Gummireifen für Scalemodelle selber bauen

Mich hatte schon immer gestört, dass Gummireifen bestimmter Form und Größe meist kompromissbehaftet erhältlich sind, deshalb habe ich mich dazu entschlossen solche selber herzustellen. Das Ganze ist einfacher als man denkt.

Nachfolgend ein paar Bilder meines selbstgebauten Reifens - Projekt wird fortgesetzt ...

Reifenanfertigung (12).JPG


Das ist mein aktuelles Projekt

Reifenanfertigung (13).JPG


Das soll der Reifen werden.

Reifenanfertigung (2).JPG


Zweiteilige Reifenform mit Verteilungsquirl für die Gummimasse im CAD erstellt.

Reifenanfertigung (11).JPG


... und dann mit PLA gedruckt.

Sikaflex.jpg


Das ist die Gummimasse.

Sie stammt aus dem Bootsbau, kann im gut sortierten Baumarkt gekauft werden und dient dem Verfugen von Teakplanken des Bootsdecks.

Reifenanfertigung (4).JPG


Das Gummimaterial wird mit einer Kartuschenspritze beidseitig in die Form eingebracht. Zuvor wurde diese mit Vaseline isoliert. Alternativ die Form wachsen und PVA zum Trennen auftragen sollte auch funktionieren.

Das Material ist hochviskös und mir tat noch Tage danach die Hand weh, weil sehr kräftig und ohne zu zittern gedrückt werden muss. Heute nehme ich dafür eine elektrisch betriebene Kartuschenpresse.

Vor dem Einbringen der Gummimasse in die Formenhälften muss die Kartuschentülle an einer etwas breiteren Stelle abgeschnitten werden, damit der Strang nicht zu dünn wird.

Zirkulär einbringen, Strang an Strang und möglichst ohne Luftblasen. Anschließend mit einem billigen Borstenpinsel aus dem Baumarkt die Gummimasse gut gegen den Formenrand verstreichen. Mit Vakuum sollte das noch besser funktionieren um später keine Bläschen in der Oberfläche zu haben. Arbeitet man sorgfältig nach beschriebener Methode, ist das Ergebnis aber bereits so sehr gut. Je nach Raumtemperatur hat man ungefähr 40 Minuten Zeit.

Zum Schluss kommt der Quirl zum Einsatz, der dafür sorgt, dass die Wandstärke der Reifen später konstant dick und die Innenkonturen glatt sind. Dadurch erhält man auch gleich schwere Reifenpaare.

Dann die Formenhälten schließen - das Zeug riecht lecker nach Marzipan.

Reifenanfertigung (10).JPG


Öffnen der Form nach frühestens 24 Stunden. Die strukturierte oder auch raue Oberfläche kommt von der gedruckten Form und fällt nach Durchhärtung der Reifen in den Folgetagen kaum noch auf, da das Material dann matt wird.

Natürlich kann die Form zuvor mit den üblichen Methoden geglättet werden, aber die feine Struktur verleiht später dem Reifen ein realistischeres Aussehen.

Das Material ist anfänglich etwas glänzend und noch sehr weich, was die Entformung der Unterschnitte (Reifenrillen) erleichtert.

Reifenanfertigung (1).JPG


Anschließend im Ofen bei 80 C ° für eine Stunde getempert.

Reifenanfertigung (5).JPG


Der fertige Reifen.

Ein solcher Reifen ist sehr reißfest, trotzdem aber noch weich. Der typische "Standplatten" eines abgeparkten Fliegers kommt gut rüber. Ich werde mit Innenfüllungen aus TPU oder regulären Schaumstoff, die ich noch während der Verarbeitung in die Form einbringe, weiter experimentieren.

Durch dieses weiche Inlay lässt sich der optische Eindruck und das Rollverhalten an das Modellgewicht und die Landestöße anpassen.

Bislang bin ich mit dem Ergebnis aber sehr zufrieden.

Robert
 

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Milan

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Robert, wenn die im praktischen Einsatz auch noch taugen -SUPER!

LG Harry
 
Super kreativ, danke für die Mühe, das zu beschreiben. Hätte bitte 2 Fragen dazu:
1) Wie groß und wie schwer ist ein Reifen jetzt ? (Die Dubro-Piper-Reifen zB. sind ja auch schön, aber nicht gerade leicht)
2) Könnte man das Felgenloch nicht auch schliessen, dann würde die eingeschlossene Luft dämpfen ?
 
Topp!
Endlich mal ein richtiger Tipp für Modellbauer.
#Doppeldaumenhoch
happy landings,
kristian
 
Ich möchte euch zuerst einmal für die netten Zusprüche und die vielen 👍 danken.


