Bertram Radelow
User
Schön ist es immer wenn die Bergbahnen wegen Föhnsturms den Betrieb einstellen
Nach kriminellem Start (ein Schlepp wäre heute völlig unmöglich gewesen) offenbarte sich unseren beiden F3J-E Modellen (Supra bzw. Cluster) folgendes Windgeschehen:
Ein grosser Scalesegler wäre heute "nett" gewesen, aber ich wüsste nicht wie man den hätte sicher starten können. Das 1:1-Schub-/Gewichtsverhältnis unserer Segler war heute tatsächlich nötig.
Um Föhn zu verstehen muss man daran denken, dass er meist ein Geschehen in stabiler Luftschichtung ist: die Höhenluft ist wärmer als durchschnittlich, ein thermischer AUFSTIEG ist fast unmöglich. Da können also je nach Geografie bodennahe Luftschichten in völlig anderer Richtung "geschoben" und in völlig andere Richtungen umgelenkt werden als in den darüber liegenden Schichten. Die stabile Schichtung erklärt die lokalen Fallwinde: wenn die Luft vom Engadin über den Grialetsch-Pass in den Anfang des Dischma-Tales gedrückt wird fängt sie dann an stark zu beschleunigen, da sie im Abstieg kälter wird als die bisher vorhandene Luft. Anders als bei einer Kaltfront mit einer steilen Luftmassengrenze ist es in einem engen Tal eher als ob die "neue" Luft die vorhandene untertunnelt, es dauert auch bis sich die ganze Luft in Bewegung gesetzt hat: der von der Bevölkerung am Boden wahr genommene Föhn "baut sich auf". In der Höhe können ganz andere Winde herrschen.
Wir haben also einen thermisch beschleunigten ABSTIEG. Das liegt daran dass anders als bei einer Kaltfront in der Ebene ein abfallender Talboden ja tatsächlich einen Abstieg zulässt. Dieser Bodenfallwind untertunnelt also die sonst vorhandene Luft und trifft glücklicherweise dann genau auf unseren Startplatz und etwas danach auf den Parsennhang, wo der Luft kaum etwas anderes übrig bleibt als mit der aufgenommenen Fahrtenergie in die Höhe zu steigen (was sie freiwillig adiabatisch kaum täte).
Die "sonst vorhandene Luft" kann ganz unterschiedlich sein: Das Dischmatal liegt eigentlich quer zur heutigen Hauptströmung, deswegen dürfte es dort in mittlerer Höhe im Windschatten heute recht ruhig gewesen sein. Aber an seinem Ende trifft es auf das Haupttal, das heute am Boden und in der Höhe voll durchblasen wurde - nur im mittleren Höhenbereich blies die Föhnzunge quer dazu aus dem Dischmatal heraus.
Es war ein interessantes Fliegen über eine Stunde, teils mit Rückwärtsfliegen trotz Speedstellung, und von den Grenzschichten abgesehen ab 250m Höhe doch erstaunlich ruhig mit kaum Abwindzonen oder bösen Elefanten.
Jetzt, zweieinhalb Stunden nach der Landung, ist es fast windstill ("Föhnzusammenbruch"), und bald wird es anfangen zu schneien.
Bertram
Cluster in <200m Höhe vor der Parsenn. Von da dauerte es immer ein wenig bis man
durch die Turbulenzen durchgestiegen war ("Reisring vor dem Schlaraffenland").
die herannahende Kaltfront im SW in ca. 10-15km Entfernung, sie bewegte sich aber nur äusserst langsam vorwärts.
Von der bodennahen Schicht (Wind von hinten) abgesehen blies der "untere" Föhn direkt von vorne das Tal entlang,
der "mittlere" Föhn kam von links hinten, und der ungestörte und nicht umgelenkte Föhn oberhalb der Berge kam von links vorne, an der Kaltfront vorbeiblasend.
Landung. Der Wind liess (am Boden!) bereits nach, die Wälder rauschten nicht mehr.
edit: 17:40 - es hat angefangen zu regnen, aber die Kaltfront wird dann schon weisse Pracht daraus machen.
