Huckepacktriebwerk für F3RES

Von der Idee zum Prototyp

Peter Rausch​


Seit langem treibt mich schon diese Idee mit einem Huckepackklapptriebwerk für meine F3RES-Modell. Manchmal ist man einfach zu faul das Gummi auszulegen oder der Platz gibt es nicht her. Nun ist sie geschlüpft, die Idee. Hier folgt der Bericht.

Zunächst habe ich die Seitenansichten der Profiloberseite, Lipo, Motor und Co. angefertigt und dann meine Ideen darum herum gezeichnet. Die Form folgte der geplanten Funktion. Aufrichten soll sich die Anordnung durch den Schub des Motors. Durch ihre leichte Rücklage und den Fahrtwind soll sich die Konstruktion wieder in die Ruheposition legen.

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Die extrahierten Daten der Einzelteile (rechts in der Zeichnung) wurden anschließend aus 1 mm CfK gefräst. Dazu durfte die Steppi mal wieder laufen. Die CFK Platte war mit Sperrholz unterlegt und die Fräsbahnen mit einem 1 mm-Fräser zweimal abgefahren. Nach dem ersten Schnitt setzte sich die Fräsbahn noch mit geschmolzenem Staub zu. Mit mit der zweiten Fahrt wurde der Schnitt völlig ausgeräumt. Die Einzelteile werden von 0,8 mm breiten Stegen in der Platte festgehalten und am Ende herausgebrochen.
Halbzeug messen ist immer wichtig und verhindert Nacharbeit mit der Hand: Meine Platte war 1,2 mm dick, statt wie bestellt 1 mm! Deshalb sind die Durchbrüche in der Skizze mit 1,22 mm gezeichnet. Dann kann der Sekundenkleber schön in die Spalte laufen.

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In Estlcam sieht das dann so aus, während die Fräse insgesamt 57 Minuten arbeitet. Hier sind es noch 14 Minuten und 31 Sekunden. Die Fräse hat zuerst die inneren Ausschnitte gefräst. 90°-Ecken wurden zuvor mit dem Befehl "freischneiden" belegt, damit beim Zusammenstecken nichts klemmt.

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Die gesamte Technik habe ich aus einem Slowflyer entnommen. Lipo, 10 A-Regler und Motor mit 80 W und 1900 KV an einer 8 x 4.3 Latte.

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Nach dem Fräsen und Ausbrechen der Einzelteile aus der großen Platte habe ich die Stege noch weggeschliffen und dann mit dem Zusammenkleben begonnen. Fertig ist das Klapptriebwerk. Als Klappgelenk ist ein 3x4 Messingrohr im Einsatz, in das von beiden Seiten 3 mm-Schrauben bis zur Mitte eingreifen.

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Der USB-Stick ist hier nur Stütze fürs Foto! Ausklappen wird es durch den Schub von alleine und Einklappen durch den Fahrtwind. In liegender Position soll der Luftwiderstand geringer sein. Das Gewicht ist mit einem 2s 600er ermittelt. Der Motorakku ist von außen wechselbar und wird von einem Gummi gehalten. Der Flugakku soll wegen dem Schwerpunkt im Modell bleiben.

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Es bewegt sich schon mal was...

Probelauf mit ein viertel Schub...

Ja, ich weiß, dass die zentrale Bremsklappe so nicht mehr einsetzbar ist. Das wird beim Feierabendflug eh überbewertet. Dafür brauche ich am Sender nichts programmieren. Die Klappe lag bereits auf dem Gasknüppel und ich konnte den BEC-Stecker direkt an Kanal 1 einstecken. Allerdings ohne das Pluskabel.

Bei meinen ersten Versuchen rummste es noch ganz schön. Ich bin gespannt, wie lange das Material das mitmacht. Für den korrekten Schwerpunkt in "Motor aus"-Position mussten vorne im Modell noch etwa 10 g Blei rein. Der Schwerpunkt verschiebt sich natürlich noch etwas nach vorne, wenn der Arm nach oben klappt.

Bereit für den Erstflug...

