Graupner Consul

Hallo in die Runde!
Ich habe mich gerade eben entschlossen, aus zweieinhalb Consulen einen flugfähigen zu machen. Die Teile dazu sind alle da, auch der "Bauplan" und sogar der RC-Einbauplan für die Steuerung von Seiten- und Höhenruder. Zwei Bellamatics, Variophon-Pendler + 2 Schaltstufen, ein 4,8V DEAC und ein 2,4V DEAC, wie haben wir das eigentlich damals da rein gekriegt? Das wird heute viel einfacher. Leider habe ich keine Bauanleitung mehr finden können, daher die Frage: Hat jemand von euch eine rumliegen, die er mir vielleicht pdf-en könnte?

VG, Peter
 
Hallo Peter,
Hier ist die Originalanleitung von 1963
Viele Grüße
Daniel
Reims, Frankreich
 

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  • Consul.pdf
    7,8 MB · Aufrufe: 479
Hallo Daniel,

herzlichen Dank für Deine Mühe!


Viele Grüße,
Peter
 

Schotti

User
Tolles Projekt !
Laß mal Bilder sehen Peter,
gestehe, ich beneide Dich um den Consul 😂
 
Hallo Peter, da hast Du ja eine ganz "frühe Schaumwaffel" auf dem Baubrett. Und wieder einmal war es die Weltfirma aus Kirchheim, die als Vorreiter? den Fortschritt beflügelt hat, oder ?!!
Vielleicht, wenn es nicht zu viel Mühe bereitet, stellst Du ein paar Fotos des doch seltenen Models hier ein. Sicher eine Freude für die Retro-Fans. Viel Spass und Erfolg beim Bau des Fliegers. Was kommt als RC Komponenten hinein?
Gruß, Leif
 

Schotti

User
@ Klaus:
Weißt Du noch , wie die Namen der weiteren geschäumten HegiModelle?
Ich erinnere mich dunkel an einen schönen Tiefdecker.
 

hastf1b

User †
Gesammelte Werke zum Consul. :-)

Heinz
cons1.jpg
cons2.jpg
cons3.jpg
cons4.jpg
 
Hallo zusammen,
Ich habe ein neues Kit vom Konsul.
Ich bin am Ziel, Einlage mit 25gr Glasgewebe und Epoxid.
(+16 g Gewicht für den Flügel)
Installation der Fernbedienung:
Variophon 2 proportional modifiziert und 2,4 GHz.
(Alles ist integriert und von außen nicht sichtbar)
Modernes Servo oder Bellamatic2 im proportional modifiziert (noch viel Arbeit!)
Viele Grüße
Daniel
PS: Entschuldigung für meine schlechte deutsche Sprache!
 

sponi

User
Hallo, gemeint ist wohl das Starlet von HEGI, ich glaube Wolfgang Sörgel hat es konstruiert.
Starlet.JPG

Geschäumter Rumpf, Fläche in normaler Bauweise. War die Completta als Tiefdecker.
Gruß
Klaus
 

Schotti

User
Danke Klaus, das meinte ich.
Klasse Optik.
Vielleicht läuft mir mal ein BK über den Weg ;-)
 

S_a_S

User
was mit einer Rudermaschine (2-Kanal) nicht alles geht:

Ein Looping wird so geflogen: voll Seitenruder geben (wahlweise links oder rechts), bis das Modell in Spiralsturz übergeht. Zwei volle Spiralen fliegen, dann kurz Gegenruder. Das Modell richtet sich auf und fliegt durch den Fahrtüberschuss einen Looping. Je nach Einstellung des Modells können auch mehrere Loopings hintereinander erreicht werden.

Für eine "gerissene Rolle" wird das Modell wieder "angeheizt", also Seitenruder so lange, bis es in Spiralsturz geht. Dann kurz Gegenruder, bis es sich aufrichtet und gleich bei Beginn des Steigfluges volles Gegenruder worauf sich CONSUL um die Längsachse dreht. Kurz vor dem Erreichen der Normallage das Seitenruder wieder normal stellen.

Mit etwas Übung können noch weitere Figuren wie Aufschwung, Abschwung u.ä. geflogen werden. Das alles nur mit dem gesteuerten Seitenruder!

Grüße Stefan
 
Hallo an alle,

mein Consul fliegt mittlerweile und das überraschend gut! Vor 55 Jahren hatte ich da echte Probleme damit. Ich hatte beim kürzlichen Erstflug einen Motorabsteller und dachte sofort "Rücksturz zur Basis!", aber das Dingelchen kann tatsächlich segeln und ist urgemütlich, Bilder kann ich am Sonntag machen, aber ob ich die auch hier eingestellt bekomme, ist eine ganz andere Frage...

Er ist ausgerüstet mit einem uralten 1,7er Mäxchen, einem GR-16 (den GR-24 Pro habe ich gerade in meinem Mikado gefunden...), drei AS225-BBMG, einem 800er Eneloop und einem 50cm³ Kunstflugtank(!). So ausgerüstet wiegt er genau 900g. "Kunstflug" kann er auch (etwas). Loopings gehen schön, eine Rolle dauert eine Ewigkeit und kostet ganz schön Höhe. Am übernächsten Wochenende darf er wieder fliegen, auf der Cox&Co. Leif, da kannst du ihn dann sehen, soweit ich weiß, kommst du ja auch.

In der Summe: Anfängliche Bedenken wegen des Gewichts dieser Bauweise und einiges Gekniffel, bis die beiden Bowdenzüge durch das "Zentralrohr" passten und an den richtigen Stellen raus kamen. Und ich habe es geschafft, das erste Modell, das mein Vater und ich (damals 10) gebaut haben, zum erfolgreichen Fliegen zu bringen!

VG, Peter
 
Was lange währte, ging endlich weiter, der Consul-Geschichte zweiter Teil:


Seit August 2021 fliegt ja mein „aus-zweieinhalb-mach-eins“-Consul. Hier mal ein Foto von ihm, das ich damals noch nicht hochladen konnte:

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Über die Flugeigenschaften habe ich ja schon berichtet, das ist alles unverändert. Es stellte sich aber die Frage, was mache ich mit den verbliebenen Restteilen?

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Dazu gehörte auch noch ein ziemlich heruntergekommener Rumpf. Hmmm, man könnte doch mal ´ne Form für den Consul-Rumpf machen und dann einen schönen GfK-Rumpf laminieren. Das hätte was! Wirtschaftlich betrachtet wäre es zwar blanker Unsinn eine Form zu bauen für einen oder allenfalls zwei/drei Rümpfe, aber ich mach´s ja nicht, weil ich Umsatz generieren will, sondern weil ich´s kann und weil´s mir Spaß macht.

