Lithium Akkus Alterung bei Lagerung - Mechanismen

BZFrank

User
Die Frage kommt ja immer mal wieder auf, was hat es mit der Alterung eines Lipos bei Lagerung auf sich und kann man sich einen Akku auf 'Vorrat' kaufen. Hier mal eine kleine Beleuchtung der Vorgänge:

Die gesamte Alterung eines Akkus setzt sich zusammen aus

Alterung(Gesamt) = Alterung(Zyklen) + Alterung(Lagerung)

Wir betrachten hier nur Alterung(Lagerung) und ob diese von der Alterung(Zyklen) abhängig ist.

Es gibt zwei primäre Mechanismen in der Zelle für die Alterung(Lagerung):

1. Während der Lagerung reagiert das Elektrolyt mit der Anode (genauer SEI-Schicht darauf) und die Zerfallsprodukte dieses Prozesses bauen die SEI-Schicht dicker auf. Das bedingt zwei Effekte:

- Lithiumverlust in der Zelle (es steht weniger für den Transport zur Verfügung) - damit Kapazitätverlust einhergehend.

- Dickerer SEI-Layer und damit höheren Innenwiderstand (denn da müssen die Ionen 'durch').

Dieser Effekt folgt einer Arrhenius-Gleichung über die (Lager-)Temperatur und ist unabhängig vom Ladezustand. Je höher die Lagertemperatur ist, desto schlimmer.

2. Oxidationsprozesse des Elektrolyts an der Kathode. Dieser Prozess führt ebenso zu einer Erhöhung des Innenwiderstands und Lithiumverlust aber auch zur Freisetzung von (u.a. reaktiven) Zerfallsprodukten in der Zelle, die wiederum beim nächsten Zyklus an der SEI-Schicht anlagern können oder anderweitig Ärger verursachen. Dieser Effekt ist abhängig von der Lagertemperatur und Zellspannung, wobei diese nicht linear eingeht. Je näher man der 'Spitze' bei der Zellspannung kommt, desto schlimmer.

Damit besteht die Abhängigkeit der Alterung von zwei Parametern:

- Lagertemperatur
- Zellspannung

Beide oben beschriebene Vorgänge sind stetig und bei geringen Lagertemperaturen klein. Damit ist ein spontanes Versagen durch Lagerung meist ausgeschlossen (von Herstellung- oder Überlastschäden abgesehen).

Welcher Effekt hat nun nun die Zyklenanzahl, d.h. bisherige Alterung(Zyklus) auf die Alterung(Lagerung)? Es gibt einen: Durch die Zyklenbelastung kommt es ebenso zu Effekten Typ 2. insbesondere bei Überlast. Sind mehr Zerfallsprodukte in der Zelle kommt es zu einer Verstärkung von Oxidationsprozessen. Der Effekt ist allerdings gering, insbesondere auch bei niedrigen Lagertemperaturen.

Also:

- Kann man Akkus auf "Vorrat" kaufen?

Ja, wenn man sie bei niedrigen Temperaturen und "leer" lagert und diese keine Vorschädigungen haben ist die Lageralterung gering.

- Altert ein schon mal "benutzter" Lipo schneller?

Ja, aber sofern man die Zellen nicht im Überlast betrieben hat ist der Unterschied (zu einer "unbenutzen" Zelle) sehr gering (lies: kaum messbar).

- Ist eine 'jungfäuliche' Zelle besonders?

Nein, denn die Zelle hat bei der Herstellung garantiert schon einen Zyklus hinter sich gebracht (ohne Zyklus kein SEI-Layer - Ohne SEI-Layer keinerlei Haltbarkeit) . Je nach angewendeten Selektionsmechanismen auch mehr.

Quelle: Advances in Lithium-Ion Batteries, pp 393-432, Aging Mechanisms and Calendar-Life Predictions in Lithium-Ion Batteries, Michel Broussely
 
Hallo,
habe mir zwei Pichler Red Power 4S 6100mah 30C Lipos, schon im September gekauft und hatte sie nach dem Kauf zweimal mit einem halben C geladen und entladen.
Seitdem liegen sie mit 3,8V pro Zelle und 5mV Zellspannungsunterschied, in der 17°C warmen Küche.
Hatte das Maiden der F-15, dann doch noch verschoben. :D
Sollte ich sie dann doch besser, bis zum Frühjahr in den kalten Keller tragen, und sind dann vielleicht 3,75V/Z. Lagerspannung dann doch besser?
 
