasen zu werfen.
Das nasse Gewebe lasse ich nun noch kurz liegen und durchziehen.
In der Zeit mische ich eine kleine Spritze mit Mumpe an und presse da eine Raupe an die kritischen Kanten um die Tragflächenaufnahme (siehe Foto).
Nun entferne ich die Trägerfolie vom Spread Tow und lege dies in den Rumpf hinein. Richtig in die Ecken andrücken und dann an der Trennebene bündig schneiden.
Im Anschluss tränke ich die Rovings und lege diese mit hinein. Auch diese möglichst sauber und ohne Twists in die Ecken legen. Das eine Paket ein kleines Stückchen länger, als das andere, da die gestreckte Länge der Rumpfoberseite länger als die Rumpfunterseite ist und ich den Rovingstrang noch ein Stück ins SLW mit hochziehe.
Das Rovingpaket, das bis ins SLW gezogen wird, triefel ich am Ende etwas auf, damit es nicht so hoch aufbaut.
Jetzt tränke ich die erste Aramidlage zwischen zwei Folien. Es bietet sich an das Folie – Gewebe – Folie – Paket fest mit einer Hartgummirolle zu rollen. Das gewährleistet eine ganz gute Harztränkung.
Auch hier wieder eine der Beiden Folien entfernen und das Gewebe in den Rumpf legen. Leicht andrücken und die zweite Folie abziehen.
Die zweite Folie verhindert, dass sich das Aramid beim Reinlegen eklig verschiebt und am Ende nicht mehr passt. Auch diese Lage wieder an der Trennebene bündig schneiden.
…mit einer nicht so geilen Kevlarschere ist das in dem Moment mehr Krampf als Hobby.
Nun schmande ich den Aluklotz satt mit der übrigen Mumpe ein und setze ihn grob an Position. Ein weiterer Flicken aus 170er Aramid soll das Ganze noch verstärken.
Im Anschluss tränke ich die zweite Aramidlage für den vorderen Bereich (110 g/m2) und die beiden Carbonlagen für den hinteren Bereich. Auch diese wieder in den Rumpf legen, schön andrücken und an der Trennebene bündig schneiden.
Nun kommt das SLW dran. Dazu erstmal mit einer klebrigen Schaumrolle den Stützstoff abrollen, um eventuelle Staubreste vom Schleifen zu entfernen. Dann diesen zusammen mit der Innenlage des SLW einlegen.
…Nicht wundern, der Stützstoff klebt anfangs so gut, wie sich Holz schweißen lässt. Airex verhält sich dabei noch widerspenstiger.
Rest macht das vakuum.
Nun tränke ich die letzte Lage, das 61er Aramid für den vorderen Bereich.
Gleiches Spiel wie immer…eine Folie runter, in den Rumpf, andrücken, zweite Folie runter, erneut in die Ecken drücken und bündig schneiden.
Spätestens jetzt sollte man aufgrund von Geruchsbelästigung und nervlicher Belastung des Akteurs dem zuvor angebrachten Schild alle Aufmerksamkeit schenken.
Fast geschafft…
Jetzt kommt das Abreißgewebe rein…möglichst besser als bei mir…Ja, Klopapier verbindet sich exzellent mit Harz und Aramid.
Beim Rumpf bietet es sich meiner Erfahrung nach an, mehrere kleine Stücke zu nehmen als einen langen Fetzen.
Als saugfähiges Material, um überschüssiges Harz aufzunehmen (gibt es beim Rumpf genug), finde ich, geht hier Klopapier besser als Küchenrolle.
Davon ins Seitenleitwerk eine Lage und in den restlichen Rumpf ca. zwei Lagen rein. Im Bereich der Tragflächenbefestigung lege ich ein bis zwei Lagen mehr rein, da es hier aufgrund der vielen Mumpe viel aufzunehmen gibt.
Jetzt der Gerät ab in die Tüte, mit Acryl dicht verschließen und absaugen! DONE…fürs erste…Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um sich auf die zweite Hälfte zu freuen
Bei diesem Harz – Härter – Gebinde sollte man die 24h Aushärtezeit einhalten, wenn man nicht gerade die Werkstatt auf 30°C geheizt hat.
Also Geduld………
Einen Tag später Abreißgewebe mit Klopapier runterreißen. Besonders wichtig ist hier im sehr spitzen Winkel ziehen.
Sonst hat man schnell ne Rumpfhälfte an dem Fetzen Abreißgewebe hängen…kontraproduktiv
Anschließend mit einem scharfen Stechbeitel die Kanten bündig zur Trennebene schnitzen.