Damals hatte ich aber keine wirkliche Lust, diesen alten Klimbatsch aufzuarbeiten. Andreas hatte schon eher Lust bekundet und so habe ich ihm meine gesammelten Werke mit zur Cox&Co. genommen. Als Erstattung für die Leihgabe hatten wir einen Rumpf für mich vereinbart. Andreas kam aber auch nicht dazu, er musste einfach zu viel Anderes operieren. Und so hat er mir den ganzen Kram bei der Cox&Co. ´23 wieder mitgebracht. Aber er war keinesfalls untätig gewesen. Er hatte die Rumpfnase schon mit Balsa verschlossen und beigeschliffen und sich um Tragfläche und Höhenleitwerk gekümmert.

Dabei hat er das Profil 3D-gescannt und mit dem Profil laut Bau“plan“ verglichen. Das kam dabei raus:
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Upps, die Unterschiede sind schon deutlich. Nur am Rande: Der 3D-Scan stimmt!

Nach dem eCharly (ein Beifang der Cox&Co ´23), der Else von MPX (aus dem Fundus) und in der Erwartung des kommenden Winters war es nun Zeit, sich mal mit dem Consul beschäftigen. Im Garten war auch nix mehr zu tun und die fliegbaren Tage wurden zunehmend weniger und kürzer.

Also ran an´s Werk! Zuerst mal aus dem abgerockten Rumpf ein taugliches Urmodell herstellen. Damit begann eine echte Leidenszeit: Schleifen, spachteln, schleifen, fillern, schleifen, nachspachteln, schleifen, fillern……… Nicht das zählt, was du drauf spritzt, sondern das, was du wieder runterschleifst.
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Aber aufgepasst: Der Consul hat ´nen Rumpf aus Styropor und der Filler ist nitrobasiert! Allerdings ist der Rumpf in Bespannpapier eingewickelt, das mit UHU Coll aufgeklebt worden war, so sagt es zumindest die Bauanleitung. Eine „gewisse“ Trennschicht war also da. Aber trotzdem Vorsicht!

Ich habe immer nur eine ganz dünne Schicht Filler gespritzt und den Rumpf sofort zum Ablüften über die Heizung gehängt. Und trotzdem hat es ihn erwischt. An fünf Stellen löste sich das Styropor unter der Bespannung auf. Also alles freilegen und dann mit Microballonspachtel auffüllen und halt wieder schleifen, fillern, schleifen……

Es gibt Dinge, die mache ich nicht gerne, vorsichtig ausgedrückt.

In den Trockenzeiten des Spachtels/Fillers habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich das Höhenleitwerk und die Flächen herstellen sollte. Die noch vorhandenen Originalteile wollte ich nicht verwenden, das ist doch Kulturgut! Meine Kinder werden es irgendwann in den Müll schmeißen, so unterschiedlich sind die Betrachtungsweisen.

Fangen wir doch mal mit dem HLW an. Aus Styro selbst schäumen entfällt logischerweise. Aus Rippen mit Vollbeplankung aufbauen ist ´ne Fitzelarbeit. Aus Styro schneiden und beplanken wäre schon eher gangbar, aber auch … naja. Was haste´n für´n leichtes 12er Brett da? Man könnte es doch auch aus Vollbalsa schnitzen und dann mal gucken, was es wiegt.

Also Holz gesucht, den Hobel ausgepackt (den guten Multihobel von Martor, ich liebe dieses Ding!) und frisch an´s Werk. Nach ´ner halben Stunde lag das Ergebnis vor mir:
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Es wog 40 Gramm. Das Fragment vom zweiten Foto wog ohne Höhenruderblätter 43 Gramm. Na gut, da mache ich nix Anderes mehr, das Vollbalsateil wird verwendet! Erste Entscheidung getroffen! Nur mal am Rande und dass wir uns richtig verstehen: Die korrekte Profilierung dieses „tragenden“ Leitwerks habe ich natürlich mit CNC-gefrästen Schablonen überprüft und peinlich genau eingehalten!

Dann gab es mal wieder eine Trockenphase des Rumpfs. „Du hast doch auch Depron rumliegen. Was würde so´n Leitwerk aus Depron denn wiegen? Probier´s halt aus, hast eh nix zu tun!“ Also eine 3mm-Lage Depron mit einer 6mm-Lage flächig verklebt. In die 6mm-Lage zuvor noch einen 5x1er Kohlestab eingebaut. Verschleifen und auf die Waage:
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Ups, das war ja mal grad die Hälfte des Vollbalsaleitwerks. Dann nehme ich halt das Depron! Jedes Gramm hinten spart etwa drei Gramm vorne und somit insgesamt vier Gramm Abfluggewicht!

Wenn´s mit Depron so schön geht, versuchen wir´s doch auch gleich mal am Seitenleitwerk. Das Originalleitwerk wog ohne Ruderblatt 21 Gramm. Aus Depron mit ´nem 3mm-Rähmchen wog es gerade mal drei Gramm:
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Bei der Fläche fiel das Selbstschäumen natürlich auch weg. Ich schwankte zwischen einer Schalenfläche (á la KHD´s Husky), also Rippen und Vollbeplankung ohne Holm, oder einer Styro/Abachi-Fläche. Schalenfläche bedeutete Rippen im Blockverfahren herstellen, 1,5er Balsa drauf und mit Kontaktkleber verkleben. Prinzipiell kein Problem.

Mein Problem ist ein mentales: Vor deutlich mehr als 50 Jahren hatte ich als Bub einen Husky gebaut. Selbst gebaut! Als Bub! Ich war stolz wie Oskar! KHD hatte eine 2mm-Beplankung verwendet, also knackig stabil für so einen kleinen Flieger. Der Husky flog mit einem 2,5er Suppentiger auch richtig schön.

Irgendwann waren mein alter Herr und ich damit fliegen. Nix Modellflugplatz, sowas gab´s damals noch nicht, sondern auf einem aufgelassenen Sportplatz. Da kam ein mittelälterlicher Mann mit seinem Sohn vorbei und war sehr interessiert. Wir haben uns unterhalten und dabei auch die Schalenbauweise erklärt. „Ach, wirklich, sowas geht, darf ich mal anfassen?“ „Na klar!“ Und schon hatte er mit seinem Daumen die Oberseitenbeplankung der Fläche durchgedrückt!