Gewicht.JPG


Ich habe gerade noch einmal den Prototypen gewogen.

Der Durchmesser beträgt 128 mm, was bezogen auf eine Piper J3 einen Maßstab irgendwo bei 1:4 bedeuten dürfte.

Ich möchte nicht mit den guten Reifen von Dubro in Konkurrenz treten, weder von der Qualität noch vom Gewicht. Die Stärke meiner Idee liegt in der Individualität, beispielsweise darin besondere Profilierungen oder aber Schriften in der Reifenwand zu gestalten. Ich finde, dass die Reifen deutlich die "Scale-Optik" eines Modells beeinflussen.

Über den geschlossenen Reifen habe ich mir dann heute Nacht so meinen Kopf zerbrochen. Technisch sollte das kein all zu großes Problem darstellen.

Aber ich könnte mir vorstellen, dass diese Lösung dauerhaft ungünstiger sein dürfte, denn sollte aus welchen Gründen auch immer aus dem Reifen Luft entweichen, so müssten diese wie bei den Reifen von Kavan aufgepumpt werden, was mir, zumindest aus momentaner Sicht, doch etwas zu aufwändig erscheint.

Und während der Herstellung lässt sich die Naht des weichen Materials beim Zusammenfügen der beiden Formenhälften besser kontrollieren, was wohl der entscheidende Aspekt eines offenen Reifens sein dürfte.

Inlay.1.JPG


So oder so ähnlich stelle ich mir das Innenleben eines Reifens vor. Man könnte das mit dem elastischen TPU drucken. Über die Anzahl und die Dicke der Lamellen ließe sich dann die "Reifenhärte" einstellen.

Ich verfolge das Thema nebenbei, werde sporadisch am Reifenprojekt weiter arbeiten und hier berichten sofern weiteres Interesse besteht.

Gruß Robert
 
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statt aufpumpen eventül ein Streifen Schaumgummi...
Auf jeden Fall was zum Nachmachen!
 
Tolle Sache. Hast du auch mal mit gedruckten Reifen experimentiert und kannst da vielleicht vergleichen?

Ich drucke Reifen mit TPU. Aber dieses Material in dieser Shorehärte ist nicht gerade einfach zu drucken. Bei 120mm dauert das schon mal ca. 14h und oft passiert es das die Düse verstopft. Da verzweifelt man wenn der Reifen dann schon fast fertig gewesen wäre.

Ich bin ebenfalls gerade dran Reifen für einen Bushplane selbst zu bauen. Werde diesmal nicht drucken. Ist mir zu blöd geworden.
Dachte da an Moosgummi aber die Idee des Threaderstellers finde ich sehr gut. Da könnte was werden.
Die Formen könnte man doch mit einem Resin-Drucker machen da kommen Profil und Schrift noch besser zur geltung.
Die Ergebnisse bei feinen Details finde ich mit dem FDM Druckern eher bescheiden. Vor allen die Druckzeiten.

mfG Christian
 
Auf Ama... steht in der Beschreibung "leicht schleifbar" das irritiert mich etwas?!? - Könnte mir vorstellen das die Dinger dann im Dauereinsatz brüchig/bröselig werden (Evtl. sehr viele Füllstoffe verhanden).
Zum Verfugen eines Bootsdecke sicher OK aber die ständige Quetschung der Reifen beim Landen...
Bin gespannt was deine Praxistests ergeben.
Evtl. kannst du das Material mal näher beschreiben.

Ich habe moch folgendes gefunden:

Da steht auch "zum Verguss von Hartgummireifen" / Modellbau / SHore 60 ......ich denke das könnte ebenso eine gut Masse sein!

mfG Christian
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Christian,

danke für Deinen Beitrag, mein Reifen ist ja noch ein Prototyp und um Meinungen zu sammeln, habe ich die Methode hier vorgestellt.

Der Resin-Druck ist natürlich unschlagbar was die Oberflächenqualität anbelangt. Leider verfüge ich nicht über ein solch schönes Gerät. Natürlich gingen auch per CNC ausgedrehte und gefräste Formen oder alternativ konventioneller Formenbau je nach Ausstattung und Vorlieben.

Dein PU-Gießharz kenne ich nicht. Es ist härter (Shore) als das von mir verwendete. Mit einem von Dir vergleichbarem Gießharz hatte ich leider keine so guten Erfahrungen gemacht, zumindest nicht mit meiner Methode, da es von den steilen Wänden der Form während des Aushärtens fließt und Pfützen bildet. Man müsste dann die Form während der Härtung ständig rotieren und mit einer "wobbelnden" Bewegung überlagern, damit die Reifenstärke konstant bleibt. Denkbar wäre aber auch die Form als Außen- und Innenform zu bauen und dann mit flüssigerem Gussmaterial (beispielsweise das von Dir vorgeschlagene) aufzufüllen. Ich werde mir da auf alle Fälle einmal weitere Gedanken machen und wenn ich ein wenig Zeit habe weiter experimentieren.