Herzlichen Glückwunsch, erste Rumpfhälfte ist fertig!
Gut zu sehen ist nochmal der eine cm ohne Abreißgewebe und natürlich musste der Vakuum-Anschluss genau an der SLW-Endleiste sitzen.
Jetzt fertige ich kleine Aluklötzchen für die HLW-Befestigung an und raue diese gut an.
Außerdem fertige ich aus einem Sandwich (150er Biax – 4mm Balsa – 150er Biax) einen Steg fürs SLW. Hier das Loch nicht vergessen...später müssen Kabel durch.
Zur Versteifung und als Anschlag für den Ballon zum Aufpusten setzte ich noch ein Styroklotz ein.
Im Anschluss folgt eine Trockenübung, ob alles passt und die Form sauber schließt.
Wenn ja, dann Hochzeit vorbereiten:
- Verklebestreifen zuschneiden und tränken
- Mumpe einmachen
- Und 90 min Epoxy einmachen (klebrig wie Honig das Zeug)
Jetzt Verklebestreifen tränken, Mumpe an alle internen Stellen und alle Außenkanten ums SLW und einschließlich den Styroklotz geben.
Eine Raupe von dem 90 min Epoxy Zeug beidseitig an die Rumpfkante (innenseitig) auftragen und dort den Verklebestreifen andrücken.
Jetzt kann die Form geschlossen werden. Ich verschraube diese dann fest mit einer Art Schellen (siehe Foto).
Um den Kevlarstreifen anzudrücken, habe ich mir ein Tool aus einem Alurohr, einer mini Rolle vorn dran gebaut. Eine LED betrieben mit einer Lipo Zelle ist noch dran, damit man was sieht.
Zum Aufpusten habe ich auch eine kleine Vorrichtung, wo der Ballon über ein Rohr geschoben wird, was dann dicht mit dem Rumpf abgeschlossen wird. Von außen dann auf ca. ein Bar aufpumpen und beten, dass alles dicht ist und der Ballon nicht platzt.
Am nächsten Tag steht entformen auf dem Plan! …Böse Überraschung, der Ballon ist zusammengefallen und der Klevlarstreifen lag im hinteren Bereich Lose im Modell. ;((
Trotz des Brutalen Aufbaus konnte ich ein echt gutes Kampfgewicht von ca. 267g, laut Kollege Küchenwaage, erreichen.
Bis auf diesen stark einschränkenden Schaden ist es auch optisch ein echt erstklassiger Rumpf mit Talent zur Mordwaffe geworden.
Wie am Anfang schon gesagt, entschied ich mich einen zweiten zu bauen, unter der Hoffnung, dass die Verklebung gelingt.
Dieser unterscheidet sich aufgrund von Gewebemangel im Aufbau aber ist sicher mindestens genauso steif. Außerdem laufen jetzt die Gewebezuschnitte spitz aus, um keine plötzlichen Belastbarkeitsgrenzen einzubauen.
Der neue Aufbau:
- Durchgehend 64 g/m2 Spread Tow
- Vorn 110 g/m2 Aramid; hinten bis Mitte der Tragfläche 250 g/m2 UHM DU Gelege
- Durchgehend 64 g/m2 Aramid
- Vorn 110 g/m2 Aramid; hinten 53 g/m2 UMS Biax
- Durchgehend 64 g/m2 Aramid
- SLW Außenlage 64 g/m2 Spread Tow, 1,2mm Airex als Stützstoff und 58 g/m2 als Innenlage
- Wieder jeweils 3 24K Rovings in den Ecken
Die Zuschnitte für den Zweiten Rumpf und der Bau der Schalen war begleitet von einem richtig hochwertigem Schneidegefühl! Das macht einfach Freude! Danke Oli!
Dazu kann ich die Scheren von Ze2-Gear wärmstens empfehlen!
Mit diesem Baubericht möchte ich lediglich zeigen, wie ich einen Flieger für solch ein grenzwertiges Setup baue. Ich nehme sehr gern Tipps entgegen und sage auch, dass das nicht DIE Bauweise ist, sondern EINE mögliche Bauweise. Berechnet ist hier nichts. Lediglich Gefühlssache…vom Anfassen her ziemlich overkill, aber bekanntlich kann man in der Luft auftretende Kräfte ohnehin nicht händig simulieren.
Ich werde diesen Baubericht ASAP updaten. Voraussichtlich wird als nächstes das HLW fertig werden.
Bis dahin eine fröhliche Bausaison!!
Beste Grüße aus dem Norden
Stanley