Neubauvorstellung - Retro IOM von Graham Bantock

Die "gefährlichen" Masten kommen von Pierre Gonnet aus Frankreich. Die sind knüppelhart und sollten beim Vorbiegen wirklich vorsichtig behandelt werden-ein Zurück gibt es da nicht.
Sie sind aber auch ein Muss bei den heutigen Booten. Die Boote sind deutlich schmaler geworden und dadurch stehen die Wanten dicht zusammen und können nicht ganz so viel Wirkung zeigen.
...und in Bezug auf den Top-Beschlag hat Thomas alles erklärt!
Spätestens nach dem ersten Matchrace mit einer gut eingestellten IOM wirst du deinen Mast auch vorbiegen. Ich habe in meiner Zeit in München etwas an Umfang zugelegt und nutze diese flexible Schablone zum biegen...aber dafür ist Gefühl und Erfahrung notwendig. ;) Gerd, Ralf, Tino, oder Walter helfen da bestimmt gern.
 

Ragnar

User
Warum den Mast schon vorbiegen?
Das kann man doch auch flexibel über das Achterstag machen.
 
Damit das Vorliek der Fock nicht durch hängt=mehr Höhe am Wind.

Wurde in GBR, von Graham Bantock u. von vielen Profiseglern entwickelt.

Die Alumasten wurden im oberen Drittel nach vorne etwas vor gebogen.
Beim trimmen wird der Mast durch das Achterstag erstmal gerade getrimmt.

Dann entsprechend über den beiden Klemmschiebern die Fock getrimmt.

Die richtige Profiltiefe ist das i Tüpfelchen.
Dann muss auch das Vorsegel mit dem Großsegel übereinstimmen.

Michael Scharmer hatte seine Holzmasten siebenfach verleimt, in vorgebogener Form.
Seine Masten wurden von vielen RL Regattaseglern sehr geschätzt.

Die IOM ist ein Boot, was sehr feinfühlig getrimmt, werden muss.
Wie alle anderen Regattaboote auch.

Die Entwicklungsarbeit über Jahrzehnte, ist schon sehr fortgeschritten.
Es wird aber immer noch irgend etwas, besser.
Sonst ist es doch langweilig.

Viele Grüße Gerd.
 
Der Segelriss bei IOM ist extrem definiert. Wenn du da einen Bogen, wie bei einem M reinziehen möchtest, passt es nicht mehr.
Um aber Druck aufs Vorstag zu bringen, wird der Mast vorgebogen und dann wieder gerade gezogen. Erstmal fällt dir die Fock nicht ein und bringt mehr Höhe. Durch den Druck auf dem Vorstag kannst du aber auch die Pendelfock besser nutzen. Der Drehpunkt kann weiter nach vorn geschoben werden, ohne Druck aufs Achterliek der Fock zu verlieren. Bringt wieder einen Hauch mehr Höhe und Vorwind wird weniger Fläche der Fock abgedeckt. IOM ist wirklich extrem technisch und ausgereift.
Wenn man sich schon die aktuellen Lümmel ansieht... Da ist die Drehachse einstellbar. So kann man Vorwind den Twist im Groß raus ziehen, dadurch den Baum weiter fieren und hat mehr projizierte Fläche vor dem Wind.
 

Ragnar

User
Ich kenne das mit der Mastbeigung nur nach achtern um Druck aus dem Groß zu nehmen.
Ich finde es sehr spannend, was hier alles anders gemacht wird als beim 1:1 Segeln.
 
Die Großboote fahren Carbonmasten.
Dann noch Backstagen.
Das Vorsegelvorliek ist richtig stramm.

Die Boote, die mit Alumasten segeln, haben zum teil gepfeilte Salinge nach achtern.
Diese übernehmen die Aufgabe, wie z.B. die vorgebogenen Masten einer IOM.

Der 470er, FD & sonstige, haben gefeilte Salinge nach achtern.
Somit fehlt auch das Achterstag.

Die Salinge haben die Aufgabe, den Mast vor dem Wind zu halten, an der Kreuz zu sorgen das das Vorsegelvorliek nicht zuviel durch hängt.

Bei Großbooten haben Backstagen eine große Aufgabe. Bei Seegang zu sorgen, das der Mast nicht tanzt, (=Mastbruch).
Das trimmen muss sehr sorgfälltig folgen.