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Der RESopal wiegt als Segler flugfertig 420 g, mit dem Aufsatz rund 530 g. Der Wind war beim Erstflug mit 15-20 km/h recht frisch, auch etwas böig. Am Modell war vorsorglich der Bremsklappe schon etwas Höhe zugemischt. Diese Einstellung habe ich gelassen, um dem Nickmoment des hochsitzenden Propellers entgegenzuwirken.

Wichtig bezüglich Sicherheit: Das BEC wurde durch abklemmen der Plusleitung ausgeschaltet. Der Empfänger wird mit dem originalen 1S 1000er Lipo betrieben, der ja eh als Ballast an Bord ist. Es ist sonst zu gefährlich, weil die Klappmechanik und auch der Regler mit dem BEC im Flugbetrieb einen Defekt bekommen oder abbrechen könnte. Alle Leitungen werden beim Klappen ja bewegt. Der Propellerspalt beträgt auch nur 3-4 mm bis zum Regler. Deshalb ist diese Sicherheitsmaßnahme mit zwei getrennten Lipos erforderlich.

Erste Erfahrungen:
Der Motor reicht leistungsmäßig aus, um das Modell auf Höhe zu bringen. Der Steigwinkel gegen den Wind beträgt etwa 30°. Der Propeller bleibt stehen, wenn der Arm sich wieder legt. Langsames Gasgeben und Abbremsen verhindert ein zu kräftiges Einschlagen in die Endpositionen. Es ist im Flug nicht feststellbar, ob es irgendwie nachteilig ist, in welcher Position die Luftschraube stehen bleibt.
Mit einem 2S600-Akku habe ich jeweils sechs Starts gemacht, insgesamt 18. Je einen aus der Hand, die anderen in 10 m Höhe bis auf ungefähr 80 m - 100 m im Restart. Verbrauch siehe Foto (Kanal 1, 3 und 4).

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Mangels Thermik kam ich dabei auf rund 60 Minuten reine Flugzeit. Ich denke, wenn man gleich bis auf 200 m steigt, findet man leichter Thermik und die Flugzeiten verlängern sich deutlich.

Das Nickmoment des Triebwerks lässt sich einfach mit ein bisschen Höhe korrigieren und das Modell bleibt gegen den Wind auf Kurs. Obwohl ich beim Segeln den Eindruck hatte, dass der höher liegende Schwerpunkt den grundsätzlich guten Eigenschaften des RESopal ein wenig abträglich ist. Er reagiert nicht mehr ganz so schnell auf Seite und muss im Kreisflug etwas korrigiert werden. Aber es ist ja auch noch nichts richtig ausgetrimmt. War ja nur der Erstflug.

Fazit: Die Mechanik ist funktionstüchtig. Alle Teile haben den Betrieb bislang ohne Schaden oder Bruch ausgehalten. Schrauben oder Ruder am Modell haben sich durch die zusätzlichen Vibrationen nicht gelockert. Für mich ist das daher ein voller Erfolg!

Fräsdaten finden sich wie immer in meiner Signatur unter HKT-RES oder in diesem Link. Weitere Diskussionen gerne im Thread über den RESopenS. Viel Spaß bei Euren eigenen Experimenten!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Sollte ein einfacher Gummi das Ausklappen nicht sachter gestalten und das Einklappen unterstützen?
Ansonsten tolle Idee und prima umgesetzt.

Ronald
 
Könnte man probieren. Aber einfach langsamer die Leistung steigern oder wegnehmen funktioniert auch. Nur Schalter wäre schlecht ohne Verzögerung.
 
Hallo Peter,
ich bin begeistert! Das ist ein sehr schönes Konzept was Du da entwickelt hast. Ich nenne es extra "Konzept", da ich sehe, dass man es sehr leicht auch für andere Modelle umändern kann. Ich plane zum Beispiel alte Graupner Segler wie Filou, Beginner, Jolly, Amigo noch zu bauen. Die Möglichkeit diese Flieger ohne Motor hochzubekommen habe ich leider nicht.
Ich denke, Deine Klappvorrichtung wird sich da in der Größe gut anpassen lassen. Mir kommt dann sogar die Idee das dann nicht zu fräsen, sondern in 3d auszudrucken.
Also vielen Dank für Deine Veröffentlichung hier.

