Slingshot EPP, SAL-Nuri von Causemann - Erste Eindrücke

Hallo zusammen, nach sehr langer Zeit als Mitleser möchte ich heute mal einen kleinen Bericht liefern.

Vorab: Ich bin Wiedereinsteiger im RC-Flug, mit nicht allzu viel Erfahrung im Bau, und noch weniger im Flug von RC-Modellen; als fortgeschrittener Anfänger schätze ich mich ein. Bisher hat es für ein paar Balsa- und Depron-Modelle ausgereicht. Mit Nuris habe ich bisher keine Erfahrungen gesammelt.

Den Slingshot R20 EPP hatte ich bei Causemann bestellt mit dem Ziel, ihn flugfertig zu verschenken.

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Es war mein erster EPP-Flieger und erstmal war ich erstaunt, wie weich das Zeug ist. Im Beutel waren Flächen und Rumpf aus EPP, Leitwerk aus 3mm-Depron, Balsa für Ruder und Flächenverstärkung sowie CFK-Holme. Zwei (fast identische und englischsprachige) Bauberichte gibt es auf der Website, ansonsten findet man leider wenig bis nichts zu diesem Modell im Web. Ich habe mich etwas an (Bau-)Berichten zu Alula und Raptor-SAL orientiert.

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Wenn man die Profile der Flächenenden vergleicht, steht das äußere Profilende „über Kopf“ - das ist wohl eine Flügelschränkung. Ohne Heling, ohne Hinweise und mit dem weichen EPP war ich ratlos, wie man hier genau bauen soll. Die Flächen verklebt (mit oberer Fläche plan auf dem Tisch, so gibt es keine hängenden Flächen, sondern minimale V-Form der Flächenunterseiten) und die beiden CFK-Holme eingeklebt, war der Flügel schon recht stabil, aber noch immer leicht zu verwinden.
An den Flügeln habe ich die Hinterkante mit Cutter nachgezogen, nicht viel abgetragen, aber die Kante damit besser definiert.

Zwei 5g-Servos und ein Micro-Empfänger (1g) wurden eingebaut (sparsam mit Heißkleber) und die Balsa-Ruder erstellt. Die Ruderflächen habe ich mit transparentem Paketband bespannt („betaped“) - das Ergebnis überzeugt mich und ich würde das wieder so machen, hier braucht man m.E. keine Bügelfolie und mit Lacken zum Versiegeln von Balsa habe ich bisher noch nicht gearbeitet.

Die fertiggestellte Fläche habe ich mit Laminierfolie bebügelt (separat besorgt), das war für mich ganz neu und etwas knifflig. Die Folie schrumpft nicht, so blieben winzige, immerhin gleichmäßig verteilte Wellen - mein Bauchgefühl sagt mir aber, die stören den Flug nicht. Man muss sehr aufpassen, dass EPP nicht zu heiß wird, dann verformt es sich leicht. Ich musste mehrfach die Verwindung der Flügel mit einem Bügeleisen vorsichtig korrigieren. Vor dem Laminieren hatte ich die Servos eingeklebt, die Ruderhörner lassen dann aber nicht zu, dass man die Fläche mit der Oberseite plan auflegen kann. Abhilfe schaffen drei Bretter als Unterlage, zwischen denen man eine Lücke für die Ruderhörner lässt. Das fiel mir ein, als ich mit allem fertig war. Nach dem Laminieren war die Fläche steif wie ein Brett, sehr beeindruckend. Ob die Schränkung an den Flügelenden nun so war wie angedacht, weiß ich nicht, ich habe aber sehr darauf geachtet, dass beide Flächen möglichst identisch sind.

Ins Depron-Leitwerk werden 3mm CFK Flachprofil eingeklebt, die Unterseite habe ich etwas mit CFK-Band verstärkt und das Ganze dann mit Paketband beklebt.
Den Rumpf habe ich mit Schaschlikspießen und Rührstäbchen aus Holz verstärkt und wie die Fläche mit Laminierfolie bebügelt (muss man m.E. nicht zwingend laminieren/tapen, ich würde es aber wieder tun). Die Fläche ist abnehmbar mit einer M5-Nylonschraube. Einfacher wäre es, Rumpf und Fläche miteinander zu verkleben, aber so ist der Segler bei Transport und Lagerung nicht ganz so gefährdet.
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Ohne Akku (den erhielt ich erst später, verbaut habe ich einen 4,8V 300mA NiMH mit ca 32g) und ohne Trimmgewicht kam der Slingshot flugfertig auf 109g. Die Ruderanlenkung hätte man ggf. mit CFK noch etwas leichter bauen können, ansonsten weiß ich nicht, wo man noch Gewicht einsparen könnte.

Der Schwerpunkt soll um 20-25mm hinter Flügelkante liegen. Leider brauchte ich doch noch ordentlich Trimmblei in der Rumpfspitze, Waage hatte ich nicht zur Hand, daher kann ich nicht sagen, wie viel genau (ich schätze, 15-20g).