Die Wanteneinstellung bei gefeilten Salinge wird je nach Windstärke/Seegang entsprechend getrimmt.

Wir haben für unsere Melges24/J24, eine Trimmtabelle = eine DIN A 4 Seite.

Diese Tabelle wurde von WM Sieger, der Segelmacherei & durch uns Segler erstellt.
Nun gibt schon mal paar 1te. Plätze wenn wir uns richtig anstrengen.

Also nochmal zur IOM.
Ist schon wahnsinn.
Das Boot ist eine Segelkampfmaschine.

Doch die anderen RC Regattaboote auch.

Ist mal so.

Der gute Segler holt sich das beste Material, segelt viel, optimiert, strengt sich sehr, sehr an, um zu gewinnen.

Wir sind noch lange nicht am Ziel.
10 Jahre weiter, ........
.....
Wundern?

Viele Grüße Gerd.
 

molalu

User
Ich finde es sehr spannend, was hier alles anders gemacht wird als beim 1:1 Segeln.

Ragnar, ich bin zu 100% bei Dir. Ich mache seit 40 Jahren klassischen Yachtmodellbau und mir kommt es beim Bau der IOM vor, als fange ich bei Adam und Eva an.
Der Spagat zwischen "Resignation" und "weitermachen" war bei mir ganz schmal. Weil aufgeben noch nie mein Ding war ging es weiter und auch dank der vielen Profi-Tipps von Thomas und Torti war es für mich immer aufs neue eine Aufmunterung nicht den Kopf in den Sand zu stecken.

Das ist auch das schöne an diesem Forum. Ich kann mir gut vorstellen, dass es mitlesende Kollegen gibt, die sich für den Bau einer IOM interessieren, und die auf diese Weise viel Input bekommen.

Ich habe auf der Seite von SAILSetc. gestöbert und viele Downloads mit Grafiken gefunden. U.a. für den IOM Riggbau. Dabei kam auch eine Grafik vom Mastkopf zutage. Schön zu sehen die von Thomas ausführlich beschriebene Segelbefestigung über das Häkchen im Mastkopf.

Ich habe daraufhin mal alle meine Fitting-Tütchen überprüft, ob ich dieses Häkchen beim Riggbausatz übersehen habe - negativ - ein solches Bauteil fehlte. Also selbst anfertigen.
Was mir bei der Grafik auch aufgefallen ist - der Ausleger für die Achterstagbefestigung, der heisst glaube ich "Gooseneck", wird im Mast durch Kabellitzen fixiert (siehe pdf im Anhang).

Die Sinnhaftigkeit für einen vorgebogenen Mast habe ich zwischenzeitlich verstanden. Auch dazu findet sich bei SAILSetc. eine Grafik, die das Maß der Biegung für Rigg 1 bis Rigg 3 vorgibt.
Demnach scheint es so zu sein, dass SAILSetc. keine vorgebogenen Masten verkauft, sondern diesen Job seinen Kunden überläßt. Ich weiß nicht wieviele Messing-Stevenrohre ich für mein diversen Powerboote gebogen habe. Deshalb weiß ich auch wieviel Ausschuß in der Tonne gelandet ist. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich mich nur ungern auf das Abenteuer "Mast biegen" einlassen (siehe pdf im Anhang).

Das Boot ist eine Segelkampfmaschine.

Gerd, der Spruch gefällt mir und trifft wohl alles das, was hier bereits beschrieben wurde.

Zum Abschluß noch das Zitat eines sehr erfahrenen und auch erfolgreichem IOM-Regattasegler: "70% Regattaerfolg hängen vom richtigen Segel-Trimm ab".
 

Anhänge

  • Mastkopf.pdf
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  • Mastbiegung.pdf
    121 KB · Aufrufe: 135

Take5

User
Hallo Thomas,

Wie gesagt, ein Regattaboot soll optimiert ausgeführt werden, und genau solche "Kleinigkeiten" gehören dazu, denn sie machen in Summe etwas aus. Sehen dann fertig gemacht vielleicht total einfach aus, aber man muss erstmal drauf kommen.

Thomas
das nennt sich neudeutsch "marginal gains", bekannt auch aus anderen Bereichen in denen ich unterwegs bin. Allerdings ist das auch oft so, einer fängt mit irgendwas an und der Rest kopiert es um nicht im "Nachteil" zu sein. Ob es überhaupt was bringt wird nicht hinterfragt und kann auch schwer ermittelt werden.