Ich hätte…. Was mein Vater damals dachte, weiß ich bis heute nicht. Er war immer ein höflicher Mensch. Aber wie es sei, der mittelälterliche Mann und sein Sohn wurden Jahre später Mitglied im mittlerweile gegründeten Verein und sein Sohn fliegt heute noch bei uns, der Vater ist vor vielen Jahren schon verstorben. Mit Schalenflächen habe ich also ein Trauma.

Blieb die Styro-Fläche. Ein bisschen Styro schneiden und ein bisschen Abachi draufkleben ist ja nun wirklich nicht die Welt. Aber dieses bisschen Minifläche dann mit viel Brimbamborium in den Unterdrucksack stecken und über Nacht mit Harz im Unterdruck verpressen, das war´s ja auch nicht wirklich.

Früher war eben alles besser(?), denn früher gab es Rowanit, mit dem man Beplankungen ohne großen Firlefanz aufkleben konnte, das ging ruckzuck und roch auch nur „leicht“ nach Ammoniak. Es war ein styroporverträglicher Kontaktkleber, den es aber schon ewig nicht mehr gibt, die Fa. Rowan ja auch nicht.

Haste keine Ahnung, fragste Tante Guhgel. Und siehe da, in einem Modellbauforum, das sich „RC-Netzwerk“ oder so ähnlich nennt, war da schonmal eine diesbezügliche Abhandlung und es wurde Latexmilch angesprochen, sowas sollte das alte Rowanit wohl gewesen sein. Das brauche ich, probieren geht über studieren (sagt ausgerechnet der Akademiker). Also bestellt beim dortigen Link und geärgert: „Können die denn kein Paypal?“ Nee, könne se nich, du kriegst erst ´ne Bestätigung, darfst dann berappen und dann geht´s weiter, wie bei der Liesel von der Post. Aber schnell sind sie trotzdem, einen Tag nach der Überweisung war die gute Latexmilch da, roch wie Rowanit und klebte wie Rowanit.
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Damit war klar: Die Consul-Fläche wird eine Styrofläche mit 0,6er Abachibeplankung (weil´s halt da war) und Rowanit-Verklebung werden. In die Mitte kommt ein Streifchen 80er Gewebe als Knickverstärkung.

In der nächsten Filler-Trockenpause ging´s dann an das Herstellen der Musterrippen. Aus einer 1,5er Epxoyplatte war auch das schnell erledigt.
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An unserem allmittwöchigen Bastelabend haben wir dann mal schnell zwei Satz Kerne geschnitten und, weil die Platte halt so dick war, auch einmal upside down
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Die Kerne waren ruckzuck beplankt und die Querruder ausgeschnitten:​
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Ja, iss ja gut! Ich höre den Aufschrei ja bis hierher! Consul mit Querrudern! Geht´s noch? Ich wollte es einfach probieren und habe ja eh noch ´nen zweiten Satz Kerne für eventuell „mit ohne Querruder“.

Das Servokabel habe ich in einen hinter der Nasenleiste in´s Styro eingeschmolzenen Kanal gelegt
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und dabei festgestellt, dass ich gar kein 0,14² mehr habe, sondern nur noch 0,35². Na gut, dann kriegen die Servos auch genug Saft!

Damit war die Fläche erstmal soweit fertig und musste warten, bis der Rumpf so weit war, dass sie angepasst werden konnte.

Dann war es nach etlichen Stunden auch geschafft: Das Urmodell war für meine Ansprüche gut genug geworden. Und, weil ich schon danach gefragt worden bin: Die Farbe hat nix mit Politik zu tun, ich nehme für solche Zwecke einfach immer Farbreste, die grad da sind.
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Es stellte sich die Frage nach einer Motorhaube. Einerseits geht der ganze Einbau da vorn leichter, wenn der Rumpf offen ist und er laminiert sich auch leichter. Also Rumpf vorn absägen und Motorhaube getrennt machen? Nö, gefällt mir nicht.

Und so wurde der Rumpf zunächst komplett ins Trennbrett gepackt und an der Position, an der später mal der Kopfspant sitzen sollte, auch eine vertikale Trennebene gebaut
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Damit konnte ich zunächst das Rumpfhinterteil abformen, dann das Urmodell aus der Form nehmen, erneut ins Trennbrett setzen, die vertikale Trennebene ein Stück nach hinten versetzen und die Spitze des Rumpfs abformen. Dieses Motorhaubenteil ist also länger als der Abstand Spitze/Kopfspant und kann wegen der Konizität somit über die Rumpfnase geschoben werden, eine Abziehnase halt.

Also, auf geht´s: Formenbau! Dazu gibt´s nur eine Fotokurzgeschichte, denn dazu haben hier schon Berufenere ausgeführt und ich könnte mich nur blamieren.

Formenharz und Kupplungsschicht
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Erste Formhälfte
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Form fertig
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Und dann entschlüpfte der erste Rumpf:
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Mit 94g bin ich zufrieden. Für alle Spanten Muster hergestellt, dann die Spanten selbst und eingeklebt. Danach waren´s 128g, auch gut.

Also das Urmodell wieder in´s Trennbrett und mit den Vorbereitungen für die Motorhaubenform begonnen. Ist ja kein Problem, einfach das vertikale Trennbrett etwas versetzen, einspachteln und die Spalte mit Knete abdichten.

Meine Knete war zwar alle, aber ich hatte bei Aldi schon Nachschub gefunden, „Play-Doh“-Knetmasse für Kinder. Hätte ich die nur nie gesehen! Das Zeug ist relativ krümelig und es bleibt nicht elastisch, sondern es härtet aus und verpappt sich dabei mit dem Untergrund. Toll! Bis ich das bemerkt hatte, war die Oberfläche des Urmodells schon ruiniert!

„Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen! Und ich lächelte und war froh und….“ Also das Ganze wieder von vorn, spachteln, schleifen, fillern, schleifen……. Das hat echt genervt, weil so total unnötig.

In den Trockenzeiten habe ich schonmal an der Tragfläche weiter gemacht mit der Bespannung und dem Servoeinbau. Plötzlich war die Fläche fertig und ich hatte die Fotos von der Rohbaufläche vergessen. Die Rohbaufläche sah in etwas so aus wie diese

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nur eben ohne Bespannung. Ein 4er Dübelchen vorn und ein 4er Schräubchen hinten ersetzen die Gummibefestigung. Die Querruderservos werden über einen MPX-Stecker angeschlossen.