Ich habe schon von Leuten gehört, die ihre Lipos im Kühlschrank oder sogar bei Frost im Freien lagern.

Naja, so kalt ist es in meinem Keller auch nicht . :D
Ob sie nun da liegen oder ein paar Grad kühler.
Bloß im Keller hat man sich nicht im Auge und kann sie nicht schnell im Fall der Fälle, samt Blumentopfunterlage zum Fenster hinausbefordern.
Wenn das alles so okay ist, bleiben sie da wo sie jetzt sind.
Wie ist jetzt eigentlich der absolute Ruhezustand oder Leerlaufsspannung einer Lipo Zelle.
Hatte mal was von genau 3,76V/Z.gelesen?
Und die 3,80V/Z. nimmt man halt, damit bei längerer Lagerungszeit, die Spannung nicht durch Selbstentladung unter diese Schwelle kommt, und dann kaputt geht?
 
Meine Akkus kommen mit 3,7-3,75 Volt aus dem Flieger. Und genau so werden sie auch gelagert. Und selbst wenn so ein Akku mal mehrere Wochen lagert, was jetzt im Winter schon vorkommt, so ändert sich an dieser Spannung gar nichts. Lipos, sofern sie nicht kaputt sind, habe eine sehr sehr geringe Selbstentladung.
 

Wombat

User
Ich lagere bei 3,9 Volt pro Zelle und meine Akkus sind 1-2 Jahre alt und haben 80 bis 120 Zyklen runter ohne Probleme oder Drift und der "Druck" reicht mir auch für F3C- und 3D-Figuren.

Ich lasse aber keinen Akku länger als 6-8 h voll liegen und lade sie auch nur bis 4,19 Volt und entlade bis 30% Rest. Ladung normal 1 C und auf dem Modellflugplatz dann auch 2,5 C und nicht mehr. Klappt prima...
 
Ich lagere bei 3,9 Volt pro Zelle und meine Akkus sind 1-2 Jahre alt und haben 80 bis 120 Zyklen runter ohne Probleme oder Drift und der "Druck" reicht mir auch für F3C- und 3D-Figuren.

Ich lasse aber keinen Akku länger als 6-8 h voll liegen und lade sie auch nur bis 4,19 Volt und entlade bis 30% Rest. Ladung normal 1 C und auf dem Modellflugplatz dann auch 2,5 C und nicht mehr. Klappt prima...
Na gut, das sind ja auch nicht viele Zyklen bisher. Und warum nur bis 30% Rest? Empfehlung liegt doch bei 20%. Wenn ich mal überlege. Ich habe mit meinen beiden 6S Lipos jetzt jeweils 100 Zyklen zu je 15 Minuten Flugzeit drauf. Wenn ich jetzt bei jedem Flug 10% verschenkt hätte, wären das pro Lipo 150 Minuten. Also insgesamt schon 300 Minuten, oder 5 Stunden verschenkte Flugzeit. Das wäre mir zuviel. Und vollgeladen bleiben meine Akkus gar nicht liegen, nicht mal eine Stunde.
 

BZFrank

User
Sollte ich sie dann doch besser, bis zum Frühjahr in den kalten Keller tragen, und sind dann vielleicht 3,75V/Z. Lagerspannung dann doch besser?

Du würdest wohl am Ende keinerlei messbaren Unterschied erkennen. Eine Lagerspannung <4V ist von Seiten der Lageralterung akzeptabel.

Eher wirken Temperaturunterschiede, wobei zwischen 17 °C Küche und 15 ° Keller kaum der Kohl anbrennen würde.

Daumenregel für Dauerlagerung:

Spannung pro Zelle < 4.0V
Temperatur < 20 °C
 
Du würdest wohl am Ende keinerlei messbaren Unterschied erkennen. Eine Lagerspannung <4V ist von Seiten der Lageralterung akzeptabel.

