Skylark Mark II, Carl Goldberg

Skylark 56 Mark II

Holt euch Popcorn und ´n Bier, es dauert länger…..

Als junger Kerl, so Mitte des letzten Jahrhunderts des vergangenen Jahrtausends, hätte ich immer gerne eine gehabt, eine Skylark 56 von Carl Goldberg. Naja, eine Falcon 56 hätte es auch getan. Aber nix da, Baukästen aus den USA waren schwer zu bekommen und ein Schüler hatte (damals zumindest) auch nicht genügend Mittel dafür.

Doch die Zeit heilt alle Wunden. Zwischen anderen Projekten suchte ich, mittlerweile in Rente und demzufolge wieder ohne Geld, ein Zwischendurchprojekt. Peter, einer meiner wenigen Freunde, hatte vor vielen Jahren mal eine Skylark 56 Mark II bekommen, sie zu bauen begonnen und dann daran aufgehört. Er hatte sie mir in Anbetracht meiner Retro-Lastigkeit vor einiger Zeit geschenkt und meinte jetzt „Haste Leerlauf? Dann mach´ halt die Skylark fertig!“. Mhmmm, keine schlechte Idee, gute Vorarbeit hatte er ja geleistet: Rumpf, Fläche und Leitwerke rohbaufertig und sauber verschliffen! Der Aufwand schien sich also in Grenzen zu halten. Gut, mache ich, so schnell mal zwischendurch!

Zuerst musste ich die Fläche mittig durchschneiden, denn Peter hatte sie mit der laut Plan „optionalen“ 0°-V-Form gebaut. Da sah bescheiden aus, denn ich hatte immer den optischen Eindruck von hängenden Ohren. Also die ganzen schönen Sperrholzverbinder durchgesägt, aus einem Stück Endleiste einen Keil zugeschliffen, der 4° V-Form ergab, und das Ganze wieder zusammen geklebt.


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Die massiven Sperrholzverbinder haben dadurch ihre Funktion verloren und fliegen halt als Ballast mit. Eine GfK-Manschette aus 220er Glasgewebe (nicht: „Matte“, wie immer wieder zu lesen ist) sorgt jetzt für die erforderliche Festigkeit.

Auf diesem Foto ist auch schön die damalige amerikanische Bauweise zu sehen: Keine Beplankung, keine Rippenaufleimer, aber eine massive, 1“ breite Nasenleiste


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und zwei ebenso massive Holme. Alleine dieses Gebilde wog schon 550g! Aber gut, damalige Flieger mussten bei Start und Landung häufig auch deutlich mehr aushalten als heutzutage.

Das Höhenleitwerk ist ähnlich aufgebaut, aber einholmig. Und natürlich ist es sauber symmetrisch profiliert, wie beim Feuervogel, der Caravelle, der FB-37 und diesen ganzen alten Konstruktionen.

Mit dem Rumpf hätte man gut an Demonstrationen teilnehmen können: Außen 3mm Balsa, damit´s nicht so arg weh tut, dann bis hinter die Fläche eine Sperrholzaufdopplung mit 1mm und die nochmals mit 3mm Sperrholz partiell verstärkt.

Nach einiger Arbeit stand sie dann das erste Mal vor mir, mit selbstgestricktem Dreibeinfahrwerk aus der Krabbelkiste (das originale war irgendwann „verschütt´“ gegangen), und einem alten, aber ungelaufenen 6,5er Webra Blackhead. Einen .40er K&B habe ich nicht im Fundus, aber der Blackhead macht sich gut in diesem Flieger.


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Ohne Motor, aber mit Fahrwerk wog sie jetzt 1.220g.