Die Reparatur des Urmodells dauerte und so habe ich halt auch schonmal die Leitwerke bespannt und die Ruder angebügelt. Und irgendwann war auch das Urmodell fertig und konnte abgeformt werden:
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Erstmals habe ich Sand als Kupplungsschicht verwendet und muss sagen, das gefällt mir deutlich besser als das Schnipsel/Flocken-Gemisch. Bei diesem kleinen Förmchen habe ich mir den Aufwand des Einbaus von Gewindestücken zum Auseinanderdrücken der Formenhälften beim Entformen gespart. Es wurden zwei Endleistenstückchen eingeharzt. Später die Endleisten ausgepuhlt und schon gibt´s eine schöne Schräge zum Ansetzen eines Stechbeitels. Ein kleiner Schlag auf ihn und es drückt die Formenhälften auseinander. Am Folgetag sah´s dann so aus:
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Und schon einen Tag später war das erste Häubchen geschlüpft und durfte versuchsweise Platz nehmen
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Beim Drehen am Prop war aber ein leichtes Schleifen zu hören. Das kam von der Nase des Consul. Die läuft so schlank aus, dass das Motorgehäuse bei Verwendung eines normalen Propellermitnehmers an der Motorhaube schleift. Auf dem folgenden Foto sieht man recht deutlich, dass das güldene Motorgehäuse sehr weit vorn endet:
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Der Rumpf erscheint hier matt, alldieweil bereits angeschliffen zum Fillern.

Was tun? Motor etwas nach hinten versetzen und Propmitnehmer verlängern, klar. Ich hab´ aber keine Möglichkeit, einen Mitnehmer zu drehen und mit Feilen wird´s bei mir auch niemals plan. Also wurde ein zweiter Propmitnehmer von hinten zentrisch angebohrt mit einem Durchmesser, der einen Millimeter größer war als das Gewindeteil. Schon war dieses von hinten abgebohrt und nur das Anschraubstück blieb übrig. Das ist serienmäßig beidseitig plan. Von vorn noch angefast, drei längere Schrauben und schon war der verlängerte Mitnehmer fertig:
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Der Motor sitzt auf Kohlerohren (es war grad nix Anderes da, aber ich hätte auch schreiben können „wegen der Drehmomentabstützung“) und ist mittels M3x50 mit dem Kopfspant verschraubt. Fertig sieht´s so aus und es schleift nix mehr:
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Nächstes Problem: Wie bringe ich den Akku unter? Alle meine restaurierten 60er/70er-Jahre Flieger waren auch mit E-Antrieb noch schwanzlastig, wird also beim Consul auch so sein. Also habe ich den Rumpfboden zwischen dem Hauptfahrwerk und dem Kopfspant weitgehend aufgeschnitten, damit der Akku von unten eingeladen werden kann. Das herausgetrennte Teil war als Deckel natürlich zu klein, weil ja 2x die Schnittbereiche der Trennscheibe fehlten. Kein Problem, etwas Trennlack in die Form und ein großzügiges Stück Rumpfboden laminiert. Den erforderlichen Bereich davon herausgeschnitten, aus dem Rest des Laminats links, rechts und vor dem Fahrwerk eine Auflageleiste hergestellt und als Auflage für den Deckel eingeharzt. Der Deckel bekam eine Lasche an die Front und aus dem Rest des Laminats wurde noch eine Riegellasche hergestellt. Ich war richtig stolz auf mich!
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Da passten zur Not auch 3s2200 rein!

Weiter ging´s mit dem Fahrwerk. Ein Originalfahrwerk hatte ich noch. Das HFW kam auch zum Einsatz, aber das Bugfahrwerk konnte ich nicht verwenden, weil die obere Aufnahme nicht passte, die war wegen der Befestigung am Styroporrumpf etwas seltsam geformt. Macht nix, machen wir schnell ein Neues.
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Dann kamen endlich auch die Fahrwerksbefestigungslaschen für das Bugfahrwerk und ich habe den gesamten Flieger mal provisorisch zusammenstecken können. Somit konnte die erste, grobe Schwerpunktüberprüfung erfolgen. Und was war? Das Ding war kopflastig! Und zwar sowas von! Und der Akkuschacht liegt auch noch vor dem Schwerpunkt! Mist! Das wird so nix! Was tun? Sinnvollerweise kauft man sich eben doch ´nen ARF-Flieger und hat diese ganzen Themen nicht auf dem Tisch, aber naja.

Wenn man aber die Seitenruder- und Höhenruderservos auf´s Höhenleitwerk legt beim Auspendeln, dann sieht das gar nicht so schlecht aus. Krieg´ ich die da hinten rein? Ja!
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Wenn ich die dann noch farbig mitlackiere, fällt´s gar nicht auf. Und der Akkuschacht? Den mühsam hergestellten Deckel habe ich fein säuberlich eingeklebt, verspachtelt und verschliffen. Aber ´nen neuen Schacht habe ich nicht gebaut! Dann nehm´ ich halt zum Akkuwechsel die Fläche ab und gut isses! Irgendwann muss mal Schluss ein!

So, und dann war´s Zeit zum Fillern und Oberfläche machen! Das ging irgendwie ratzfatz diesmal. Die Lackierung machte mir ein paar Gedanken. Es sollte kein Katalogfinish werden und blau auch nicht, denn beides habe ich ja schon. Ein burgunderrotmetallic mit weiß schwirrte mir durch den Kopf. Ein Blick in die Lackvorräte zeigte mir, dass ich kein burgunderrotmetallic hatte, aber blaumetallic. Das waren Reste von meiner Skylark (https://www.rc-network.de/threads/skylark-mark-ii-carl-goldberg.11966324/post-12578071). Und damit wurde er so:
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Und ich habe meinen Vorsatz eingehalten, denn er ist nicht blau. Er ist blaumetallic mit rotem Streifchen!

Der Schwerpunkt stimmt so ohne Akku und somit kann ich „einladen“ was ich will, denn der Akku liegt im Schwerpunkt. Es spielt also noch nichtmal ´ne Rolle, ob der voll oder leer ist!

Mit einem 3S1000 wiegt der Consul jetzt 827g, das sind 173g weniger als die Katalogangabe und 120g weniger als mein voll betanktes Original, gut so.

Hat einer von euch eigentlich die Servos unter dem Höhenleitwerk entdeckt? Ich hab´ doch gesagt, dass die keiner sieht, wenn ich sie mitlackiere!