Eher wirken Temperaturunterschiede, wobei zwischen 17 °C Küche und 15 ° Keller kaum der Kohl anbrennen würde.

Daumenregel für Dauerlagerung:

Spannung pro Zelle < 4.0V
Temperatur < 20 °C

Okay, dann habe ich ja für meine Lipos extra, die idealen Temperaturbedingungen geschaffen, damit meine Lipos dort wohlbehalten ihren Winterschlaf machen können. :D
Finde in Wohnräumen wo man nicht so oft sitzt muss auch nicht soviel geheizt werden,und die Lipos freut es unter dem Feuermelder, falls mal doch einer was hat.
Weiß nur nicht mehr wo ich das genau gelesen hatte, habe aber mal was von einer absoluten Ruhespannung von genau 3,76V/Z
gelesen,wo die absolute "chemische Entspannung wäre".
Wenn das stimmt, könnte ich ja die nichtgenutzten Lipos genau auf diese Spannung bringen, wäre ja kein Ding?
Die meisten anderen Lipos, von den Jets und Helis, werden natürlich auch im Winter manchmal benutzt. :D
Dazu kommen sich vorher in einen kleinen Brutofen, neben dem Ladegerät und werde genau auf 38°C gebracht, so ne Stunde, beim langsamen Laden mit 1C.
Haben so einfach mehr Druck und es ist auch schonender für die Zellen, wenn sie geflogen werden im Modell, als wenn sie noch 17°C hätten.
Hatte hier mal gelesen, das ein nicht vorgeheizter 6S Lipo, bis zu 750Watt Energie in Wärme umsetzt, wenn er nicht vorheizt wird.
 

Gerd Giese

Moderator
Teammitglied
3,9V ist aber schon viel
Bitte Differenzieren!
... aus Sicht des LiPos nicht, da optimal zwischen <4V/Z und >3,7V/Z!
... aus Sicht der Sicherheit ist es zu viel da Energetisch zu mächtig!

Daumenregel für Dauerlagerung:

Spannung pro Zelle < 4.0V
Temperatur < 20 °C
Moin, es kann nie schaden Altbekanntes so oft wie es geht zu wiederholen mit dem Zusatz: >3,7V/Z! ;)

Frank, vielleicht kannst das hier ja mal diesbezüglich nacharbeiten: :)
http://www.elektromodellflug.de/lithium-akku-technologie.php
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, man sollte seine Akkus schon kennen, um zu wissen, wann die 20% Restkapazität erreicht sind. Ist ja heute in Zeiten von Telemtrie auch kein Hexenwerk mehr.;)

Kann man nicht kennen - das ist alles Daumenpeilung.

Dem Spannungsabfall am Entladeende sind xx% sie ziemlich egal.

Ist wohl auch nicht grundlos, dass eine "relativ grosse" Toleranz 3,7<x<4,0 V (Ruhespannnung) genannt wird.
 

BZFrank

User
Ist wohl auch nicht grundlos, dass eine "relativ grosse" Toleranz 3,7<x<4,0 V (Ruhespannnung) genannt wird.

Wobei der Grund in der Zell-Chemie liegt (die eine langfristige Lagerung eben in dem Spannungs- und Temperaturbereich gut toleriert), nicht in der Nichtfeststellbarkeit des Ladezustands.

Gerd: Schon richtig, ich wollte hier aber nur mal die Hintergründe aufzeigen. Das eine Langzeitlagerung aus Sicherheitserwägungen heraus bei 3.7V durchaus Sinn macht steht ja ausser Frage, ebenso das man nicht tiefer als 3.7V dauerlagern sollte.

Wobei ich niedrige Lagertemperaturen durchaus auch vom Sicherheitsaspekt her verwenden würde.
 
Kann man nicht kennen - das ist alles Daumenpeilung.

Dem Spannungsabfall am Entladeende sind xx% sie ziemlich egal.

Ist wohl auch nicht grundlos, dass eine "relativ grosse" Toleranz 3,7<x<4,0 V (Ruhespannnung) genannt wird.
Das sehe ich anders. Ich weiß, wie der Spannungsabfall bei meinen Lipos am Ende ist. Und dementsprechend kann ich die Alarmschwellen in meiner Telemtrie einstellen.
 
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