Der "Seeadler" von Pichler
I wanna fly like an eagle
Stephan zu Hohenlohe
I wanna fly like an eagle
Stephan zu Hohenlohe
Unter dem Namen „Seeadler“ bietet Pichler Modellbau den Eagle 2 an. Ich habe den Raubvogel aus EPP gebaut und mit den von Pichler empfohlenen Komponenten ausgestattet.
I wanna fly like an eagle To the sea Fly like an eagle Let my spirit carry me |
Steve Miller Band, 1976 |
Wer kennt nicht den Wunsch, mal ein etwas anders vorbildgetreues Flugmodell zu fliegen. Ich habe das erste Mal bei einem Lanzarote Urlaub darüber nachgedacht. Nahe der Papageienstrände flog ich an einer Steilküste, als sich immer mehr Möwen zu meinem Modell gesellten. Mühelos passten sie sich meinen großräumig geflogenen Achten an. Ein einmaliges Erlebnis nur für mich. Leider ohne Kamera, so dass ich die Erinnerung einzig im Kopf habe.
Damals kam erstmals der Wunsch auf, ein vorbildgetreues Modell der anderen Art zu bauen und zu fliegen. Vielleicht eine schneeweiße Möwe oder einen stolzen Bussard... Ein bisschen Recherche ergab, dass ich damit nicht alleine bin. Es gibt eine Vielzahl von vogelähnlichen Konstruktionen, teilweise sogar mit Flügelschlag. Doch wie so oft bleibt es bei der Recherche, andere Projekte haben Vorrang.
Einfache Konstruktion
Kürzlich stieß ich dann auf den Eagle 2 von DW-Models. Die Konstruktion erscheint einfach und erinnert an diverse ShockFlyer aus EPP. Das Modell kann man bei diversen chinesischen Online-Shops bestellen, der chinesische Staat bezahlt den sogar den Versand. Ich habe mit dieser Art Wirtschaftsförderung meine Probleme, bestelle daher lieber bei einheimischen Händlern. Ich kann aber genauso gut verstehen, wenn sich jemand aus finanziellen Gründen eine solche Haltung nicht leisten kann.
Mein Eagle wird von Pichler Modellbau unter der Bezeichnung „Seeadler“ vertrieben. Pichler bietet wie üblich eine Combo mit passenden Servos, Regler und Antrieb an. Mein Bericht bezieht sich also auf diese Kombination.
Der Bausatz dieses Greifvogels besteht in der Hauptsache aus EPP-Teilen und etwas Sperrholz. Dabei ist der Adler nicht etwa geschäumt, die Teile sind vielmehr mit dem Heißdraht aus dem Block geschnitten. Bis auf die Tragfläche handelt es sich dabei um Plattenmaterial. Alle EPP-Teile sind bedruckt, so dass sich der Modellbauer nicht mehr um das Federkleid des Vogels kümmern muss. In der Combo von Pichler befindet sich zusätzlich ein Brushless-Motor, der passende Regler, ein APC-Propeller und vier Servos. Benötigt wird nur noch ein 3S-Akku mit zirka 2.200 mAh.
Die meisten Teile des Bausatzes bestehen aus geschnittenem EPP
Dazu kommt etwas Sperrholz...
...und eine gut gemachte Anleitung, leider nur in Englisch und Chinesisch
Pichler bietet in der Combo das passende Zubehör an
Die Tragfläche entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als eine Rechtecktragfläche mit einem Clark-Y Profil. Die besondere Form ergibt sich aus den federförmigen Randbögen und Querrudern. Die einzelnen Bauteile habe ich bei flächigen Verbindungen mit Pattex-Kontaktkleber verleimt. Dabei werden die Bauteile mit Kleber benetzt. Sind die Klebestellen abgelüftet können sie anschließend zusammen gepresst werden. Verstärkungen aus Kohlefasterstäben werden in vorbereitete Schlitze gedrückt und mit dünnflüssigem Sekundenkleber verklebt. Für den Anschluss der Querruderservos benötigt man noch 20 cm-Servoverlängerungskabel. Die Ruder werden mit Kohlefaserstangen angelenkt.
Die EPP-Platten verklebe ich mit Kontaktkleber.
Für die verstärkenden Kohlefaserstäbe müssen die Schlitze nachgearbeitet werden.
Die Leisten werden in die Schlitze gedrückt...
...und mit dünnflüssigem Sekundenkleber verklebt.
Der Rumpf ist ein Kastenrumpf aus EPP-Platten mit Sperrholz verstärkten Seitenteile. In diese Seitenteile werden Motorspant und Servohalterung geklebt. Außerdem halten Sie die Buchenrundhölzer, die später der Tragflächenbefestigung mit Gummiringen dienen.
Das Leitwerk ist als V-Leitwerk ausgelegt. Es besteht ebenfalls aus EPP-Platten, die mittels einer Dreikantleiste den 90° V-Winkel ergeben. Zur Anlenkung liegen dem Bausatz sowohl Holz- als auch Kunststoff-Ruderhörner bei. Ich habe die Holzteile verwendet. Die Verbindung zu den Servos erfolgt wieder mit Kohlefaserstangen.
Die gut gemachte Anleitung zeigt jeden Bauschritt in Bildern und so bleibt keine Frage offen. Auch die Ruderausschläge und die Schwerpunktlage sind angegeben. Letztere lässt sich mit einem dreizelligen 2.200 mAh-Akku problemlos einstellen.
Die Flugleistungen des Seeadlers sind prima. Das Modell fliegt wie ein Parkflyer, extrem langsam und dabei urgemütlich. Vollgas benötigt man eigentlich nicht, schon für den Handstart reicht Halbgas.
Das Modell sieht aus einiger Entfernung tatsächlich wie ein Adler aus, bei entsprechendem Kreisen verstärkt sich der Eindruck noch. Einen Strömungsabriss habe ich nicht provozieren können, das Modell sackt einfach durch. Landungen in der Hand sind überhaupt kein Problem.
Die Segelflugeigenschaften sind eher bescheiden. Vielleicht bremst auch der mitdrehende Propeller das Modell. Im Sturzflug baut der Seeadler kaum Geschwindigkeit auf, Durchzug ist nicht vorhanden. Ich fliege das Modell daher immer zwischen Viertel- und Halbgas.
Natürlich habe ich auch Kunstflug ausprobiert. Loopings und Rollen gelingen prima, auch, weil man natürlich eine ordentliche Leistungsreserve an Bord hat.
In diesem Video baue ich den Seeadler "live" vor der Kamera, und dann wird geflogen (20 Min.)
Fazit
Eine ungewöhnliche Optik wurde mit den Flugeigenschaften eines gemütlichen Parkflyers gepaart. Das hat perfekt funktioniert. Ich fliege das Modell gerne sehr weit- und großräumig, genieße dabei das ungewöhnliche Bild eines ferngesteuerten Adlers.
Pichlers Combo ist sehr gut auf den Bausatz abgestimmt. Die Servos passen ohne Nacharbeit, der Antrieb ist klug ausgewählt. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für die Combo. Ob man das Modell nun beim Chinamann bestellt oder doch lieber die heimische Wirtschaft stärkt, bleibt jedem selbst überlassen.
Technische Daten |