Wenn ich den Haken mit seinem Hebel sehe frage ich mich wie dieser sich leicht drehen soll wenn durch die Vorliekspannung ein Moment auf die Achse kommt und diese dadurch hemmt. Der Schnur traue ich eher zu, dass diese twistet, so zumindest mein technisches Verständnis.

Grüße Chris
 

molalu

User
Es war mir heute eine Freude bei 32° Außentemperatur die aufgeheizte Wohnung zu verlassen, um in meiner 10° kälteren Keller-Werkstatt am Rigg der IOM zu arbeiten.

Primär ging es mir heute darum die notwendigen Korrekturvorschläge von Thomas für die Großsegel-Aufhängung im Masttop vorzunehmen.

In meiner Ersatzteilkiste fand sich ein 1,5mm Nirostahl. Eigentlich ein Stahl für ein Rudergestänge. Maß genommen und lt. SAILSetc.-Grafik ein langes "V" gebogen.
Die Kunststoffhalterung im Mastkopf hat eine Bohrung mit einem ganz leichten Übermaß - 1,55mm o.ä. Der Stahl sitzt in dieser Bohrung fest, aber was offensichtlich wichtig ist, er dreht butterweich.

Den obersten Mastring habe ich entfernt, weil er zu stramm saß und das Vorliek an den Mast gepresst hat. Ich habe den Mastring durch eine Leinenbefestigung ersetzt.

Das Vorliek steht jetzt durchgängig vom Masttop bis Baum ca. 1mm vom Mast ab und kann sich frei bewegen.

1658669661344.jpeg


@ Chris: trotz Vorliek-Spannung dreht der Haken butterweich. Ich hatte zuerst auch meine Zweifel, aber das was Thomas geschrieben hat, stimmt. Die Lochführung des Hakens in dem grauen Kuststoffbeschlag ist eine "stand allone-Lösung". Somit kann sich der Haken ungehindert drehen.
Was mir jetzt beim Betrachten des Fotos auffällt ist der knapp über dem Haken stehende Achterstag-Beschlag. Ich befürchte, dass dieser Beschlag leicht nach unten gedrückt wird, wenn Spannung auf dem Achterstag ist. Das wäre kontraproduktiv, weil dann die Drehfreude des Hakens stark beeinträchtigt wäre.

das nennt sich neudeutsch "marginal gains", bekannt auch aus anderen Bereichen in denen ich unterwegs bin. Allerdings ist das auch oft so, einer fängt mit irgendwas an und der Rest kopiert es um nicht im "Nachteil" zu sein. Ob es überhaupt was bringt wird nicht hinterfragt und kann auch schwer ermittelt werden.

Für mich ist das ein "marginal gains" und wird bei allen IOM so verbaut, wie ich mir habe sagen lassen. Und um bei den Anglizismen zu bleiben - es ist sicher nicht "state of the art", weil ein Graham Bantock vorgemacht und alle nachgemacht haben - lt. Experten bringt es in der Summe aller Trimm-Möglichkeiten etwas. Ich glaube das war es, was Thomas und Torti so auch zum Ausdruck bringen wollten.
 

Take5

User
Hallo Ingolf,
danke für deine Aufklärung, dass der Haken sich trotz Vorliekspannung leicht dreht.

Grüße Chris
 

molalu

User
Auf der Vorderseite des grauen Mastkopf-Beschlages befindet sich eine Oese. Der Verwendungszweck dieser Oese ist, oder war nicht klar. Ca. 8cm unterhalb der Mastspitze befindet sich seitlich eine werkseitig angebrachte Lochbohrung.

Ohne besseres Wissen habe ich für mich entschieden über Oese und Lochbohrung im Mast eine Sicherung des Mastkopf-Beschlages herzustellen. Dazu habe ich einen Z-Haken im Mast eingesetzt und die Leine durch die Oese im Beschlag geführt. Das ganze wird per Klemmschieber bedient.
Ich hatte zuerst die Befürchtung, dass sich der graue Kunststoffbeschlag durch die schräg verlaufende Seilführung verdreht. Glaube ich aber nicht, weil der Beschlag sehr stramm im Alurohr steckt.

