Frischgasansaugung aus dem Kurbelgehäuse

Hallo!
Ich habe da mal eine Frage, die mich schon seit längerem beschäftigt. Bei den neuen Benzin-4 Taktern z.B. Saito, aber auch bei anderen wird ein relativ hoher Ölanteil, vorgeschrieben, da ja nur Lecköl, das zwischen Kolben und Zylinder in das Kurbelgehäuse gelangt Pleuelauge, Kurbelwellenzapfen und Nockenwelle schmiert. Meine Frage an die Motorenbauer, warum kann man bei Einzylindern, so wie bei Sternmotoren, das Frischgas nicht aus dem Kurbelgehäuse ansaugen. Damit wären doch alle Schmierprobleme beseitigt und so ein Motor könnte doch ohne Probleme mit 1:40 oder sogar 1:50 betrieben werden. Da eine Ölsumpfschmierung mittels von der Kurbelwelle angetriebener Pumpe offensichtlich bei dieser Motorengröße nicht darstell/realisierbar ist, wäre das doch ein relativ einfacher Weg die Schmierung entscheidend zu verbessern. Was sind die Gründe, daß das kein Hersteller bei den kleinen Einzylindern macht. Bei Sternmotoren funktioniert das doch auch. Ob jetzt 1 Zylinder sich sein Futter aus dem Kurbelgehäuse holt oder 5, 7, 9 oder 14, das macht doch keinen Unterschied oder ? ? ? Ich hab echt schon mal überlegt das bei meinem Saito zu probieren, solange jedoch die Garantiezeit nicht abgelaufen ist lasse ich natürlich die Finger von diesem Vorhaben.
VG
Thunderstorm
 
Hallo.

Bei Einzylindern geht das nicht, denk mal nach.
Wenn der Kolben nach unten geht verringert sich das Volumen im Kurbelgehäuse, und anders herum vergrößert es sich bei der Aufwärtsbewgung des Kolbens. Dies würde erheblich den Gaswechsel stören. Bei einem Sternmotor bleibt das Volumen annähernd gleich, während sich Kolben nach unten (UT) bewegen, bewegen sich andere Kolben nach oben (OT), das gleicht sich also wieder aus.
Bei Zweizylinder Boxermotoren würde es auch nicht gehen, beide Kolben bewegen sich entweder nach OT oder nach UT.
Bei Vierzylinder Boxermutoren würde es theoretisch wieder gehen, zwei Kolben bewegen sich nach OT während die anderen Zwei sich nach UT bewegen.

Und warum macht man es dann nicht? Öffne mal bei Deinem Auto den Öleinfülldeckel und halte mal bei laufendem Motor die Hand darüber und berichte mir was Du gespürt hast (ausser das Öl was eventuell auf deine Hand gerät :D ).

Ein weiterer Grund währen z.B. die Strömungswiederstände die für einen schlechten Füllungsgrad sorgen würden.

Gruß Andreas
 
Hallo Andreas!
Das ist mir schon klar, das betrifft dann aber nur den Arbeitstakt, wärend beim Ansaugtakt die Volumenverringerung doch für eine bessere Füllung sorgen würde/müßte. Übrigens die Hand auf den Einfülldeckel zu halten ist ein altes Mittel um alte Motoren mit vielen Kilometern zu erkennen ( Geht auch mit dem Ölstab ) bei neuen bzw. gesunden Motoren darf da absolut nichts herausspritzen!
VG
Thunderstorm
 

motory

User
Hallo,

Grundsätzlich geht die Ansaugung, sogar mit leichtem Ladeeffekt aus dem Kurbelgehäuse bei Einzylindern und bei Boxermotoren. Webra hat das bei den ersten Glockenschiebermotoren vorgemacht. Der Yamada 120 hat das ebenfalls sogar als Ladepumpe benutzt. Bei Boxermotoren ist das ebenso möglich, etliche Umbauten, auch damals über Professor Demuth haben das bewiesen.
Mit dem Öl ist das aber eine andere Sache!
Die meisten Viertaktmodellmotoren sind Gleitgelagert. Diese Lager benötigen relativ viel Schmieröl im Umlauf, das nur aus dem Spritgemisch kommen kann.
Rollengelagerte Motoren, wie zum Beispiel die Sthil Laubbläsermotoren Br 600 und andere werden mit Motormix für 2 Takter betrieben. hier wird aber der Vergaser an den normalen Ansaugkanal angeschlossen. Der Trick ist nun, das ein Kanal im Ansaugbereich vorhanden ist der mit dem Kurbelgehäuse verbunden ist. Dies geschieht über die Kipphebelbox, die Stösselrohre und das Nockenwellengehäuse.
Der hochgehende Kolben wird genutzt um einen Unterdruck im Motor aufzubauen, somit Gemisch ins Kurbelgehäuse bei geschlossenem Einlaßventil zu saugen. Hier werden alle Lager geschmiert, mit den 2 % Öl im Sprit(1/50). Bei herabgehenden Kolben gibt es dann Druck im Gehäuse und das Gemisch wird dem jetzt geöffnetem Ansaugventil mit zugeführt. Eine geniale Erfindung, die den Viertakter mit Gemischschmierung und in allen Lagen arbeiten lässt. Aber wie gesagt, nur mit Rollenlagern im Pleuel und den anderen drehenden Teilen.
Gruß Jürgen
 