Im Vergleich zu Moosgummi ist mein Reifen deutlich zäher, wohl auch reißfester, aber das ist nur mein subjektiver Eindruck. Unser Platz hat nur Rasenflächen, das sollte mit dem Abrieb keine Probleme geben.

Also danke nochmals für Deine Ideen, vielleicht entwickelst Du die auch noch weiter und berichtest hier?

Gruß Robert
 
Hallo Christian,

danke für Deinen Beitrag, mein Reifen ist ja noch ein Prototyp und um Meinungen zu sammeln, habe ich die Methode hier vorgestellt.

Der Resin-Druck ist natürlich unschlagbar was die Oberflächenqualität anbelangt. Leider verfüge ich nicht über ein solch schönes Gerät. Natürlich gingen auch per CNC ausgedrehte und gefräste Formen oder alternativ konventioneller Formenbau je nach Ausstattung und Vorlieben.

Dein PU-Gießharz kenne ich nicht. Es ist härter (Shore) als das von mir verwendete. Mit einem von Dir vergleichbarem Gießharz hatte ich leider keine so guten Erfahrungen gemacht, zumindest nicht mit meiner Methode, da es von den steilen Wänden der Form während des Aushärtens fließt und Pfützen bildet. Man müsste dann die Form während der Härtung ständig rotieren und mit einer "wobbelnden" Bewegung überlagern, damit die Reifenstärke konstant bleibt. Denkbar wäre aber auch die Form als Außen- und Innenform zu bauen und dann mit flüssigerem Gussmaterial (beispielsweise das von Dir vorgeschlagene) aufzufüllen. Ich werde mir da auf alle Fälle einmal weitere Gedanken machen und wenn ich ein wenig Zeit habe weiter experimentieren.

Im Vergleich zu Moosgummi ist mein Reifen deutlich zäher, wohl auch reißfester, aber das ist nur mein subjektiver Eindruck. Unser Platz hat nur Rasenflächen, das sollte mit dem Abrieb keine Probleme geben.

Also danke nochmals für Deine Ideen, vielleicht entwickelst Du die auch noch weiter und berichtest hier?

Gruß Robert

Hallo Robert,
ja stimmt das mit dem Ablaufen könnte ein Problem werden. Da müsste man evtl wirklich einen Kern einsetzen und alles füllen. Der Kern müsste dann allerdings wieder rausgehen...lässt sich machen aber verkompliziert die Sache.
Das mit dem Rotieren der Form habe ich schon mal mit normalem PU-Harz bei einer Pilotenpuppe gemacht. Wandstärke aber relativ unregelmäßig.
War für die Pilotenpuppe egal. Sollte auch für Reifen welche nur zum Rollen da sind egal sein.

Insgesamt gefällt mir deine Idee besser, alles andere wäre machbar aber doch unnötig kompliziert.
Muss mal gleich in die Werkstatt gehen, in der Firma haben wir so einen Karosseriekleber welcher meiner Erinnerung nach gummiähnliche Eigenschaften hat. Vl kann ich mir den "dauerhaft ausborgen" :D

mfG Christian
 
Hallo Gemeinde

ich habe mal ein Gussteil aus PUR-Giessmasse erstellt in 40 ShA. Die Masse kann aber auch auf 50 oder 60 ShA eingestellt werden.

Vorteile von PUR:
  • sehr verschleiss- und abriebfestes Material
  • sehr gut giessbar

Nachteile:
  • sehr beschränkte Lagerfähigkeit
  • genaue Verarbeitung nach Anleitung ist unabdingbar
  • möglicherweise nicht einfärbbar (wäre abzuklären)

Die Hauptschwierigkeit sehe ich auch in der gleichmässigen Wandstärke des Reifens. Das Problem dabei ist meines Erachtens aber wohl weniger die Lauffläche, sondern die Dicke der Karkasse/Seitenwände.

Da die Topfzeit gerade bei 60 ShA - was ich anpeilen würde - aber mit 25 min. recht kurz ist, wäre ein langsames Drehen der Form bis zur beginnenden Vernetzung aber schon eine Möglichkeit. Diese langsame Drehung könnte man z.B. auf einer Drehbank, einer Ständerbohrmaschine oder auch in einem Akkuschrauber erzeugen. die Form benötigt lediglich eine stabile Drehachse, welche in die vorgenannten Geräte eingespannt werden kann. Wie ich aber vorgängig erwähnt habe, ist das Problem der Seitenwand-Dicke damit aber nicht gelöst....

es bleibt spannend....

