MOONRAKER-S
MOONRAKER-S
Hallo,
was so frühere „Brummer“ angeht, hier noch was aus den End-70igern: Ein Kollege hat gerade eine Moonraker-S reaktiviert. Den Rumpf, Kiel und Ruder hatte er vor Jahren mal von einem Bekannten gekauft, es war aber kein Rigg + Segel dabei gewesen und so stand es dann noch eine Weile bei ihm rum.
Henning Faas hat auf seiner DSV-RC-Segeln Seite einen SchiffsModell-Artikel von 1979 über das Boot eingestellt:
Artikel SchiffsModell 1979-moonraker-s-ein-schwedisches-rc-segelboot-der-marblehead-klasse
Steht leider nicht so richtig was an technischen Infos drin, die jetzt für einen „Neuaufbau“ hilfreich wären, z.B. die damalige Rigghöhe, Gewichte etc.. Ich selbst „kenne“ bzw. kannte das Boot auch nicht in natura, es war vor meinem Einstieg in die Regattaszene mal eine kurze Zeit offenbar von der Firma Wik in Deutschland im Vertrieb angeboten worden und damals kannte ich auch nur den SchiffsModell-Artikel. Ich weiss aber noch, dass sich ein früherer Berliner Clubkollege, George Dotti (†), Anfang der 80iger ein 1:10 Miniatur-Standmodell der Moonraker-S gebaut hatte. Incl. Innenleben. Nicht funktionsfähig, aber alles wunderbar maßstabsgerecht verkleinert. War super anzusehen ,-) Wenn ich es richtig erinnere, waren die Kommentare von meinen damaligen Clubkollegen zu den Leistungseigenschaften der Moonraker-S aber nicht so begeistert gewesen.
Im www hatte ich aber vor einigen Jahren auch mal Bilder aus Verkaufsangeboten gefischt und in meiner Bildersammlung archiviert. Mit denen ergab sich nun schon ein etwas genaueres Bild, wie das Boot damals mal aussah bzw. ausgerüstet war. Bin aber im Zweifel, ob das angeblich immerhin ca. 180 cm hohe Rigg (mit allerdings relativ kleinen Segeln) so wie auf den Bildern zu sehen, wirklich brauchbar funktioniert hat, oder es mehr so eine Flexi-Wabbel-Konstruktion war.
Ich erlaube mir mal, zumindest drei Bilder von damaligen Unterlagen hier "im Dienst der Sache" einzustellen, auch wenn ich die nicht selbst "geschossen" habe und den Urheber nicht kenne:
Aufgebaut wurde er aus Rumpf- und Deckschale, d.h. die beiden Teile mussten vom Kunden zusammen geklebt werden. (Was wohl nicht so ganz einfach war, denn beim vorliegenden Exemplar ist die Deckskante leider relativ wellig)
Das Boot wurde jetzt frei gestaltet wiederbelebt, d.h. der Rumpf dient als Ausgangsbasis für ein Spaßboot, welches aber klar erkennbar ein M-Boot ist. Also wieder mit einem klassentypischen Riggaufbau.
Der Rumpf ist sehr stabil aus den damals noch verbreiteten Glasfasermatten und Polyesterharz gebaut und hat eine gleichmäßig deckende Gelcoat-Deckschicht, die sich über all die Jahre gut gehalten hat. Keine Haarrisse und alles glänzt auch noch gleichmäßig.
Er wiegt aber auch so einiges:
Nur die Kielbefestigung mit zwei nur 6 mm Metallstangen ist dagegen in meinen Augen relativ „dünn“ ausgeführt, immerhin bringt der Kiel komplett 3,8 kg auf die Waage. Für damalige Verhältnisse ist das für mich überraschend wenig, bei dem (nur auf dem ersten Blick) voluminösen Rumpf hatte ich mehr erwartet. Aber der Rumpf ist zwar optisch breit und sieht füllig aus, ist aber im Unterwasserschiff recht flach + jollenförmig gehalten, bringt damit nicht so wahnsinnig Volumen/Verdrängung. Die Kielflosse ist schon recht modern mit der langen gestreckten Trapezform. Ein Profil ca. vom klassischen Typ NACA 00xx hat sie auch, aber „modifiziert“ mit dicker Endkante, die noch dazu abgerundet ist. Dito beim Ruder. Da könnte man zwar was anlaminieren, um es flacher auslaufend zu gestalten, aber wozu den Aufwand treiben, denn früher segelten viele Boote so rum und ein „Überflieger“ wird das jetzt mit solchen Feinheiten auch nicht mehr ,-) Über den Ballast, bzw. dessen spezielle „hydrodynamische“ Gestaltung sag ich lieber nix.