@ Thomas - richtig, oder richtig:confused:

1658672635909.jpeg
 
Diese Öse ist für einen Verklicker gedacht. Gesichert wird der Kopf eigentlich durch die Wanten. ;)
Dein Achterstag-Ausleger sollte eigenlich ein, oder zwei Bohrungen im Fuß haben...
Erklärung dazu: Die Wanten werden normalerweise durch zwei Bohrungen (wo du deine Plättchen angeschraubt hast) nach oben aus dem Mast geführt und dann am Ausleger mit Klemmhülsen (wie beim Wantenspanner) befestigt. Dann wird der Mastkopf eingesetzt und dann erst die Wantendrähte passend an den Spannern angequetscht.
Ist aber nicht so entscheidend...
 

molalu

User
Kann ich alles so bestätigen und habe ich zu spät in einem der Rigg-Baupläne von SAILSetc. gefunden.
Werde ich umbauen, weil ich mit den beiden Wantenlaschen nicht glücklich bin.
Und um beim Thomas Augenkrebs zu verhindern, wenn er meinen Klemmschieber am Mast sieht.
 

molalu

User
Neue Wanten-Kabellitzen bestellt und nach viel Ärger mit UPS sind die Wanten heute endlich angekommen.

Der Hinweis von Torti war richtig und ich habe die zuvor am Mast angeschraubten Wantenlaschen wieder entfernt. Die von GB vorgesehene Wantenbefestigung unter Einbeziehung des Achterstagbeschlags ist sehr ausgeklügelt und effizient.

Man schiebt jeweils eine Wante links und rechts durch ein von SAILSetc. angebrachtes 1,5mm Bohrloch, unterhalb der Vorstagbefestigung, und führt die Wante durch das obere Ende vom Mast. Danach wandern die Kabel durch den grauen Masttop-Beschlag, der auch gleichzeitig eine Führung für den Achterstag-Beschlag ist.

Der Achterstag-Beschlag hat mehrere Bohrlöcher. Im untersten Bohrloch habe ich die beiden Wanten durchgeführt und mit Hülsen gequetscht.

1659106453982.jpeg


Danach den Achterstag-Beschlag mit den 2 Wanten im grauen Masttop-Beschlag fixiert und alles zusammen in das Alu-Rohr gedrückt. Geht alles ohne Werkzeug und sitzt stramm.

1659106475523.jpeg


Danach die beiden Wanten stramm angezogen und durch die beiden Salling-Hälften gefädelt. Last but not least die beiden Wantenspanner befestigt und fertig.

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Ein sehr ausgeklügeltes System, weil ich glaube, dass damit die Kräfteverteilung über Stage und Wanten perfekt funktioniert. Der Achterstag-Beschlag sitzt auf diese Weise bombenfest im Alurohr und kann ebenfalls dementsprechend Kräfte über das Achterstag aufnehmen.
 

Ragnar

User
Das ist ja mal eine pfiffige Lösung
 

molalu

User
Finde ich auch. Habe ich zuvor noch nie gesehen. Der kleine V-Haken im Masttop bewegt sich butterweich und nimmt die Bewegung des Groß-Segels von einem zum anderen Bug lockerleicht mit.
 

Take5

User
Mache das schon immer so mit der Befestigung der Wanten an einem Haken am Mastkopf. Speziell bei den dünnen , konischen Carbonmasten will man nichts dran schrauben ohne Gegenstück im Mast und das geht in der Höhe der Wanten nicht wirklich.

Grüße Chris
 

molalu

User
Heute war "JAZZ" das erste Mal da, wo sie hin gehört. Sie läuft und garnicht schlecht wie ich finde. Um herauszufinden wie gut sie wirklich segelt, benötige ich demnächst einen Sparringspartner für ein MatchRace. Mein Video-Skipper hat sich noch nicht so richt getraut dicht zu holen.
Äußere Bedingungen: Hochnebel, 11° Lufttemperatur, Wind aus SW wechselnd mit 2 - 3 Bft.


 
Zuletzt bearbeitet:

Ragnar

User
Bravo ................... das schaut sehr gut aus.
 

molalu

User
Danke Ragnar - dafür das das nach so vielen Jahren Yacht-Modellbau meine erste IOM ist, bin ich nicht unzufrieden.
 
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