Daniel
 
Hallo Gemeinde

ich habe mal ein Gussteil aus PUR-Giessmasse erstellt in 40 ShA. Die Masse kann aber auch auf 50 oder 60 ShA eingestellt werden.

Vorteile von PUR:
  • sehr verschleiss- und abriebfestes Material
  • sehr gut giessbar

Nachteile:
  • sehr beschränkte Lagerfähigkeit
  • genaue Verarbeitung nach Anleitung ist unabdingbar
  • möglicherweise nicht einfärbbar (wäre abzuklären)

Die Hauptschwierigkeit sehe ich auch in der gleichmässigen Wandstärke des Reifens. Das Problem dabei ist meines Erachtens aber wohl weniger die Lauffläche, sondern die Dicke der Karkasse/Seitenwände.

Da die Topfzeit gerade bei 60 ShA - was ich anpeilen würde - aber mit 25 min. recht kurz ist, wäre ein langsames Drehen der Form bis zur beginnenden Vernetzung aber schon eine Möglichkeit. Diese langsame Drehung könnte man z.B. auf einer Drehbank, einer Ständerbohrmaschine oder auch in einem Akkuschrauber erzeugen. die Form benötigt lediglich eine stabile Drehachse, welche in die vorgenannten Geräte eingespannt werden kann. Wie ich aber vorgängig erwähnt habe, ist das Problem der Seitenwand-Dicke damit aber nicht gelöst....

es bleibt spannend....

Daniel

Hallo Daniel,
ich würde da viel eher im 3D-Druck eine Form mit Kern welcher die Wandstärke sagen wir mal 3mm vorgibt erstellen.
Nur drehen auf der Drehbank bringt nix da ja die Seitenwände nicht aufgebaut werden. Man könnte mal zum Farbenhandel gehen und fragen ob man den Farbmischapparat benutzen dürfte (die Möglichkeit hat natürlich nicht jeder).

mfG Christian
 
... ja stimmt das mit dem Ablaufen könnte ein Problem werden. Da müsste man evtl wirklich einen Kern einsetzen und alles füllen. Der Kern müsste dann allerdings wieder rausgehen...lässt sich machen aber verkompliziert die Sache...

Ja, damit wird es leider komplizierter. An nachfolgende Lösungen beim Verwenden des dünnfließende PU-Material denke ich:

1) Mehrteilige Innenform, ähnlich einem aufgeschnittenen Kuchen, der nach Härtung des PU-Materials in Einzelsegmenten aus dem Reifen genommen wird. Es ist aber ein geometrisches Problem, da die Segmente in Richtung Lauffläche breiter sind als zur Nabe hin. Vorteil: Mehrfach verwendbar, effektiv und kostengünstig. Der formgebende (s.o.) Quirl entfällt. Nachteil: Wohl keine, schließlich sind wir Modellbauer und Tüftler 😀

2) Verlorene Innenformen aus einem Stück gefertigt. a) Aus gedrucktem, wasserlöslichem PVA b) Feiner (Formen) Sand mit Wasserglas gehärtet c) Aus Kerzenwachs erstellt und nach Härtung mit Warmwasser auswaschen. Nachteil: Zusätzlicher, mehrfacher Aufwand und Kosten.

Gruß Robert
 
Blöde Idee: als Innenform vielleicht gleich einen Kern aus sehr feinporigem Schaumstoff oder ähnlichem? Etwas das gleich drin bleiben kann
 
Blöde Idee: als Innenform vielleicht gleich einen Kern aus sehr feinporigem Schaumstoff oder ähnlichem? Etwas das gleich drin bleiben kann

Gar nicht so blöd - könnte man probieren, beispielsweise aus Schaumstoff fräsen.

Das Material darf halt nur nicht zu viel der PU-Masse aufsaugen (Gewicht!) und die Reifenhärte (also der Reifendruck und nicht das PU-Material) lässt sich nicht so ohne Weiteres und ohne viel zu experimentieren variieren.

Aber, wie geschrieben: So blöd ist die Idee gar nicht, denn die Innenform aus Schaumstoff ließe sich an der Oberfläche mit Vaseline oder Ähnlichem versiegeln, um dann später leicht entfernt (und wieder verwendet) werden zu können

Gruß Robert
 
für später entfernen: evtl. eine Innenform aus Silikon ... also mittels eines Negativs des Innenteils ein Silikon-Innenteil herstellen... ich vermute das liese sich dann auch schön zusammendrücken und aus dem fertigen Reifen entfernen
 
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