Das Winterhalbjahr ist jetzt endgültig eingeläutet.
Top Voraussetzungen um es sich in der Werkstatt gemütlich zu machen.
Der Modellflieger findet jetzt nur noch wenige Gelegenheiten mit brauchbaren Flugwetter.
Der Modellbauer kann sich nun, sofern er sich die Zeit nimmt, jeden Tag in der Werkstatt austoben.
Hinweis: Meine entschleunigten Arbeitsverfahren würden im gewerblichen Umfeld vom ersten Tag an in die sichere Insolvenz führen – im privaten Bereich haben die aber eine meditative, tief entspannende Wirkung.
Unabhängig davon habe ich stets offene Augen und spitze Ohren um mein handwerkliche „Performance“ weiter zu optimieren.
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Die Verklebeleiste wird auf dem Formenrand ausgerichtet und fixiert.
Ein schmaler Streifen Abreissgewebe wird anlamienrt und die Vertiefung/Absatz zwischen Formenkante und V-Leiste vermumpt.
Gewebe in die Form laminieren
Es sind die Gewebefasern die in ihrer Anzahl und Ausrichtung die Festigkeit eines Bauteils bestimmen.
Deswegen werden
alle Gewebelagen konsequent so in die Form drapiert, das die Fasern weder längs, noch senkrecht an den Rumpfwänden anliegen, sondern immer
diagonal verlaufen.
Beim
Formenbau ist das anders. Um Verzüge der Formenhälften (Halbschalen) möglichst zu vermeiden, ist eine von mehreren Maßnahmen die, das jede einzelne Gewebeschicht 45° verdreht zur vorherigen aufgelegt wird.
Das Epoxidharz selbst trägt zur Stabilität nichts bei und hat lediglich die Aufgabe, die einzelnen Fasern zuverlässig und dauerhaft in ihrer Position zu halten.
Es erzeugt aber schöne und harte Oberflächen.
Bei verschwenderischen Einsatz führt es allerdings zu unerwünschten Ballast den es zu verhindern gilt.
Gewebe lässt sich super tränken wenn das Laminierharz dünnflüssig, also frisch angerührt, ist.
Zum Ende der Topfzeit , im honigartigen Zustand, wird das Durchtränken von Geweben zur nervigen, zeitraubenden Angelegenheit.
Selbstversuch: Wer sein T-Shirt (beim Frühstück) zuverlässig durchtränken möchte, wird das mit Orangensaft schneller schaffen und dabei mühelos eine größere Fläche benetzen, als wenn man das mit der gleichen Menge Honig versucht.
Ich habe ein „langsames“ Harzsystem mit einer 60-minütigen Verarbeitungszeit gewählt und die einzelnen Arbeitsschritte sind so angepasst, das kein Zeitdruck entsteht.
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Los geht`s:
Für den Rest des Tages bin ich nicht mehr erreichbar, auch nicht für engste Verwandte..
Im vorderen Bereich:
Das Laminieren der ersten Gewebelage benötigt die meiste Zuwendung und Sorgfalt. Die Nachfolgenden sind dafür aber flott erledigt.
Der Bereich zwischen Rumpfnase und Tragflächenanschluss wird
satt mit Harz eingerollt, danach das vorbereitete Gewebestück auf dem Formenrand abgewickelt.
Den ersten Kontakt mit der Form soll das Gewebe an der jeweils tiefsten Stelle haben.
Beim Einlegen ist hierbei genaues Zielen und ein Quäntchen Glück hilfreich.
Das trockene Gewebe wird mit Händen/Schaumstoffroller/Pinsel behutsam angedrückt.
Im Idealfall saugt es sich nun von allein und vollständig mit dem Harz voll.
Will das Gewebe
nicht am Formenboden (oder dem Tragflächenanschluss) zum liegen kommen oder bleiben, versuche ich mit meinen Pfoten Gewebe nach innen hin nachzuschieben.
Gelingt das nicht, wird das nicht anliegende Gewebe eingeschnitten und wieder angetupft.
Mit einem Gewebestück ist das klaffende Loch schnell verschlossen.
Ebenso vorgehen, wenn sich irgendwo Falten im Gewebe bilden!
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Das Laminierharz ist farblos, mögliche Luftblasen unter dem Gewebe sind gut zu erkennen.
Mit dem Entlüftungsroller sind die aber einfach zu entfernen – je dünnflüssiger das Harz zu diesem Zeitpunkt noch ist, umso besser.
Wenn das Harz auf der Formoberfläche nicht ausreicht um das eingelegte Gewebe vollständig von unten her zu durchtränken, einfach mit etwas frischem Harz nachrollern oder pinseln – fertig.
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Im mittleren Bereich:
Dieses Teilstück zwischen vorderen und hinterem Tragflächenanschluss wird
identisch zum ersten Segment laminiert.
Nun wird auch die erste Überlappung (Ring) sichtbar - fertig.
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Nun wende ich mich wieder dem
vorderen Bereich zu:
Unidirektionale Glasfaserband wird jetzt auf einer Folie getränkt, dann im Kabinenhaubenbereich positioniert und mit der Schere abgelängt.
Den Vorgang wiederhole ich um die Verstärkung aufzudoppeln.
Jetzt wird die zweite Gewebelage in die noch nasse, erste Lage aufgelegt und mit Händen/Schaumstoffroller/Pinsel angedrückt.
Jetzt warten bis sich das Gewebe selbstständig mit dem Harz der unteren Schicht vollsaugt – dabei mit dem Pinsel stupfend unterstützen.
Sofern es Stellen gibt die von der unteren Schicht nicht mit genügend Harz getränkt werden, diese mit frischem Harz „nachrollern oder pinseln“.
Jetzt den Gewebeüberstand am Formenrand (und/oder Verklebeleiste) mit der Schere abschneiden.
Abschliessend kommt noch eine Lage Küchenpapier auf das nasse Laminat – dass saugt sich dann von selbst mit eventuell überschüssigem Harz voll.
Vor dem Durchhärten kommt das Papier natürlich wieder raus!
Der vordere Bereich ist damit fix und fertig laminiert!
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Und man kann es schon ahnen – der
hintere Bereich (Rumpfröhre und Leitwerk) wird jetzt mit der
ersten Gewebeschicht belegt.
Die Vorgehensweise ist ja bereits beschrieben..
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Wenn das erledigt ist wird der
mittlere Bereich abschliessend laminiert – zusätzlich lege ich hier noch ein CFK - Gewebe in die Rumpfschulter ein.
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Den letzten Akt bildet das Einbringen der zweiten Gewebeschicht in den letzten, hinteren, Bereich hinein.
Auch hier ist die Vorgehensweise schon bekannt..
Das
Kevlargewebe tut wirklich
alles, um sich so schlecht wie möglich schneiden zu lassen.
Deswegen richte ich es vorab passgenau (Schablone) zu, um nicht am Formenrand abschneiden zu müssen und dabei einen Nervenzusammenbruch zu bekommen.
Die erste Rumpfhälfte ist damit komplett laminiert und darf jetzt in aller Ruhe durchhärten.
Die zweite Rumpfhälfte laminiere ich dann irgendwann, zu einem späteren Zeitpunkt....
Auf dem Bild sieht man natürlich, das der spätere Zeitpunkt bereits gewesen ist.
…....wird fortgesetzt