Angetrieben wird er von einem 50g Torcster 2826/10-1400 an 3s1000 und einer APC 8x4E. Das ergibt eine Eingangsleistung von gemessenen 125W.

Dann war warten auf erstflugtaugliches Wetter angesagt, auf die „möglichst schwachwindige Wetterlage“ gemäß Bauanleitung wollte ich aber auch nicht warten. Bei uns hat es in dieser Zeit (Anfang Dezember) derartig gezogen, wie ich es trotz meines Alters hier noch nicht erlebt habe, und windstille Tage sind hier mittlerweile ausgesprochen selten geworden.

Und so musste er warten bis zur KW 01/24. Am Neujahrstag war es soweit, tatsächlich kaum Wind, 7°C und sogar etwas Sonnenschein. Der Consul durfte raus auf den Platz
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Die Stunde der Wahrheit kam, er sollte fliegen. Und er tat es auch, Peter diente wieder als Kinooperateur, dafür „danke“ an dieser Stelle! Der erste Start
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Ein paar Klicks „Quer links“ und etliches an Tieftrimmung waren notwendig. Die Motorisierung erwies sich mal wieder als zu stark und er war auch leicht schwanzlastig. Die Reaktion auf die Ruder war so, wie sie bereits vom Original bekannt war. Auf die neuen Querruder kam er sehr schön. Er könnte aber geringfügig mehr V-Form vertragen. Ausschweben zur ersten Landung,
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den Akku noch etwas nach vorn verschoben und er durfte zum zweiten Mal starten. Der verlagerte Schwerpunkt machte sich gut bemerkbar, deutlich weniger Tieftrimm und natürlich ein harmonischeres Verhalten.

Am schönsten fliegt er im Cruise-Modus mit knapp Viertelgas und wenig Störung durch den Piloten. Er ist halt nach wie vor ein ehemaliges Freiflugmodell und hat seine Charakteristik behalten. Und das ist gut so. Mal zwei/drei Rollen oder ein Looping gehen natürlich auch. Für einen Looping aus dem Horizontalflug reicht einfach Vollgas geben. Die 125W ziehen ihn dann locker bis in die Rückenlage.

Tja, somit ist das Projekt „Consul“ auch erledigt. Es war viel Arbeit, manches Mal auch nervig, aber am Ende steht da der wohl einzige Consul der Welt mit einem GfK-Rumpf vor dir und du klopfst dir in Gedanken selbst mal auf die Schulter, weil´s sonst ja eh keiner macht…. Stellt sich die Frage: Was mache ich denn jetzt als Nächstes?

Und, da es gerade an der Zeit ist: Allen, die bis hier durchgehalten haben, wünsche ich ein gesundes und friedvolles Jahr 2024,

Peter​
 

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Peter2

User
Hallo Peter
Dankeschön für Deinen tollen Bericht !
Ich wünsche Dir ganz viele erfolgreiche Flüge !
Liebe Grüße,
Peter
 
Was lange währte, ging endlich weiter, der Consul-Geschichte zweiter Teil:


Seit August 2021 fliegt ja mein „aus-zweieinhalb-mach-eins“-Consul. Hier mal ein Foto von ihm, das ich damals noch nicht hochladen konnte:

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Über die Flugeigenschaften habe ich ja schon berichtet, das ist alles unverändert. Es stellte sich aber die Frage, was mache ich mit den verbliebenen Restteilen?

Anhang anzeigen 12600180

Dazu gehörte auch noch ein ziemlich heruntergekommener Rumpf. Hmmm, man könnte doch mal ´ne Form für den Consul-Rumpf machen und dann einen schönen GfK-Rumpf laminieren. Das hätte was! Wirtschaftlich betrachtet wäre es zwar blanker Unsinn eine Form zu bauen für einen oder allenfalls zwei/drei Rümpfe, aber ich mach´s ja nicht, weil ich Umsatz generieren will, sondern weil ich´s kann und weil´s mir Spaß macht.

Damals hatte ich aber keine wirkliche Lust, diesen alten Klimbatsch aufzuarbeiten. Andreas hatte schon eher Lust bekundet und so habe ich ihm meine gesammelten Werke mit zur Cox&Co. genommen. Als Erstattung für die Leihgabe hatten wir einen Rumpf für mich vereinbart. Andreas kam aber auch nicht dazu, er musste einfach zu viel Anderes operieren. Und so hat er mir den ganzen Kram bei der Cox&Co. ´23 wieder mitgebracht. Aber er war keinesfalls untätig gewesen. Er hatte die Rumpfnase schon mit Balsa verschlossen und beigeschliffen und sich um Tragfläche und Höhenleitwerk gekümmert.

Dabei hat er das Profil 3D-gescannt und mit dem Profil laut Bau“plan“ verglichen. Das kam dabei raus:
Anhang anzeigen 12600181

Upps, die Unterschiede sind schon deutlich. Nur am Rande: Der 3D-Scan stimmt!

Nach dem eCharly (ein Beifang der Cox&Co ´23), der Else von MPX (aus dem Fundus) und in der Erwartung des kommenden Winters war es nun Zeit, sich mal mit dem Consul beschäftigen. Im Garten war auch nix mehr zu tun und die fliegbaren Tage wurden zunehmend weniger und kürzer.

Also ran an´s Werk! Zuerst mal aus dem abgerockten Rumpf ein taugliches Urmodell herstellen. Damit begann eine echte Leidenszeit: Schleifen, spachteln, schleifen, fillern, schleifen, nachspachteln, schleifen, fillern……… Nicht das zählt, was du drauf spritzt, sondern das, was du wieder runterschleifst.
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Anhang anzeigen 12600192

Aber aufgepasst: Der Consul hat ´nen Rumpf aus Styropor und der Filler ist nitrobasiert! Allerdings ist der Rumpf in Bespannpapier eingewickelt, das mit UHU Coll aufgeklebt worden war, so sagt es zumindest die Bauanleitung. Eine „gewisse“ Trennschicht war also da. Aber trotzdem Vorsicht!

Ich habe immer nur eine ganz dünne Schicht Filler gespritzt und den Rumpf sofort zum Ablüften über die Heizung gehängt. Und trotzdem hat es ihn erwischt. An fünf Stellen löste sich das Styropor unter der Bespannung auf. Also alles freilegen und dann mit Microballonspachtel auffüllen und halt wieder schleifen, fillern, schleifen……

Es gibt Dinge, die mache ich nicht gerne, vorsichtig ausgedrückt.