Mein Zwischenfazit:
Wer etwas Erfahrung mit EPP, CFK, Nurflüglern und Baubeschreibungen mit Lücken hat, kann den Slingshot ohne Probleme und schnell bauen. Für mich gab es als Neuling in diesem Bereich ein paar Stolpersteine (Wie wird die Flügelauflage am Flügel angeklebt und das Profil genau angepasst? Stimmt die Schränkung? Hält Nylonschraube und 2mm-Holzdübel als Rumpfbefestigung Drehwürfe aus? Was nehme ich als Bezugspunkt für Ruder-Neutralstellung? …).
Das Ergebnis mit Laminierfolie gefällt mir, wenn der Weg dorthin mich manchen Nerv gekostet hat.
Anders machen würde ich den Einbau der Servos: Vor den Holm um den Schwerpunkt mit weniger Blei hinzubekommen. Und den Akku möglichst noch weiter nach vorn.

Beim Einfliegen (mein erster Nurflügler überhaupt) habe ich mit Gleitflügen begonnen, die waren nach etwas Trimmung sehr gut und zu meiner großen Freude geradeaus - ungleiche Flächen waren also kein Thema :-)
Bei stärkeren Würfen zeigte sich dann ein großes Aufsteigen und ich musste stark nachdrücken, was wiederum Höhe kostet. Bei den ersten vorsichtigen Drehwürfen flog der Slingshot manchmal Loopings. Habe viel herumprobiert mit Schwerpunkt und Trimmung, aber so ganz ideal habe ich den richtigen Mix nicht hinbekommen. Die Empfindlichkeit vom HR an Nurflüglern ist mir bewusst. Da fehlt mir aber schlicht noch Erfahrung mit Nuris generell und den zugehörenden Sendereinstellungen mit Expo/DualRate/Wegbegrenzung/…
Waren die Steigflüge gut, musste anschließend viel Höhe gezogen werden. Anfangs hatte ich mich an kleine Ruderausschläge gehalten, aber dann fehlte mir oft Ruderwirkung (solche Modelle gelten doch als wendig). Zog ich zu viel Höhe, ging das Modell in einen stabilen Sackflug über. Beeindruckend hat mich die Höhe schon bei schwächeren Drehwürfen (90-180grad) - SAL/DLG ist eine interessante Sache, das reizt mich seitdem noch mehr. Einen kleinen Depron-DLG (mit Leitwerk) habe ich momentan zur Hälfte fertiggestellt…

Viel Zeit hatte ich nicht zum Einfliegen, bevor ich das Modell samt Sender meinem Vater geschenkt habe, zum Wiedereinstieg in den Modellflug nach rund 20 Jahren. Er hat sich sehr gefreut und das EPP nimmt ihm die Angst vor Bruch. Ein konventionelles Modell mit Leitwerk wäre auch gut gewesen, aber der Slingshot ist ein tolles Immer-Dabei-Modell, gefällt uns mit dem vogelähnlichen Flugbild sehr gut und lässt sich auch mal in der Ebene fliegen. Bin gespannt, was mein Vater mit dem Modell machen wird, Hänge hat er auch in seiner Nähe (er wohnt im bergigen Süden, ich im flachen Norden) und vielleicht kriegen wir ihn noch besser getrimmt. Einige Flüge konnten wir im gemeinsamen Urlaub zusammen machen und es war eine Freude. Vielleicht lege ich mir irgendwann auch noch einen solchen Nuri zu.

Beste Grüße aus Lilienthal
Tobias
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Danke! Es fällt mir schwer, die Wurfhöhe einzuschätzen.

Ich habe nie zuvor DLG/SAL geworfen und mich bis jetzt dabei nur ca. 90 bis maximal 180Grad gedreht (und das auch nur mit wohldosiertem Schwung zum Einfliegen, nicht mit Schmackes). Wenn ich die Spannweite (90cm) zur Orientierung nehme, waren das bisher vielleicht rund/gut 10m, vielleicht mal bis 15m.
Die stärksten Würfe machten wir an einem Hang (Windstille), noch schwerer einzuschätzen.
Das Modell verträgt einiges mehr, da bin ich mir ganz sicher.

Es gibt bei YouTube einen Kanal von Bernhard Staudt, in manchen Videos schleudert er einen Raptors-SAL, der m.W. fast baugleich sein sollte. Darin kann man mögliche Wurfhöhen sehen. Er schafft es auch, sein Modell in die Thermik zu schleudern.
 
Hi,
Nachdem wie die Flugverhalten beschreibst, stimmt dein schwerpunkt nicht ganz. Wahrscheinlich zu weit vorne. Bei diesen nuris ist der Unterschied zwischen unfliegbar (sp zu weit hinten) bis zu keine Leistung ("fliegt loopings alleine : sp zu weit vorne) sehr nah beinander. Das sind u.u. wenige mm.
 
Danke für deinen TIpp!
Ja, der Schwerpunkt ist nicht einfach zu finden und die Trimmung muss auch passen. Momentan liegt der Flieger bei seinem Besitzer, im Frühjahr widmen wir uns wieder gemeinsam der Sache.
Inzwischen habe ich mir einen kleinen SAL-Nurflügler gebastelt (siehe mein Baubericht "SALDI"). Bei dem werde ich noch die Ruderflächen vergrößern, da nicht ausreichend, dann sammle ich damit weiter Erfahrungen. Die bisherigen Flüge damit haben aber Spaß gemacht :-)
Beste Grüße
 
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