Fürs neu geplante Rigg hatte ich noch eins der blauen Robbe-Pirol-19mm-Alumastprofile im Keller, welches zwar schön leicht und in Längsrichtung auch schön steif ist, hinsichtlich aerodynamischem Wirkungsgrad als feststehender Mast aber ziemlich suboptimal ist und seitlich auch gut abgespannt werden muss. Es entspricht aber dem Zeitgeist von damals ganz gut. Damals gab es noch viele der etwas dickeren und deutlich schwereren KDH-19mm-Ovalmasten, manche davon auch in drehbarer Ausführung. Auch so ein Mast wäre vorhanden gewesen, aber das Robbe-Profil ist eben leichter und ein bisschen mehr an Wanten und Salingen macht so auch eher einen „yachtigeren“ Eindruck.
Von Martin Roberts (housemartin sails) gabs auf Bestellung einen „B-Segelsatz“ mit 190 cm Vorlieklänge in Folie und Bahnentechnik. Der ist damit auch zugleich das modernste an dem Oldie. Für das überraschend wenige Geld, was der Martin da für so einen Standardsatz haben möchte, lohnte sich keine Eigenanfertigung, selbst wenn alles an Material vorhanden ist. Leider gibt es ja keinen dünnen, ca. 90g/m² Dacron-Segelstoff mehr, der hier passend gewesen wäre, auch weil sich so Folie ja recht empfindlich im Gebrauch zeigen kann. Ein gut gemachter einteiliger Segelsatz hätte es auch getan, kriegt man aber auch nicht mehr. Nun gut, eine entsprechende Transportbox war daher auch Bestandteil der Wiederaufbaumaßnahmen. Die gewählten 190 cm Vorlieklänge vom Gross ergeben knapp 2 m Masthöhe. Durch die vermessungstechnisch aktuelle Achterliekgestaltung hats auch insgesamt etwas mehr an Segelfläche, als früher, da hier ja das Achterliek durch die großflächigere Vermessungsgestaltung mehr Fläche mitbringt. Für die hiesigen, leidigen Leichtwind-Gewässer schadet das nicht (da hätte man auch ein 10R Rigg drauf setzen können…), ist trotzdem in meinen Augen noch ein Allround-Rigg, das auch noch etwas frischeren Wind ganz gut abkönnen sollte. Bei Starkwind wird das Boot nicht zum Einsatz kommen.
Noch eine 1:1 Skizze vom zukünftigen Rigg gezeichnet und dann durfte sich der Eigner mit der ihm noch so fremden Materie Segelbootbau auseinander setzen und sich mit der Ausarbeitung Rigg und RC-Einbau beschäftigen. Was für mich wiederum interessant war, was da noch so alles an Fragen im Detail entstanden (und wie wenig das www da für Einsteiger ohne genaue Begriffskenntnisse erstmal bringt).
Die aktuelle RC-Anlage dürfte um einiges leichtgewichtiger sein, als es die damaligen Komponenten auf die Waage brachten, was dem Gesamtgewicht und der Schwimmlage auch nicht abträglich ist. Als Segelwinde dient, nach einem Fehlschlag mit einem kleineren, bereits im trockenen durchgebrannten Modell, jetzt die bekannte Hitec-super robust-aber-langsam-Winde. (Typbezeichnung weiss ich gerade nicht), die ein Endlos-Schotsystem im Rumpf an einer Stange ansteuert. Original war wohl eine Schotführung auf Deck mit Gummiseil vorgesehen gewesen, das hätte man auch jetzt wieder machen können, wäre auch (rückblickend) einfacher gewesen, denn zuletzt stand die Frage im Raum, wo steht das Rigg genau und entsprechend wo kommen die beiden Decksdurchführungen nun hin, damit die beiden Bäume auch korrekt gleichmässig verstellt werden, man aber ggfs. das Rigg noch etwas verschieben könnte.