Nach kriminellem Start (ein Schlepp wäre heute völlig unmöglich gewesen) offenbarte sich unseren beiden F3J-E Modellen (Supra bzw. Cluster) folgendes Windgeschehen:
- die ersten zehn Höhenmeter NO-Wind genau gegen den Talföhn, vermutlich Leerotor hinter einem Waldstreifen, dann heftigste Turbulenzen
- darüber vom Haupttal erzwungener (sozusagen umgeleiteter) Föhn aus SW mit mässigem orografischen Steigen vor lokalen Hügeln und den unteren Hangflächen
- ca. in 200-250m wieder heftigste Turbulenzen, teilweise Kondensierungen (Nebelfetzen) die gegen (!) den darüberliegenden Höhenföhn strömten (vgl. Kelvin-Helmholtz-Wellen)
- darüber starker Höhenföhn aus SO (rechtwinklig zum Talföhn) rechtwinklig auf den Parsennhang mit sehr ruhiger laminarer Strömung und sehr starkem Steigen fast überall. Die gesamte Luft schob sich den 1,5km breiten Parsennhang hoch. Diese Luftströmung kam als Föhnfallwind (stabil geschichtet, siehe unten, heisst im Abstieg beschleunigend!! ) aus dem der Parsenn genau gegenüberliegenden Dischma-Tal
- die Wolken jedoch in grösserer Höhe (>1km) bewegten sich sehr schnell aus SSW
Ein grosser Scalesegler wäre heute "nett" gewesen, aber ich wüsste nicht wie man den hätte sicher starten können. Das 1:1-Schub-/Gewichtsverhältnis unserer Segler war heute tatsächlich nötig.
Um Föhn zu verstehen muss man daran denken, dass er meist ein Geschehen in stabiler Luftschichtung ist: die Höhenluft ist wärmer als durchschnittlich, ein thermischer AUFSTIEG ist fast unmöglich. Da können also je nach Geografie bodennahe Luftschichten in völlig anderer Richtung "geschoben" und in völlig andere Richtungen umgelenkt werden als in den darüber liegenden Schichten. Die stabile Schichtung erklärt die lokalen Fallwinde: wenn die Luft vom Engadin über den Grialetsch-Pass in den Anfang des Dischma-Tales gedrückt wird fängt sie dann an stark zu beschleunigen, da sie im Abstieg kälter wird als die bisher vorhandene Luft. Anders als bei einer Kaltfront mit einer steilen Luftmassengrenze ist es in einem engen Tal eher als ob die "neue" Luft die vorhandene untertunnelt, es dauert auch bis sich die ganze Luft in Bewegung gesetzt hat: der von der Bevölkerung am Boden wahr genommene Föhn "baut sich auf". In der Höhe können ganz andere Winde herrschen.
Wir haben also einen thermisch beschleunigten ABSTIEG. Das liegt daran dass anders als bei einer Kaltfront in der Ebene ein abfallender Talboden ja tatsächlich einen Abstieg zulässt. Dieser Bodenfallwind untertunnelt also die sonst vorhandene Luft und trifft glücklicherweise dann genau auf unseren Startplatz und etwas danach auf den Parsennhang, wo der Luft kaum etwas anderes übrig bleibt als mit der aufgenommenen Fahrtenergie in die Höhe zu steigen (was sie freiwillig adiabatisch kaum täte).
Die "sonst vorhandene Luft" kann ganz unterschiedlich sein: Das Dischmatal liegt eigentlich quer zur heutigen Hauptströmung, deswegen dürfte es dort in mittlerer Höhe im Windschatten heute recht ruhig gewesen sein. Aber an seinem Ende trifft es auf das Haupttal, das heute am Boden und in der Höhe voll durchblasen wurde - nur im mittleren Höhenbereich blies die Föhnzunge quer dazu aus dem Dischmatal heraus.
Es war ein interessantes Fliegen über eine Stunde, teils mit Rückwärtsfliegen trotz Speedstellung, und von den Grenzschichten abgesehen ab 250m Höhe doch erstaunlich ruhig mit kaum Abwindzonen oder bösen Elefanten.
Jetzt, zweieinhalb Stunden nach der Landung, ist es fast windstill ("Föhnzusammenbruch"), und bald wird es anfangen zu schneien.
Bertram
Cluster in <200m Höhe vor der Parsenn. Von da dauerte es immer ein wenig bis man
durch die Turbulenzen durchgestiegen war ("Reisring vor dem Schlaraffenland").
die herannahende Kaltfront im SW in ca. 10-15km Entfernung, sie bewegte sich aber nur äusserst langsam vorwärts.
Von der bodennahen Schicht (Wind von hinten) abgesehen blies der "untere" Föhn direkt von vorne das Tal entlang,
der "mittlere" Föhn kam von links hinten, und der ungestörte und nicht umgelenkte Föhn oberhalb der Berge kam von links vorne, an der Kaltfront vorbeiblasend.
Landung. Der Wind liess (am Boden!) bereits nach, die Wälder rauschten nicht mehr.
edit: 17:40 - es hat angefangen zu regnen, aber die Kaltfront wird dann schon weisse Pracht daraus machen.