motory

User
Hallo Hans,

Danke für den tollen Hinweis und den Link. Der Mann hat es wirklich genial gelöst. Tolles Zwischengehäuse mit den Membranen und ein Schemabild, dass alles gut erklärt. So was könnte man sich auch beim Modellmotor vorstellen. Ich hab noch einen ZDZ Boxer umzubauen!!!!!!!!

Gruß Jürgen
 
Hallo

Ich seh in der Blow-By Schmierung keine Probleme
Zumindest beim Saito FG 33 mit 1:20 funktioniert diese sehr gut

Gruß Tobi
 

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ce.tom

User
Hallo,

Die Sawo 4 T Motoren hatten auch die Ansaugung aus dem Kurbelgehäuse und funtionieren bestens. Zusätzich sind zwischen Motor und Vergaser noch Flatterventiele montiert wie wir Sie von den 2 T Motoren kennen.
https://www.google.de/#q=sawo+Motor+80

Allerdings und da bin ich zu wenig Motorenexperte , das Thema Leistung : Die einen sprechen von Mehrleistung durch Kurbelgehäuse Aufladung. Die anderen von weniger Leistung zwecks Vorwärmung des Gemisches und in Folge schlechterer Füllung.

Gruß Tom
 

-mhr-

User
Hallo in die Runde!

Ich habe einen nagelneuen OS GF-40. Im Manual steht ein Verhältnis von 1:30 - 1:50 nach dem Einlaufen, je nach Oel. Das ist aber extrem niedrig! Warum geben die das so frei? Nur wegen der Nadellager im Pleuel?

Gruss Martin
 

motory

User
Hallo,

genau wegen des Nadellagers kann OS das so freigeben. Eine Zylinderbüchse mit Kolben benötigt einen ganz geringen Ölanteil, Gleitlager dagegen sehr viel, damit keine Mischreibung stattfindet, dass heißt, Metalle sollen sich drehend möglichst nicht berühren ohne schützende Schmierschicht dazwischen.
Ich hatte im Studium einen 35 ccm Webra Zweitakter zum Wasserstoffmotor umgebaut. Hier musste ja auch Öl zugeführt werden. Dabei konnte ich die Ölanteile sogar bis auf 1/200 reduzieren ohne das es zu Problemen kam. 1/50 bedeutet ja immerhin noch 2% Ölanteil. Beim Saito Stern ist das Abstreiföl im Kurbelgehäuse fast gefangen, wie das Bild auch zeigt, somit ist wie bei unseren Methanolern die Schmierung gewährleistet. Ich betreibe meinen Selbstbau Sternmotor mit 50 ccm und Ansaugung über das Kurbelgehäuse mit nur 4% Öl im Methanol. Hauptpleuel Nadellager, Nebenpleuel Gleitlager.

Gruß Jürgen
 
Irgendwie hatte ich im Hinterkopf, dass in der Anfangszeit der Viertakter, also so Mitte-Ende der 70er Jahre, mal mindestens ein Modellmotor übers Kurbelgehäuse gepumpt hat.
Und dann ists mir wieder eingefallen: Das waren (deutsche!) Webras mit Aspin-Drehschiebersteuerung. Gugel hat auch gleich eine Website mit brauchbaren Fotos gefunden:
http://www.rojobcn.com/technic/avion/webrat490.htm
Bei der späteren, zweiten Serie wurde aber auf die Kurbelgehäuseaufladung verzichtet:
http://www.rojobcn.com/technic/avion/webrat4902.htm
Auch Laszlo Peres hat bei seinen späteren Modellen fast vollständig auf die Vorverdichtung verzichtet, und nur noch wenige Prozent Angesaugtes wegen der Schmierung übers Kurbelgehäuse laufen lassen.

Gruß
Hans
 
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