In diesem Baustadium bekam sie noch ein Schmankerl. Peter hat eine Blitzelektronik entworfen und auf einer Lochrasterplatine aufgebaut, die bis zu drei LED´s ansteuern kann. Mit unseren WiK X-15 haben Michael und ich das Problem, dass wir sie im Endanflug, wenn sie genau auf uns zu kommen, nur schlecht erkennen können. Die Überlegung ist, sie mit „Strobes“ im Anflug besser sichtbar zu machen und die Skylark bot sich als Erprobungsträger an. Und so erhielt sie in den Nasenleisten je eine LED:


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Das Finish sollte weitgehend dem Original entsprechen, so, wie es auf dem Bauplan bereits eingedruckt und beschrieben worden war, weiß mit blaumetallic (damals schon metallic!) und einem roten Zierstreifchen. Und so wurde es:

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Der Rumpf wurde geporenfüllert, spritzgespachtelt und lackiert, die Fläche und das Leitwerk mit Oracover bespannt und ebenfalls lackiert.

Ein leeres Cockpit geht aber nicht. Eigentlich sollte Vivian die Skylark pilotieren, aber Vivian war für diesen Flieger zu groß und ihre Attribute kamen nicht zur Geltung:


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und so musste Ohschreck Platz nehmen:

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Der sieht aus, als wüsste er bereits, was ihm bevorsteht….

Letztlich war es geschafft und die Skylark 56 Mark II fertig:


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Für mich erstaunlich war, dass sogar die alten Wasserschiebebilder noch funktionierten und nicht zerbröselten.

Und die Blitzelektronik funktioniert richtig schön:


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Die Abflugmasse beträgt 2.510g, also im damals für diese Größe üblichen Bereich, so weit, so gut.

Allerdings hatte Carl Goldberg seelig mir noch ein Ei in´s Nest gelegt, an dem ich heftig zu knabbern hatte. Auf dem Bauplan (eine separate Bauanleitung gab´s damals bei Goldberg nicht) hatte er wunderschön ausgeführt, wie der Flieger auszuwiegen sei,


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aber er hat nirgends angegeben, wo der Schwerpunkt denn liegen soll, weder im Text, noch auf dem Plan:

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Ohne Schwerpunkt kann er aber doch nicht fliegen! Ich hatte also ein Flugzeug gebaut, das nicht fliegen konnte, weil es keinen Schwerpunkt hatte!!! Jetzt war mir auch klar, warum Peter mir diesen Flieger geschenkt hatte: Er hatte den Schwerpunkt verbummelt und wusste nicht weiter!

Also haben wir im Team (Michael, Peter & Peter) bei Bier und Popcorn beratschlagt, ob wir a) Winlaengs4 benutzen, b) Fliegerstefan antickern oder c) hier im Forum einen neuen Thread „Schwerpunkt Skylark 56 Mark II gesucht“ eröffnen wollten. Letztlich habe ich Version d) gewählt und ihn ganz pragmatisch bei ´ner Rechteckfläche und einem optisch normalen Leitwerksvolumen auf 1/3t gelegt und gut war´s. Das ging ohne ein Gramm Blei nur durch Verschieben des Akkus. Und damit war die Skylark bereit zum Erstflug oder auf neudeutsch „Maiden“.

Auch dabei wollte ich natürlich auch Carls Ratschläge dafür befolgen,


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habe aber nirgends den „Flight Training Course Vol. 1.” finden können. Ein „Novice“ auf ´ner Skylark, isch werf´ misch fort, da guck´ isch zu!

Am vergangenen Sonntag war´s dann soweit. Es regnete mal nicht, es pfiff (dieses Jahr ausnahmsweise) mal nicht und es war bedeckt, so dass man auch nicht um die Sonne herumfliegen musste. Carl Goldbergs Skylark Mark II durfte abheben. Das obligatorische Foto vor dem Erstflug.



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Und dann ging´s los:

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Etwas Querrudertrimm rechts war erforderlich und der Motorsturz musste etwas vergrößert werden und das war´s. Sogar der Schwerpunkt passt! Sowas zeigt sich halt beim Einfliegen, daher der Name.

So, und jetzt darf/muss sie mit zur Cox&Co!



Gruß, Peter
 

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