Wäre mal interessant zu wissen wieviel die Wölbung des Profils oder wie auch immer man das nennt tatsächlich prozentuell zum auftrieb beiträgt. Wenn der Wert wirklich so gering wäre würde doch jeder bei Brettern und Pfeilnurflügeln Vollsymetrische Profile verwenden, da die ja sowieso momentneutral sind und man würde sich die s schlag profile, verwindung etc. sparen oder?
Hallo Wimmi...wenn das Dein Vorname ist?
Wie sich die Wölbung auf den Auftrieb auswirkt ist recht gut bekannt und weil man das weiß nimmt man für die meisten Nurflügel keine symmetrischen Profile.
Wenn ich mir das Video von Deinem Modell mit Deinem Flugstil anschaue, dann ist Dein kleiner und leichter Flieger ein Spezialfall.
- das Modell ist sehr leicht (bezogen auf die Flächenbelastung), dadurch brauchst Du nicht viel Auftrieb. In der Aerodynamik sagt man dazu das Modell fliegt mit sehr kleinem Flugzeug-Auftriebsbeiwert "cA"
- der kleine notwendige Flugzeug-Auftriebsbeiwert gilt sowohl für die Normalfluglage, also auch für den Rückenflug. Symmetrische Profile haben ihren geringsten Widerstand bei Null Auftrieb und je näher der notwendige Auftrieb um überhaupt fliegen zu können nahe Null ist, umso günstiger sind symmetrische Profile für die Flugzeugauslegung. Da dies für beide Seiten der Nullauftriebslinie gilt sind leichte Modelle mit geringen Profilwökbungen besonders gut für Kunstflug mit vielen oder langen Rückenflugpassagen geeignet.
- durch die geringe Größe und Flächenbelastung spielt das Profil aber eh eine untergeordnete Rolle. In der Aerodynamik sagt man dazu dass die Grenzschicht aufgrund der niedrigen Re-Zahl relativ zum Flugzeug dick ist, es ist ein Zähigkeitseffekt der Luft. Die Grenzschicht ist die abgebremste Luftschicht zwischen harter Flügeloberfläche und der umgebenden und durch den Flügel abgelenkten Strömung. Jedes Flugzeug hängt an dieser Grenzschichtströmung wie die Tapete am Kleister. Je dicker der Kleister, umso weniger Rolle spielt es für die Tapete ob die Wand glatt, wellig oder rauh ist. Ebenso ist es bei kleinen Flugobjekten, zu denen neben Deinem Nuri auch kleine Vögel und Insekten zählen. Die Grenzschicht ist relativ dick, damit spielen die Oberflächendetails für die Aerodynamik eine geringere Rolle, aber die Gesamtform und deren formbildende Einflüsse auf die Grenzschicht aus der umgebenden Luft wird wichtiger (deshalb gehen Bienen wenig zu Fuß sondern fliegen lieber, obwohl sie es aufgrund ihrer Flügelaerodynamik gar nicht fliegen können, wie Simulationen gezeigt haben).
- dünne Profile bedeuten für die zähe Luft bei niedrigen Re-Zahlen weniger Aufwand um die notwendige Formänderung zum umströmen des Flügels aufzubringen, deshalb sind sie bei kleinen Flugzeugen (=kleine Re-Zahlen) widerstandsärmer und damit besser geeignet als dicke Profile.
Fazit: solange Du seeehr leicht baust brauchst Du Dir nicht viele Gedanken zum Profil machen und kannst weiter mit dem Messer schnitzen ohne viel Flugleistung zu verlieren. Interessant sind Experimente zu Flügelverwindung, Ruderform und irre Ideen die gar nicht fliegen können (wie die Bienen). Sie haben manchmal überraschende Einflüsse auf das Flugverhalten so leichter Modelle, aber da so ein Flieger schnell gemacht ist und wenig kostet lohnt sich das selber ausprobieren und experimentieren mehr als das Orakeln von Aerodynamikprofis in höheren Re-Zahl-Sphären. Ich finde es schön was Du da machst (bis auf die Farbe Deines Tapes
) und wenn ich Dir noch einen Tipp zur Flugleistungsverbesserung geben kann, dann den dass Du ein bisschen Systematik in die Experimente bringst und zumindest dokumentierst was Du vom einen zum anderen Modell veränderst und wie sich das auf die gefühlten Flugeigenschaften auswirkt, dann hast Du länger was von den gemachten Erfahrungen und kommst schneller zum Optimum
Gruß,
Uwe.