In den Trockenzeiten des Spachtels/Fillers habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich das Höhenleitwerk und die Flächen herstellen sollte. Die noch vorhandenen Originalteile wollte ich nicht verwenden, das ist doch Kulturgut! Meine Kinder werden es irgendwann in den Müll schmeißen, so unterschiedlich sind die Betrachtungsweisen.

Fangen wir doch mal mit dem HLW an. Aus Styro selbst schäumen entfällt logischerweise. Aus Rippen mit Vollbeplankung aufbauen ist ´ne Fitzelarbeit. Aus Styro schneiden und beplanken wäre schon eher gangbar, aber auch … naja. Was haste´n für´n leichtes 12er Brett da? Man könnte es doch auch aus Vollbalsa schnitzen und dann mal gucken, was es wiegt.

Also Holz gesucht, den Hobel ausgepackt (den guten Multihobel von Martor, ich liebe dieses Ding!) und frisch an´s Werk. Nach ´ner halben Stunde lag das Ergebnis vor mir:
Anhang anzeigen 12600194

Es wog 40 Gramm. Das Fragment vom zweiten Foto wog ohne Höhenruderblätter 43 Gramm. Na gut, da mache ich nix Anderes mehr, das Vollbalsateil wird verwendet! Erste Entscheidung getroffen! Nur mal am Rande und dass wir uns richtig verstehen: Die korrekte Profilierung dieses „tragenden“ Leitwerks habe ich natürlich mit CNC-gefrästen Schablonen überprüft und peinlich genau eingehalten!

Dann gab es mal wieder eine Trockenphase des Rumpfs. „Du hast doch auch Depron rumliegen. Was würde so´n Leitwerk aus Depron denn wiegen? Probier´s halt aus, hast eh nix zu tun!“ Also eine 3mm-Lage Depron mit einer 6mm-Lage flächig verklebt. In die 6mm-Lage zuvor noch einen 5x1er Kohlestab eingebaut. Verschleifen und auf die Waage:
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Ups, das war ja mal grad die Hälfte des Vollbalsaleitwerks. Dann nehme ich halt das Depron! Jedes Gramm hinten spart etwa drei Gramm vorne und somit insgesamt vier Gramm Abfluggewicht!

Wenn´s mit Depron so schön geht, versuchen wir´s doch auch gleich mal am Seitenleitwerk. Das Originalleitwerk wog ohne Ruderblatt 21 Gramm. Aus Depron mit ´nem 3mm-Rähmchen wog es gerade mal drei Gramm:
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Bei der Fläche fiel das Selbstschäumen natürlich auch weg. Ich schwankte zwischen einer Schalenfläche (á la KHD´s Husky), also Rippen und Vollbeplankung ohne Holm, oder einer Styro/Abachi-Fläche. Schalenfläche bedeutete Rippen im Blockverfahren herstellen, 1,5er Balsa drauf und mit Kontaktkleber verkleben. Prinzipiell kein Problem.

Mein Problem ist ein mentales: Vor deutlich mehr als 50 Jahren hatte ich als Bub einen Husky gebaut. Selbst gebaut! Als Bub! Ich war stolz wie Oskar! KHD hatte eine 2mm-Beplankung verwendet, also knackig stabil für so einen kleinen Flieger. Der Husky flog mit einem 2,5er Suppentiger auch richtig schön.

Irgendwann waren mein alter Herr und ich damit fliegen. Nix Modellflugplatz, sowas gab´s damals noch nicht, sondern auf einem aufgelassenen Sportplatz. Da kam ein mittelälterlicher Mann mit seinem Sohn vorbei und war sehr interessiert. Wir haben uns unterhalten und dabei auch die Schalenbauweise erklärt. „Ach, wirklich, sowas geht, darf ich mal anfassen?“ „Na klar!“ Und schon hatte er mit seinem Daumen die Oberseitenbeplankung der Fläche durchgedrückt!

Ich hätte…. Was mein Vater damals dachte, weiß ich bis heute nicht. Er war immer ein höflicher Mensch. Aber wie es sei, der mittelälterliche Mann und sein Sohn wurden Jahre später Mitglied im mittlerweile gegründeten Verein und sein Sohn fliegt heute noch bei uns, der Vater ist vor vielen Jahren schon verstorben. Mit Schalenflächen habe ich also ein Trauma.

Blieb die Styro-Fläche. Ein bisschen Styro schneiden und ein bisschen Abachi draufkleben ist ja nun wirklich nicht die Welt. Aber dieses bisschen Minifläche dann mit viel Brimbamborium in den Unterdrucksack stecken und über Nacht mit Harz im Unterdruck verpressen, das war´s ja auch nicht wirklich.

Früher war eben alles besser(?), denn früher gab es Rowanit, mit dem man Beplankungen ohne großen Firlefanz aufkleben konnte, das ging ruckzuck und roch auch nur „leicht“ nach Ammoniak. Es war ein styroporverträglicher Kontaktkleber, den es aber schon ewig nicht mehr gibt, die Fa. Rowan ja auch nicht.

Haste keine Ahnung, fragste Tante Guhgel. Und siehe da, in einem Modellbauforum, das sich „RC-Netzwerk“ oder so ähnlich nennt, war da schonmal eine diesbezügliche Abhandlung und es wurde Latexmilch angesprochen, sowas sollte das alte Rowanit wohl gewesen sein. Das brauche ich, probieren geht über studieren (sagt ausgerechnet der Akademiker). Also bestellt beim dortigen Link und geärgert: „Können die denn kein Paypal?“ Nee, könne se nich, du kriegst erst ´ne Bestätigung, darfst dann berappen und dann geht´s weiter, wie bei der Liesel von der Post. Aber schnell sind sie trotzdem, einen Tag nach der Überweisung war die gute Latexmilch da, roch wie Rowanit und klebte wie Rowanit.
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Damit war klar: Die Consul-Fläche wird eine Styrofläche mit 0,6er Abachibeplankung (weil´s halt da war) und Rowanit-Verklebung werden. In die Mitte kommt ein Streifchen 80er Gewebe als Knickverstärkung.

In der nächsten Filler-Trockenpause ging´s dann an das Herstellen der Musterrippen. Aus einer 1,5er Epxoyplatte war auch das schnell erledigt.
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An unserem allmittwöchigen Bastelabend haben wir dann mal schnell zwei Satz Kerne geschnitten und, weil die Platte halt so dick war, auch einmal upside down
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Die Kerne waren ruckzuck beplankt und die Querruder ausgeschnitten:​
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Ja, iss ja gut! Ich höre den Aufschrei ja bis hierher! Consul mit Querrudern! Geht´s noch? Ich wollte es einfach probieren und habe ja eh noch ´nen zweiten Satz Kerne für eventuell „mit ohne Querruder“.