Edgar
 
Edgar, ich hoffe wenn du entsprechende STL erzeugt hast ist hier jeder dran interessiert. Also bitte veröffentlichen! Vielleicht führt auch ein Materialmix zum Erfolg. Zum Beispiel die Basis schön strömungsgünstig verkleidet drucken und den Arm eher etwas fester aus Kohlefaser konstruieren...
 
Damit wären wir dann vom Konzept bei dem, was damals das Fischer-TOP (auf dem Rücken von Cirrus, Astir, Kiwi und ASW24) werden wollte. Nämlich ein autarkes abnehmbares Huckepack-System.

Die Idee ist mit dem "der-Propeller-zieht-das-Ding-von-alleine-raus" hast Du nun zu einem "richtigen Klappi" weiterentwickelt. Gut gemacht, Peter!
 
Muss aber zu jedem Start neu mit der Hand aufgeklappt werden. Also ist landen zwingend erforderlich. Trotzdem eine interessante Idee
 
Das ganze gab's vor ein paar Jahren schonmal für F3j bzw F3B Modelle käuflich zu erwerben (Lifter). Ich finds aber toll das sich da jemand rangetraut und für F3Res umgesetzt hat. Vor allem finde ich es super das du die Fräsdaten frei zugänglich gemacht hast.

Gruß Marc
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Marc, ich behaupte auch nicht die Grundidee sei von mir. Die Funktion hatte ich auch genau so schon mal gesehen allerdings war der Mast aus einem CFK-Vierkantrohr in Verbindung mit einem Balsakorpus.
Der schon oben einmal erwähnte Lifter ist ein Pusher und kann, soweit ich weiß, nicht von alleine ausklappen und einen Restart in der Luft ermöglichen. Er klappt nach dem Start nur einmal ein.
Deshalb ja diese Umsetzung mit Zuglatte.
 
Meinte damit ja auch nicht das du es abgekupfert hast. Sorry wenn das so rüber kam. Das Prinzip ist eben ähnlich. Stimmt, mit dem Lifter konnte man nur einen Steigflug machen. Danach musste man landen und wieder aufklappen. Deine Version ist so natürlich schon cool.

Gruß Marc
 
Alles gut. Abwertend hatte ich das nicht aufgefasst. Die Grundidee habe ich auf alle Fälle abgeguckt. Nur die Ausführung als Frässatz ist neu.
 
Das Prinzip "zieht sich selbst raus" gibts schon erstaunlich lange. Hat sich also doch irgendwie bewährt. ;)

Sogar in "Serie":
Das war ANNO 2008. (Da bin ich gerade selbst überrascht!)
Und in den Multiplex Fox Wurfgleitern hab ich das auch schon gesehen. Finde es aber gerade nicht.

Und irgendwo habe ich auch schonmal eine Kulisse gesehen, wo sogar der Prop reinfinden kann. (vielleicht bei Stephan?)
 
hallo peter!
schöne idee schnell umgesetzt! gratulation. was ich aber noch nicht verstanden habe, ist wo der vorteil gegenüber einem FES antrieb wäre? da wären das bremsklappenproblem und der veränderliche SP! grüsse: otto
 
Ein Nasenantrieb ist auf alle Fälle besser (leichter vom Gewicht) umzusetzen. Hier ging es mir nur darum vorhandene Flieger ohne Motor auf Höhe zu bringen.
 
Hallo Peter,
diese Idee hatte ich schon vor zwei Jahren um meinen Bird of Time ohne Gummistart oder Schlepp auf Höhe zu bringen. Leider stand mir keine Fräse zur Verfügung. Ich hatte dies mit meinen einfachen Mitteln umgesetztAntrieb diente ein Parkflyermotor von Akai A2208/14T und 1400 KV mit einem 3 S Lipo mit 2200 MAh. Das reichte für den 3 Meter Segler für einen moderaten Aufstieg. Vorgeshen war die Einheit zum Zwischenklemmen von beiden Tragflächen,
Gruß Hans-Peter
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