Das Servokabel habe ich in einen hinter der Nasenleiste in´s Styro eingeschmolzenen Kanal gelegt
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und dabei festgestellt, dass ich gar kein 0,14² mehr habe, sondern nur noch 0,35². Na gut, dann kriegen die Servos auch genug Saft!

Damit war die Fläche erstmal soweit fertig und musste warten, bis der Rumpf so weit war, dass sie angepasst werden konnte.

Dann war es nach etlichen Stunden auch geschafft: Das Urmodell war für meine Ansprüche gut genug geworden. Und, weil ich schon danach gefragt worden bin: Die Farbe hat nix mit Politik zu tun, ich nehme für solche Zwecke einfach immer Farbreste, die grad da sind.
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Es stellte sich die Frage nach einer Motorhaube. Einerseits geht der ganze Einbau da vorn leichter, wenn der Rumpf offen ist und er laminiert sich auch leichter. Also Rumpf vorn absägen und Motorhaube getrennt machen? Nö, gefällt mir nicht.

Und so wurde der Rumpf zunächst komplett ins Trennbrett gepackt und an der Position, an der später mal der Kopfspant sitzen sollte, auch eine vertikale Trennebene gebaut
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Damit konnte ich zunächst das Rumpfhinterteil abformen, dann das Urmodell aus der Form nehmen, erneut ins Trennbrett setzen, die vertikale Trennebene ein Stück nach hinten versetzen und die Spitze des Rumpfs abformen. Dieses Motorhaubenteil ist also länger als der Abstand Spitze/Kopfspant und kann wegen der Konizität somit über die Rumpfnase geschoben werden, eine Abziehnase halt.

Also, auf geht´s: Formenbau! Dazu gibt´s nur eine Fotokurzgeschichte, denn dazu haben hier schon Berufenere ausgeführt und ich könnte mich nur blamieren.

Formenharz und Kupplungsschicht
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Erste Formhälfte
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Form fertig
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Und dann entschlüpfte der erste Rumpf:
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Mit 94g bin ich zufrieden. Für alle Spanten Muster hergestellt, dann die Spanten selbst und eingeklebt. Danach waren´s 128g, auch gut.

Also das Urmodell wieder in´s Trennbrett und mit den Vorbereitungen für die Motorhaubenform begonnen. Ist ja kein Problem, einfach das vertikale Trennbrett etwas versetzen, einspachteln und die Spalte mit Knete abdichten.

Meine Knete war zwar alle, aber ich hatte bei Aldi schon Nachschub gefunden, „Play-Doh“-Knetmasse für Kinder. Hätte ich die nur nie gesehen! Das Zeug ist relativ krümelig und es bleibt nicht elastisch, sondern es härtet aus und verpappt sich dabei mit dem Untergrund. Toll! Bis ich das bemerkt hatte, war die Oberfläche des Urmodells schon ruiniert!

„Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen! Und ich lächelte und war froh und….“ Also das Ganze wieder von vorn, spachteln, schleifen, fillern, schleifen……. Das hat echt genervt, weil so total unnötig.

In den Trockenzeiten habe ich schonmal an der Tragfläche weiter gemacht mit der Bespannung und dem Servoeinbau. Plötzlich war die Fläche fertig und ich hatte die Fotos von der Rohbaufläche vergessen. Die Rohbaufläche sah in etwas so aus wie diese

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nur eben ohne Bespannung. Ein 4er Dübelchen vorn und ein 4er Schräubchen hinten ersetzen die Gummibefestigung. Die Querruderservos werden über einen MPX-Stecker angeschlossen.

Die Reparatur des Urmodells dauerte und so habe ich halt auch schonmal die Leitwerke bespannt und die Ruder angebügelt. Und irgendwann war auch das Urmodell fertig und konnte abgeformt werden:
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Erstmals habe ich Sand als Kupplungsschicht verwendet und muss sagen, das gefällt mir deutlich besser als das Schnipsel/Flocken-Gemisch. Bei diesem kleinen Förmchen habe ich mir den Aufwand des Einbaus von Gewindestücken zum Auseinanderdrücken der Formenhälften beim Entformen gespart. Es wurden zwei Endleistenstückchen eingeharzt. Später die Endleisten ausgepuhlt und schon gibt´s eine schöne Schräge zum Ansetzen eines Stechbeitels. Ein kleiner Schlag auf ihn und es drückt die Formenhälften auseinander. Am Folgetag sah´s dann so aus:
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Und schon einen Tag später war das erste Häubchen geschlüpft und durfte versuchsweise Platz nehmen
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Beim Drehen am Prop war aber ein leichtes Schleifen zu hören. Das kam von der Nase des Consul. Die läuft so schlank aus, dass das Motorgehäuse bei Verwendung eines normalen Propellermitnehmers an der Motorhaube schleift. Auf dem folgenden Foto sieht man recht deutlich, dass das güldene Motorgehäuse sehr weit vorn endet:
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Der Rumpf erscheint hier matt, alldieweil bereits angeschliffen zum Fillern.

Was tun? Motor etwas nach hinten versetzen und Propmitnehmer verlängern, klar. Ich hab´ aber keine Möglichkeit, einen Mitnehmer zu drehen und mit Feilen wird´s bei mir auch niemals plan. Also wurde ein zweiter Propmitnehmer von hinten zentrisch angebohrt mit einem Durchmesser, der einen Millimeter größer war als das Gewindeteil. Schon war dieses von hinten abgebohrt und nur das Anschraubstück blieb übrig. Das ist serienmäßig beidseitig plan. Von vorn noch angefast, drei längere Schrauben und schon war der verlängerte Mitnehmer fertig:
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Der Motor sitzt auf Kohlerohren (es war grad nix Anderes da, aber ich hätte auch schreiben können „wegen der Drehmomentabstützung“) und ist mittels M3x50 mit dem Kopfspant verschraubt. Fertig sieht´s so aus und es schleift nix mehr:
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Nächstes Problem: Wie bringe ich den Akku unter? Alle meine restaurierten 60er/70er-Jahre Flieger waren auch mit E-Antrieb noch schwanzlastig, wird also beim Consul auch so sein. Also habe ich den Rumpfboden zwischen dem Hauptfahrwerk und dem Kopfspant weitgehend aufgeschnitten, damit der Akku von unten eingeladen werden kann. Das herausgetrennte Teil war als Deckel natürlich zu klein, weil ja 2x die Schnittbereiche der Trennscheibe fehlten. Kein Problem, etwas Trennlack in die Form und ein großzügiges Stück Rumpfboden laminiert. Den erforderlichen Bereich davon herausgeschnitten, aus dem Rest des Laminats links, rechts und vor dem Fahrwerk eine Auflageleiste hergestellt und als Auflage für den Deckel eingeharzt. Der Deckel bekam eine Lasche an die Front und aus dem Rest des Laminats wurde noch eine Riegellasche hergestellt. Ich war richtig stolz auf mich!
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Da passten zur Not auch 3s2200 rein!

Weiter ging´s mit dem Fahrwerk. Ein Originalfahrwerk hatte ich noch. Das HFW kam auch zum Einsatz, aber das Bugfahrwerk konnte ich nicht verwenden, weil die obere Aufnahme nicht passte, die war wegen der Befestigung am Styroporrumpf etwas seltsam geformt. Macht nix, machen wir schnell ein Neues.
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Dann kamen endlich auch die Fahrwerksbefestigungslaschen für das Bugfahrwerk und ich habe den gesamten Flieger mal provisorisch zusammenstecken können. Somit konnte die erste, grobe Schwerpunktüberprüfung erfolgen. Und was war? Das Ding war kopflastig! Und zwar sowas von! Und der Akkuschacht liegt auch noch vor dem Schwerpunkt! Mist! Das wird so nix! Was tun? Sinnvollerweise kauft man sich eben doch ´nen ARF-Flieger und hat diese ganzen Themen nicht auf dem Tisch, aber naja.

Wenn man aber die Seitenruder- und Höhenruderservos auf´s Höhenleitwerk legt beim Auspendeln, dann sieht das gar nicht so schlecht aus. Krieg´ ich die da hinten rein? Ja!
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Wenn ich die dann noch farbig mitlackiere, fällt´s gar nicht auf. Und der Akkuschacht? Den mühsam hergestellten Deckel habe ich fein säuberlich eingeklebt, verspachtelt und verschliffen. Aber ´nen neuen Schacht habe ich nicht gebaut! Dann nehm´ ich halt zum Akkuwechsel die Fläche ab und gut isses! Irgendwann muss mal Schluss ein!

So, und dann war´s Zeit zum Fillern und Oberfläche machen! Das ging irgendwie ratzfatz diesmal. Die Lackierung machte mir ein paar Gedanken. Es sollte kein Katalogfinish werden und blau auch nicht, denn beides habe ich ja schon. Ein burgunderrotmetallic mit weiß schwirrte mir durch den Kopf. Ein Blick in die Lackvorräte zeigte mir, dass ich kein burgunderrotmetallic hatte, aber blaumetallic. Das waren Reste von meiner Skylark (https://www.rc-network.de/threads/skylark-mark-ii-carl-goldberg.11966324/post-12578071). Und damit wurde er so:
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Und ich habe meinen Vorsatz eingehalten, denn er ist nicht blau. Er ist blaumetallic mit rotem Streifchen!

Der Schwerpunkt stimmt so ohne Akku und somit kann ich „einladen“ was ich will, denn der Akku liegt im Schwerpunkt. Es spielt also noch nichtmal ´ne Rolle, ob der voll oder leer ist!

Mit einem 3S1000 wiegt der Consul jetzt 827g, das sind 173g weniger als die Katalogangabe und 120g weniger als mein voll betanktes Original, gut so.

Hat einer von euch eigentlich die Servos unter dem Höhenleitwerk entdeckt? Ich hab´ doch gesagt, dass die keiner sieht, wenn ich sie mitlackiere!

Angetrieben wird er von einem 50g Torcster 2826/10-1400 an 3s1000 und einer APC 8x4E. Das ergibt eine Eingangsleistung von gemessenen 125W.

Dann war warten auf erstflugtaugliches Wetter angesagt, auf die „möglichst schwachwindige Wetterlage“ gemäß Bauanleitung wollte ich aber auch nicht warten. Bei uns hat es in dieser Zeit (Anfang Dezember) derartig gezogen, wie ich es trotz meines Alters hier noch nicht erlebt habe, und windstille Tage sind hier mittlerweile ausgesprochen selten geworden.

Und so musste er warten bis zur KW 01/24. Am Neujahrstag war es soweit, tatsächlich kaum Wind, 7°C und sogar etwas Sonnenschein. Der Consul durfte raus auf den Platz
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Die Stunde der Wahrheit kam, er sollte fliegen. Und er tat es auch, Peter diente wieder als Kinooperateur, dafür „danke“ an dieser Stelle! Der erste Start
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Ein paar Klicks „Quer links“ und etliches an Tieftrimmung waren notwendig. Die Motorisierung erwies sich mal wieder als zu stark und er war auch leicht schwanzlastig. Die Reaktion auf die Ruder war so, wie sie bereits vom Original bekannt war. Auf die neuen Querruder kam er sehr schön. Er könnte aber geringfügig mehr V-Form vertragen. Ausschweben zur ersten Landung,
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den Akku noch etwas nach vorn verschoben und er durfte zum zweiten Mal starten. Der verlagerte Schwerpunkt machte sich gut bemerkbar, deutlich weniger Tieftrimm und natürlich ein harmonischeres Verhalten.

Am schönsten fliegt er im Cruise-Modus mit knapp Viertelgas und wenig Störung durch den Piloten. Er ist halt nach wie vor ein ehemaliges Freiflugmodell und hat seine Charakteristik behalten. Und das ist gut so. Mal zwei/drei Rollen oder ein Looping gehen natürlich auch. Für einen Looping aus dem Horizontalflug reicht einfach Vollgas geben. Die 125W ziehen ihn dann locker bis in die Rückenlage.

Tja, somit ist das Projekt „Consul“ auch erledigt. Es war viel Arbeit, manches Mal auch nervig, aber am Ende steht da der wohl einzige Consul der Welt mit einem GfK-Rumpf vor dir und du klopfst dir in Gedanken selbst mal auf die Schulter, weil´s sonst ja eh keiner macht…. Stellt sich die Frage: Was mache ich denn jetzt als Nächstes?

Und, da es gerade an der Zeit ist: Allen, die bis hier durchgehalten haben, wünsche ich ein gesundes und friedvolles Jahr 2024,

Peter​
PIPER bauen! So'n Teil hat wohl sonst keiner. Fliegerstefan kann helfen. 😎
 
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